Читать книгу Die Mops Monologe 4.0 - Gerritje Krieger - Страница 7
2. Die Bade-Queen, oder: Von den seltsamen Vorlieben junger Bully-Damen
ОглавлениеTag auch.
Wissen Sie, es ist ja kein Geheimnis, was ich so von Wasser halte. Egal, ob es vom Himmel fällt, mich vom Boden anspringt, sich im Garten in diesem fiesen Tümpel sammelt oder im Haus aus überflüssigen Hähnen und Duschköpfen sprudelt: Ich meide dieses unsympathische Element, wo ich kann.
Angesichts dieser Tatsache werden Sie ungefähr ahnen, wie sehr mich folgende Erkenntnis schockiert hat: Meine neue Bully-Mitbewohnerin ist eine Bade-Queen. Sofern Sie sich gerade das Gesicht eines fassungslosen, deshalb aber nicht minder schnittigen Mops-Manns in den besten Jahren vorstellen: Das kommt hin.
Dabei fing es so gut an. Als wir mit Anna die ersten Male an meiner Lieblings-Talsperre im Bergischen entlangspazierten, schien alles ganz wunderprächtig: Unten am Strand beäugte Anna das Nass nicht weniger skeptisch als ich, schnüffelte bei dem Anblick nur ein paarmal ratlos in die Luft und entschloss sich dann, lieber Abstand zu halten. Perfekte Reaktion. Äußerst gesund, wenn Sie mich fragen.
Als Anna an einem warmen Herbsttag vor einigen Wochen nach einer längeren Tour durch den Wald zum ersten Mal in ihrer Vorsicht nachließ und sich allen Ernstes ans Ufer selbiger Talsperre stellte, um daraus eine Runde Wasser zu schlabbern, hätte ich eigentlich schon wachsam werden müssen. Unter uns: Ganz normal ist ja so was für einen anständigen Wasser-Skeptiker nicht. Ich für meinen Teil jedenfalls würde lieber verdursten, als freiwillig aus so einem Ding zu süppeln. Aber vielleicht, hoffte ich, hatte die Anna nur einen schwachen Moment gehabt.
Hatte sie nicht. Keine zwei Wochen später erwischte ich sie dabei, wie sie beim Spazierengehen mit den Vorderpfoten ins Wasser stiefelte. Hallo?! – Da wurde ich nun wirklich misstrauisch. Am Abend entschied ich mich, mit ihr zu sprechen, und klärte sie zu ihrer eigenen Sicherheit gründlich darüber auf, was in so komischen Tümpeln alles kreucht und fleucht: glibberige Fische und Kaulquappen, Schnecken und Schnaken – von dem ganzen Schlamm- und Schlingpflanzen-Schleim gar nicht zu reden. Anna nickte und schien schwer beeindruckt. Ich war sicher: So bald würde die freiwillig in keinen Teich mehr steigen.
Dann allerdings passierte es. Weil die Anna nämlich ein paar Hautprobleme hat – Sie wissen ja, wie das bei Teenagern ist –, bekamen Frauchen und Herrchen vom Tierarzt den Auftrag, sie zu baden. Jawohl, Sie lesen richtig: zu baden! Der Supergau sozusagen. Im Ernst: Ich persönlich wäre ja umgehend ausgezogen.
Entsprechend groß war auch mein Mitgefühl für die arme Anna. Ehrlich: Angesichts der Tatsache, dass man sie komplett nass machen wollte, stiegen mir beinahe Tränen in die Mopsaugen.
Als es soweit war, ging ich denn auch pflichtschuldigst mit ins Badezimmer. Denn auch wenn ich wusste, dass der Anblick grausig werden würde: Ich konnte schließlich meine Anna in ihrer schwersten Stunde nicht allein lassen. Da musste ich ihr ja die Pfote halten – also nur im Geiste, versteht sich, sonst wäre die ja auch nass geworden, meine Pfote.
Schweren Herzens sah ich also mit an, wie Badehandtücher bereitgelegt wurden und meine Anna in die Wanne gehievt wurde – ich konnte fast nicht hingucken. Allein bei der Vorstellung, dass Anna nun in wenigen Sekunden bis auf die Haut pitschepatschenass sein würde, war ich ganz verzweifelt.
