Читать книгу Schlag mich! Fessel mich! ... aber mach es richtig'! - Gerwalt - Страница 8

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Hochzeitstag

»Ruth? Bist du da?«

Joseph stand einen Augenblick unschlüssig im Flur, in der einen Hand die Aktentasche, in der anderen den Blumenstrauß, den er eben noch schnell an der Tankstelle gekauft hatte.

Er horchte, aber es kam keine Antwort.

Also stellte er die Aktentasche unter der Garderobe ab und ging, den Blumenstrauß verspätet von seinem Cellophanpapier befreiend, durch die Stube in die Küche, aber auch dort war Ruth nicht. Sie hätte sonst auch Antwort gegeben. Joseph warf das Papier in den Mülleimer, und einen Augenblick lang war er ratlos. Er selbst hätte den Hochzeitstag, ihren 26., beinahe vergessen, aber bei Ruth war das nicht anzunehmen.

Eigentlich hätte er erwartet, dass sie etwas gekocht hätte oder ihn zumindest etwas sorgfältiger als sonst gekleidet – nicht dass sie etwa nachlässig gewesen wäre – aber immerhin mit etwas mehr Schick angezogen erwartet hätte, damit sie zum Essen hätten ausgehen können. Die Entscheidung, zu Hause oder im Gasthaus zu essen, überließ er gewöhnlich ihr, wollte er ihre Kochkünste doch nicht in Frage stellen. Tatsächlich kochte Ruth sehr gut, und er aß ihr Essen immer gerne; es ging ihm mehr um die Arbeit, die sie durch das aufwendige Zubereiten hatte. Er wollte sie zu nichts zwingen.

Josephs Gedanken waren ihm entglitten, und er musste sich eingestehen, dass er jetzt unruhig war.

Sicherlich gab es 1000 Gründe, warum Ruth nicht da war, vielleicht hatte sie etwas vergessen zu kaufen und war schnell in den Ort zu dem kleinen Supermarkt gefahren.

Doch ihr Auto stand draußen, das konnte also nicht sein.

Wäre sie unvorhergesehener Weise weggerufen worden, beispielsweise weil ihrer Mutter etwas geschehen wäre, dann hätte sie ihm gewiss eine Nachricht hinterlassen, in der Firma angerufen. Ein Handy besaß er ja nicht, aus Überzeugung, doch in solchen Augenblicken …

Vielleicht – Joseph wurde unbehaglich – hatte sie ja die Koffer gepackt und ihn grußlos verlassen?

Er konnte sich zwar nicht vorstellen, weshalb, ihre Ehe war jetzt nicht direkt unglücklich, wenn auch zu einer eigentlich an Langeweile grenzenden Ruhe gekommen – aber zu gehen, ohne Nachricht, ohne vorherige Auseinandersetzung, sozusagen ohne Abmahnung einfach zu gehen, das sähe Ruth nun wirklich nicht ähnlich.

Joseph dachte nach, warum er die Möglichkeit, Ruth könnte ihn verlassen haben, überhaupt in Erwägung zog.

Weil …

Sie hatte ihm tatsächlich eine Nachricht hinterlassen. Ein Zettel auf dem Küchentisch.

»Im Stall« stand da, in Ruths nicht sehr sauberer Handschrift. Ruths eigenwillige und kaum leserliche Schrift überraschte Joseph immer wieder. Eigentlich passte sie nicht zu ihr; Ruth war ein ordentlicher und in gewisser Weise geradezu schöngeistiger Mensch.

»Im Stall« …

Joseph war 53 Jahre alt, arbeitete seit langem in der Qualitätssicherung, was ihn mit der Zeit vielleicht ein wenig pedantisch hatte werden lassen, aber er war es auf der anderen Seite immerhin gewohnt, komplexe Situationen schnell und zutreffend zu analysieren.

Jetzt im Augenblick schrillten bei ihm alle Alarmglocken.

Er und Ruth, nun, höflichkeitshalber »Ruth und er« hatten sich, nachdem die Kinder aus dem Haus gewesen waren, den kleinen Bauernhof außerhalb des Dorfes gekauft, von einem Nebenerwerbslandwirt, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Ein kleines Anwesen mit einem schönen Bauerngarten davor, Wohnhaus und Scheune im selben Baukörper vereinigt und dem Wohngebäude gegenüber ein kleiner Schuppen, der früher einmal Schweine- und Ziegenstall gewesen sein mochte. Doch das war wohl schon so lange her, dass weder er noch Ruth den Schuppen als Stall wahrgenommen hatten, jedenfalls hatten sie dieses Wort nie im gemeinsamen Gespräch benutzt.

