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Kapitel 1: Vorösterliche Frohbotschaft

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Zum Buch:

Gelegentliche HitzewallungensindfürClaudia das geringste Problem. Wesentlich größere Sorgen bereitet ihr der Umstand, dass ihr Exmann sich wieder zu verheiraten gedenkt und dass eine ihrer Töchter schwanger ist, aber den Namen des Kindsvaters nicht preisgeben möchte. Claudia gibt sich allerdings nicht so schnell geschlagen und beschließt, dem geheimnisvollen Vater ihres Enkelkindes selbst auf die Spur zu kommen. Dabei läuft allerdings nicht alles nach Plan….

Die Autorin:

G. A. Sayer studierte Germanistik und Geschichte an der KF-Universität in Graz. Die zweifache Mutter und Großmutter zweier Enkelkinder lebt mit ihrem Mann in einem bescheidenen Anwesen südlich der steirischen Landeshauptstadt.


Lektorat:

Ursula Kainz Peter Sayer


Coverbild:

Peter Semlitsch


Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1: Vorösterliche Frohbotschaft

Kapitel 2: Heißer Kaffee und wirre Träume

Kapitel 3: Monday Morning

Kapitel 4: Zu viel Obst für Nele

Kapitel 5: Lydias Rache

Kapitel 6: I’m so sorry

Kapitel 7: Neles Überraschung

Kapitel 8: Es grünt so grün…

Kapitel 9: Pictures

Kapitel 10: Rosarot statt himmelblau

Kapitel 11: Rosarot und himmelblau

Kapitel 12: Hundstage

Kapitel 13: Katzenjammer

Kapitel 14: Veränderungen

Kapitel 15: Großeltern auf Probe

Kapitel 16: Wer Sonne sucht, wird Sonne finden…

Kapitel 17: Es geht los!

Kapitel 18: Finale

Sting trällerte seinen Herzschmerz durch das Radio in mein Wohnzimmer. Es war Mitte März. Ich trat hinaus auf den Balkon meiner Eigentumswohnung, die ich mir nach der Scheidung von Heinz gekauft hatte.

Die Luft war lau, der Winter war ein milder gewesen, und jetzt bahnte sich ein freundlicher Frühling an. Die Sonne schien von einem kitschig blauen Himmel, die Vögel zwitscherten und in den Vorgärten der Einfamilienhäuser in unserer Straße eierte es vorösterlich vor sich hin.

Auf Palmkätzchenzweigen, Forsythien und anderem Grünzeug baumelten bunt bemalte Kunstwerke in Vorfreude auf das Osterfest links und rechts oder nur links oder nur rechts neben den Eingangstüren der Häuser, und putzige Häschen aus Porzellan oder Plastik luden gebetene und ungebetene Gäste freundlich ein, näher zu kommen. In den Beeten daneben blühten bereits Krokusse in allen Farben und Schneeglöckchen um die Wette; ein paar Narzissen gab es auch, und an ganz geschützten Plätzen konnte man sogar schon die ersten Tulpen bewundern.

Ich räkelte mich und zog die frische Morgenluft in meine verrauchten Lungen – nun ja, so ganz verraucht waren sie ja nicht mehr; vor drei Wochen hatte ich mir dieses gesundheitsschädigende Laster nämlich abgewöhnt –, als mein Mobiltelefon läutete. So eilte ich zurück ins Wohnzimmer und kramte das Gerät aus meiner Handtasche.

„Claudia Geiger, wer stört?“ meldete ich mich.

„Ich bin’s, Mama, Sunny. Wir treffen uns heute vis à vis von Neles Wohnung in dem neuen Café, das vor zwei Wochen eröffnet hat. Du kommst doch, oder?“, fragte mich Sonja, meine Jüngste.

Am Samstagmorgen mit meinen drei Töchtern gemeinsam zu frühstücken war eine lieb gewordene Tradition, die nur ungern eine von uns vieren verpasste. Wir trafen uns jeden Samstag in einem anderen Lokal, und jedes Mal durfte eine andere von uns vieren den Treffpunkt aussuchen.

