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Kapitel 5: Lydias Rache

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Am Montag war der Rollmops wieder mein letzter Patient. Es war an diesem Tag so viel zu tun, dass er eine dreiviertel Stunde warten musste, bis ich mich um ihn kümmern konnte.

Die Arbeit lenkte mich wenigstens ab, denn ich genierte mich noch immer für das, was am Freitag bei Cornelia vorgefallen war. Ich hatte sogar auf das Samstag-Frühstück mit meinen Töchtern verzichtet und mich das ganze Wochenende kaum auf irgendetwas Sinnvolles konzentrieren können, weil mir der Gedanke an meinen Auftritt in Jans Zimmer noch immer die Schamesröte ins Gesicht trieb.

Der Rollmops trug heute Jeans und ein T-Shirt mit dem Aufdruck >ICH BIN NICHT ZU DICK, ICH BIN NUR ZU KLEIN<. Gewiss kam er wieder direkt von seinem wöchentlichen Treffen mit seinen Freunden Herbert und Max. Gleich bei seinem Eintreten erzählte er mir, dass er inzwischen zwei weitere Kilos abgespeckt hatte. Ansonsten war er ungewohnt ruhig.

„Was ist los mit Ihnen, Herr Magister?“, erkundigte ich mich. „Sie sind so schweigsam heute. Ist alles in Ordnung?“

„Gar nichts ist in Ordnung“, knurrte er grimmig und zog die Stirn kraus.

„Wollen Sie darüber reden?“, ermunterte ich ihn.

„Nun, das ist eine längere Geschichte“, meinte er, „aber wenn ich heute wieder Ihr letzter Patient bin, liebe Frau Geiger, haben Sie vielleicht Zeit, mit mir anschließend auf einen Kaffee zu gehen. Ich will Ihnen natürlich mit diesem Vorschlag nicht zu nahe treten, müssen Sie wissen, aber ich könnte Ihnen allerhand erzählen. Bei mir läuft momentan nämlich einiges schief.“

Ich zögerte. Sollte ich tatsächlich mit einem Patienten Kaffee trinken gehen? Das war mir noch nie zuvor in den Sinn gekommen, und es entsprach auch keineswegs meinen Prinzipien. Aber was war schon dabei? Natürlich war ich auch neugierig, welches Geschichterl er mir heute präsentieren würde.

Da ich für den Nachmittag nichts Besonderes vorhatte und auch meinen Plan, dem Gärtner bezüglich Vaterschaft auf den Zahn zu fühlen, vorerst auf Eis gelegt hatte, stimmte ich schließlich zu.

Ich behandelte Herrn Magister Fürst ohne noch etwas zu sagen fertig, er ließ die Prozedur stillschweigend über sich ergehen, dann schloss ich meine Praxis und wir setzten uns in das kleine Café gegenüber der Ordination und bestellten zwei Cappuccino.

„Mein Sohn ist hin“, fing er das Gespräch an.

Hatte ich richtig gehört?! Mir kippte die Kinnlade nach unten und ich sah ihn an, als sei er soeben einem Ufo entstiegen.

„Also die Wachsfigur von meinem Sohn, natürlich“, stellte er klar, als er mein Entsetzen bemerkte. „Es fing alles gestern Abend so gegen neun Uhr an. Da läutete jemand Sturm bei mir. Normalerweise bekomme ich um diese Zeit keinen Besuch mehr, müssen Sie wissen. Ich bekomme, um ehrlich zu sein, überhaupt nur selten Besuch.“

Er räusperte sich, ehe er fortfuhr: „Ich öffnete also die Tür und stellte fest, dass meine Schwiegertochter davor stand. Mich wunderte, weshalb sie zu so später Stunde gekommen war. Normalerweise ist Lydia, so heißt sie, eine absolut sanftmütige Frau, müssen Sie wissen, aber gestern bemerkte ich gleich, dass etwas nicht stimmte. Sie begrüßte mich nämlich nicht einmal, was überhaupt nicht zu ihr passt. Stattdessen brüllte sie: >Wo ist das Schwein? < Und da bemerkte ich natürlich sofort, dass sie ziemlich betrunken war. >Welches Schwein? <, fragte ich irritiert nach, >ich habe kein Schwein. < Da schubste sie mich einfach zur Seite und stürmte ins Innere des Hauses. >Dein Sohn ist ein Schwein! Genauso wie seine Mutter! <, schrie sie nun noch lauter als zuvor. >Ich bring ihn um! Dein Sohn und deine Exfrau, die gehören beide ausradiert! < Und dann riss sie jede Tür in meinem Hause auf, und als sie die Figur endlich entdeckte, war sie nicht mehr zu halten. Sie fiel wie eine Furie über meinen Sohn her und zerlegte ihn in kleinste Stücke. Und jetzt ist er hin.“

