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1.2.4 Paulus der Kirchenstifter und der Bischofsbegriff
ОглавлениеTexte eines vor kurzem gefundenen Evangeliums sollen auch die Aussage beinhalten, dass nicht der Glaube, sondern das Wissen uns weiterführt. Wissend macht uns der Heilige Geist, Glauben ist „nur“ eine Annahme, oft sind es nur die Annahmen, die uns belehren. Also versuche ich mein persönliches Wissen zu nutzen, laienhaft und ohne wissenschaftliche Präzision den oder die Fälscher zu überführen.
Unstreitig ist, dass am Beginn Apostel, die direkten Gesandten Jesu mit einem von ihm erhaltenen Sendungsauftrag missionierten. Hierzu zähle ich auch den Apostel Paulus, da er eine Christus-Erfahrung durchlebte; die Schrift berichtet von seiner Begegnung mit dem Christus. Es kann nicht nur der Glauben einen Wandel bewirkt haben, wenn man berücksichtigt, wie es möglich ist, dass ein Mensch so plötzlich und in so kurzer Zeit eine solche Gradwendung nimmt.
Zutreffend ist auch, dass die Helfer der Apostel Propheten, Lehrer, Heiler, Ratgeber und Berufene für die Armenspeisung waren, die nicht nur durch eine Salbung in Form einer Handauflegung, sondern schon vorher durch die Geistesgnade erwählt worden sind. Wenn Handauflegungen durchgeführt wurden, als Segenshandlung für die vorher ausgesprochene prophetische Wahl, der Weissagungen und Gesichte aus dem Geist Gottes, um Auserwählte zu Lehrer und Helfer für die Apostel auszusondern, dann waren diese Zeremonien der Schlussakt und nicht der Beginn für den Sendeauftrag. Bezeugt wird dies im 13. Kapitel der Apostelgeschichte, denn es kamen Propheten, man betete und fastete und der Heilige Geist verkündete: „Sondert mir aus ….dazu ich sie berufen habe.“ Erst dann legte man die Hände auf sie zum Segen für den Auftrag. Das war ganz am Anfang zu Lebzeiten der Apostel, in der prophetische Gaben und Weissagungen nicht unterbunden wurden, sondern man hat sie als Gaben Gottes geschätzt, zur Hilfestellung für die Nachfolger in Christus.
Irritiert liest man aber im 1. Korinther 13 : 8: „Die Liebe hört nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird.“
Hierzu habe ich bereits kritisch nachgefragt, was dazu geführt haben kann, dass dieser Satz so im Paulus-Brief steht. In diesen Worten liegen aber auch Angst und Bedauern, denn in dem Brief wird gewarnt, dass dann, wenn solches geschehen würde, auch die Erkenntnis aufhören wird und dies ist eine schicksalhafte Warnung. Aber dann versucht Paulus sich zu trösten indem er sagt, dass die Liebe wohl nie aufhören wird. Solcher Trost ist aber kein wahrer Trost, denn die Liebe und die Erkenntnis aus Gott sind eine unumstößliche Einheit und nicht trennbar. Auch dann, wenn man den Geist Gottes bedeckt und einmauert, ist er doch nicht tot, es scheint dann nur so! In diesen Zeiten sind dann nur wenige Menschen von dem Geist Gottes erfüllt, aber deren Wirken in den dunklen Zeiten ist dann noch tausend Jahre später bekannt.
Die Geistesgaben hat Paulus im 1. Korinther 12 : 8 – 11 wie folgt beschrieben:
Reden durch den Geist von der Weisheit
Reden von der Erkenntnis nach demselben Geist
Der Glaube in demselben Geist
Die Gabe gesund zu machen in demselben Geist
Wunder tun
Weissagung tun
Geister zu unterscheiden
Mancherlei Sprachen (Zungenrede) und deren Auslegung
Dann sagt er: „Dies aber alles wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen seines zu, nach dem er will.“ (1. Korinther 12 : 11) Ich bin davon überzeugt, dass zur Zeit des Gemeindevorstehers der Gemeinde Roms, Clemens (früher Klemens geschrieben) (90 – 99 n. Chr.?), die Geistesgaben noch gewirkt haben. Dass damals bereits ein Ältestenrat der neuen Ordnung aktiv gewesen sein soll, der Clemens zum Vorsteher gewählt hat, ist spekulativ und nicht belegt. Dass aber schon damals Einflüsse versucht haben, den alten Weg zu verlassen, ja, das mag wohl wahr sein.
