Читать книгу Casmilda's Gewinn durch Verlust - Gery Wolfsjäger - Страница 5

Kapitel 2 Sexuelle Neigungen

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Die Sonnenstrahlen verzogen sich langsam.

„Casmy, ich möchte noch ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Lass' uns zu dir nach oben gehen, ja?“

Casmilda konnte ein warmherziges Lächeln, unterstrichen von aufrichtig meinenden Augen im Gesicht ihres Gegenübers erkennen. Ohne zu fragen, warum Valy den Ortswechsel als wichtig empfand, nickte die junge Friseuse. Es erschien ihr zwar seltsam, plötzlich von einer Sekunde auf die andere in ihre Wohnung zu gehen, weil sie dafür keinen für sie ersichtlichen Grund finden konnte, aber sie wollte, dass es Valy wieder richtig gut ging. Casmilda warf noch einen letzten Blick auf die Rosenhecke, dachte kurz an Marco und ging schließlich mit Valy zum Lift. Sie fuhren nach oben. Casmy sperrte die Tür auf und sie setzten sich auf ihr Bett. In diesem Moment fiel es Casmilda wie Schuppen von den Augen. Ein Hauch von Sex lag in der Luft. Ihre weibliche Intuition würde sie nicht täuschen.

„Möchtest du einen Drink?“ fragte Casmy betont unwissend in Bezug auf die sexuelle Aura, was Valetta dazu veranlasste, ihr einen feurigen Blick zuzuwerfen.

„Nein danke, trinken möchte ich nichts“, entgegnete sie, während sie sich auf dem Bett ein wenig aalte. Casmy war nicht entgangen, dass die Betonung auf dem Wort „trinken“ ihr klarmachen sollte, was sie tatsächlich mit ihr vorhatte. Aber das ist doch absurd!, dachte sie bei sich. Ich kann nicht ihre Seelentrösterin sein und mich anschließend auf ein sexuelles Abenteuer mit ihr einlassen. Das passt einfach nicht zusammen. Plötzlich fiel ihr die Selbstverständlichkeit ihrer Einstellung Valetta gegenüber auf, mit der sie automatisch davon ausging, sexuelle Impulse von Valy wahrzunehmen, denn vielleicht täuschte sie sich ja. Sie blickte aus dem Fenster, die Arme starr mit den Handflächen nach unten auf die Matratze gepresst. Die innere Anspannung, sowie die Angst vor Zurückweisung ihres Körpers trieben ihr Schweißperlen auf die Stirn. Beim Geschlechtsverkehr mit einem Mann war sie kurz vor seinem Geschehen noch nie so nervös gewesen, auch nicht bei ihrem ersten sexuellen Akt.

Schließlich gestand sie sich auch ein, an Valettas Körper interessiert zu sein, und dieses ungewöhnliche, noch niemals gefühlte Phänomen mischte ein wenig Scham in ihre nervöse Geisteshaltung. Falls sie sich tatsächlich getäuscht hatte, und Valetta gar nicht mit ihr schlafen wollte, hatte ihr ihre Fantasie einen Streich gespielt – und zumindest ihr eigenes sexuelles Interesse geweckt. Valetta ließ Casmilda in ihrer eigenen Welt umherschweifen, massierte sich einstweilen geduldig die Schläfen. Wenige Sekunden später fiel es Casmilda wie Schuppen von den Augen: sie wusste von Anfang an, sobald Valetta die Worte bezüglich des Ortswechsels ausgesprochen hatte, warum diese ihn vorgeschlagen hatte, sie wollte es nur nicht richtig wahrhaben. Langsam drehte sie ihren Kopf in Valettas Richtung. Sie lag da, mit geschlossenen Augen, massierte ihre Schläfen, als würde sie sich gedanklich auf ein wundervolles Ritual vorbereiten wollen.