„Das tut mir leid“, sagte ich, um auch einen Beitrag zum Gespräch zu leisten. „Aber so schlimm ist das doch nicht, Sie können sich ja eine neue Wachsfigur von Ihren Freunden anfertigen lassen.“

„Natürlich haben Sie recht! Aber das ist ja noch lange nicht alles. Jetzt will sich Lydia scheiden lassen und das Haus behalten, das ich meinem Sohn finanziert habe.“

„So einfach wird das nicht sein, wenn das Haus Ihrem Sohn gehört“, warf ich ein.

„Ich fürchte schon! Lydias Vater ist nämlich Rechtsanwalt“, erklärte er mir traurig, „und noch dazu kein schlechter.“

Jetzt wollte ich alles wissen, meine Neugier war nicht mehr im Zaum zu halten.

„Und warum will Ihre Schwiegertochter sich scheiden lassen? Und weshalb war sie so wütend?“, fragte ich deshalb.

„Das habe ich alles erst heute in der Früh erfahren. Nachdem Lydia die Wachsfigur zerlegt hatte, war sie nämlich so erschöpft, dass sie sich aufs Sofa warf und heulend einschlief. Ich bin heute nicht einmal zur Arbeit gefahren, müssen Sie sich vorstellen. Zum Glück kann ich mich auf meine Angestellten verlassen. Ich habe also in meiner Apotheke angerufen und gesagt, dass sie heute übernehmen müssen.“

Apotheker war er also, überlegte ich, aber ich ließ ihn weiter erzählen.

„Ich konnte doch das Häufchen Elend, das da auf meinem Sofa schlief, nicht einfach sich selbst überlassen. Und nachdem Lydia langsam aus ihrem Koma erwacht war, erzählte sie mir, dass Jaromir, so heißt mein Sohn, seit Wochen gereizt sei und nur noch mit ihr streite. Das passt eigentlich gar nicht zu ihm. Denn Jaromir bedeutet so viel wie >strenger Friede<, müssen Sie wissen. Der Name kommt aus dem Russischen. Ich habe den Namen extra nach der Bedeutung ausgesucht. Jodokus, das ist übrigens ein keltischer Name, bedeutet hingegen so viel wie >Kämpfer< oder >Krieger<. Und so einen Namen wollte ich meinem Kind nicht antun. Ich bin nämlich ein sehr friedliebender Mensch, müssen Sie wissen.“

„Das ist doch kein Scheidungsgrund“, warf ich ein. „Ein paar Streitereien kommen in den besten Familien vor. Deswegen lässt man sich doch nicht gleich scheiden.“

„Das habe ich Lydia auch gesagt. Und dann wollte ich sie mit einem delikaten Frühstück aufpäppeln. Sie war ja noch immer völlig neben der Spur. Während sie aß, erzählte sie mir die ganze Wahrheit.“

„Und die wäre?“, bohrte ich nach.

„Jaromir hat seit Wochen eine Affäre.“

„Und wie ist Lydia dahintergekommen, dass sie betrogen wird?“, erkundigte ich mich weiter.

„Das weiß ich nicht“, sagte mein Gegenüber traurig. „Aber ich werde es herausfinden! Sie müssen wissen, ich bin nicht unbedingt der Typ, der anderen ihre Geheimnisse aus der Nase zieht. Aber wenn Sie meinen, dass es wichtig ist, werde ich es herausfinden, das verspreche ich Ihnen.“

Das war wieder typisch Mann. Auf die wirklich essentiellen Dinge im Leben vergaßen Männer einfach. Sie kamen nicht auf die Idee, Fragen zu stellen, die ihnen nicht relevant erschienen. Vielleicht war ja alles nur ein Missverständnis und von Betrug konnte keine Rede sein.