Wer waren denn zur aktiven Zeit der Gesandten Christi, der Apostel, die Ältesten?
Jakobus 5 : 14: „Ist jemand krank, der rufe zu sich die Ältesten von der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.
Die Ältesten rief man zum Gebet und zum Salben der Kranken. 3. Brief des Johannes an den Ältesten Gajus: „… Ich bin aber sehr erfreut worden, da die Brüder kamen und zeugten von deiner Wahrheit, wie du denn wandelst in der Wahrheit … Mein Lieber, du tust treulich, was du tust an den Brüdern und Gästen, die von deiner Liebe gezeugt haben vor der Gemeinde ….“(Vers 3)
Hier erhielt der Apostel die Nachricht von der Gastfreundlichkeit eines Ältesten und von seinen lieben Worten und der Verteidigung der Lehre Christi. Die Christen, die solches von ihm hörten, erzählten hiervon der Gemeinde. Der Älteste predigte nicht als Vorsitz der Gemeinde, sondern wurde zu einem Zeugnis Christi in seinem Haus.
1. Petrus 5 : 5: „Desgleichen, ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten. Allesamt seid untereinander untertan und haltet fest an der Demut …“
Petrus mahnt die Jugend und ruft sie auf, die Ältesten und Bewahrer der Lehre Christi zu achten und zu respektieren und sich auch gegenseitig zu achten und zu respektieren in Demut.
Apostelgeschichte 4 : 5: „Als es nun kam auf den Morgen, versammelten sich die Oberen und Ältesten und Schriftgelehrten gen Jerusalem.“ Es versammelten sich somit die leitende jüdische Kaste, die in der jüdischen Lehre erfahrenen und auserwählten Ältesten und die studierten Gelehrten.
Auch bei den Juden hatten die Ältesten keine leitende Funktion. Warum sollte es in der Urgemeinde anders gewesen sein? Ich bin mir sicher, dass anders interpretierte Texte fälschliche Einschübe und Abänderungen sind, und das gilt auch für den Einschub des Bischofs. 1. Petrus 5 : 1 – 3: „Die Ältesten, so unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden, die in Christo sind, und auch teilhaftig der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Weidet die Herde Christi die euch befohlen ist, und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig, nicht zum schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund; nicht als übers Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde.“
Über diesen Versen steht die Erklärung: „Pflichten der Gemeindevorsteher.“
Wo sind die Pflichten und die Aufgaben des Gemeindevorstehers (Ältester), wenn Petrus sagt: „Die Ältesten, so unter euch sind…“ Wollte Petrus damit sagen: Falls Älteste, die Zeugen Christi und gelehrten wissenden Alten unter euch sind?
Weiter ist die Rede von einem älteren Mann, der Zeuge von der Kreuzigung Christi war und auch einer der 500 Zeugen gewesen sein muss, der den auferstandenen Christus gesehen hat. Die Herrlichkeit, das Wunder, das der Zeuge erlebt hat, sollten allen offenbart werden und hier ist nicht zu verstehen die Herrlichkeit, die in der Zukunft offenbar werden soll.
Meine Wesenheit sagt mir, dass die Anderen dem einzigen noch lebenden Zeugen nicht vollen Glauben schenkten, das was er sagte in Frage stellten, deshalb ermahnte Petrus alle Christen dieser Gemeinde und suchte Unterstützung bei den Alten, falls dort noch Alte lebten: „… so unter euch sind …“
Allein die Herde Christi eines schändlichen Gewinns wegen zu leiten und zu beherrschen, dieses Ansinnen waren den ersten Lehrern und Jüngern fremd; nur so kann man den Petrus begreifen. Hier kann man nur sagen: „Lieber Hieronymus, diese Ermahnung ist doch passend für deine Zeit, die Zeit der Einschübe in die Texte und die Zeit des Herrschens, des Blutvergießens und den Witwen das Geld aus der Tasche zu ziehen.“
Anfang des zweiten Jahrhunderts nach Christi fing man an, die Geistesgaben zu unterwandern, da das prophetische Wort und die Weissagungen nicht mehr in das Konzept der sich bildenden „Teams“ passte. Man fing also an, sich zu organisieren. Dieses Handeln ist der Anfang der Geburtsstunde der Kirche, die Geistesträger bekamen nicht mehr das notwendige Gehör.
