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DIE HERAUSRAGENDEN EIGENSCHAFTEN JE TSONGKHAPAS UND SEINER LEHRE

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Eines Tages, als Buddha Shakyamuni seinen Schülern Unterweisungen gab und das Sutra König des Erteilens von Anleitungen verkündete, erschien vor ihm ein kleiner Junge, der in Wirklichkeit eine Emanation Manjushris war. Er brachte Buddha einen Rosenkranz aus Kristall mit dem Gebet dar: «Möge ich der Halter der Überlieferungslinie der reinen Sicht und reinen Taten sein.» Da sagte Buddha voraus, dass dieser Junge in der Zukunft als ein Mönch namens Losang Dragpa an einem Ort namens Ganden in der Nähe von Drikhung erscheinen werde und der Halter der Linie der reinen Sicht und reinen Taten werden würde. So wie Buddha es vorausgesagt hatte, erschien Je Tsongkhapa, dessen Ordinationsname Losang Dragpa war, im vierzehnten Jahrhundert in Tibet und gründete in der Nähe eines Ortes namens Drikhung sein erstes Kloster namens Ganden.

Obwohl Je Tsongkhapa eine Emanation Manjushris war und über Hellsicht und Wunderkräfte verfügte, erschien er nicht als ein besonderes, erhabenes Wesen, sondern manifestierte sich als gewöhnlicher, bescheidener Praktizierender. In diesem Aspekt war er ein makelloses Vorbild für andere, gab reine Unterweisungen und führte Tausende von Menschen auf richtige spirituelle Pfade. Er verbreitete einen sehr reinen Buddhadharma in ganz Tibet. Er zeigte dabei, wie die Übungen von Sutra und Tantra miteinander verbunden werden und insbesondere, wie die Vinaya und das Höchste Yoga Tantra zusammen praktiziert werden.

Je Tsongkhapa war wie eine Mutter, die ihre Kinder unterrichtet. Eine Mutter bringt ihren Kindern geduldig alles bei, was sie wissen müssen, vom Essen und Gehen bis zum Lesen und Schreiben. Genauso brachte Je Tsongkhapa den Tibetern geduldig alles bei, was sie für ihre spirituelle Entwicklung brauchten, vom anfänglichen Schritt in eine spirituelle Praxis bis zur endgültigen Erlangung der Buddhaschaft. Klar und fehlerlos lehrte er, wie Schritt für Schritt geübt werden sollte - wie man den ersten Schritt macht, um in den Buddhadharma einzutreten, wie man dann in das Mahayana eintritt und wie man schließlich in das Vajrayana eintritt und die volle Erleuchtung erlangt. Er zeigte auch besondere Methoden, um all diese Erfolge schnell zu erlangen. Die unvergleichliche Güte Je Tsongkhapas wurde vom ersten Dalai Lama Je Gendundrub in seinem Gesang des östlichen Schneebergs gepriesen, in dem er schreibt:

Für die glücklichen Menschen in Tibet, dem Lande des Schnees, ist Deine Güte, o Beschützer, unvorstellbar.

Besonders für mich, Gendundrub,

Ist die Tatsache, dass mein Geist auf Dharma gerichtet ist,

Allein Eurer Güte zu verdanken, o Ehrwürdige, Vater und Söhne.

Von jetzt an bis ich Erleuchtung erlange,

Werde ich keine andere Zuflucht als Euch suchen.

O Ehrwürdige, Vater und Söhne,

Bitte sorgt für mich mit Eurem Mitgefühl.

Obwohl ich Deine Güte nicht erwidern kann, o Beschützer,

Bete ich, dass ich mit einem Geist frei von Anhaftung und Hass

Danach streben möge, Deine Lehre zu bewahren und zum Erblühen zu bringen,

Ohne jemals dieses Bemühen aufzugeben.