„Valy, ich kann das nicht“, brachte sie schließlich kleinlaut hervor. „Du bist meine platonische Freundin und...“

„Beruhige dich.“ Valy öffnete ihre Augen. Ihre Stimme war ein erotisches Flüstern, zumindest empfand Casmilda es so. „Ich bin froh, mit dir über dasselbe Thema zu sprechen, ohne genau zu betonen was es ist. Wir wissen beide, was Sache ist. Und ich spüre dein gewisses Interesse, das dich mit meinem Körper verbindet.“

Casmilda war durch diese Worte nicht überzeugt. Sie setzte sich ein bisschen weiter weg von Valetta, was diese jedoch nur anzuspornen schien, ihr näher zu kommen, als sie einander jemals waren.

Sie folgte Casmy bis an den Rand des Bettes. „In der Mitte hätten wir es viel kuscheliger“, flüsterte sie Casmy lächelnd ins Ohr. Diese keuchte leiste auf, als Valettas Atem die Innenseiten ihrer Ohrmuschel streichelte. Das war Valettas symbolisches Stichwort. Sie zog Casmilda fest an ihren prallen, geschmeidigen Busen, und begann sie zu küssen. Sie erwiderte den Kuss für den Bruchteil einer Sekunde, zuckte jedoch anschließend erschrocken zurück. Trotz ihrer weiblichen Intuition, die sie dazu veranlasst hatte, Valettas sexuelles Signal von Anfang an wahrzunehmen, übernahm die Schüchternheit in ihr wieder das Kommando. Als Valetta traurige Blicke durch den Raum schweifen ließ, weil sie sich zurückgewiesen fühlte, wurde sie zu ihrer Überraschung heftig von Casmilda geküsst, und das nicht, weil sie ihr leid tat, sondern weil die Lust in ihr mehr und mehr aufkeimte. Ihre Schüchternheit war mit einem Male verflogen.

Sie fassten sich gegenseitig unter die Bluse, kneteten darunter ihre Brüste, bis ihre Brustwarzen hart waren, und ehe sie sich’s versahen, waren beide nackt ausgezogen.

Ihre Küsse wurden immer heftiger, die Umklammerungen ihrer Arme an ihre Körper immer gieriger, sie kosteten jede Körperstelle, sprich Hals, Nacken, und Schenkel mit ihren Zungen, und ließen sich fallen, tiefer und tiefer. Erst jetzt wurde Casmilda bewusst, wie sehr es sie interessierte, mit dem gleichen Geschlecht sexuell zu verkehren. In ihrem Lustspiel baute sich sehr viel Zärtlichkeit auf, aber auch eine gewisse Gier, die die „Anfängerin“ ein wenig erschreckte. Dennoch nahm sie auch diesen Schrecken hin und überwand ihre Angst mehr und mehr vor dem Neuen, Unbekannten, das sie in einen tiefen Rausch des Genusses zog.

Beide Frauen wussten genau, wie sie einander anfassen mussten. Natürlich lag das wohl daran, dass sie demselben Geschlecht entsprangen. Durch ihre Freundschaft war zusätzlich ein gewisses Vertrauen aufgebaut worden, das zu einer tiefen Intensität der Gefühle führte, die sie während ihres Austausches empfanden. Für einen Moment lang wurde ihr Liebesspiel jedoch unterbrochen.

Als Valetta Casmilda mit ihrer Zunge zwischen den Beinen streicheln wollte, überkam letztere erneut eine Welle von Scham.

„Nein!“, entfuhr es Casmilda lauter, als sie beabsichtigt hatte. Erschrocken über die immense Lautstärke ihres Gefühlsausbruchs blickte sie in das Gesicht ihrer ebenso erschrockenen Sexualpartnerin.

Plötzlich klingelte Valy’s Handy. In diesem Moment wurde Casmilda bewusst, was sie mit ihrer platonischen Freundin gerade anstellte. Der Klingelton des Mobiltelefons hatte sie aus ihren sexuell erregenden Praktiken gerissen. Sie hörte die Stimme ihres Verstandes, der ihr riet, sich anzuziehen, während Valetta telefonierte. Doch ihre sexuelle Erregung wiederum entzog sich schließlich aller Scham und jeglichem Verstand. Sie starrte unverhohlen auf Valettas Brüste, während diese den Anruf entgegennahm.