Im ersten Schritt nach dem Gären oder Anfängen zur Zeit Clemens, funktionierte man die aufklärenden und weisen Alten zu einem „politischen Ältestenrat“ um, der mehrheitlich die Geschicke in der Gemeindeleitung/-Organisation beeinflusste. Wenn auserkorene Glieder zu einem Rat gehören, dann braucht man natürlich auch den Vorsitzenden des Rates. Man denke an den Gemeinderat und den Gemeindevorsteher. Nicht das Prophetenwort, nicht die Weissagungen, nicht die Träume, nicht das Zungenreden und deren Auslegung, sondern dieser Rat der Ältesten erhielt immer mehr Einfluss. Das „Team“ bestimmte dann den Vorsitzenden, den Vorsteher. Gottes Geist wurde zu Grabe getragen, die Machtfülle übernahm dessen Aufgabe.
Die römische Kirche nennt Clemens den Vorsteher der Gemeinde zu Rom. Der bereits erwähnte Theologe der kath. Papstschrift schreibt hierzu, dass der Vorsteher des Rates der Ältesten weniger an der Spitze, als vielmehr im Mittelpunkt stand. Weiter schreibt er: „Allmählich erhielt der Vorsteher den Namen eines Bischofs, während die anderen des Rates den Namen Priester erhielten.“23
Ich übersetze das so: „Die Ältesten waren nicht mehr die Ratgeber und Mahner, denen man Gehör schenkte, sondern sie waren dann der Mittelpunkt der Exklusive.“
Das war dann am Anfang des 2. Jahrhunderts. Weiter wird in dieser Schrift gesagt, dass diese Personen dann ihr Amt durch eine Weihe erhielten …“Vorüber war die apostolische Zeit …“Siehe Fußnote 23 Somit ist belegt, dass zur Zeit der Apostel niemand als Bischof benannt und auch bestimmt worden ist.
„Erstmals hatte Ignatius von Antiochia im Jahre 117 n. Chr. auf das Bischofsamt hingewiesen. Dies ist die früheste Quelle in der Kirchengeschichte. In seiner Schrift heißt es: „Folget alle dem Bischof wie Jesus Christus und dem Presbyterium (Rat der Priester) wie den Aposteln.“ 24
Nach der Schrift von Ignatius von Antiochia waren bereits 15 Jahre später, nach dem Ableben des Vorstehers Clemens, die Geistesgaben der Urchristen nicht mehr gefragt, man kann auch sagen, dass man diese Gaben immer mehr ignorierte bis sie in der Resignation verstummten.
„Unbestritten ist aber, dass um das Jahr 185 n. Chr. (Anm.: also nach weiteren 68 Jahren), als Irenäus seine Liste der römischen Bischöfe präsentierte, das monarchische Bischofsamt in der Verfassung der römischen Kirche bereits zum Normalzustand geworden war. Hier liegt auch die Lösung für die rätselhafte Liste des Irenäus. Es ist anzunehmen, dass er diese Aufstellung der Bischofsnamen irgendwann zu dieser Zeit aus Rom erhalten hat … Wenn Irenäus also davon spricht, Petrus und Paulus hätten gemeinsam bereits den ersten Bischof von Rom eingesetzt, bringt er damit das neue Selbstverständnis der römischen Kirche zum Ausdruck. In Rom hatte man völlig unbefangen das monarchische Bischofsamt, das ja inzwischen Normalzustand war, auf die Vergangenheit übertragen.“ 25
Bischof Irenäus von Lyon: „Wir sind in der Lage, die von den Aposteln in den Kirchen eingesetzten Bischöfe wie auch ihre Nachfolger bis zum heutigen Tag aufzuzählen.“26
Wenn man ab dem zweiten Jahrhundert die ehemals durch Prophetenwort und Weissagungen Berufenen dann durch einen Ältestenrat abgelöst hat, dann ist es auch nachvollziehbar, dass Irenäus alle vorangegangenen Vorsteher, berufen von Propheten und Geistesgaben, als Diener Gottes mit dem neuen Titel Bischof versehen hat.
Es ist schon bemerkenswert, dass der Schreiber sich nicht gescheut hat, zu behaupten, Petrus und Paulus hätten bereits den ersten Bischof in Rom eingesetzt. Gut, er rechnete die Lehrer der alten Weise hinzu, aber man darf nicht, nur um etwas zu rechtfertigen, die bekannte Unwahrheit schreiben. Wie soll dann der Apostel Petrus, nach der bekannten katholischen Lesart, sich selbst als erster Bischof – Papst – in Rom eingesetzt haben, wenn er einen Anderen beauftragt hat?