Warum sprach sie nun von »Stall«?

Und warum war ihre Schrift auf dem Zettel womöglich noch krakeliger als sonst?

Einen irrwitzigen Augenblick lang dachte Joseph daran, dass Ruth sich etwas angetan haben könnte. Im Stall erhängt. Tat man das gewöhnlich nicht dort?

Joseph versuchte ruhig zu bleiben, wiewohl er schon im Eilschritt nach draußen über den Hof ging. Er schaffte es, seine Schritte zu zügeln und blieb einen Augenblick vor der Tür des Schuppens stehen, bevor er sie langsam öffnete.

»Bist du da, Ruth?«

Sie gab ihm keine Antwort, doch er wusste, dass sie da drinnen war. Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten.

Dann sah er sie.

»Hallo Ruth«, sagte er schließlich und stützte die Ellbogen auf die Brüstung des Schweinekobens. Sie hatte den Verschlag, der vorher voller Gerümpel gewesen war, ausgeräumt und eine Decke auf dem Boden ausgebreitet. Auf der kniete sie jetzt.

Joseph hatte tatsächlich Schwierigkeiten gehabt und hatte sie auch jetzt noch, die Frau auf der Decke, dieses Wesen, als seine Ruth zu identifizieren, als die Frau, mit der er seit 26 Jahren verheiratet war.

Sie trug jetzt eine lederne Augenbinde, zudem war ihr ganzer Kopf von einem Ledergeschirr umschlossen. Ein gummierter Ball zwängte ihre Lippen weit auseinander. Ihr Oberkörper wurde von einer Art Korsage umfangen, die …

Nun gut, Ruth trug ein eng geschnürtes ledernes Unterbrustkorsett und Overknees, beides in Schwarz.

Woher weiß sie?, dachte Joseph, doch dann dämmerte ihm, dass Ruth einfach seinem Internetverlauf gefolgt sein musste.

Ich Idiot, dachte er, ich dämlicher Hund; sie ist doch auch nicht von gestern. Und neulich war erst so ein IT-Kerl da, weil der PC zusammengebrochen war …

Gut. Nun kniete sie hier.

Eine bizarre, aber nicht unbedingt bedrohliche Situation.

Er schaute sie an. Sie kniete reglos, ihm zugewandt, die Arme hinter dem Rücken verschränkt oder dort gar mit Handschellen gefesselt. Sein Blick schweifte über ihren vertrauten Körper, der ihm nun fremd schien, in dieser bizarren Aufmachung, die doch zu einer ganz anderen Welt gehörte, in eine Welt des heimlichen Schauens, des Suchens und Wegklickens …

Ihre Brüste, schon immer von einer irgendwie altmodischen Form, nicht so halbkugelig wie die Models im Internet, sondern solide spitz zulaufend und in einer konturierten Nippelform endend, hatten sich über die Jahre eigentlich kaum verändert.

Bauch und Taille hingegen hatte sie mit dem Korsett nun schamlos geschönt, wiewohl er nicht hätte sagen können, dass die kleine Halbkugelform ihres Unterbauches ihn gestört oder abgestoßen hätte. Die Overknees verbargen leider ihre Beine, die doch schlank und ansehnlich waren und es deshalb nicht verdienten, versteckt zu werden; das würde er ihr noch erklären müssen.

Ihr erklären?, dachte er. Meine keusche Ruth kniet als Hure, als Fickpony im Saukoben, und du willst ihr erklären, dass sie künftig auf Overknees besser verzichten soll?

Das Irreale der Situation brachte ihn aus dem Gleichgewicht.

Einen Augenblick lang überlegte er, wo sie die Sachen wohl herhatte, hier auf dem Dorf, aber es war naheliegend: Sie hatte im Internet bestellt.

Und das ziemlich umfangreich. Vor ihr lagen, auf der Decke ausgebreitet, Gerten, Rohrstöcke, Dildos, Buttplugs und Klammern, Gleitgel, Handschellen und Ledermanschetten für Hand- und Fußgelenke, all jene Dinge, die ihm aus dem Netz vertraut waren, nicht jedoch in der Realität.

