Читать книгу Die Mops Monologe 4.0 - Gerritje Krieger - Страница 8
3. Die Würstchen-Krise, Teil 2, oder: Von mopsigen Diät-Plänen und wie man sie durchkreuzt
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Ganz ehrlich, ich bin für dieses Jahr bedient. Im Ernst: Ich muss mich hier mit Sachen rumschlagen, das haut den stärksten Mops aus den nicht vorhandenen Schuhen – eine Zumutung ist das. Und dabei fing alles so schön an! Aber: der Reihe nach.
Wie Sie wissen, bin ich ein großer Fan des Postboten, den ich schon seit Jahren zum Mopsboten umgetauft habe. Völlig logisch, weil: Der bringt schließlich immer die großen Futterpakete für mich, und seit neuestem auch für meine Bully-Mitbewohnerin Anna.
Gestern war es wieder soweit. Schon am frühen Vormittag postierten Anna und ich uns auf der Terrasse, um auf den Mopsboten zu warten – schließlich muss man ja aufpassen, dass er nicht aus Versehen vorbeifährt oder so. Und die Pakete prüfe ich natürlich auch immer ganz genau – nicht, dass da zu wenig geliefert wird oder meine schönen Futterdosen zerbeult sind. Alles schon dagewesen, ne?
Jedenfalls kam er dann gestern auch, schleppte unter Stöhnen und Seufzen zwei riesige Pakete an, die die Anna und ich gleich kontrollierten. Machte alles einen prima Eindruck – sämtliche Dosen in super Zustand und so viele, dass es für ein Weilchen reichen würde. Also, so für drei, vier Tage oder so. Bloß die Etiketten sahen irgendwie anders aus als sonst – was ich aber nicht weiter beachtete. Konnte ja sein, dass die Hundefutter-Leute sich Neue gemalt hatten. Ich war sicher, das hatte bestimmt nichts zu sagen.
Hatte es aber doch. Als es aufs Abendessen zuging, nahm Frauchen mich zur Seite und setzte diesen ernsten Blick auf, den sie sonst nur drauf hat, wenn ich richtig was ausgefressen habe. Also quasi nie, weil, bekanntermaßen bin ich ja ein Vorbild an totaler mopsiger Bravheit und so. Sollten Sie was anderes gehört haben: Das sind Fehlinformationen, ehrlich.
Und dann kam’s: Die Anna und ich, erklärte Frauchen mir, wir müssten jetzt eine Diät machen. Sie sagte noch irgend so ein anderes Wort, das ich nicht verstand und das mich auch nicht weiter interessierte, denn alles, was ich hörte, war: „Diät“. Weil, „Diät“, das weiß ich von meinen Hundekumpels aus dem Wald, hat nie was Gutes zu bedeuten. Wenn mir einer meiner Freunde von „Diät“ erzählt, dann können Sie darauf wetten, dass der guckt, als müsse er den Kummer der ganzen Welt auf seinen Schultern tragen. Was völlig verständlich ist, weil, bei so einer Diät bekommt man als Hund ja quasi nichts mehr zu essen. Das ist sozusagen der Hunde-Supergau, wenn Sie so wollen – schlimmer geht kaum. Und da ich hier ohnehin schon nur drei sparsame Mahlzeiten am Tag kriege, können Sie sich sicher vorstellen, wie ich das so fand.
Ganz abgesehen davon, ist es natürlich auch eine komplette Unverschämtheit, ausgerechnet mich auf Diät setzen zu wollen – weil, Diät unterstellt ja schließlich, dass man irgendwie zu dick sei. Und ich habe ja nun, wie jeder weiß, einen wunderprächtigen, sportiven Mops-Mann-Körper, an dem alles, aber auch wirklich alles sitzt, wo es soll.
Mir blieb also nur eins: Ich bellte Zeter und Mordio und geigte Frauchen gehörig die Meinung – dass das eine Unverfrorenheit sei und ich überhaupt kein Gramm zu viel auf den Rippen hätte, und die Anna schon gar nicht, und dass wir dann in Streik treten würden oder ausziehen oder beides.
Frauchen unterbrach mich aber gleich. Bei der Diät, sagte sie, ginge es gar nicht ums Abnehmen. Viel mehr hätte die Anna außer ihren vielen anderen Problemen mit der Haut vermutlich auch noch eine Allergie gegen das eine oder andere Futter. Und das sollten wir nun rausfinden – über eine sogenannte Ausschluss-Diät.
Ich verstand nur Bahnhof. Außerdem: Was hatte ich denn damit zu tun? Schon klar, tat mir ja voll leid, dass die Anna jetzt so ein Ausschluss-Dings machen sollte. Aber ich? Wieso denn ich?
Erklärte Frauchen mir dann auch: Ich hätte ja schon seit Jahren immer mal wieder Bauchweh. Und auch bei mir hätte die Ärztin den Verdacht geäußert, dass ich vielleicht mein Futter nicht vertrage. Und deshalb würden wir das mit der Anna und mir jetzt in einem Abwasch klären.
