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Einleitung

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Darbringung an den spirituellen Meister, oder Lama Chöpa auf Tibetisch, ist ein besonderer Guru Yoga von Je Tsongkhapa, der mit dem Höchsten Yoga Tantra in Beziehung steht. Er wurde vom ersten Panchen Lama Losang Chökyi Gyaltsen als vorbereitende Übung für Vajrayana Mahamudra zusammengestellt. Obwohl die Hauptpraxis ist, sich auf den spirituellen Meister zu verlassen, enthält er ebenfalls alle wesentlichen Übungen der Stufen des Pfades (Lamrim) und der Geistesschulung (Lojong) sowie die Erzeugungsstufe und die Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra.

Guru Yoga, oder Lamai Näljor auf Tibetisch, ist eine besondere Methode, die Segnungen unseres spirituellen Meisters zu erhalten. Der Begriff «Guru» bedeutet hier nicht, dass unser spiritueller Meister ein Inder sein sollte, genauso wenig wie der Begriff «Lama» bedeutet, dass unser spiritueller Meister ein Tibeter sein sollte. Unser spiritueller Meister ist jeder spirituelle Lehrer, der uns aufrichtig auf spirituelle Pfade führt, indem er uns richtige Anleitungen gibt. Somit kann unser spiritueller Meister aus dem Osten oder Westen kommen, Laie oder Ordinierter, Mann oder Frau sein. Heutzutage ist es zum Beispiel durchaus möglich, einen spirituellen Meister zu treffen, der westlicher Laie und weiblich ist. Der Begriff «Yoga» weist hier auf eine besondere Sicht hin, mit der wir unseren spirituellen Meister betrachten.

Alle Schulen des Buddhismus sind sich einig, dass die Praxis des Guru Yoga, oder sich auf einen spirituellen Meister zu verlassen, die Wurzel des spirituellen Pfades und die Grundlage aller spirituellen Erlangungen ist. Dies können wir anhand unserer alltäglichen Erfahrungen verstehen. Wollen wir besondere Fähigkeiten erlangen, wie eine bestimmte Sportart beherrschen oder ein Musikinstrument spielen, suchen wir natürlich einen qualifizierten Lehrer, der uns anleiten kann. Indem wir dem Beispiel unseres Lehrers folgen und seine oder ihre Anleitungen aufrichtig anwenden, gelangen wir schließlich an unser Ziel und werden genauso wie unser Lehrer. Wenn es also notwendig ist, sich auf einen qualifizierten Lehrer zu verlassen, um solche weltlichen Erfolge zu erlangen, um wie viel notwendiger ist es dann erst, wenn es um spirituelle Erlangungen wie Befreiung oder Erleuchtung geht?

Es gibt zwei Hauptströmungen im Buddhismus: das Hina­yana, oder kleinere Fahrzeug, und das Mahayana, oder große Fahrzeug. In beiden ist die Praxis, sich auf einen spirituellen Meister zu verlassen, grundlegend. Dem Hina­yana zufolge sollten wir unseren spirituellen Meister als jemanden betrachten, der wie ein Buddha ist, ihm oder ihr mit einem Geist des Vertrauens und der Hingabe Geschenke darbringen, ihm dienen und seine Güte erwidern, indem wir seinem Rat folgen und seine Lehren umsetzen. Dem Maha­yana zufolge sollten wir unseren spirituellen Meister jedoch als tatsächlichen Buddha betrachten und uns mit einem Geist des Vertrauens sowohl in Gedanken als auch in Taten aufrichtig auf ihn verlassen.