Nicht im Zusammenhang mit Ruth.

Tut sie das nur mir zuliebe? Hat sie Angst, mich zu verlieren?

Er hätte nicht geglaubt, dass sie noch so sehr an ihm interessiert war, sich derartig zu verbiegen, sich derartig anzubieten, sich so zur Schau zu stellen.

Er ging jetzt langsam in den Koben hinein. Sie hörte ihn und sie zitterte ein wenig. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste ihr sacht die Stirn. Ruth gab ein leises Geräusch von sich, ein langes Ausatmen durch die Nase. Er hatte gesehen, was er sehen wollte: Ihre Hände waren nicht gefesselt. Nun hob er einen großen Silikondildo auf.

»Steck das hier in deine Möse.«

Er ging wieder hinaus, lehnte sich an die Brüstung und sah zu.

Ruths Finger tasteten jetzt den Dildo ab, den er ihr in die Hand gegeben hatte. Da Harness1 und Augenbinde ihr Gesicht völlig entstellten, gelang es Joseph nicht, ihre Miene zu lesen.

Mit langsamen Bewegungen erhob sie sich zuerst, dann legte sie sich auf den Rücken und spreizte die Schenkel, bot ihm gleichsam ihren Unterleib dar. Erst jetzt registrierte er, dass sie sich die Scham rasiert hatte, ein Anblick, der ihn eigenartig berührte, war er ihren Busch doch als selbstverständlichen Teil von ihr gewohnt gewesen.

Ruth zwängte die massive Spitze des Kunstgliedes in ihre Scham, die enthaarten Lippen wurden weit auseinandergedrängt. Während sie das Glied immer tiefer in sich hineindrückte, stieß sie ein langgezogenes, durch den Knebel gedämpftes Wimmern aus.

Joseph nickte befriedigt. Doch in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er gerade jetzt dieselbe Rolle wie im Internet eingenommen hatte; er war ein Zuschauer.

Und mit einem Mal erkannte er, dass auch Ruth dem Drehbuch verschiedener Videoclips gefolgt zu sein schien.

Doch dies hier war nicht das Internet.

Er ging wieder in die Schweinebox hinein.

<Action>

Er nimmt sie am Oberarm und zieht sie in die Höhe. Ihre Stiefel haben Plateausohlen und sehr hohe Absätze, sie schwankt ein wenig; sie ist solche Schuhe nicht gewohnt. Er stößt sie gegen die Brüstung des Kobens und dreht sie herum, bis sie mit dem Becken gegen die Holzwand lehnt und sich vornüber beugt. Ihr breiter Hintern ist durch diese Stellung ganz straff gezogen und überaus einladend in seiner weißen Nacktheit. Er nimmt jetzt einen der Rohrstöcke in die Hand.

Der erste Schlag war wohl deutlich zu heftig, sie brüllt, verliert das Gleichgewicht und fällt in die Schweinebox zurück auf den Boden. Er richtet sie wieder auf und zwingt sie in die vorige Position. Sie ist nun völlig verkrampft, aber sie wehrt sich nicht.

Die Haut auf ihrem Hinterteil ist an einer Stelle aufgeplatzt, ein langer, tiefroter Striemen zieht sich quer über die Hinterbacke.

Er mäßigt sich, schlägt nun verhaltener, fast spielerisch.

Jedes Mal, bevor er zuschlägt, scheint sie den Stock schon zu erahnen und verkrampft sich. Wenn er sie dann trifft, gibt sie ein abgehacktes Stöhnen von sich, das er gerne hört. Es ist keine Auflehnung in diesem Stöhnen, kein Zorn, kein Trotz. Auch keine Lust. Nur Schmerz.

Schmerz, den sie für ihn erleidet.

Er macht weiter, schlägt nun schneller, flüssiger, und ihre Einzelschreie verschwimmen zu einem langgezogenen Jammern. Er fühlt sich gut, aufgesogen in eine andere Welt, in einen perfekten Augenblick.

Der Stall, die Frau im Fetischoutfit, ihr Schmerz, ihre Hingabe, seine Macht.

Er greift ihr von hinten in den Schritt, und sie ist feucht.