„Hallo, hier ist Conny, ist Casmy bei dir?“ Valetta drückte Casmilda das Gerät in die Hand, wobei Casmy ein entnervtes Augenrollen ihrer Freundin nicht verborgen blieb. Cornelia und Valetta konnten einander nicht sonderlich gut leiden, trotzdem hatte die eine die Telefonnummer der anderen, nur für alle Fälle. Und dieser Fall spielte sich höchstwahrscheinlich deshalb ab, weil Conny Casmilda telefonisch nicht erreicht hatte. Lächelnd über Valettas Schmollmund hielt sie sich das Handy ans Ohr.

„Hallo, Conny, was gibt’s denn?“ Sie nickte einige Male, und antwortete schließlich: „Ich weiß nicht, ob Feuchtigkeitscreme von L’Oréal mehr Pflegestoffe enthält als die von Nivea, warum fragst du nicht einfach die Verkäuferin?“

So ging dieses Gespräch eine geschlagene Viertelstunde weiter, bis Valy Casmy das Handy brutal aus der Hand riss, und auflegte. Sie legte es auf das Nachtkästchen.

„Hey, Moment mal!“, protestierte Casmilda, doch dann verstummte sie plötzlich, als sie zwei Finger von Valy in ihrer feuchten Vagina spürte, die sie im Kreis massierten, ihren G-Punkt stimulierten und ihre Gefühle in Wallung versetzten. Ihr Anflug von Scham war nun vollkommen verflogen. So etwas hatte Casmilda noch nie erlebt. Es war so anders, von einer Frau berührt zu werden. Sie spreizte ihre Beine mehr und mehr auseinander und legte sich ein sanftes Kissen unter den Rücken, um sich nun vollkommen in den Akt der Lust fallenlassen zu können. Mit geschlossenen Augen genoss sie jede einzelne Berührung der zärtlichen Finger. Dabei stöhnte Casmilda laut auf, und vergaß dabei die Welt um sich herum. Auch die Tatsache der dünnen Wände in den Wohngebäuden trat in den Schatten des Vergessens.

In diesem Moment schien es nur wichtig zu sein, einander zum Orgasmus zu bringen. Dies wurde ihr bewusst, als sie die Welle von erotischen Empfindungen innerhalb und außerhalb ihres Körpers wahrnahm, wobei die eine den G -Punkt umfing, und die andere die körperliche Hitze, die von ihr Besitz ergriffen hatte. Doch sie wollte noch nicht zum Höhepunkt kommen. Sie löste sich von Valettas Fingern und bedeutete ihr, sich bequem auf das Bett zu legen. Dann schob sie die Beine ihrer Freundin langsam auseinander und streichelte die Innenseiten ihrer Schenkel. Valetta keuchte und ächzte. Casmilda konnte ihre wilde Sucht nach mehr spüren. Doch sie ließ sie mit ihrer einfühlsamen Ader zappeln. Dann nahm sie den rechten Zeige – und Mittelfinger, um beide in der feuchten Vagina ihrer Partnerin versinken zu lassen. Diese stöhnte immer lauter.

Mit einem letzten Streicheln der nassen Schamlippen zog Casmy die Finger aus Valys Scheide. Schließlich öffnete die Stylistin ihren voluminösen Mund, um mit ihrer Zungenspitze die Innenseiten der Lustgrotte ihrer Freundin zu stimulieren. Valetta zeigte ihre Erregung offen und schamlos, als sie sich ihre Lippen leckte, und ihre Augen abwechselnd schloss, und wieder weit aufriss, begleitet von ihrem heißen, stöhnenden Atem. Casmilda genoss es, so viel Bestätigung zu erlangen. Denn diese Bestätigung konnte sie lange genießen. Ein Mann hingegen nahm sich ihrer Erfahrung nach für ein Vorspiel niemals so viel Zeit, und war größtenteils am Hauptakt des vereinigenden Geschlechtsaktes und dessen Orgasmus interessiert. Aber bei diesem lesbischen Szenario der Sexualität merkte sie, wie aufregend es war, den intimsten Lustbereich des eigenen Geschlechts so lange als möglich zu verwöhnen, bevor der Orgasmus eintrat.