Dagegen fiel mir erst mal nichts Einleuchtendes ein. Dass mein Magen immer mal wieder Ärger macht, stimmte ja nun. Allerdings: Was sollte denn daran diese Diät ändern? Vorsichtshalber kläffte ich Frauchen noch ein paarmal vorwurfsvoll an – nur prophylaktisch sozusagen, um schon mal meinen allgemeinen Unmut gegen dieses Diät-Gedöns zu äußern. Und dann wollte ich wissen, was es denn nun genau auf sich hatte mit dem Kram.
Nun ist Frauchen ja nicht doof, das muss man ihr lassen. Die überbrachte mir zuerst die gute Nachricht: Hungern müssten die Anna und ich bei dieser Diät-Geschichte nicht, wir würden normal große Mahlzeiten kriegen, und schmecken würde das auch prima.
Klang alles erst mal nicht schlecht, aber irgendwas sagte mir trotzdem, dass da ein Haken bei der Sache sein musste. Weil: Sonst würde sich das Ganze ja nicht „Diät“ nennen, ne?
Als ich ein bisschen nachbohrte, rückte Frauchen dann schließlich mit der ganzen Wahrheit raus. Um zu klären, gegen was Anna und ich allergisch seien, dürften wir vorläufig nur Kartoffeln und eine einzige Sorte Fleisch essen. Und erst nach ein paar Wochen könnten wir dann anderes ausprobieren.
Ich dachte nach: Fleisch und Kartoffeln hörte sich nicht mal so übel an. Aber was würde denn aus den anderen Sachen?
Die würden erstmal ausfallen, meinte Frauchen.
Ausfallen? Ich war schockiert. – Und Käse?
Fiele auch aus, meinte Frauchen.
Ich war der Ohnmacht nahe. Und Möhrchen und Äpfel und Quark und Joghurt?
Vorläufig auch gestrichen, so Frauchen.
Ehrlich, ich stand kurz vorm Verzweifeln. Wissen Sie, so ein Leben ohne Äpfel und Möhrchen ist ja zur Not für ein paar Wochen auszuhalten, finde ich. Aber ohne Joghurt und Quark? Und noch schlimmer: ohne Käse? Das waren ja grausige Aussichten.
Und dann sah ich es, das Licht am Horizont. Würstchen! Meine geliebten Würstchen! Die waren schließlich aus Fleisch und konnten ja dann kein Problem sein, da war ich sicher.
Doch dann bemerkte ich den mitleidigen Blick von Frauchen. Würstchen, erklärte sie mir mitfühlend, seien leider aus einem Fleisch, das ich vorläufig auch nicht essen dürfe, und deshalb für die nächsten Wochen ebenfalls vom Speiseplan gestrichen. Genauso wie Wurstsuppe.
Keine Würstchen und null Wurstsuppe? Für Wochen? Gleich mehrere? Ich sag’s Ihnen: Ich war baff.
Seither bin ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Mal ehrlich: Ein Leben ohne Würstchen und Wurstsuppe ist ja kein Zustand, das sehen Sie auch so, oder? Ich meine, wenn man die nicht hat, kann man quasi gleich einpacken, oder?
Jedenfalls, so also sieht mein Leben im Moment aus – trist, trüb und freudlos. Frauchen hat zwar versprochen, dass wir am Wochenende versuchen, aus diesem Diät-Zeugs eigene Leckerchen zu backen, aber seien wir ehrlich: Welches Leckerchen sollte denn, bitteschön, etwas so Wunderprächtiges wie meine Geflügel-Wiener ersetzen?
Also, ich werde mich natürlich bemühen, aber: Falls Sie vorläufig nichts mehr von mir hören sollten, wundern Sie sich nicht. Vermutlich wird mich, so ganz ohne Würstchen, häufiger mal ein mopsiger Schwächeanfall ereilen. Gut möglich, dass mir überhaupt jede Kraft fehlen wird, um irgendwas zu tun. Und wenn meine grauen Mops-Zellen nicht mehr mit Würstchen gefüttert werden: Ob ich dann überhaupt noch Mopskolumnen diktieren kann? Ehrlich, ich habe da größte Bedenken…
Also, falls Sie mir eventuell ein paar Würstchen schicken könnten, da wäre ich Ihnen sehr verbunden. Ich muss dann nur zusehen, dass ich heimlich den Mopsboten abfange – ohne dass Frauchen es merkt.
Ja, schon klar: Für dieses Ausschluss-Dings ist das dann vermutlich nicht so hilfreich. Aber, seien wir ehrlich: Dass man vom Nicht-Würstchen-Essen gesünder wird, ist ja irgendwie sowieso ein Widerspruch in sich, oder? Wirklich, wenn Sie mich fragen, hat da einer nicht richtig nachgedacht.
Also, mal sehen, irgendwo kriege ich meine Würstchen schon her – so schwer kann das ja nicht sein. Gleich mal im Internetz bei diesem Landkarten-Dienst nachgucken, wie ich auf dem schnellsten Weg zu nächsten Metzgerei komme. Ich meine: Meine direkten Vorfahren, die Wölfe, beschaffen sich ihr Futter immerhin auch seit Jahrtausenden allein – da werde ich das ja auch hinkriegen. Schließlich: Selbst ist der Mops, oder was meinen Sie? Ich halte Sie auf dem Laufenden.
Mehr nächste Woche.
Mit mopsigen Grüßen,
Ihr Eddie