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Taubentheater mit Tessa und Trixi

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Irgendwann konnten wir uns Trixis Hundewunsch nicht mehr widersetzen. Bevor sie ihren Jugendjagdschein löste, überraschten wir sie mit einer Kleinen Münsterländerin. Der Züchter Emmo Schröder war begeistert von meiner Tochter und der Art, wie sie mit den Hunden umging. Der Grundstein für eine besondere Freundschaft zum Zwinger »vom Birkenbusch« und zur Rasse Kleiner Münsterländer war gelegt.

»Tessa und Trixi müssen sofort kommen, du natürlich auch, die Tauben fressen uns arm.« Die Reihenfolge der Namen, die Emmo am Telefon gewählt hatte, war bezeichnend. »Comtesse vom Birkenbusch«, genannt Tessa, wurde selbstverständlich zuerst eingeladen, vor meiner Tochter, und dann als Anhängsel der Alte.

Es ist Ende Juli, als wir drei ins Münsterland fahren – die passionierte Hündin mit meiner nicht minder passionierten Tochter und ich. Seit Wochen ist es wahnsinnig heiß.

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto mehr Tauben sehen wir. Auf Hochspannungsleitungen sitzen sie in langen Reihen, die Stoppelfelder sind übersät mit ihnen, goldgelbe Strohreste erscheinen wie von einem graublauen Teppich bedeckt. Selbst auf umgebrochenen Sturzäckern: Hunderte nahrungssuchende Tauben.

So halten wir uns nicht lange mit der Begrüßung auf, sondern fahren direkt ins Revier. Emmo postiert mich in ein Maisfeld. »Zum Taubentheater in die dritte Maisreihe«, verabschiedet er sich und setzt Trixi samt Tessa rund 100 Meter weiter am Rand des großen Feldes ab.

Die grünen Stauden sind übermannshoch. Ab und zu raschelt es leise – es ist aber nur der leichte Windhauch, der mit den Blättern spielt.

Ich habe gerade meine Flinte geladen, als sich über den Spitzen der Maisstauden vier Punkte nähern, Tauben! Rasend schnell schießen sie vorüber. Im Fortfliegen fehle ich doppelläufig und denke an den Rat unseres Wildmeisters, den er mir auf dem Gänsestrich einbläute: »Du musst dich zwingen, die Gans vorn vorbei zu schießen.« Es gelingt mir so tatsächlich, aus dem nächsten Flug heraus eine Dublette zu schießen. Da erhasche ich aus den Augenwinkeln erneut acht oder zehn der grauen Flieger. Wieder fehle ich.

Bei Trixi fällt ein Schuss. Ich sehe Tessa über den trockenen Acker stürmen und ihre erste Taube bringen.

Über den Maispflanzen erscheint ein weiterer Flug. Zwei Schüsse fallen, eine der Geringelten klatscht auf die Stoppeln. Trixi schnallt die Hündin. In Windeseile ist sie heran und bringt die Beute ihrer Führerin. Aufgeschreckt durch unsere Schüsse, sind nun viele Tauben in der Luft, doch das Dreivierteljahr, während dessen ich nur selten die Flinte in den Händen hatte, hat mir den Blick für Entfernungen und Fluggeschwindigkeiten geraubt, und nach wenig mehr als eineinhalb Stunden sind meine Patronenvorräte erschöpft. 25 Vögel haben wir erlegt, Trixi den Löwenanteil.

Nach kurzer Pause und »Aufmunitionierung« sitzen wir ungefähr 50 Meter voneinander entfernt in einem Brennnesselschlag. Um uns herum Tauben, Tauben, Tauben. Einzeln, in kleinen Flügen oder großen Schwärmen streben sie ihren Ruhebäumen zu: eine Pappelreihe an der Hauptstraße links, ein Erlenhorst an einem kleinen Teich in unserem Rücken und die alte Eiche mit der gewaltig ausladenden Krone, unter der ich hocke. Der Wind weht den Geruch von Stroh und frisch gemähtem Getreide zu uns herüber. Tessa konzentriert sich auf den klaren Himmel, wo Tauben streichen, wohin das Auge auch blickt. Selbst dicht stehende Brennnesseln halten die Hündin nicht ab, mit wild wedelnder Rute zu suchen und zu apportieren. Finderwille, Bringfreude und Jagdpassion überwiegen. Kommt sie mit einer Taube im Fang zurück, wischt sie, sobald sie ihre Beute abgegeben hat, angewidert die Flaumfedern mit den Pfoten aus dem Fang, aber schon bald sind ihr die weichen Federchen nicht mehr unangenehm.