Die absolute Krönung für Valy war es, als ihre Sexpartnerin ihren eigenen Vibrator mit einem Kondom überzog, um ihn langsam in die wartenden Schamlippen der völlig entspannt da liegenden Lesbierin einzuführen.

Das Summen des Geräts ließ Valettas Herz höher schlagen. Sie ließ sich vollkommen gehen, als Casmilda mit anfangs sanften, und schließlich immer schnelleren Bewegungen in sie eindrang. Ein Rinnsal von Schweiß ihrer Stirn begleitete sie bei einem heftigen Orgasmus, der einen großen Schwall an Scheidensekret freisetzte. Das Laken auf dem IKEA – Bett ließ sich bequem in der Waschmaschine reinigen. Das wichtigste war der Genuss. Sie lag vollkommen erschöpft da, keuchte und stöhnte, als der Orgasmus schon vorüber war, um die nachhaltige, befreiende Wirkung seiner Natur vollkommen auszukosten. Casmilda verspürte einen gewissen Stolz bezüglich der Tatsache, eine Frau zum Höhepunkt gebracht zu haben. Sie blickte in Valettas Richtung, die die Augen immer noch geschlossen hielt. Ich lasse sie noch ein wenig in Ruhe, dachte Casmy bei sich. Die Sinnlichkeit des sexuellen Genusses kannte sie von einem Mann nach seinem Höhepunkt nicht, doch sie wusste genau, was sie normalerweise tat, nachdem der Verkehr zu Ende war – sie zündete sich eine Zigarette an. Somit hob sie ihre Tasche vom Boden auf und nahm sich eine Zigarette aus der Packung. Sie inhalierte den Rauch tief und genüsslich. Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, wie sehr sie sich selbst nach einem Orgasmus sehnte, aber auch, dass sie ohnehin schon viel zu weit über ihre gewohnten sexuellen Verhältnisse hinausgegangen war, indem sie eine Frau befriedigt hatte.

Wenige Minuten später richtete sich Valy auf.

Ihr Gegenüber blickte sie verträumt und gleichzeitig ein wenig frech an. Valetta wich ihrem Blick aus. Ihre Gesten waren hektisch und unbeherrscht, als sie sich ebenfalls eine Zigarette anzündete. Dann überrumpelte sie Casmilda mit einer Aussage, die sich mit ihrem sexuellen, friedlichen Genuss vor noch wenigen Minuten eindeutig widersprach.

„Und damit das klar ist“, fuhr Valy sie streng an, „das bleibt unter uns, und unterlasse jedwede Hoffnungen wegen einer festen Beziehung zwischen uns Beiden! Ich möchte mein Sexualleben frei und offen gestalten, wie ich will, und habe schon öfters mit heterosexuellen Frauen geschlafen!“

„Okay“, antwortete ihre Freundin verdutzt. Sie schwiegen beide. Casmilda hielt diesen Zustand nicht mehr aus. An diesem Tag war es für sie immerhin schon das zweite Mal, dass sie heftige Emotionen über sich ergehen ließ, und anschließend diese unerträgliche Stille zwischen den Beiden herrschte.

„Warum bist du plötzlich so aggressiv?“, wollte sie daher wissen, um die Stille zu brechen, und sich Klarheit über die Situation zu verschaffen. Casmildas Stimme wirkte ein wenig gereizt.

Valy bedachte sie mit einem kühlen, undurchdringbaren Blick.

„Ich bin nicht aggressiv, meine Liebe. Ich sage nur klipp und klar, was Sache ist. Ich will diesen Akt auch nicht hinterfragen oder mit dir besprechen, oder darüber diskutieren, ob es wieder geschehen wird. Falls du eine Heftigkeit in meiner Stimme gehört hast, rührt sie sicher nur daher, nicht missverstanden werden zu wollen, so wie es manche Heterofrauen eben tun, die nach dem sexuellen Lustspiel glauben, ich wolle mehr. Sex ist eben Sex. Außerdem wende ich diesen Tonfall ständig in unserer Kommunikation an, er erscheint dir nur derart brutal, weil du wohl dein Herz bei unserem Sexualakt ein wenig geöffnet hast. Keine Erwartungen, bitte, versprich es mir! Ich bin nicht böse auf dich, ich will nur für Klarheit sorgen.“