„Ich denke, das sollten Sie wirklich in Erfahrung bringen“, sagte ich aus diesem Grund, „vielleicht ist alles ganz harmlos und morgen sieht die Welt wieder viel freundlicher für Sie, Ihren Sohn und Ihre Schwiegertochter aus.“

Meine Neugierde war aber noch immer nicht gestillt, deshalb forschte ich weiter:

„Und dass Lydia Ihren Sohn mit Ihrer Exfrau verglichen hat, bedeutet, dass sie auch eine Affäre hatte? War das der Grund für Ihre eigene Scheidung?“

„Ja, aber was das Schlimme an meiner Situation war: Meine Frau hatte eine Affäre mit meinem jüngeren Bruder. Mit ihm lebt sie jetzt auch zusammen.“

Er rührte nachdenklich in seiner Tasse.

„Wissen Sie, wenn meine Exfrau irgendeinen anderen Kerl gehabt hätte, wäre es schon schlimm genug gewesen. Aber dass sie ausgerechnet Jakob, meinen geliebten Bruder, zu dem ich immer ein sehr inniges Verhältnis gehabt hatte, dass sie ausgerechnet ihn verführte, das konnte ich ihr nicht verzeihen. Die beiden haben durch diese Affäre nicht nur unsere Ehe zerstört, sondern auch eine ganze Familie gespaltet. Denn natürlich konnte ich Jakob auch nicht mehr in die Augen blicken. Wir haben seither keinen Kontakt mehr. Und auch Jaromir will nichts mehr mit seinem Onkel zu tun haben. Wenn seine Mutter ihn sehen möchte, verabredet er sich nur in Kaffeehäusern oder Restaurants mit ihr. Ihre Wohnung betritt er nicht mehr, aus Angst, er könnte dort auf Jakob treffen. Dabei war mein Bruder sogar der Taufpate meines Sohnes und sein Lieblingsonkel.“

Er seufzte, ehe er fortfuhr:

„Ja, und ich war nach diesem Betrug so tief verletzt, dass ich die Wochen danach aus Frust nur noch aß und aß und aß. Es war schon immer eine dumme Angewohnheit von mir, Kummer durch übermäßiges Essen zu kompensieren. Aber so verletzt wie damals, als mich meine Frau verließ, um mit meinem Bruder zusammen sein zu können, war ich vorher noch nie gewesen. Ich hatte das Gefühl, niemals in meinem Leben wieder jemandem vertrauen zu können.“

Abermals seufzte er: „Und nun wissen Sie auch, warum ich so rund bin, liebe Frau Geiger. Diesen Frustspeck möchte ich jetzt gerne loswerden. Aber wie soll das gehen, wenn mir nun mein Sohn Sorgen bereitet?“

„Sie sind doch auf dem besten Weg“, versuchte ich ihn zu trösten. „Und die Probleme, die Ihr Sohn verursacht, dürfen Sie nicht so nahe an sich heran lassen.“

Er rührte jetzt wieder in seiner Kaffeetasse, die inzwischen fast leer war.

„Jetzt habe ich Ihnen so viel über mich erzählt, und von Ihnen weiß ich nur, dass Sie die attraktive Exfrau meines Hausarztes sind. Erzählen Sie mir doch auch von sich! Haben Sie auch Kinder?“

„Ja, ich habe drei Töchter, zwei davon sind echte Vorzeigekinder“, begann ich. „Sunny, meine Jüngste, ist schrecklich seriös. Sie unterrichtet Französisch und Englisch und wohnt mit ihrem Partner in einem Reihenhaus am Stadtrand. Und Maggy, meine Älteste, ist Ärztin. Sie möchte einmal die Praxis ihres Vaters übernehmen. Derzeit arbeitet sie als Assistenzärztin in einem Krankenhaus. Natürlich ist sie auch in festen Händen. Ihr Freund und sie leben in einer Eigentumswohnung im Südwesten der Stadt. Ich habe wirklich allen Grund, auf die beiden stolz zu sein. Sie haben ihr Leben fest im Griff.“