Trixi und ich verharren in gespanntem Warten. Der Hündin mag es genauso gehen. Jede Mücke, die vorbeischwebt, jede Fliege, deren Flügel im Licht aufleuchten, lässt uns zusammenzucken, den Schaft der Flinte fester umfassen, bis das Auge die Täuschung realisiert.

Da – über 30 Gänge entfernt fliegt eine Taube quer zur Baumreihe. Ich wage den weiten Schuss. Nachdem die zweite Ladung den Lauf meiner Flinte verlassen hat, quittiert die Beschossene die Schrote und schwingt sich in einer Birke zwischen Trixi und mir ein. Es dauert lange, bis meine Tochter sie in einer Astgabel entdeckt und schießt.

Dann schießen wir erneut. Federn stäuben, eine der Beschossenen segelt davon, gleitet tiefer, kommt vor einem Zaun noch einmal hoch, überfliegt den Draht und fällt zu Boden. Ohne den Befehl abzuwarten, rast die passionierte Hündin los, überrennt die Stelle, wo die Taube runterging, kommt aber schließlich mit ihrer Beute zurück. Ich vermeine ungeheuren Stolz in den Augen meiner Tochter zu erkennen.

Durch Dornen und Disteln Ich wechsele meinen Stand erneut. Doch nun streichen die graublauen Flieger weit entfernt. Noch einmal wandere ich weiter und kauere im Schatten einer Eiche, als die nächste Taube anstreicht. Hoch ist sie, sehr hoch. Das Korn der Flintenläufe verdeckt den Wildkörper, überholt ihn, die Schrotgarbe verlässt den rechten Lauf, und in einer Wolke aus Federn geht die Taube zu Boden. Tessa stürmt in großen Sprüngen heran und apportiert.

Trixi sitzt tief geduckt rund 50 Meter entfernt unter einer Erle, gut gedeckt von Brennnesseln. Die Hündin kann ich nicht ausmachen.

Ich träume mit offenen Augen und merke nicht, wie meine Tochter aufspringt. Erst als zwei Schüsse fallen und Tauben davonstreichen, schrecke ich hoch. Eine sehe ich zu Boden gleiten, höre Trixi »Apport!« rufen und verpasse zwei Tauben, die fast über meinen Kopf fliegen.

Unter den Läufen der Hündin staubt der trockene Ackerboden bei jedem ihrer Sprünge, und als sie abrupt verhält, ihre Beute aufnimmt, verschwindet sie in einer dichten braunen Staubwolke.

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Diese Farben zu malen ist nur die Natur imstande: ein Stieglitz inmitten blühender Kornblumen und Margeriten.

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Die Jagd auf Täubin und Tauber birgt viele Facetten.

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Tessa apportiert zuverlässig eine Stockente – sehr zur Freude meiner Tochter!

Zweimal streichen Tauben zwischen Trixi und mir. Die junge Jägerin verharrt bewegungslos, glaubt, die Tauben kämen mir näher, schießt dann doch, und ich freue mich über ihre Dublette.

Dann sitzt Tessa hechelnd neben mir. Als die nächste Taube vom Himmel fällt, prescht sie vor, muss aber zweimal nachfassen, bevor sie vorschriftsmäßig bringt.

Ein Bussard streicht vorüber, verfolgt von einem aufgeregten Schwarm Schwalben und den aufmerksamen Blicken Tessas. Elstern schackern in den Büschen. Über dem Feld rüttelt ein Turmfalke.

Als ich Tessa hinter den Behängen kraule, entdecke ich eine vollgesogene Zecke. Geduldig lässt die Hündin die Prozedur über sich ergehen, als ich sie von dem Plagegeist befreie.

Da kommt in rasantem Flug eine Taube auf mich zu. Im Mitschwingen verschwindet sie, just als ich schieße, hinter den Baumkronen. Blätter, Zweige, dünne Äste prasseln herunter, mit ihnen fällt auch der Vogel in den dichten Bewuchs. Dort, wo er heruntergegangen ist, wippen die blauen Blüten der Disteln. Als Tessa ihre Beute sucht, gerät das ganze Gestrüpp in Aufruhr. Die Hündin lässt sich von Dornen und Disteln aber nicht abhalten. Ab und zu erkenne ich ihre wedelnde Fahne, kurz darauf erscheint sie mit der Taube im Fang. Immer wieder schüttelt sie sich, um die weichen Federchen loszuwerden, die dann vom Wind schwerelos fortgetragen werden, über den Erdboden dahinschweben und schließlich im dichten Bewuchs hängen bleiben.