Casmilda bemühte sich, diese Worte zur Kenntnis zu nehmen und nickte, auch wenn sie für sie einen Widerspruch darstellten – zuerst dieser leidenschaftliche, zärtliche Sex, dann diese Aussage, die sie als gefühlskalt empfand. Scheinbar hatte Valetta eine enorme Bindungsangst, was Casmilda seit der Lüftung ihres Geheimnisses gut verstehen konnte. Dennoch war da dieses Unverständnis über die zeitliche Abfolge eines netten Verkehrs, und der Behauptung, das sei alles nur Sex gewesen.

Sie wollte mit ihr keine Beziehung eingehen, nein. Sie stellte sich jedoch eine interessante Frage: wie würden sich jetzt ihre weiteren Treffen gestalten? Würden sie wieder Sex miteinander haben, oder so tun, als wäre dieser Sex niemals geschehen? Was war eigentlich an dem Wort Beziehung großartig zu rütteln, das die Gesellschaft mit aller Heftigkeit plattzutreten schien? Bedeutete dieses Wort in seiner ursprünglichsten Form nicht, dass man zu jemandem oder etwas einen Bezug, sprich eine Verbindung hergestellt hatte? Sie ließ diese Fragen offen, um ihrem bereits überforderten Gehirn eine Denkpause zu gönnen. Nach einer kurzen Verabschiedung ging Valy. Ein knappes „ciao, bis bald“ ertönte im Raum, als sie sich mit schnellen Schritten in Richtung Tür bewegte. Casmy erschien es, als hätte sie in Valys Augen etwas Falsches getan. Als sie die Türe im Schloss zufallen hörte, bemühte sie sich, ruhig zu bleiben und tief durchzuatmen. Wenige Minuten später zog sie sich aus.

Sie putzte sich die Zähne, dachte bei der Masturbation mithilfe ihres Vibrators an ihre erste Erfahrung mit einer Frau, und schlief nach einem bald darauf folgenden Höhepunkt ein.

Die Welt überraschte Casmy in ihrer Seltsamkeit. Sie hatte sich immer für Männer interessiert, sexuell und auch emotional, was ihre Partnerschaften anbelangte. Diese Beziehungskonflikte waren schon schwierig genug. Und vor wenigen Stunden hatte sie mit einer Frau geschlafen.

Mit einem Mal wachte sie plötzlich mit jenem Gedanken auf, der sie irgendwo in einem Traum verfolgt haben mochte. Ihre Hirngespinste überschlugen sich: Sie hatte mit Valetta Sex gehabt. War sie nun etwa lesbisch oder bisexuell? Die Frage alleine brachte sie völlig durcheinander. Sie begann plötzlich zu zittern und Rinnsale aus Schweiß nässten ihre Achseln, auch ihre Stirn wurde feucht. Casmy setzte sich auf. Um halb 2 Uhr morgens fing sie an, ihre gedanklichen Verwirrungen in ihrem Tagebuch aufzuschreiben. Die Frage, ob es denn für sie selbst in Ordnung sei, eine lesbische Neigung zu empfinden, bzw. auszuleben, oder aus Überzeugung homosexuell zu sein war an erster Stelle. Einige Minuten später jedoch legte sie das Buch zur Seite und zündete sich eine Zigarette an. Die Fragen blieben weiterhin unbeantwortet. Der Rauch tat ihrer Lunge nicht sonderlich gut, sie hustete, weil sie vor lauter Aufregung ziemlich stark inhaliert hatte, aber der Geschmack des Glimmstängels und die beruhigende Wirkung des Nikotins waren in diesem Moment Balsam für ihre Seele, auch, wenn er das Problem unverändert ließ. Und da, mit einem Male, schoss ihr ein quälendes Faktum durch den Kopf, das sich auch in ihrem Herzen skrupellos auszubreiten begann: sie hatte mit einer ihrer besten Freundinnen den Beischlaf ausgeübt. Sex und Freundschaft ließen sich unmöglich vereinbaren. Welchen Level hatten die beiden nun in ihrem Beisammensein erreicht? Casmy musste an Valettas Worte denken, bevor letztere die Wohnung verlassen hatte: „Ich habe schon öfters mit Heterofrauen Sex gehabt , falsche Hoffnungen kannst du dir abschminken!“, oder so ähnlich.