„Und Ihre andere Tochter?“

„Nele ist mein Sandwichkind. Sie ist viel herzlicher und liebevoller als ihre Schwestern. Aber sie bereitet mir immer wieder Kummer. Sie wechselt die Jobs wie andere Leute ihre Wäsche, sie bringt nichts, was sie angefangen hat, zu Ende, und jetzt macht sie mich zur Großmutter und will den Namen des Kindsvaters um keinen Preis bekannt geben.“

„Ich kann gut verstehen, dass Ihnen dies Sorgen bereitet“, meinte er, „aber vielleicht können Sie ja den Kindsvater ausfindig machen.“

„Das habe ich schon probiert. Aber mein erster Versuch ist leider ein Schuss nach hinten gewesen. Ich habe mich dabei in eine wirklich blamable Situation hinein manövriert“, gestand ich ihm. Details, was meinen Auftritt bei Nele betraf, verschwieg ich natürlich, und der Rollmops war taktvoll genug, um nicht nachzufragen.

„Ich verstehe“, sagte er wissend, „aber Sie sollten nicht aufgeben. Und vor allem: Lassen Sie sich Ihre Vorfreude auf das Enkelkind dadurch nicht verderben! Es ist doch wirklich etwas Wunderbares, wenn neues Leben in die Familie kommt. Und das Wichtigste ist, dass der junge Erdenbürger von der Mutter und den anderen Familienmitgliedern geliebt wird, nicht wahr?“

Abermals rührte er in seiner fast leeren Tasse. Und etwas umständlich informierte er sich weiter:

„Sie müssen wissen, ich bin normalerweise nicht der Typ, der viel fragt. Aber mich würde schon interessieren, warum Sie sich von Ihrem Mann getrennt haben. Ich meine, der Herr Doktor ist doch ein sympathischer Kerl, auch wenn er immer wieder über mein Gewicht witzelt. Wissen Sie, auf die Idee, dieses T-Shirt anfertigen zu lassen, hat mich Ihr Exmann gebracht – natürlich ohne dass er das weiß.“

Demonstrativ zeigte er auf den Aufdruck, der sein Kleidungsstück zierte.

Sollte ich ihm wirklich meine Geschichte präsentieren? Aus Verlegenheit musste ich schmunzeln. Ich hatte das Problem „Heinz“ zwar schon des Öfteren mit Freundinnen durchdiskutiert, einem anderen Mann hatte ich mich aber noch nie anvertraut.

„Also gut“, fing ich an, „meine Ehe mit Heinz war schon lange nur durchschnittlich gewesen. Ich hatte ihn zwar einst aus Liebe geheiratet, wie man so schön sagt. Aber Heinz ist leider kein monogam veranlagter Mann. Es gab immer wieder Affären, die ich ihm mehr halbherzig denn aus Überzeugung verzieh. Als er dann aber ein Verhältnis mit seiner Sprechstundenhilfe begann und sich nicht einmal mehr Mühe gab, es vor mir geheim zu halten, fühlte ich mich so kompromittiert, dass ich die Konsequenzen zog.“

Jetzt rührte ich aus Verlegenheit mit gesenktem Blick in meiner halbleeren Tasse.

„Und nun will er diese Tussi auch noch heiraten“, fügte ich meinen Ausführungen ein wenig nachdenklich hinzu.

„Ist das dieselbe Frau, die noch immer im Vorzimmer der Praxis arbeitet? Diese affektierte Puppe mit den roten Lippen, dem schwarzen Outfit und den Neon-Schuhen?“ forschte der Rollmops nach.

Ich nickte.

„Das müssen Sie unbedingt verhindern! Die Frau ist ja nicht zurechnungsfähig. Und strohdumm ist sie noch dazu“, steigerte er sich jetzt in die Sache hinein.