Unvermittelt wird er zornig.

Der Augenblick ist perfekt, das ist wahr, aber warum jetzt erst?

Die ganzen vergeudeten Jahre zünden einen spontanen Hass in ihm.

»Sie hat mir nie gesagt, dass sie eine Hure ist«, denkt er wütend. »Ich habe mich vor dem Bildschirm wundgewichst, und sie ist eine Hure. Gott, was für eine dumme, verlogene Existenz!«

Er denkt an Ruth, die kluge Hausfrau, die Kuchen backende Nachbarin, die Barbour und Tweed liebende Landfrau, und sieht nun die Ponyhure vor sich, entpersonalisiert, geil und unterwürfig.

Er kocht.

Zieht sich aus und dann Ruth.

Weg mit dem Korsett, weg mit den Overknees!

Weg mit dem Kopfgeschirr, der Augenbinde, dem Knebel!

Weg mit der Maskierung!

Ruth ist verstört. Augen und Mund fest zusammengepresst, lässt sie sich wie ein auf dem Rücken liegender Käfer herumrollen, bis er sie ganz ausgezogen hat.

Er sieht zu ihr herunter; sie liegt auf dem Boden wie eine zerbrochene Puppe, nackt und entsetzlich hilflos. Er wirft sich auf sie, dringt in sie ein und nimmt sie wie rasend.

Grimmig dreht er ihr Gesicht zu sich, küsst sie auf den Mund. Sie gibt nach, öffnet die Lippen und lässt seine Zunge in ihren Mund. Die Augen hat sie immer noch fest geschlossen.

»Sieh mich an!«

Einen Augenblick lang schlägt sie tatsächlich die Augen auf, findet seinen Blick, doch dann sieht sie sofort weg und schließt sie wieder.

Er ohrfeigt sie.

»Sieh mich an!«

Sie versucht es noch einmal, es gelingt ihr wieder nur für ein paar Sekunden.

Noch eine Ohrfeige; er spürt den Schlag bis in ihren Unterleib fahren.

»Lass gefälligst die Augen offen, du Hure!«

Sie hat es geschafft, sie sieht ihn an.

Sie weint, die Tränen laufen ihr die Augenwinkel herunter, aber sie sieht ihn an, während er sie fickt. Und er weiß jetzt, warum sie nicht gekonnt hatte. Sie ist nun völlig schutzlos, er kann in ihr Innerstes hineinsehen, durch diese großen, weit offenen rehbraunen Augen.

Sein Zorn ist weg, ganz weggeschwemmt von einer Welle aus Liebe, die er jetzt mit einem Mal empfindet.

»Ich liebe dich«, sagt er, und sie lächelt unter Tränen, ein Lächeln, so zerbrechlich wie ein …

… wie ein Schmetterlingsflügel.

Sie bewegen sich jetzt im Gleichtakt, das tun sie sonst nie, allerdings ohrfeigt er sie auch gewöhnlich nicht beim Ficken, sie bewegen sich also in einem neuen Gleichtakt, er fühlt, wie sich ihr Unterleib förmlich an ihn schmiegt, seinen Bewegungen folgt und sie weiterführt.

Alle Anspannung fällt nun von ihm ab, die Lüge, der Anspruch, das Müssen.

Er spürt nur sie, ihren weichen warmen Körper, und sich. Er ist ihr nahe.

Und dann, wie von selbst, löst sein Höhepunkt aus.

Er hatte sich auf den Rücken gedreht, immer noch in dem Saukoben, und hatte sie auf seinen Bauch gezogen. Sie lag nun auf ihm, nicht gerade leicht, aber leicht genug, und schmiegte ihre Wange an seine Brust. Mit sachten Fingern strich er ihr zärtlich über den schlanken Rücken.

Es gab so viel zu bereden.

»Warum hat sie mir nicht schon früher gesagt, dass sie das auch will?«

»Weil du sie nie gefragt hast, du Idiot.«

»Ich habe dir ein paar Blumen mitgebracht«, sagte er schließlich.

1 Harness: Ein Gebilde aus Lederriemen, das Oberkörper oder Kopf umfängt. Letztere Variante ist zumeist mit einem Knebel kombiniert. Anmerkung des Verfassers

Schlag mich! Fessel mich! ... aber mach es richtig'!

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