Es ist zum Beispiel belegt, dass die Lehrer der Gemeinde zu Rom, Andronikus und Junias, nicht von Paulus eingesetzt worden sind. Als Paulus erstmalig die römische Gemeinde besuchte, fand er eine intakte und blühende Gemeinde vor und es ist keine Rede davon, dass sich dort Petrus aufhält, denn dann hätte Paulus ihn in seinem Brief gegrüßt und in der Aufzählung seiner genannten Lieben nicht vergessen.
Römerbrief 1 : 9 – 11: „Denn Gott ist mein Zeuge, welchem ich diene in meinem Geist am Evangelium von seinem Sohn, dass ich ohne Unterlass euer gedenke und allezeit in meinem Gebet flehe, ob sich’s einmal zutragen wollte, dass ich zu euch käme durch Gottes Willen. Denn mich verlangt euch zu sehen, auf dass ich euch mitteile etwas geistlicher Gabe, euch zu stärken.“
Paulus hatte schon viel von seinen Freunden und auch Mitgefangenen von dieser Gemeinde gehört und hatte sein erstes Kommen in diesem Brief angekündigt.
Im 16. Kapitel, Vers 7 dieses Briefes ist ein interessanter Hinweis von Paulus auf die Apostel, die Gesandten für die römische Gemeinde, enthalten: „Grüßet den Andronikus und den Junias, meine Gefreundeten und meine Mitgefangenen, welche sind berühmte Apostel und vor mir gewesen in Christo.“
Der Brief von Paulus an die römische Gemeinde entlarvt somit den Bischof aus Lyon als Lügner. Wer hat die Gemeinde zu Rom am Anfang gelehrt, Petrus und Paulus oder Andronikus und Junias, die schon vor Paulus Nachfolger in Christo waren und auch bestimmt in Jerusalem von Petrus belehrt worden sind?
In weiterer Zeit hieß es dann, und dies war eine weitere Steigerung, dass die Bischöfe sollen unsere Herrscher sein; man sie als Könige betrachten solle und ihnen unseren Tribut wie einem König zu bringen hat. (Ordasealia 9)
Vielleicht meinten bestimmte Kräfte, dass nur durch die Bildung einer straffen Organisation die Jesulehre sich schneller auszubreiten vermag und auch Fremdeinflüsse man besser in den Griff bekäme? Aber vielmehr stand Machtstreben im Vordergrund …“und ihnen unseren Tribut wie einem König zu bringen hat.“
Ich kenne dies aus der Geschichte der Neuapostolischen Kirche. Diese hatten plötzlich ein Oberhaupt, der Stammapostel, der dann verkündete, dass er nicht nur nach seiner Amtsgewalt der Vertreter Christi wäre, sondern künftig würde auch das Prophetenamt in Personalunion durch ihn wirken. Damit hatten sie ihren „Propheten“ den Mund zubetoniert, denn ohne Prophet hat man völligen Handlungsspielraum und schart die Männer um sich, die einem genehm sind.
Manche Glaubensgemeinschaften meinen, sie würden heute das Urchristentum wieder praktizieren, aber die wahre Rückkehr zum Anfang haben sie nicht geschafft, sondern verfangen sich in Sonderlehren, sie sind also sektirisch. Es kann nicht von Gott gewollt sein, dass sich immer wieder eine neue Gemeinschaft herausschält, sondern alle Christen sollen den Anfang suchen, egal ob sie einer Gemeinschaft zugehörig sind oder nicht!
Die Anrede Bischof war den Urchristen abwegig. Sie kannten diesen Ehrentitel, aber sie nahmen ihn nicht an.
„Bischöfe hießen die Götter als Aufseher über gute und böse Taten der Menschen bei Homer, Äschylos, Sophokles und Pindar. Platon und Plutarch gebrauchten es auch für Erzieher, kynische Wanderphilosophen.“ 27
Nach dem Theologen Schneider unterscheidet sich der christliche Bischofsbegriff von den heidnischen Analogien nur durch die mit ihm verbundene diktatorische Gewalt.
Wenn man den 1. Timotheus und den 2. Timotheus parallel untersucht, drängen sich Fragen zu grundlegenden Lehraussagen auf, ob wirklich hier ein Autor tätig gewesen sein kann. Die Lehraussagen, der Inhalt im ersten Brief weicht stark vom zweiten Brief ab, der Text klingt in einigen Passagen befremdend zu dem zweiten Brief.