Gebannt beobachtet Tessa einen Kohlweißling, der über die trockenen Stoppeln dahingaukelt. Leichter Wind spielt in den hohen Gräsern. Ab und zu bewegt eine leichte Brise Zweige und Blätter, bringt aber keine Abkühlung, als wir über drei Dutzend Tauben zum Auto tragen.

Tessa, die noch vor wenigen Stunden ausgelassen vor uns hersprang, trottet nun hechelnd hinter uns her. Schließlich springt sie ins Auto. Während wir Beute und Gewehre verstauen, streckt sich die Hündin wohlig aus und beobachtet uns.

Am nächsten Morgen sitzen Trixi und ich etwa 20 Meter voneinander entfernt unter knorrigen Erlen. Es ist trotz der frühen Morgenstunden bereits recht heiß. Die Maisblätter des angrenzenden Ackers fächeln uns etwas Kühle zu, die Szenerie weckt Erinnerungen an spannende Entenjagden in hohem Schilf.

Die Tauben streichen so, dass ich gegen die Sonne schießen muss. Deshalb wechsele ich in den Schatten einer anderen Erle, doch da ist die Deckung nicht optimal. Die Tauben eräugen selbst die kleinste Bewegung und drehen ab. Schließlich finde ich einen Platz, der mir zusagt, doch mit der wandernden Sonne muss ich meinen Stand erneut ändern, um nicht von den aufmerksamen Fliegern eräugt zu werden. Eine Taube stäubt auf, als sie meine Schrote erreicht, fliegt weiter, steilt hoch, überschlägt sich und fällt 150 oder auch 200 Meter entfernt wie ein Stein zu Boden, liegt, weithin sichtbar, auf den dunkelbraunen Stoppeln. Freudig stürmt Tessa los, um sie zu apportieren.

Nach zehnminütiger Atempause beschießt Trixi eine quer vorbeistreichende Taube, die daraufhin im Gleitflug heruntergeht, sich am Rain drückt und dann davonflattert. Doch schon hat Tessa sie gegriffen und bringt sie freudig zu ihrer Führerin.

Der Verkehr auf den Straßen um uns herum wird stärker. Auf den Feldern beginnen die Menschen zu arbeiten. Als es nahezu Mittag ist, brennt die Sonne so heiß, dass die Außentemperaturen höher sind als die Körpertemperaturen des Wildes. Da die Vögel kaum Witterung abgeben, wird es für den Hund zunehmend schwieriger, sie zu finden, das Auge muss mehr arbeiten als die Nase, wir sind uns einig: Tessa hat eine Pause verdient. Auch Vater und Tochter zieht es in die schattige Kühle.

Unter Schatten spendenden Erlen rasten wir.

Während Trixi die Strecke legt, Tessa jede ihrer Bewegungen aufmerksam beobachtet, denke ich mit Wehmut an die spannende Frühjahrsjagd, das Anspringen des rucksenden Ringeltaubers während der Balz, die heute verboten ist.

Ich träume von Tagesstrecken in Südamerika mit über 500 Vögeln und von den vielen Tauben im Flugwildparadies Kuba. Dort stellte ich den unterschiedlichsten Arten nach, auf dem Flug zu ihren Äsungsplätzen, manchen beim abendlichen Einfall in den Schlafbäumen, anderen mittags beim Anflug zu den Tränken. Besonders spannend war eine Taubenart, die sich in den großen Hirsefeldern drückte und wie Rebhühner mit Vorstehhunden bejagt wurde.

Unvergesslich auch das Jagen auf Ringeltauben im Süden Englands. Dort schoss ich von 20 bis 30 Meter hohen schwankenden Holzkonstruktionen aus, die in die Kronen besonders hoher Bäume genagelt waren, massenweise Tauben, wenn sie in der Dämmerung ihre Schlafplätze aufsuchen wollten. Eine wahrhaft wackelige abenteuerliche Angelegenheit.

Ich denke auch an eine Taubenjagd, die mich bereits als Kind abschreckte. Entdeckten die Jungen unserer Landarbeiter ein Taubennest, warteten sie, bis die Jungvögel ersten Flaum angesetzt hatten. Dann banden sie je einen Ständer mit Bindfaden an einen Zweig. So konnte der Nachwuchs, flügge geworden, das Nest nicht verlassen, und die geduldigen Altvögel fütterten, bis die Tauben feist genug für einen guten Braten erschienen.

Ein Leben für die Jagd

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