An diesem Wochenende war meine Tochter Nele an der Reihe, sich um die Lokalität für unser samstägliches Frühstück zu kümmern, und dass sie nicht weit laufen oder fahren wollte, war für uns alle nicht überraschend. Nele ist nämlich die Bequemste meiner drei Töchter. Der Umstand, dass es jetzt ein Café gegenüber ihrer Wohnung gab, war für sie ein ausgesprochener Glücksfall. Für uns versprach er wenig Abwechslung, denn es war kaum anzunehmen, dass sie in Zukunft jemals eine andere Lokalität auswählen würde als „ihr“ Café.

„Natürlich komme ich wie immer um halb zehn“, versprach ich. „Ich freue mich auf euch!“

„Gut“, meinte Sonja und kicherte ins Telefon, was überhaupt nicht ihrem Naturell entsprach. Sonja war nämlich, obwohl sie die Jüngste meiner drei Sprösslinge war, die absolut Ernsteste, Vernünftigste, Zielstrebigste und Verantwortungsbewussteste. „Ich glaube nämlich, Nele möchte dir etwas sagen.“

Diese Eröffnung machte mich neugierig. Was wollte Nele mir sagen? Hatte sie schon wieder den Job aufgegeben? War sie wieder einmal auf der Suche nach einer neuen Arbeit?

Nele hatte noch nie in ihrem Leben – sie war jetzt dreißig – irgendetwas zu Ende gebracht. Nach der Matura hatte sie zuerst zwei Semester lang Archäologie studiert, dann zwei Semester Kunstgeschichte, ein Semester nur Geschichte – ohne Kunst, drei Semester Germanistik und noch ein Semester Medizin.

Danach hatte sie erkannt, dass sie für ein Studium nicht geschaffen war, und beschlossen, ihrem Vater nicht mehr auf der Tasche zu liegen, obwohl ihr Heinz sicherlich noch länger ihre abwechslungsreichen Studien finanziert hätte – schon allein deshalb, weil er glaubte, mit Geld all das kompensieren zu können, was er als Vater versäumt hatte.

Seither versuchte sich Cornelia in diversen Jobs: als Kellnerin in einem Café, als Küchenhilfe in einem Vorstadtgasthaus, als Aushilfskraft in einer Kinderkrippe und als Lagerarbeiterin in einem Baumarkt. Danach war sie zwei Jahre – so lange hatte sie es vorher nirgendwo ausgehalten – wieder als Aushilfskraft in einer Gärtnerei beschäftigt gewesen, wobei sie sich gar nicht ungeschickt angestellt hatte und von ihrem Chef ihres „grünen Daumens wegen“ mehrmals gelobt worden war. Vor einem Monat hatte sie die Gärtnerei verlassen, weil sie in der Rezeption eines Fitness-Centers einen besser bezahlten Job bekommen hatte.

Was sie wirklich gut konnte, war Malen, und diesem Hobby frönte sie in ihrer Freizeit wie eine Besessene. Allerdings verkaufte sie nur selten eines ihrer zahlreichen Kunstwerke und sie gab sie – meiner Meinung nach – viel zu preiswert her. Warum sie nie versucht hatte, auf der Kunstuniversität aufgenommen zu werden, war mir ein Rätsel.

Nele war auch aus anderen Gründen mein Sorgenkind. Sie hatte zwar eine prima Figur, obwohl sie wie ein Scheunendrescher Unmengen von Nahrungsmitteln in sich hinein stopfen konnte, aber sie verstand es nicht, ihre Schlankheit und ihre Weiblichkeit durch eine passende Kleidung in Szene zu setzen.

Sie kaufte nur in Dritte-Welt-Läden oder Secondhandshops ein und trug meistens weite, bunte Kleider oder Schlabberhosen, die ihre weiblichen Formen verhüllten, anstatt sie zu betonen. Wenn sie ab und zu enge Jeans anhatte, so ergänzte sie dieses hübsche Kleidungsstück garantiert mit einem unmöglich aussehenden weiten T-Shirt.

Ihre wallende, kastanienbraune Haarmähne – die Lockenpracht hatte sie von mir und meiner Mutter geerbt, nur dass sie bei ihr noch viel ausgeprägter war als bei uns – fasste sie sehr oft lieblos mit einer Haarklammer zusammen.

Und natürlich war sie auch beziehungsmäßig nicht so unterwegs, wie ich es mir für meine Kinder wünschte. Keiner ihrer Flirts hatte bisher so lange gehalten, dass sie es für passend erachtet hätte, uns einen Kerl einmal vorzustellen.

