Читать книгу Mein Gefängnis - Gernot Schroll - Страница 8

Ich erinnerte mich daran,

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wie ich nach dem Tod meines Vaters diese Fassade aufsetzen musste: Sobald ein Gespräch auch nur im weitesten Sinne in Richtung Eltern, Vater oder Tod eines Angehörigen ging, musste ich intervenieren und das Gespräch umlenken. Fast immer gelang mir das auch, ein paar Mal jedoch nicht, ein paar Mal wurde ich tatsächlich gefragt, was mein Vater beruflich machte. Eine Frage, vor der ich heute noch panische Angst hatte.

Bei der Frage geriet ich ins Schwitzen, erzählte nervös von meinem Stiefvater und seinem Beruf als Lastkraftwagenfahrer und schämte mich zugleich dafür. Was mussten die Leute nur von mir denken, Sohn einer Hausfrau und eines Kraftfahrers? Doch eigentlich schämte ich mich dafür, mit dieser Antwort jegliche Existenz meines leiblichen Vaters zu verleugnen. Ich gab meinen Stiefvater als meinen Vater an und das war, was mich noch mehr verletzte als die Frage an sich. Es war, als würde ich seine ohnehin schon beinahe bedeutungslose Nebenrolle in meinem Leben mit den Füßen treten.

Wie gerne wollte ich erzählen, dass mein Vater ein Baumeister war und meine Mutter zu Hause bei uns Kindern geblieben war, doch dazu müsste ich vom Tod meines Vaters erzählen und das konnte ich nicht, das durfte keiner wissen. Zu schmerzhaft war das Thema noch immer.

Ich bevorzugte es daher, Leute um mich auf Distanz zu halten, damit sie erst gar nicht auf die Idee kamen, Persönliches zu fragen, worunter aufkeimende Freundschaften sehr litten und meistens beendet wurden, bevor sie begonnen hatten. Geschweige denn eine Beziehung mit einer Frau. Ich ließ nie jemanden an mich heran. So kam es, dass ich keine Freunde hatte. Ich war allein auf dieser Welt, außer meiner Mutter und ihrem Partner, hatte ich niemanden. Ich sagte mir, dass das für nun auch in Ordnung sei, Freunde ohnehin nur Ballast wären, wenn ich Österreich hinter mich lassen und die Welt erobern werde.

Mein Gefängnis

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