Das endgültige Ziel eines Hinayana Praktizierenden ist die Erlangung der Befreiung. Diese hängt von der Praxis der drei höheren Schulungen ab, die ihrerseits davon abhängt, dass wir zuerst die Motivation der Entsagung entwickeln. All diese Erlangungen hängen von der Güte eines qualifizierten spirituellen Meisters ab. Zum Beispiel entsteht die Motivation der Entsagung nicht automatisch in unserem Geist, sondern muss entwickelt werden, indem wir besondere Methoden anwenden. Zuerst müssen wir die unbefriedigende Natur Samsaras verstehen und den Wunsch entwickeln, daraus zu entfliehen. Dies hängt davon ab, dass wir ein klares Verständnis von Unbeständigkeit, Wiedergeburt, Karma, Zuflucht und den vier edlen Wahr­heiten haben. Ohne einen spirituellen Meister, der uns in diesen Übungen anleitet und uns ermutigt uns in ihnen zu schulen, werden wir solche Erfahrungen nie machen.

Haben wir erst einmal Entsagung entwickelt, führen wir die drei höheren Schulungen aus: die Schulung in höherer moralischer Disziplin, die Schulung in höherer Konzen­tration und die Schulung in höherer Weisheit. Um höhere moralische Disziplin zu üben, müssen wir erst die Gelübde von einem qualifizierten spirituellen Meister erhalten, der uns dann hilft reine moralische Disziplin zu üben, indem er uns lehrt, was zu tun und was zu lassen ist, und der ein makelloses Vorbild für uns ist, dem wir folgen.

Auf der Grundlage unserer Schulung in höherer moralischer Disziplin üben wir höhere Konzentration, indem wir uns in ruhigem Verweilen schulen. Dazu gehört, dass wir die fünf Hindernisse überwinden, indem wir die acht Gegenmittel anwenden. Ohne von einem qualifizierten spirituellen Meister Anleitungen zu erhalten, wissen wir noch nicht einmal, was diese Hindernisse und Gegenmittel sind, ganz zu schweigen davon, wie wir mit ihnen umgehen sollen. Deshalb können wir nur auf den neun Ebenen des geistigen Verweilens fortschreiten und schließlich ruhiges Verweilen erlangen, wenn wir uns auf einen spirituellen Meister verlassen, der uns aus seiner eigenen Erfahrung he­­raus Anleitungen und Führung gibt.

Haben wir erst einmal ruhiges Verweilen erlangt und schulen uns dann in höherer Weisheit, indem wir unseren Geist in einsgerichteter Konzentration auf Leerheit richten, werden wir bald höheres Sehen erlangen und damit schließlich in der Lage sein, unser Festhalten am Selbst zu beseitigen und uns aus Samsara zu befreien. Allerdings ist Leerheit ein tiefgründiges Objekt und es ist unmöglich, sie ohne die geschickten Anleitungen und die Führung eines qualifizierten spirituellen Meisters zu verwirklichen. Deshalb werden alle Stufen des Hinayanapfades zur Befreiung, von der anfänglichen Entwicklung der Entsagung über das Aufgeben des Festhaltens am Selbst bis zur Erlangung der Befreiung, nur durch die Güte eines qualifizierten spirituellen Meisters vollendet.

So wie es wesentlich ist, sich auf einen qualifizierten spiri­tuellen Meister zu verlassen, um den Hinayanapfad zu vollenden, so ist es auch wesentlich, dies zu tun, wenn man sich auf dem Mahayanapfad schulen möchte. All die Stufen des Mahayana­pfades, von der Erzeugung des Gleichmuts und großen Mitgefühls bis zur endgültigen Erlangung der Buddha­schaft, werden nur durch die Führung und die Segnungen eines spirituellen Meisters des Mahayana vollendet. Um in den Mahayanapfad einzutreten, müssen wir zuerst die Bodhichitta Motivation erzeugen. Wie bei Entsagung entsteht auch diese Motivation nicht von selbst, sondern muss gefördert werden, indem wir besondere Methoden anwenden wie die siebenfache Ursache und Wirkung und das Gleichstellen und Austauschen vom Selbst mit anderen. Ohne Anleitungen zu erhalten und ohne die Führung eines spirituellen Meisters des Mahayana könnten wir diese kostbaren Verwirklichungen nie erlangen. Sobald wir Bodhichitta erzeugen, müssen wir die Bodhisattva Gelübde von einem spirituellen Meister des Mahayana erhalten, der uns dann in der Praxis der sechs Vollkommenheiten anleitet und uns auf die fünf Mahayanapfade und zehn Bodhisattva Ebenen führt, bis wir den Mahayanapfad des Nicht-Mehr-Lernens, oder Buddha­schaft, erlangen. Ohne uns vom reinen Vorbild unseres spirituellen Meisters inspirieren zu lassen, ohne seine fehlerlosen Anleitungen und seine beständigen Segnungen würden wir diese Schulung nie vollenden.