Was mich auch störte, war der Umstand, dass sie noch immer keine eigene Wohnung besaß und sich in einer Art WG eine zugegebenermaßen schöne, geräumige Altbauwohnung im Zentrum der Stadt mit einem arbeitslosen Langzeitstudenten namens Jan, der seit sechzehn Semestern Italienisch und Geschichte studierte, teilte. Obwohl dieses „Reich“ Jans betuchten Eltern gehörte, war es Nele gelungen, das größte und schönste Zimmer für sich zu beanspruchen, und ihr Mitbewohner hatte auch nichts dagegen, dass der geräumige Vorraum von meiner Tochter als Atelier genutzt wurde.

Im Vergleich zu Cornelia waren meine anderen beiden Töchter einfach „Vorzeigekinder“.

Sonja war ohnedies nur seriös, arbeitete nach einem Studium, das sie in Mindestzeit absolviert hatte, als Lehrerin für Französisch und Englisch in einem Gymnasium südlich der Stadt und lebte seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr mit ihrer Jugendliebe Stefan, der ebenfalls Lehrer – für Mathematik und Physik – geworden und fast so seriös wie meine Tochter war, in einem Reihenhaus am Stadtrand, das die beiden schon käuflich erworben hatten.

Und Margit, genannt Maggy, war mit ihren dreiunddreißig Jahren die Älteste meiner drei Töchter. Sie hatte – nicht in Mindestzeit, aber auch recht flott – Medizin studiert, arbeitete in einem kleinen Krankenhaus als Assistenzärztin und lebte mit Hannes, einem etwas langweiligen Maschinenbauingenieur, im Südwesten der Stadt in einer geräumigen, hellen Eigentumswohnung. Sie wollte einmal in die Fußstapfen ihres Vaters treten und nach dessen Pensionierung seine Praxis übernehmen.

Ich trat, einen dicken Keks mampfend – ich esse nämlich immer, wenn ich das Gefühl habe, irgendetwas entgleitet meiner Kontrolle – und das Mobiltelefon in meiner Hand haltend, noch einmal auf meinen mit Primeln bestückten, ebenfalls vorösterlich geschmückten Balkon, zupfte an den Blumen herum und hakte nach: „Was will Nele mir sagen?“

„Das musst du sie schon selber fragen“, war Sonjas nüchterne Antwort und ihre Stimme hatte wieder den für sie so typischen seriösen Ton, der keinen Widerspruch duldete.

„Bis später, Mama“, sagte sie noch, und schon war das Gespräch beendet.

So blieb mir also nichts anderes übrig, als mich bis zum Treffen mit den jungen Damen zu gedulden, was allerdings überhaupt nicht meinem Naturell entsprach. Ich bin nämlich ziemlich neugierig und kann unangenehm nervös werden, wenn eine neue Nachricht nicht in jenem Tempo, das ich mir vorstelle, zu mir durchdringt.

Weil so ein schöner, sonniger Frühlingstag war, wollte ich mir meine Laune aber nicht verderben lassen und beschloss, mich in Gelassenheit zu üben.

Um meine Stimmung wieder anzuheizen, drehte ich das Radio ab und schob eine CD von Konstantin Wecker in den Player. „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ passte viel besser zu so einem lauen, sonnigen Tag als der Weltschmerz von Sting.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich langsam herrichten musste. Hurtig begab ich mich in mein Schlafgemach, trällerte fröhlich den Wecker-Song mit und öffnete meinen Kleiderschrank. Was sollte ich anziehen? Das Treffen mit meinen drei Töchtern war immer auch eine kleine Modeschau. – Nele in ihren sackartigen Kleidern machte dabei klarerweise nicht mit.

Nachdem ich zwei Hosenanzüge, ein Kostüm, drei Kleider und zwei Röcke mit Blusen auf mein vereinsamtes Doppelbett geworfen hatte, entschied ich mich – zunächst – für ein Dirndl, und das nur, weil ich es schon zwei Jahre nicht mehr getragen hatte und weil das freundliche Wetter so „dirndlmäßig einladend“ war. Doch gleich bereute ich es, dass ich schon zwei Kekse „vorgefrühstückt“ hatte, und nahm mir vor, wieder regelmäßig joggen zu gehen, denn das Kleid war unbequem eng.

