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Über das Fesseln

Beginnen wir mit dem Fesseln, im Fachjargon »Bondage« genannt, schließlich führt dieses Buch ja das Wort »Fesselsex« im Untertitel. Den Partner bzw. die Partnerin hilflos zu machen – und dann gegebenenfalls genussvoll zu vernaschen – kann für beide Beteiligte einen großen Reiz ausüben. Das Fesseln ist der Einstieg in das Spiel um Macht und Ohnmacht. Fesseln haben eine durch und durch entlastende Wirkung: Dem oder der Gefesselten wird durch das Binden ein Recht auf Widerstand eingeräumt – andernfalls müsste man ihn oder sie ja nicht fixieren – und gleich wieder genommen. Nach meiner Erfahrung wirkt Bondage deshalb als Einstieg ungemein entspannend – so es sich um ein vertrautes Paar handelt. Im Falle eines Maskierten, der sein Opfer mitten im Wald an einen Baum kettet, könnte die Gemütslage ohne weiteres anders gelagert sein … doch das ist ein ganz anderes Kapitel, wenn auch zumindest in der Phantasie ein anregendes.

Bevor ich auf die Technik des fachgerechten Verschnürens eingehe, möchte ich einige Bondage-Utensilien in den virtuellen Raum stellen.

Da sind zuerst einmal Seil und Kette. Seile gibt es zuhauf, aber nicht alle sind für den Zweck, einen geliebten Menschen zu verschnüren, gleichermaßen geeignet. Zwei Hauptgefahren gehen vom Seil aus: Wenn es elastisch ist, dann schnürt es die Gliedmaßen zu stark ab, bzw. die Einschnürung ist schwer zu kontrollieren. Die Knoten von elastischen Seilen können sich zudem so weit zuziehen, dass sie kaum mehr zu öffnen sind; und Seile können durch Reibung Brandverletzungen hervorrufen, was allerdings auch und in erster Linie eine Frage der Handhabung ist: Gerade bei langen Seilen passiert es sowohl beim Fesseln, aber auch beim Entfesseln, dass man längere Seilstrecken zu schnell an der Haut entlang zieht – bis man weiß, dass dadurch recht schmerzhafte Brandwunden erzeugt werden können …

Die Art des Seils hängt sicherlich nicht zuletzt von den Vorlieben und Prägungen der Nutzer ab – und natürlich ist es auch eine Stilfrage, ob japanischer Hanf, Baumwolle oder Polypropylenseil aus dem Baumarkt verwendet wird. Letzteres ist ohne weiteres praktisch: Es kann in der Waschmaschine gewaschen werden, die Enden können mit dem Feuerzeug angeschmolzen werden, damit sie nicht ausfransen, und wegen seines geringen Preises kann es bedenkenlos zerschnitten werden, falls mal etwas schiefgehen sollte. Und es ist überall in verschiedenen Farben und Stärken zu haben.

Der Durchmesser des Seils sollte am besten acht Millimeter betragen, zur Not auch nur sechs. Kleinere Seildurchmesser erzeugen eine höhere Flächenpressung und schnüren also stärker ein, größere Durchmesser, also ab zehn Millimetern aufwärts, mögen zwar martialischer aussehen und auch fotogener sein, aber die Handhabung ist deutlich schwieriger, die Knoten werden beispielsweise sehr dick, Überkreuzungen tragen stark auf.

Nun stellt sich die Frage, wie viel Seil benötigt man, und in welchen Längen wird es gebraucht? Vorweg: Man braucht immer mehr Seil, als man anfänglich annimmt; etwa 60 Meter sind eine ganz brauchbare Ausstattung, um einen Menschen anregend zu verschnüren.

Es ist hilfreich, einige kurze Stücke zu haben, also von zwei Metern Länge, aber das Gros der Seile sollte zwischen vier und fünf Metern liegen, ein oder zwei längere Seile mit sechs oder acht Metern sind zusätzlich ein Gewinn, aber deren Handhabung wird dann entsprechend komplizierter.