Wenn es nicht möglich ist, sich in den Stufen des Sutra­pfades zu schulen, ohne sich auf einen spirituellen Meister zu verlassen, so ist es vollkommen undenkbar, mit den Übungen des Tantra zu beginnen, ohne sich auf einen spirituel­len Meister des Vajrayana zu verlassen. Buddhas tantrische Lehren sind sehr schwierig zu verstehen und sie finden sich über viele Schriften verstreut, ohne irgendeinen klaren Hinweis auf die richtige Reihenfolge, in der sie praktiziert werden sollten. Versuchen wir Tantra zu praktizieren, ohne uns auf einen qualifizierten spirituellen Meister des Vajrayana zu verlassen, so wird unsere Verwirrung nur zunehmen. In den Schriften heißt es, dass wir, ganz gleich wie lange wir rühren, niemals aus Wasser Butter herstellen werden. Und ebenso werden wir, ganz gleich wie lange wir versuchen Tantra zu praktizieren, niemals tantrische Verwirklichungen erlangen, ohne uns auf einen qualifizierten spirituellen Meister zu verlassen. Wenn wir jedoch einen vollqualifizierten spirituellen Meister treffen, von ihm Ermächtigungen erhalten, uns voller Vertrauen auf ihn verlassen, unsere Gelübde und Verpflichtungen rein einhalten und die Anleitungen zur Erzeugungs- und Vollendungsstufe aufrichtig üben, können wir in einem kurzen menschlichen Lebens mühelos Erleuchtung erlangen.

Wir sehen also, dass jede spirituelle Schulung, ob Hina­yana oder Mahayana, Sutra oder Tantra, von der Führung und den Segnungen eines qualifizierten spirituellen Meisters abhängt. In Die blaue Schrift sagt Geshe Potowa:

Die Krone aller gesammelten Anleitungen ist,

Den heiligen spirituellen Meister nicht aufzugeben.

Sie ist die Schatzkammer von allem,

Die Quelle aller guten Eigenschaften wie Vertrauen und Bodhichitta.

Auch Je Tsongkhapa sagt in Zusammengefasste Darlegung der Stufen des Pfades:

Die Wurzel von allem, das gut und glückverheißend ist,

Und von aller Vortrefflichkeit jetzt und in der Zukunft ist,

Danach zu streben, sich in richtiger Weise in Gedanken und Taten

Auf den heiligen spirituellen Meister zu verlassen, der den Pfad enthüllt.

Dies erkennend, solltest du ihn erfreuen, indem du ihm eine pflichtbewusste Praxis darbringst

Und ihn niemals aufgibst, nicht einmal auf Kosten deines Lebens.

Ich, ein Yogi, habe in dieser Weise praktiziert.

Du, der Befreiung sucht, tue bitte dasselbe.

Auch sagte er:

Der gütige Lehrer ist die Quelle aller guten Eigenschaften

Der Tugend und Vortrefflichkeit, sowohl weltlicher als auch überweltlicher.

Auch in Zusammengefasstes Sutra der Vollkommenheit der Weisheit heißt es:

Gute Schüler, die ihre spirituellen Meister respektieren,

Sollten sich immer auf ihre weisen spirituellen Meister verlassen.

Ihr fragt warum: weil Qualitäten der Weisheit aus ihnen entstehen;

Sie enthüllen die Vollkommenheit der Weisheit.

Der Eroberer, der alle erhabenen guten Eigenschaften besitzt, sagt:

«Die Qualitäten eines Buddha hängen vom spirituellen Meister ab.»

Große Schatzkammer der Verdienste

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