„Das ist doch egal“, sagte ich matt. „Ich glaube zwar auch nicht, dass er glücklich mit ihr wird, aber das ist jetzt wirklich nicht mehr meine Angelegenheit.“

„Sie schadet der Arztpraxis! Wissen Sie das? Wenn ihr jemand nicht zu Gesicht steht, kann sie richtig despektierlich sein. Mich hat sie zum Beispiel zehn Minuten warten lassen, als ich mich anmelden wollte. Und das nur, weil sie mit einer Freundin telefonierte und dabei ihre Nägel manikürte. Dann hat sie meine Daten eine halbe Ewigkeit in der Kartei gesucht. Und als ich schließlich einwarf, wenn ich denn in der Kartei nicht zu finden sei, so möge sie doch im Computer nach mir suchen, hat sie so laut, dass ich jedes Wort verstehen konnte, vor sich hingemurmelt: >Es geht dich einen feuchten Kehricht an, wo ich suche, du kleiner, fetter Scheißer<. Ich habe wahrlich Humor und weiß, dass ich rund bin. Ich kann auch durchaus damit leben, dass es Menschen gibt, die über Dicke witzeln. Aber wenn jemand derart überheblich beleidigt, fällt es mir schwer, die Contenance zu wahren.“

„Tja, so ist sie, die liebe Frau Si’arsch“, stimmte ich ihm zu. (Der Knacklaut musste einfach sein!)

Der Rollmops schien aber mit der Sache noch nicht fertig zu sein:

„Eine ältere Dame, die ein wenig Angst vor dem Arztbesuch hatte, hat sie auch beleidigt, müssen Sie wissen. Das habe ich selbst gehört. >Nun regen Sie sich nicht so auf, Muttchen! Wenn Sie hier einen Herzinfarkt bekommen, haben wir die Scherereien< hat sie gesagt. Diese Frau gehört weg! Sie gehört weg aus der Arztpraxis und sie gehört weg aus dem Leben des Doktors! Sie müssen etwas unternehmen! Nein: Wir müssen etwas unternehmen! Ich habe sogar schon eine vage Idee!“

Seine Stimme überschlug sich fast vor Begeisterung. Aber ich winkte ab:

„Lassen Sie das lieber bleiben!“

Und nachdem ich mich vergewissert hatte, dass meine Tasse leer war, verlautbarte ich bestimmt: „Ich denke, es ist jetzt Zeit für mich, nachhause zu gehen.“

Ich wollte schon aufstehen und meinen Blazer, den ich wieder einmal einer gehörigen Wallung wegen abgelegt hatte, anziehen, da räusperte sich der Rollmops und ergriff abermals das Wort:

„Da wäre noch etwas.“

Ich sah ihn fragend an.

„Wie Sie wissen, heiraten meine Freunde Max und Herbert demnächst. Ich habe Ihnen doch vergangene Woche von den beiden erzählt. Der Termin ist bereits fixiert worden. Das große Fest findet am fünften Juli statt. Jetzt ist es aber so, müssen Sie wissen, dass sie Gäste nur in Begleitung erwarten. Ich habe aber niemanden, mit dem ich dort hingehen könnte. Da habe ich mir gedacht, vielleicht würden Sie so liebenswürdig sein und mit mir dieser Veranstaltung beiwohnen. Ich will Ihnen mit dieser Bitte natürlich nicht zu nahe treten, müssen Sie wissen. Aber möglicherweise könnten Sie wenigstens darüber nachdenken. Es wäre mir eine große Freude, wenn ich Sie als meine Gesellschaft mitnehmen könnte. Es sei denn, Sie haben an diesem Tag schon etwas anderes vor.“

Er sah mich so erwartungsvoll an, dass ich es nicht über das Herz brachte, ihm einen Korb zu geben. Deshalb versprach ich ihm:

„Gut, ich denke darüber nach. Aber jetzt muss ich wirklich gehen. Wir sehen uns nächsten Montag in meiner Praxis. Und vergessen Sie nicht, Ihrer Schwiegertochter noch einmal auf den Zahn zu fühlen. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass alles nur ein großes Missverständnis war und das, was Ihnen Lydia erzählt hat, nur auf einem Verdacht beruht.“

Ich schnappte meinen Blazer und verließ das Lokal so rasch, als ob ich auf der Flucht wäre.

Er ist schon ein komischer Kauz, der Herr Apotheker“, dachte ich, als ich über die Straße zurück zum Parkplatz vor der Praxis eilte, um meinen Smart zu holen. Aber irgendwie war er mir sympathisch. Sehr sogar.


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