Also wählte ich, nachdem ich mich aus diesem Panzer befreit, noch einmal meinen Schrank durchwühlt und zwei weitere Kleider und einen Rock aufs Bett geworfen hatte, meinen neuen dunkelblauen Hosenanzug und eine weiße Bluse als Outfit für den Vormittag mit meinen Kindern. So sah ich wenigstens seriös genug aus, um meiner störrischen Tochter – falls es nötig werden sollte – gehörig den Kopf zu waschen.

Das Chaos auf meinem Bett musste – wie so oft – aus Zeitmangel noch eine Weile darauf warten, wieder von mir beseitigt zu werden. Und auch im Wohnzimmer, wo ich gestern Abend noch ein paar Zeitschriften durchgeblättert und dazu ein Glas Wein getrunken hatte, sah es aus, als hätte ich es soeben erst verlassen, um schlafen zu gehen.

Ich nahm einen weinroten Schal aus dem Schrank, bändigte meine Lockenmähne mit einem im gleichen Ton gehaltenen Haarband, schlüpfte in meine farblich dazu passenden High Heels, schnappte mir meine Handtasche und wollte gerade meine Wohnung verlassen, als neuerlich das Telefon klingelte.

Zum zweiten Mal an diesem Vormittag kramte ich dieses unverzichtbare Gerät hervor und ziemlich genervt, weil ich wieder einmal recht spät dran war, meldete ich mich:

„Geiger, wer stört schon wieder?“

„Hier auch Geiger“, flötete Heinz, mein Ex, ins Telefon. „Hast du die Mädels heute schon getroffen?“

Ich rollte die Augen: Er wusste doch, dass wir uns samstags immer um halb zehn Uhr trafen. Was sollte daher diese dämliche Frage?

„Nein, aber ich bin gerade unterwegs zu unserem gemeinsamen Frühstück und spät dran, also fass dich kurz!“, motzte ich ihn wenig freundlich an, während ich mit meiner freien, also nicht das Handy umklammernden Hand meine Wohnungstüre schließen wollte, durch ein Exemplar der achtlos herumliegenden Schuhe aber daran gehindert war. Ich gab der störenden Fußbekleidung einen Tritt, dass sie ins Innere der Wohnung zurück segelte, und sperrte zu.

„Ach so, dann weißt du also noch nichts“, tat er geheimnisvoll.

„Was soll ich wissen? Sonja hat schon während ihres Anrufs so eine eigenartige Anspielung gemacht, dass mir Nele etwas sagen möchte. Also spuck aus, was ich wissen sollte! Ich hab’s nämlich eilig“, herrschte ich ihn ungeduldig an, während ich auf den Lift wartete, der mich nach unten befördern sollte.

„Wieso Nele? Alle drei wissen es schon, aber …. nun ja … ich wollte ja sowieso, dass du es von mir erfährst und nicht von den Kindern…. aber…. ich werde …. also …. ich muss …. also …. ich will …. also …. Tanja und ich …. naja, vielleicht hätte ich es dir persönlich sagen sollen ... aber irgendwie hat es nie gepasst … also … du bist ja auch immer so schnell draußen aus der Praxis …. aber wurscht, irgendwann musst du es ja doch erfahren.“

Er räusperte sich.

„Kannst du jetzt bitte endlich zur Sache kommen?“, sagte ich scharf. „Ich habe dir schon gesagt, ich bin in Eile.“

„Also …. also Tanja und ich …. also …. also wir werden im Sommer …. also …. also wahrscheinlich Ende August …. also heiraten“, brachte er mühsam hervor.

Das war ja eine großartige Nachricht! Dabei hatte der Tag so schön und freundlich angefangen! Schon war ich in Versuchung, noch einmal zurück in die Küche zu eilen und mir einen weiteren Keks in den Mund zu stopfen. Aber da fiel mir zum einen mein enges Dirndlkleid ein, zum anderen war der Lift endlich da, deshalb verzichtete ich darauf.

Ich empfand wirklich nichts mehr für meinen Exmann, rein gar nichts, um genau zu sein. Uns verbanden nur die berufliche Nähe und der Umstand, dass wir Eltern dreier großartiger Töchter waren. Aber dass er jetzt diese Tussi ehelichen wollte, die nur um drei Jahre älter als Maggy war, empfand ich einfach als geschmacklos und unsagbar peinlich.

