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4. Ein Mops ist kein Weihnachtsbaum, oder: Warum ich auch künftig lieber im Dunklen tappe

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Tag auch.

Erinnern Sie sich noch an das Debakel im Sommer mit diesem grausigen Kokos-Zeugs, mit dem mich Frauchen damals einschmierte? Die Geschichte, bei der ich roch wie ein Tropenfrüchtchen und schallendes Gelächter von sämtlichen meiner Hundekumpels im Wald erntete? An die mitleidigen Blicke, die mir tagelang folgten und das ständige Flüstern hinter meinem Rücken? Jedenfalls: Frauchen hat es allen Ernstes geschafft, diese Geschichte noch zu toppen. Und das kam so.

Wie Sie wissen, machen wir uns abends, sobald Herrchen zu Hause ist, gern zu einer großen gemeinsamen Runde auf. Spitzen-Sache, wie ich finde: Danach kommt man schön ausgepowert nach Hause, kriegt einen leckeren Napf voller Fresschen und haut sich anschließend mit dem gesamten Rudel aufs Sofa – so jedenfalls läuft das bei uns üblicherweise.

Nun liegt es ja in der Natur der Dinge, dass sich unsere Abendspaziergänge im Frühling und Sommer von denen im Herbst und Winter vor allem in einem maßgeblich unterscheiden: Wenn Herrchen in der kalten Jahreszeit nach Hause kommt, ist es nämlich schon längst dunkel, und ohne entsprechende Beleuchtung sieht man hier bei uns auf dem Land zum Teil die Pfote vor Augen nicht. Alles nicht tragisch, weil: Gibt ja diese praktischen Taschenleuchten, von denen Frauchen und Herrchen dann im Winter welche dabei haben.

Und damit wäre die Sache eigentlich auch erledigt, sollte man meinen. Aber: Nein. Nicht bei meinen Zweibeinern. Denen fällt bekanntlich immer was Neues ein, um ahnungslosen Möpsen und Bullys das Leben schwerzumachen – so auch diesmal.

Als wir neulich zum Spaziergang aufbrachen, gab es nämlich eine Neuerung: Normalerweise trage ich ja Geschirr – allerdings legte Frauchen mir diesmal zusätzlich ein Halsband an, was ich irgendwie schon ziemlich seltsam fand. Schließlich: Ist ja doppelt gemoppelt, ne? Auch die Tatsache, dass sie mir so eine Art Weste überzog, obwohl ich ja Klamotten – wenn überhaupt – sonst höchstens bei Tiefschnee und extremen Minusgraden trage, hätte mich stutzig machen sollen. Aber Sie wissen, wie ich bin: Immer bereit, an die gute Absicht im Zweibeiner zu glauben.

Außerdem fühlte ich mich wegen der doofen Allergie-Diät, die wir seit letzter Woche machen, auch schon ganz abgemagert – auch wenn Frauchen sagt, auf der Waage sei davon nichts zu sehen. Trotzdem: Vielleicht würde ja so eine Weste angesichts meiner schmelzenden (wenn auch ohnehin kaum vorhandenen) Fettschicht doch ganz angenehm wärmen, dachte ich. Und ließ die Anzieherei – wie die Anna auch – brav über mich ergehen, bevor wir Richtung Talsperre düsten.

Schon unterwegs fiel mir aber auf, dass die Westen es nicht richtig brachten. Irgendwie waren die kein bisschen kuschelig und auch überhaupt nicht warm, und so ein weiches Innenfutter wie mein Mantel hatten die auch nicht. Stattdessen machten sie bei jeder Bewegung seltsame Geräusche, die mir in den Ohren knirschten – wie die Dinger die Anna und mich warmhalten sollten, war mir schleierhaft. Sah mir alles nach einer ganz schönen Fehlkonstruktion aus, aber: Ich ahnte ja nicht, wie sehr ich mich täuschte.

Kaum waren wir nämlich angekommen und raus aus dem Auto, fing Frauchen an, an unseren neuen Halsbändern und den beiden Westen rumzufriemeln. Sie zupfte hier und drückte da, und dann, mit einem Mal, war irgendwie der halbe Wald erleuchtet wie ein Fußballstadion oder so, und ich wurde komplett geblendet und sah erst mal für eine Weile gar nix.