Bevor Je Tsongkhapa in Tibet erschien, gab es viele andere hohe Wesen, die Dharma praktizierten, doch die meisten offenbarten ihre spirituellen Erlangungen, indem sie Hellsicht, Wunderkräfte und so weiter zur Schau stellten. Je Tsongkhapa betrachtete solche Zurschaustellungen als wenig hilfreich, da sie den Lebewesen nicht helfen, ihre Unwissenheit, die Hauptursache ihrer Leiden, zu überwinden. Wie kann es Schülern helfen, wenn ein Lehrer ihnen Hellsicht oder Wunder­kräfte offenbart, indem er oder sie zum Beispiel vor ihnen im Raum schwebt? Anstatt zu helfen, kann das sogar Hindernisse hervorrufen. Die Schüler können misstrauisch werden oder anfangen zu zweifeln und einigen mag es sogar unangenehm sein zu wissen, dass ihr Lehrer ihre Gedanken lesen und ihre innersten Geheimnisse entdecken kann. Solche Bedenken führen sowohl für die Schüler als auch für den Lehrer nur zu Hindernissen. In der Vergangenheit wurden Praktizierende beschuldigt schwarze Magie auszuüben, wenn sie ihre Wunderkräfte anderen offenbarten, und einige gerieten sogar in Lebensgefahr. Deshalb stellten die Kadampa Geshes und Je Tsongkhapa eine Regel auf, die es ihren Anhängern untersagte ihre Wunderkräfte zur Schau zu stellen. In den Klöstern der Tradition Je Tsongkhapas wurde jeder Mönch, der seine Wunderkräfte öffentlich zur Schau stellte, gebeten das Kloster zu verlassen.

Andere Traditionen sehen in der Zurschaustellung von Wunderkräften ein Zeichen großer Erlangung, doch Je Tsongkhapas Tradition zufolge haben solche Darstellungen wenig Sinn. Schließlich können Vögel durch die Luft fliegen und Mäuse können sich unter der Erde bewegen, doch sie bleiben genauso verblendet wie eh und je und kommen dadurch der Befreiung oder Erleuchtung nicht näher. Außerdem besaß jeder von uns in seinen unzähligen früheren Leben oftmals Wunderkräfte, doch unser Geist ist noch immer in Unwissenheit gehüllt und wir werden fortwährend unkontrolliert in leidvollen Zuständen wiedergeboren.

Als eine Manifestation des Weisheitsbuddha Manjushri erkannte Je Tsongkhapa, dass man Lebewesen am besten helfen kann ihre Unwissenheit zu überwinden, wenn man ihnen ein gutes Beispiel zeigt und klare und tiefgründige Unterweisungen gibt. Wie eine Mutter, die für ihre Kinder sorgt, so widmete Je Tsongkhapa sein ganzes Leben dem Ziel, durch seine klaren und tiefgründigen Unterweisungen anderen zu helfen ihre Unwissenheit zu überwinden.

Je Tsongkhapas Lehren sind wie Schlüssel, die uns die Bedeutung von Buddhas Sutras und Tantras erschließen. Ohne Je Tsongkhapas Werke, allein durch das Lesen der Schriften, wäre es uns nicht möglich, Buddhas Absicht zu erkennen. Heutzutage sind wir nur durch die Güte Je Tsongkhapas in der Lage, die Stufen des Pfades zur Erleuchtung, Lamrim, zu üben. Die Lamrim Lehren gehen auf Buddha selbst zurück. Ihre systematische Darstellung allerdings stammt von Atisha, dem großen buddhistischen Meister aus Indien, der von König Jangchub Ö nach Tibet eingeladen wurde. Jedermann betrachtet Atisha als sehr gütig, da er die reine Tradition gründete, die als Kadampa Tradition bekannt ist, und den ursprünglichen Lamrim Text Lampe für den Pfad verfasste. Schauen wir uns diesen Text jedoch an, dann sehen wir, dass er nur wenige Seiten umfasst und die komplexe Bedeutung aller Stufen des Pfades zur Erleuchtung in sehr wenigen Worten zusammenfasst. Ohne Erklärung und Kommentar können wir diese Unterweisungen unmöglich verstehen und umsetzen. Es war Je Tsongkhapa, der die essenziellen Erklärungen dazu gab, die es uns ermöglichen, Atishas kostbare Lehren umzusetzen. In seinen Schriften Große, Mittlere und Zusammengefasste Darlegung der Stufen des Pfades stellt Je Tsongkhapa einen vollkommen klaren und fehlerlosen Leitfaden für jede der essenziellen Übungen des Pfades zur Erleuchtung zur Verfügung.