Und dann fiel mir was auf: Die Anna sagte überhaupt nix. Nicht ein einziges unglückliches Hundejaulen drang aus der Wanne, noch nicht mal das winzigste Bully-Heulen. Auch sonst vernahm ich keinen Laut: kein Kratzen von Krallen an den Wannenwänden – nichts. Das war der Moment, wo ich wirklich skeptisch wurde. Für all das, da war ich sicher, konnte es nur eine einzige vernünftige Erklärung geben: Anna war offenbar in Ohnmacht gefallen.
Nun kennen Sie mich ja: Ich bin ein Gentlemops. Und Mops-Superheld im Nebenjob. Trotz meiner persönlichen Antipathie gegen das feuchte Element, entschloss ich mich also, meiner Anna zur Hilfe zu eilen. Todesmutig hüpfte ich von außen an den Rand der Badewanne, um zu gucken, was da los war. Konnte ja sein, dass ich zur Mund-zu-Mund-Beatmung eilen musste oder so.
Jedoch: Was ich sah, übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Anna nämlich war überhaupt nicht ohnmächtig, ganz im Gegenteil: Sie war höchst vergnügt. Freudig plantschte sie im Mopsknie-hohen Nass, wälzte sich fröhlich von einer Seite zur anderen, schnappte dann und wann gut gelaunt nach dem Wasserstrahl aus dem Duschkopf und machte auch sonst den Eindruck einer extrem froh gestimmten Bully-Lady. Ehrlich: Ich war entsetzt.
Seither versuche ich zu verdrängen, was da im Bad geschehen ist. Ja, schon klar, Sie denken jetzt vielleicht: „Macht doch nichts, steht die Anna halt auf Wasser, muss ja den Eddie nicht stören.“ Aber haben Sie überhaupt eine Ahnung, was das für Auswirkungen auf mich haben könnte?
Ich meine: Wer weiß denn schon, auf was für Ideen die Anna kommt, wenn’s mal richtig heiß ist? Vielleicht hüpft die dann mal eben in diesen ekligen Gartenteich und spritzt mich von oben bis unten nass, wenn ich nichtsahnend auf meinem Liegestuhl schlafe. Ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn sie mich vielleicht nach einem Bad im See stürmisch anspringt, weil sie spielen will. Ich meine: Am Ende bin da vielleicht ich nasser als die Anna!
Nee, ich sag’s Ihnen: Ich fürchte, da kommen noch harte Zeiten auf mich zu.
Vermutlich wäre ich angesichts solcher Aussichten längst verzweifelt, wenn es nicht doch noch einen Lichtblick gegeben hätte. Als ich neulich an einem verregneten Nachmittag auf dem Sofa lag, geschah es: Frauchen machte die Haustür auf, um zum Briefkasten zu gehen – eine Gelegenheit, die Anna grundsätzlich nie verstreichen lässt, ohne ebenfalls einen Kurztrip in den Garten zu unternehmen. Nicht so dieses Mal: Gerade noch fröhlich Richtung Haustür gestürmt, machte sie rund einen Meter vor der Türschwelle plötzlich eine Vollbremsung, hielt die Nase in die Luft, schnüffelte zweimal, stellte fest, dass gerade drei oder vier Regentropfen vom Himmel fielen, und: machte eine Drehung um 180 Grad. Ich war selig.
Seither bin ich immerhin ein bisschen beruhigt. Denn auch wenn die Anna sowohl auf Badewannen als auch auf Talsperren steht, finde ich, dass es immer noch Hoffnung gibt, so lange sie wenigstens einsieht, das Regen komplett für den, ehm, Mops-Hintern ist. Darauf kann man doch aufbauen, oder? Da ist doch noch nicht Hopfen und Malz verloren, oder was meinen Sie?
Jedenfalls: Nächsten Frühling, wenn es langsam warm wird, werde ich sie nochmal in Angriff nehmen, die Wasser-Diskussion mit der Anna. Bis dahin halte ich mich einfach an dem Glauben fest, dass ich sie schon noch zur Vernunft bringen werde, die Anna. Nein, ich bitte Sie: Widersprechen Sie mir jetzt nicht. Behalten Sie Ihre Einwände für sich – die Hoffnung ist alles, was ich habe…
Mehr nächste Woche.
Mit mopsigen Grüßen,
Ihr Eddie