Casmilda war aber nicht irgendeine Heterofrau, sie war eine Seelenkumpanin von Valy. Die sexuelle Lust, die sie empfunden hatten, einfach so auszuleben, war dumm. Sex sollte man nur dann haben, wenn man einen Menschen wirklich liebte. Sie liebte Valetta platonisch, aber wollte mit ihr keine feste Beziehung eingehen. Doch wann war eine Beziehung als „fest“ zu bezeichnen? Eine seelische Bindung waren sie schon lange, vor diesem gemeinsamen Sexerlebnis eingegangen. Als die junge Friseuse früher spontanen Sex genossen hatte , so war es mit Männern, die sie einen langen Abend lang kannte, und dann nie wieder anrief. Nach dem Geschlechtsakt hatte sie sich immer ausgelaugt gefühlt, bis sie einsah, dass Sex und Liebe zwei Paar Dinge waren, die man zwar miteinander vereinbaren konnte, aber nur wenn das Vertrauen der Liebe im seelischen Bereich ihr Anwesen zeigte. Deshalb war es in ihren Augen achtsamer, auf Nummer Sicher zu gehen und nur mit Männern zu schlafen, die auch ihr Herz berührten. Bei Valetta und Casmilda war natürlich ein gewisses Vertrauen über die Jahre hinweg aufgebaut worden, weil sie einander lange kannten, also war es an und für sich kein Problem, sich auch sexuell auszutauschen. Aber teilen wahre Freunde wirklich alles miteinander, sogar das körperliche Empfinden?, fragte sich Casmilda und runzelte müde die Stirn. „Es wird schon alles gut gehen“, gähnte sie laut in die stille Nacht hinein. Sie legte sich in der Embryostellung in ihr kuscheliges Bett und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Mit dem Mantra, alles würde gut gehen, wollte sie sich beruhigen, das sie sich leise mit geschlossenen Augen einsuggerierte, als sie ein zweifelnder Gedanke, den sie bereits kannte, bei ihrem Abendritual störte: sollte sich dieses Ereignis nun wiederholen, oder konnten die beiden so tun, als wäre es nie passiert? Die Variante der sturen Ignoranz war für Casmy die perfekte Wahl, sich endlich in ihren wohlverdienten Schlaf fallen zu lassen, zumindest glaubte sie das. Doch die zweifelnden Gedanken ließen nicht nach. Selbstvorwürfe kamen hinzu, und die Angst davor, Valetta zu verlieren, weil Casmy vielleicht dazu beigetragen hatte, ihre Freundschaft aufgrund der sexuellen Neugierde zu gefährden. Sie konnte nicht einschlafen. Sich pure, sexuelle Lust einzugestehen war ihr ein weiteres schamhaftes Gräuel, auch bei Männern. Sie wälzte sich im Bett hin und her, wischte sich mit dem Laken den Schweiß von der Stirn, der sich aufgrund ihres inneren Stressfaktors gebildet hatte, weil sie körperlich zu müde war, um aufzustehen und ein Stück Küchentuch zu holen. Ihr Geist jedoch war hellwach. Als die junge Dame das nächste Mal auf die Uhr blickte, war es bereits 4 Uhr morgens, um halb neun läutete der Wecker. Es gab 2 Dinge in ihrem Leben, die sehr lange dauerten, ohne dass sie es registrierte: stundenlanges Vorspiel mit Rauchpausen, wohlgemerkt mit Männern, da der lesbische Sex für sie eine vollkommen neue Erfahrung darstellte, und Schlaflosigkeit, wobei ihr deren zeitraubende Kraft erst in dieser Nacht bewusst wurde.

Casmilda's Gewinn durch Verlust

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