Je Tsongkhapa gab eine besonders klare und fehlerlose Erläuterung der tiefgründigen Leerheit, die mit der Sicht des Beschützers Nagarjuna übereinstimmt. Bevor Je Tsongkhapa in Tibet erschien, entwickelten viele Praktizierende Missver­ständnisse hinsichtlich Buddhas Lehren über Leerheit. Unfähig das genaue Objekt der Verneinung klar zu erkennen, fielen sie in die Extreme der Beständigkeit und des Nichts. Viele Tibeter glaubten, dass es unmöglich sei, die Unfehlbarkeit von Ursache und Wirkung zu begründen, wenn Phänomene vollkommen leer von inhärenter Existenz sind, und dass es infolgedessen keine Grundlage für die Praxis moralischer Disziplin oder anderer Methodenübungen wie Mitgefühl oder Bodhichitta gebe. Andererseits glaubten sie, dass für den Fall, dass es eine Grundlage für die Methodenübungen gibt, Phänomene von ihrer eigenen Seite existieren würden und infolgedessen Leerheit unmöglich wäre. Je Tsongkhapa zeigte die Fehler dieser Denkweise und begründete klar, dass es keinen Widerspruch zwischen Leerheit, dem Fehlen der inhärenten Existenz aller Phänomene, und nichttäuschender Ursache und Wirkung gibt. So konnte er in Übereinstimmung mit der Absicht Nagarjunas die richtige Sicht des mittleren Weges begründen und dadurch seine Anhänger davor schützen, in eines der beiden Extreme zu fallen.

Neben Lamrim können Dharma Praktizierende heutzutage auch die besonderen Methoden der Geistesschulung, oder Lojong, praktizieren. Diese Übungen, die dem Lamrim entnommen sind und besonders betont werden, sind kraftvolle Methoden, um durch die Praxis des Gleichstellens und Austauschens vom Selbst mit anderen, verbunden mit der Praxis des Nehmens und Gebens, einen besonderen Bodhichitta zu erzeugen. Wie im Lamrim sind auch die ursprünglichen Anleitungen des Lojong sehr kurz und für uns schwierig zu verstehen. So umfasst zum Beispiel Geshe Chekhawas Urtext Sieben Punkte der Geistesschulung nur zwei Seiten. Würden wir versuchen Lojong zu praktizieren, indem wir uns allein auf diesen Text verlassen, so würden wir nur schwerlich Fortschritte machen. Je Tsongkhapas Kommentare entschlüsseln die verborgene Bedeutung der Texte der Geistesschulung und ermöglichen uns, sie in die Praxis umzusetzen. Nur dank der Güte Je Tsongkhapas sind wir heute in der Lage, die Anleitungen der Geistesschulung zu praktizieren.

Je Tsongkhapas Werke sind auch für die Übung des Geheimen Mantra unentbehrlich. Würden wir versuchen Geheimes Mantra zu praktizieren, indem wir uns allein auf die Tantras verlassen, so würden wir feststellen, dass die Schriften nicht entzifferbar sind. Ohne Je Tsong­khapas Kommentare, die ihre Bedeutung entschlüsseln, wären Schriften wie Vajradharas Guhyasamaja Wurzeltantra oder das Heruka Wurzeltantra, das auch die Anleitungen zum Vajra­yogini Tantra enthält, wie versiegelte Schatztruhen, zu denen wir keinen Zugang finden. In seinen tantrischen Lehren erläutert Je Tsongkhapa die essenziellen Übungen aller tantrischen Gottheiten. Heutzutage können zum Beispiel viele Menschen nur dank der Güte Je Tsongkhapas die besonderen Yogas von Heruka und Vajrayogini praktizieren. Indem sie Je Tsongkhapas Erklärungen folgten, verfassten spätere Lehrer die außergewöhnlichen Sadhanas und Kommentare zu Heruka und Vajrayogini, die heute praktiziert werden.

Aus seiner tiefgründigen Weisheit heraus präsentierte Je Tsongkhapa eine ganz bestimmte Anordnung der Übungen von Sutra und Tantra, die in einem kurzen menschlichen Leben zur vollen Erleuchtung führen können, wenn sie aufrichtig befolgt werden. Dieser Anordnung zufolge beginnen wir mit der Praxis des Lamrim, den Stufen des Pfades, schreiten dann fort zu Lojong, der Geistesschulung, und schließlich zum Vajrayana Mahamudra, dem eigentlichen schnellen Pfad zur Erleuchtung. Es gibt ein tibetisches Sprichwort, «chö ma nor chag lam lo sum», was bedeutet: «Der fehlerlose Dharma ist Lamrim, Lojong und Mahamudra». Je Tsongkhapa lehrte, wie wir alle Dharma Übungen in diese Reihenfolge integrieren. Die ersten beiden, Lamrim und Lojong, sind vorbereitende Übungen und Vajrayana Mahamudra ist die eigentliche Praxis. Viele der vertrauensvollen Anhänger Je Tsongkhapas erlangten durch die Praxis des Vajrayana Mahamudra der Gelugpa Tradition in drei Jahren Erleuchtung.