Heinz war ein seriöser, fast sechzigjähriger Mann, bereits ergraut, und seine ehemals dichten dunklen Haare waren so schütter geworden, dass er sie nur ganz kurz tragen konnte. Er hatte ein Wohlstandsbäuchlein, und das, obwohl er allen seinen etwas fülligeren Patienten einreden wollte, sie seien „zu klein“ geraten für ihr Gewicht. Und er hatte drei erwachsene Töchter!

Und jetzt wollte er tatsächlich diese Tussi …. diese sechsunddreißigjährige Tussi, die locker seine Tochter sein könnte …. heiraten! Ich konnte es einfach nicht fassen!

Zudem mochte ich diese unmögliche Person überhaupt nicht. Sie war schon seit einigen Jahren, um genau zu sein seit neun Jahren die Sprechstundenhilfe und gleichzeitig die neue Flamme von Heinz und deshalb – also aus dem ersten Grund – hatte ich mit ihr natürlich auch immer wieder zu tun.

Heinz war praktischer Arzt und wir hatten so etwas wie eine Praxisgemeinschaft: Ich arbeitete im selben Gebäude, in dem er ordinierte, als Physiotherapeutin und bekam auch die meisten Patienten von ihm überwiesen. Diese berufliche Nähe erwies sich aber nach der Scheidung immer wieder als problematisch, vor allem, weil mir die Tussi dadurch zwangsläufig jeden Tag mehrmals über den Weg lief. Und so wenig, wie ich sie mochte, so wenig mochte sie mich. Und sie machte vor allem keinen Hehl daraus, dass sie mich unsympathisch fand.

Besonders störte sie der Umstand, dass ich noch Geiger hieß, sie aber (noch) nicht.

Sie hieß Tanja Siharsch. Also, Siharsch würde ich um nichts in der Welt heißen mögen. Wenn sie sich irgendwo vorstellte oder in der Ordination das Telefon bediente und sagte: „Guten Tag, hier Praxis Doktor Geiger, Sie sprechen mit Frau Siharsch“, dann musste sie immer das „H“ in ihrem Namen ganz besonders betonen, um nicht unhöflich zu wirken.

Ich an ihrer Stelle hätte meinen Namen schon längst auf Sicharsch oder Sischarsch oder am besten Meier oder Müller oder Schmied ändern lassen, um solche Peinlichkeiten zu vermeiden. Noch besser wäre natürlich Sitzarsch oder gleich Spitzarsch. Der Name würde doch tatsächlich zu ihrem spitz zusammenlaufenden Hinterteil passen,

Irgendwie musste ich jetzt jedoch auf das pikante Geständnis meines Exmannes reagieren. Ich bemühte mich, mir meinen Unmut über diese Angelegenheit nicht anmerken zu lassen, als ich sagte:

„Na, dann wünsche ich euch beiden recht viel Glück!“

Einen sarkastischen Unterton dabei zu vermeiden, gelang mir freilich nicht.

Ich drückte Heinz missmutig weg, öffnete die große Eingangstüre im Erdgeschoss und ging zu meinem Smart, denn um ein öffentliches Verkehrsmittel zu benutzen oder mit dem Rad zu fahren, war ich definitiv zu spät dran. Dabei ging mir noch einmal mein Telefonat mit Heinz durch den Kopf:

Wieso hatte er gesagt, >ich muss<? War die Tussi am Ende gar schwanger? Das wäre ja noch peinlicher! Da hatte der Mann drei erwachsene Töchter im Alter von dreiunddreißig, dreißig und achtundzwanzig Jahren und wurde womöglich noch einmal Vater! Musste er sich so zum Affen machen? Mir konnte es ja egal sein, aber unsere Töchter könnten daran Anstoß nehmen. Zumindest das sollte ihm zu denken geben.

Und warum hatte Sunny gemeint, Nele müsse mir etwas sagen? Dass Heinz die Siharsch heiraten wollte, hätte mir Sunny ebenso gut sagen können. Heinz hatte doch behauptet, alle drei Mädels wüssten Bescheid. Irgendwie kam mir das alles sehr seltsam vor.


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