Als sich nach gefühlten Minuten die Sternchen vor meinen Pupillen verzogen und ich langsam wieder die Umgebung erahnen konnte, begriff ich, was passiert war: Das gleißende Licht, das mich um ein Haar meiner Sehfähigkeit beraubt hätte, kam nicht etwa von den Landestrahlern eines Ufos oder einer neuen Flutlicht-Anlage entlang der Talsperre. Nein, die Helligkeit ging von Anna und mir aus. Oder vielmehr von den neuen Halsbändern und den Knitter-Westen, die in die Nacht blinkten, als müssten sie einem Flugzeug den Weg über die Landebahn weisen.

Nun werden Sie verstehen, dass mir angesichts dieses Blödsinns verschiedene Fragen durch den Kopf schossen. Wissen Sie, ich habe ja als Mops mehrere Berufe – ich bin Buchautor und Unterhalter, Würstchen-Aufpasser und Fußball-Profi, Friseurhund und Gartenarbeits-Überwacher und noch einiges mehr. Aber: Eine Lichtorgel bin ich nicht. Und eigentlich hatte ich in meinem Leben auch nicht mehr vor, eine zu werden.

Frauchen, die ja viel auf ihre angebliche Intelligenz hält und immer meint, alles, was sie tut, würde einer tieferen Logik folgen, fing denn auch gleich mit einer umfassenden Erklärung an. Das diene alles der Sicherheit und so, meinte sie. Weil, in der Dunkelheit könne ja die Anna und mich ohne solche Leuchtwesten kein Mensch sehen, und wenn wir mal an der Straße entlang gingen und ein Auto käme und so weiter… Sie ahnen es: stundenlanges Gefasel.

Mich plagten derweil andere Sorgen – zum Beispiel, dass mich einer meiner Kumpels so sehen könnte. Sie müssen wissen, nach der Geschichte mit dem Kokoszeug war es mir nur unter größten Anstrengungen gelungen, meinen Ruf als ernstzunehmender Mops-Schriftsteller im Wald wiederherzustellen. Selbst als der Tropenduft runter war, habe ich das Gekicher hinter meinem Rücken noch wochenlang gehört. Das Letzte, was ich nun brauchte, war, dass mich einer meiner vierpfotigen Freunde in diesem peinlichen Leucht-Outfit sah.

Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als schon mein Kangal-Kumpel Paul mit seinem Herrchen um die Ecke bog. Der hatte sich schon bei der Kokos-Nummer fast eingenässt vor Lachen (also der Paul, nicht das Herrchen), und unter uns: Er gilt auch nicht gerade als verschwiegener Typ – pinkelt jedes Gerücht gleich an den nächsten Baum und so. Jedenfalls: Diesmal schien er sich halbwegs gut zu halten, verzog keine Miene, während er auf mich zuging, und schenkte mir auch einen ganz freundlichen Blick im Vorbeigehen – bis, ja, bis er sich dann doch nochmal umdrehte und mich fragte, ob die Anna und ich uns schon als Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt beworben hätten – die bräuchten da noch was für die Fußgängerzone. Ich wollte noch antworten, aber Paul lachbellte so laut, dass es ohnehin im Lärm untergegangen wäre.

Jedenfalls: Mein Ruf ist mal wieder komplett im Eimer. Die Story über die Rundum-Mops-Beleuchtung hab ich seither an Bäumen in der ganzen Umgebung gelesen – sogar drei Orte weiter habe ich sie noch an einer Birke erschnüffelt. Genau so war das beim letzten Mal auch – das erzählen sich jetzt wieder wochenlang sämtliche Hunde im gesamten Landkreis!

Mal ehrlich: Ich hab’s schon nicht leicht hier mit meinen Zweibeinern. Mein einziger Trost ist, dass Frauchen inzwischen freiwillig davon abgesehen hat, Anna und mich mit diesen Westen zu nerven – nicht wegen der bekloppten Beleuchtung, sondern weil sie meinte, dass die irgendwie nicht richtig säßen oder so.

Wird natürlich trotzdem bis zum Frühling dauern, bis die Gerüchteküche im Wald verstummt ist. Aber ich bin ja hier einiges gewohnt, ne? Also werde ich auch das noch überstehen. Und immerhin: Falls Weihnachten der Strom ausfallen sollte, können die Anna und ich ganz prima Ersatz-Weihnachtsbäume spielen mit unseren Westen. Ist ja auch was, oder?

Mehr nächste Woche.

Mit mopsigen Grüßen,

Ihr Eddie

Die Mops Monologe 4.0

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