Bevor Je Tsongkhapa in Tibet erschien, gab es viele Missverständnisse und falsche Praktiken hinsichtlich der tantrischen Lehren Buddhas. Viele Tibeter glaubten, die Übungen des Tantra seien unvereinbar mit dem reinen Einhalten der Vinaya Gelübde und gaben deshalb entweder Tantra zugunsten der Praxis der Vinaya oder die Vinaya zugunsten der Praxis des Tantra auf. Je Tsongkhapa widerlegte diese falschen Sichtweisen und zeigte, wie alle Lehren Buddhas rein und ohne Widerspruch geübt werden können. Äußerlich zeigte er, wie die reine moralische Disziplin der Vinaya geübt werden soll, indem er alle zweihundertdreiundfünfzig Gelübde eines vollordinierten Mönchs auf makellose Weise einhielt. Innerlich zeigte er, wie man die umfangreichen Übungen der Taten eines Bodhisattva ausführt, indem er die Bodhisattva Gelübde rein einhielt. Und im Geheimen zeigte er, wie die zwei Stufen des Geheimen Mantra geübt werden, die in der höchsten Vereinigung von Glückseligkeit und Leerheit gipfeln, indem er seine tantrischen Gelübde und Verpflichtungen mehr schätzte als sein eigenes Leben. Diese außergewöhnlichen Eigenschaften Je Tsongkhapas werden in einem besonderen Widmungsvers gepriesen, der oft in Dharma Zentren rezitiert wird:

Möge ich der Lehre des Eroberers Losang Dragpa begegnen,

Der über eine makellose moralische Disziplin verfügt,

Die mutige Praxis der umfangreichen Taten eines Bodhisattva

Und die Yogas der zwei Stufen zur höchsten Glückseligkeit und Leerheit.

Obwohl Je Tsongkhapa während seines Lebens nie seine Wunder­kräfte öffentlich zur Schau stellte, gab es doch Gelegen­heiten, in denen er sie diskret offenbarte. Als er sich zum Beispiel einmal in Zentraltibet aufhielt, erreichten ihn viele Nachrichten seiner Mutter, die weit entfernt im östlichen Tibet lebte. Sie teilte ihm mit, dass sie ihn sehr vermisse und sich wünsche, dass er nach Hause zurückkehre. Da Je Tsongkhapa so damit beschäftigt war, anderen zu helfen, glaubte er, seine Arbeit für solch eine lange Reise nicht unterbrechen zu können. Doch um seine Mutter zu trösten, zeichnete er ein Bildnis von sich auf ein Blatt Papier und schickte es ihr durch einen Boten. Als Je Tsongkhapas Mutter das Bild erhielt, sprach es zu ihr: «Sorge dich nicht, liebe Mutter, ich bin hier.» Später wurde das Bildnis in das Kloster Kumbum gebracht, wo es zu einem heiligen Objekt der Dar­bringung und Verbeugung für Tausende von Mönchen wurde.

Als Je Tsongkhapa starb, war das ganze Land überwältigt von Trauer über den Verlust des kostbaren Lehrers. Nicht nur konnten die Menschen ihn jetzt nicht mehr persönlich sehen, die meisten konnten nicht einmal ein Abbild von ihm betrachten, da es nur wenige Darstellungen von ihm gab. Infolgedessen begannen viele Kunsthandwerker Statuen anzufertigen und Thangkhas von ihm zu malen. Obwohl Je Tsongkhapa während seines Lebens seine Wunderkräfte nicht öffentlich zur Schau gestellt hatte, vollbrachte er durch diese Statuen und Thangkhas viele Wunder, nachdem er gestorben war. Besonders acht Statuen wurden seither sehr berühmt. Sie sind bekannt als:

1. Je she par ma (Der Ehrwürdige, der mit einem Lächeln verschwand)

2. Je nga dra ma (Der Ehrwürdige, der ein besseres Abbild ist)

3. Je shen pän ma (Der Ehrwürdige, der anderen nützlicher ist)

4. Je ku thim ma (Der Ehrwürdige, der sich in den Körper auflöste)

5. Je nam pur ma (Der Ehrwürdige, der in den Raum aufstieg)

6. Je tsong pön gelek ma (Der Ehrwürdige Großkaufmann Gelek)

7. Je tsö dog ma (Der Ehrwürdige, der Zwietracht befriedet)

8. Je ling pur ma (Der Ehrwürdige, der in ein anderes Land ging)

Die Geschichte der ersten Statue ist folgende: Einst versuchte ein bescheidener Praktizierender eine Statue von Je Tsongkhapa für sein Retreat zu finden und als ihm das nicht gelang, fertigte er während seines Retreats eine kleine Statue an und stellte sie auf seinen Altar. Für ihn war diese Statue wie der lebendige Je Tsongkhapa und er brachte ihr jeden Tag vor Beginn seiner Meditation Gaben dar und verbeugte sich vor ihr. Als er sich eines Tages aus der Meditation erhob, bemerkte er, dass die Statue allmählich zu Licht schmolz. Während er dies beobachtete, lächelte die Statue plötzlich, stieg in den Raum auf und verschwand vollständig. Der Meditierende staunte und konnte kaum glauben, was er gesehen hatte. Nachdem er lange Zeit nachgedacht hatte, entschloss er sich zu seinem Lehrer zu gehen und ihm zu erzählen, was geschehen war. Sein Lehrer war hocherfreut und sagte ihm, er solle eine weitere, genau gleiche Statue anfertigen. Dies tat er und diese Statue wurde danach bekannt als «Der Ehrwürdige, der mit einem Lächeln verschwand».

Die zweite und dritte Statue wurden von zwei Kunst­handwerkern hergestellt, die in einem freundschaftlichen Wettbewerb feststellen wollten, wer von ihnen größeres Geschick in der Herstellung von Statuen hatte. Sie brachten beide Statuen zu einem hohen Lama, der entscheiden sollte. Als der Lama sie mit einem Geist voller Vertrauen betrachtete, sprach die eine Statue: «Ich bin das bessere Abbild.» Darauf erwiderte die andere Statue: «Aber ich bin für andere nützlicher.» So erhielten diese beiden berühmten Statuen ihre Namen.

Die vierte Statue wurde nach einer Statue benannt, die einem Praktizierenden namens Nyungnä Lama gehörte, dessen Hauptpraxis der Guru Yoga von Je Tsongkhapa war. Er hatte eine Statue von Je Tsongkhapa auf seinem Altar und betrachtete sie als lebendigen Je Tsongkhapa. Jeden Tag übte er Guru Yoga von der Zufluchtnahme bis zur Auflösung Guru Tsongkhapas in sein Herz. Da er so aufrichtig übte, entwickelte er ein sehr reines Herz und erlangte eine besondere Erfahrung von Konzentration. Als er eines Tages visualisierte, wie sich Je Tsongkhapa in sein Herz auflöste, erlebte er, wie sich seine Statue tatsächlich in ihn auflöste, und als er sich aus der Meditation erhob, war die Statue auf seinem Altar vollständig verschwunden. Nach dieser Erfahrung erlangte er schnell viele hohe Verwirklichungen. Die Kunde davon verbreitete sich und der Kunsthandwerker, der die Statue angefertigt hatte, wurde sehr berühmt. Später stellte er eine weitere Statue Je Tsongkhapas her, der er den Namen «Der Ehrwürdige, der sich in den Körper auflöste» gab.

Die fünfte Statue gehörte einem Kloster. Dort beobach­tete ein besonders aufrichtiger Praktizierender des Öfteren, wie sie sich in den Raum erhob und danach an ihren Platz auf dem Altar zurückkehrte. Deshalb wurde die Statue unter dem Namen «Der Ehrwürdige, der sich in den Raum erhob» bekannt.