Ich bin mir bewusst, dass Paulus den 2. Timotheus im römischen Gefängnis geschrieben hat. Man könnte daher argumentieren, dass aus ähnlichen Gründen auch die beiden Korintherbriefe Abweichungen aufzeigen. Nur hier geht es nicht um die Unterschiede, die durch Gefühlswallungen hervorgerufen werden können, sondern es handelt ich um grundlegende verschiedene Begrifflichkeiten und Lehraussagen in den Timotheusbriefen. Aber dies allein wäre noch kein Beweis, dass Paulus nur zum Teil der Schreiber des ersten Briefes gewesen sein kann. Um Fakten zusammenzutragen, muss man einzelne Textinhalte untersuchen.
Wenn ich jetzt schreiben würde, dass mir gesagt wurde, welche Text-Passagen nicht göttlichen Ursprungs sind und es hierbei beließe, dann würde dies nur als eine Annahme, als eine These angesehen werden.
Nun komme ich zu der eigentlichen Fälschung in der Bibel: Das Bischofsamt! Spätestens jetzt muss die Frage erlaubt sein, wie sich das Wort Bischof in das Neue Testament einschleichen konnte. Zuerst decken wir einen Widerspruch aus dem 1. Timotheus- und aus dem 2. Timotheus-Brief auf.
Im 2. Timotheus 4 : 5 ließt man: „Du aber sei nüchtern allenthalben, sei willig zu leiden, tue das Werk eines evangelischen Predigers, richte dein Amt redlich aus.“
Also benannte Paulus seinen jungen Mitstreiter Timotheus zum Prediger. An anderer Stelle bezeichnete er ihn auch als seinen Sohn, ähnlich wie auch Petrus den jungen Nachfolger Markus als seinen Sohn titulierte. Im 1. Timotheus 3 : 1 findet man dann aber den Text: „Das ist gewisslich wahr: So jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt ein köstlich Werk.“ Für wen und warum wurde dieser Vers geschrieben?“ Die Antwort liegt sehr nahe und ist auch logisch: Hiermit hat Hieronymus seinem Gönner Damasus geschmeichelt, der mit Gewalt als Diakon das Bischofsamt an sich riss und in Kauf nahm, dass Blut vergossen wird für seine Macht. Nachdem Damasus kurze Zeit später verstorben war, musste Hieronymus wegen seiner folgenden Kritik am Klerus aus Rom fliehen.
Damit der Begriff Bischof in der Bibel Berechtigung findet, hat der Fälscher in weiteren Versen diesen monarchischen Namen eingebaut. Apostelgeschichte des Lukas 1 : 20: „Denn es steht geschrieben im Psalmbuch: „Seine Behausung müsse wüst werden, und sei niemand, der darin wohne“, und: „Sein Bistum empfange ein anderer.“ Dann kommen die Verweise zu diesem Vers in den Psalmen Davids 69 : 26 und 109 : 8.
Wenn schon auf weitere Stellen verwiesen wird, müsste dort doch zu mindestens das Priesteramt angesprochen sein, aber lassen wir uns überraschen.
Frage: Welcher Laie untersucht schon weitere Textstellen auf die verwiesen werden?
Psalm 69 : 26: „Ihr Lagerplatz soll verwüstet werden, mach ihre Zelte menschenleer.“
Mit diesem Psalm bringt David zum Ausdruck: Hilf mir Gott, meine Feinde bedrohen mich und meint die Bedrohung durch die Verfolgung durch den König Saul, der nach dem Leben von David trachtete.
Weitere Texthinweise findet man in 2. Samuel 22 : 41: „Sie mussten vor mir die Flucht ergreifen, alle die mich hassten, konnte ich vernichten“, sagt David.
Nun zu der weiteren Textstelle, worauf sich das Bischofsamt stützen soll, Psalm 109 : 8 „Nur wenige Jahre soll sein Leben dauern, und seine Stellung soll ein anderer bekommen.“
Hierzu ist es notwendig den Sinn zu verstehen und die vorherigen Verse in dem angesprochenen Psalm zu kennen, um dann zu begreifen: „Einen Richter muss man finden, sagen sie, einen bestechlichen, der ihn verurteilt und einen Verteidiger, der ihn anklagt! Am Ende muss man ihn schuldig sprechen, selbst sein Gebet soll als Verbrechen gelten.“
Der Text beschreibt die Drohung der Feinde Davids, sein Leben soll nur noch wenige Jahre andauern. Was hat die Bedrohung, der sich David ausgesetzt sah, mit dem Bischofsamt zu tun?