Verlassen wir nun das Thema Seil und kommen zur Kette, dem Symbol der Sklaverei schlechthin. Die Kette ist geradezu prädestiniert zur Dauerhaltung, einfach, weil man sie nicht durchnagen kann … und jemanden »in Ketten zu legen« entbehrt nicht einer gewissen Theatralik. Aber auch wenn es Jean de Berg in ihrem Buch »L’image« (»Das Bild«) anders darstellt – sie beschreibt ein System aus feingliedriger Kette, Ring und Haken – eine Kette alleine ist nicht oder nur bei ganz Hartgesottenen geeignet, einen Menschen zu fixieren. Die Druckstellen, welche die Kettenglieder wegen ihrer geringen Auflagefläche und ihrer Steifheit an menschlichen Gelenken erzeugen können, lassen die Verwendung von Schellen oder Manschetten geraten sein. Um diese mit der Kette zu verbinden, braucht es Karabinerhaken. Ketten und Haken gibt es ebenfalls in allen Größen im Baumarkt zu kaufen. Auch hier stellt sich die Frage nach der Größe der Glieder. Zu groß dimensionierte Ketten sind schwer und sehr unhandlich. An den viel zu großen Ketten, die ich in meiner Anfangszeit im Eisenwarenhandel gekauft habe, hängt in der Garage jetzt jedenfalls der Canadier …

Die Festigkeit von Stahlketten mit verschweißten Gliedern erfordert keine großzügige Dimensionierung, um einen Menschen zu bändigen. Ein guter Kompromiss zwischen Leichtigkeit und martialischem Aussehen bieten in meinen Augen Kettenglieder mit drei Millimetern Drahtstärke und einer Gliederlänge von zweiundzwanzig Millimetern.

Blanke Stahlketten rosten. Die meisten Ketten sind deshalb verzinkt. Ich würde meine Hand nicht ins Feuer legen, dass die Oberflächenbehandlung keine Allergien auslöst, wenn sie beispielsweise mit Schleimhäuten in Verbindung kommt (Stichwort »Schrittfesselung«). Edelstahlketten sind zwar doppelt bis dreifach so teuer wie die verzinkten, sind aber im Bezug auf Allergien wesentlich unkritischer. Da der Bedarf an Ketten für Bondage nach meinem Dafürhalten geringer ist als an Seilen, ist der Mehrpreis nicht wirklich relevant.

Ich mag Ketten eigentlich nicht.

Das hat mehrere Gründe: Der Kreativität sind bei Bondage mit Ketten eher Grenzen gesetzt als mit Seil. Sie sind zudem absolut unnachgiebig und können erhebliche ungewollte Schmerzen erzeugen, wenn man beispielsweise darauf zu liegen kommt, eine Situation, die im Eifer der gelebten Sexualität bisweilen auftritt.

Ketten sind zwar sehr stabil, fesseln aber nur so gut wie ihre Verschlüsse: Nicht umsonst wurden die Ketten im Mittelalter regelmäßig von gehässig aussehenden Schmieden mit den Halsringen vernietet. Heute wäre für jede Verbindung stattdessen ein kleines Vorhängeschloss nötig, also etwa vier bis acht Stück, jeweils mit den entsprechenden Schlüsseln – ansonsten ist die Fixierung nur eine Farce.

Und Ketten sind laut. Das Rasseln hat eine sehr durchdringende Frequenz; vor allem wenn es als Körperschall über Wandhaken in das Gebäude eingeleitet wird, ist es über mehrere Stockwerke hinweg zu hören.

Wie bereits erwähnt, werden Ketten mit Schellen oder Manschetten kombiniert. Tatsächlich werden im Internet, sogar relativ günstig, metallene Hand- und Fußfesseln angeboten, die vom Aussehen her in etwa den Sklaven- und Mittelalterfesseln entsprechen. Optisch reizvoll, haben sie in der praktischen Verwendung allerdings dieselben Nachteile wie Ketten: die Unnachgiebigkeit. Hinzu kommt noch ein anderer Effekt: Da die Kette weit außermittig an der Schelle angreift, entsteht bei bestimmten Winkeln des Zuges ein Kippmoment, welches die Kante der Fessel in das umschlossene Glied hineindrückt.

Diese Nachteile haben Ledermanschetten nicht. Es gibt sie in vielen Variationen und Preisklassen für Hand- und Fußgelenke, sowie Halsbänder, teils mit Schnallen- teils mit Klettverschlüssen, und bei manchen werden die Manschetten direkt mit dem Karabinerhaken verschlossen, der die Kette an ihr fixiert. Der Punkt, den es zu beachten gilt, ist die relativ geringe Festigkeit der Manschetten. Sie sind mehr oder weniger sorgfältig genäht und eigentlich nicht dafür ausgelegt, das Körpergewicht zu tragen, auch wenn sie sehr stabil aussehen. Ansonsten sind sie weitgehend unproblematisch.

Natürlich gibt es noch viele weitere Utensilien, mit denen gefesselt werden kann, doch davon mehr nach dem Werbeblock.

Schlag mich! Fessel mich! ... aber mach es richtig'!

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