Die sechste Statue wurde von einem Minister der Regierung angefertigt, der ein vertrauensvoller Schüler Je Tsongkhapas war. Je Tsongkhapa selbst hatte sie gesegnet. Eines Tages jedoch stahl ein böswilliger Mensch die Statue aus Neid, trug sie weit fort und warf sie in einen großen Fluss. Einige Zeit später ritt ein bedeutender Kaufmann namens Gelek auf seinem Pferd durch jene Gegend und bemerkte einen Regenbogen in leuchtenden Farben, der senkrecht im Raume stand und dem Flussbett zu entspringen schien. Er dachte, dass dies ein ungewöhnliches Zeichen sei, und beschloss deshalb, die Nacht in der Nähe zu verbringen. Am nächsten Morgen war der Regenbogen immer noch da und so entschloss er sich, weitere Nachforschungen anzustellen. Obwohl die Anwohner nichts im Fluss entdecken konnten, war Gelek nicht überzeugt. Er sicherte sich mit Seilen, watete in den eiskalten Fluss und tauchte auf den Grund. Dort fand er die Statue von Je Tsongkhapa, die leuchtendes farbiges Regenbogenlicht ausstrahlte. Als er wieder auftauchte, staunten die Zuschauer, dass er nicht ertrunken war, und noch mehr staunten sie angesichts der kostbaren Statue in seinen Händen. Da es der Großkaufmann Gelek war, der die Statue geborgen hatte, wurde sie anschließend als «Der Ehrwürdige Großkaufmann Gelek» bekannt.

Die siebte Statue stammt aus einer Gegend im östlichen Tibet, wo einst ein lang anhaltender Bürgerkrieg herrschte. Die örtliche Bevölkerung sehnte ein Ende der Kämpfe herbei und so gingen sie zu einem Lama in der Nähe, der ein hohes Ansehen als großer Meditierender genoss, und fragten ihn, was sie tun sollten. Er riet ihnen, in ihrer Stadt eine große Statue von Je Tsongkhapa zu bauen, ihm Gaben darzubringen und Bitten an ihn zu richten. Dies taten sie und bald darauf endeten die Kämpfe und Frieden breitete sich in jener Gegend aus. Diese Statue wurde später unter dem Namen «Der Ehrwürdige, der Zwietracht befriedet» bekannt.

Die achte Statue wurde nach einer hochverehrten Statue von Je Tsongkhapa benannt, die auf geheimnisvolle Weise aus Tibet verschwand. Reine Praktizierende, die hellsichtig waren, erkannten, dass die Statue in ein anderes, weit entferntes Land gegangen war. Dort war der Boden mit Diamanten bedeckt und Sprache und Sitten waren vollkommen anders. Sie sahen auch, dass die Statue den Menschen in jenem Land half, und beschlossen daher, eine weitere, ähnliche Statue anzufertigen, und diese nannten sie «Der Ehrwürdige, der in ein anderes Land ging».

Wunder wie diese gab es nicht nur in alten Zeiten. Auch heute gibt es viele Statuen und andere Darstellungen Je Tsongkhapas, die besondere Eigenschaften haben. Zum Beispiel gab es einst einen Geshe namens Geshe Jatse, den ich gut kannte, als ich im Kloster Sera in Tibet war. Als er seine Geshe Schulung beendet hatte, zog er sich in eine Berghöhle zurück, um in Abgeschiedenheit zu meditieren. Er blieb für den Rest seines Lebens dort und lebte genau wie Milarepa. Als er starb, gingen seine zahlreichen Schüler zusammen mit vielen Zuschauern zur Höhle, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Zu ihrem Erstaunen sahen sie, dass der Je Tsongkhapa Statue von Geshe Jatse Zähne und Haare gewachsen waren. Ich erfuhr dies direkt von den Schülern, die ich zum Teil gut kannte.

Mein erster Philosophielehrer im Kloster Ngamring Jampa­ling hieß Geshe Palden. Einmal machte er ein langes Je Tsong­khapa Annäherungsretreat, in dem er Migtsema Gebete zählte. Am Ende des Retreats erschien ein Bild Je Tsong­khapas auf einer der Perlen seiner Mala. Er zeigte sie mir und ich konnte es ganz deutlich sehen.

Es gibt noch viele andere Geschichten wie diese, die uns zeigen, dass auch in diesen unreinen Zeiten vertrauensvolle Praktizierende unaufhörlich die Segnungen Je Tsongkhapas erhalten können. Stellen wir ein Bild oder eine Statue Je Tsongkhapas auf unseren Altar und betrachten diese Darstellung mit tiefem Vertrauen als lebendigen Je Tsongkhapa, bringen ihm Gaben dar, verbeugen uns vor ihm und richten Bitten an ihn, dann werden unsere Lebens­spanne und unsere Dharma Verwirklichungen mit Sicherheit anwachsen. Insbesondere heißt es, dass die Bewohner eines Hauses, in dem eine Statue Je Tsongkhapas steht, keine Armut erleben und dass ihre Weisheit ganz natürlich größer wird.

Große Schatzkammer der Verdienste

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