Hieronymus hatte 383 n. Chr. angefangen, die ihm vorliegenden Schriftrollen zu untersuchen, zu übersetzen und zu fälschen. Bereits ein Jahr später in 384 n. Chr. starb sein Gönner, der Bischof Damasus. Mit dem Nachfolger von Damasus, dem Bischof Siricius (Papst 384 – 399 n. Chr.), der sich erstmalig in der Kirchengeschichte offiziell Papst nannte, musste wohl Hieronymus massive Differenzen gehabt haben. Ich kann mir vorstellen, dass er diesem Herrscher den Tod wünschte, schließlich wurde er, Hieronymus, auch nicht Papst und sah sich gezwungen Rom zu verlassen, um nach Bethlehem zu flüchten, wo er sich sicherer fühlte.
Nun zu einem weiteren gefälschten Text in Apostelgeschichte 20 : 28: „So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter welchen euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat.“
Dies ist schlichtweg eine Verhöhnung des Geistes Gottes, da die eigentlichen Bischöfe nicht durch das prophetische Wort, Weissagungen und Traumgesichte, sondern durch eine Wahl und darauf folgende Salbung (Weihe) ernannt worden sind.
Ich erinnere an den katholischen Theologen, der unter anderem in seinem Papstbuch geschrieben hat, dass Propheten und Lehrer nicht durch eine Handauflegung (hier ist die Salbung gemeint), sondern durch Geistesgaben erwählt worden sind. Weiter schreibt er, dass später dann die Priester und Bischöfe ihr Amt durch eine Weihe erhielten.
Im Brief des Paulus an die Philipper heißt es dann: „Paulus und Timotheus, Knechte Jesu Christi, allen Heiligen in Christo Jesu zu Philippi samt den Bischöfen und Dienern.“ (Philipper 1 : 1)
Hier hat Hieronymus die Bischöfe zu den Knechten Paulus und Timotheus gezählt, da er sagte: „Samt den Bischöfen und Dienern.“ Man könnte hieraus auch eine Aufzählung im geschichtlichen Werdegang herauslesen, denn Apostel und Bischöfe waren nicht zeitgleich vorhanden. Sind dies versteckte Hinweise von ihm, weil er schrieb, dass seine Fälschungen doch eines Tages entdeckt werden könnten? Ein weiterer Einschub findet sich im 1. Timotheus 3 : 2: „Es soll aber ein Bischof unsträflich sein, eines Weibes Mann, nüchtern, mäßig, sittig, gastfrei, lehrhaft.“
Jetzt wird es schwierig für die Institution mit ihrem Zölibat: „Der Bischof, eines Weibes Mann!“
So können Fälschungen die eigenen Dogmen treffen. In Titus 1 : 7 finden sich Wiederholungen, die nicht weiter nennenswert sind. 1. Petrus 2 : 25: „Denn ihr waret wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“
In diesem Brief hat man Petrus mit dem frechen Einschub mehr als übel mitgespielt. Der Hirte und der Bischof werden im Singular, der Einzahl, genannt. Der Bischof ist der Hirte und der Hirte ist der Bischof. Sind die Christen wirklich zu dem Bischof bekehrt worden, der gleichzeitig der Hirte der Seelen ist?
Nach Johannes 10 : 14 – 15 sagt Jesus: „Ich bin der gute Hirte und erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen, wie mich der Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.“ Lässt der Bischof, der gleichzeitig auch der Hirte der Seelen sein soll, auch sein Leben für die Schafe?
Provozierend könnte man den „Petrusvers“ auch so interpretieren: „Noch zur Apostelzeit wart ihr irrende Seelen, denn die Geistesgaben haben euch nur verwirrt. Jetzt seid ihr geborgen in einer straff geführten Institution. Nicht mehr Jesus, sondern dem Bischof gehören fortan eure Seelen.“
In der Dostojewski Novelle spricht der Großinquisitor zu dem wiedererschienenen Christus: „Wir haben deine Taten verbessert und sie auf das Wunder, auf das Geheimnis und auf die Autorität gegründet. Und die Menschen freuten sich, dass sie wieder wie eine Herde geleitet wurden. Warum bist du denn jetzt gekommen, um uns zu stören?“