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WARUM WIR DEN GURU YOGA VON JE TSONGKHAPA ÜBEN MÜSSEN

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Da unsere Anhaftung an weltliche Tätigkeiten so stark ist, haben wir normalerweise wenig Lust, überhaupt Dharma zu praktizieren, ganz zu schweigen vom Guru Yoga von Je Tsongkhapa. Das ist unser Haupthindernis. Damit wir es überwinden, müssen wir über die Gründe nachdenken, warum es notwendig ist, diesen besonderen Guru Yoga zu üben.

Es gibt zwei hauptsächliche Guru Yogas in Verbindung mit Je Tsongkhapa: Darbringung an den spirituellen Meister, oder Lama Chöpa, der in Verbindung mit dem Höchsten Yoga Tantra geübt wird, und Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes, oder Ganden Lhagyema, der eher ein allgemeiner Yoga ist und entweder in Verbindung mit Sutra oder Tantra geübt werden kann. Diese zweite Praxis ist sehr berühmt und alle Anhänger Je Tsongkhapas lernen sie auswendig und üben sie regelmäßig. In dieser Praxis gibt es ein besonderes Gebet, das Migtsema Gebet. Wenn wir dieses Gebet verstehen, werden wir verstehen, warum es so wichtig ist, den Guru Yoga von Je Tsongkhapa zu üben. Das Gebet lautet:

Tsongkhapa, Kronjuwel der Gelehrten vom Lande des Schnees,

Du bist Avalokiteshvara, Schatz des nichtbeobacht­baren Mitgefühls,

Manjushri, erhabene makellose Weisheit,

Und Vajrapani, Zerstörer der Scharen von Maras.

O Losang Dragpa, ich ersuche Dich, bitte gewähre Deine Segnungen.

mig me tse wai ter chen chen re zig

dri me kyen pai wang po jam pal yang

du pung ma lu jom dze sang wai dag

gang chen khe pai tsug gyen tsong kha pa

lo sang drag pai zhab la sol wa deb

Dieses Gebet ist sehr gesegnet, da es ursprünglich von Man­jushri gesprochen wurde. Es stammt aus Manjushris Ema­nationsschrift, die er direkt an Je Tsongkhapa überlieferte. Als Je Tsongkhapa dieses Gebet empfing, änderte er zwei Zeilen und brachte es seinem spirituellen Meister Rendapa dar. Rendapa aber gab es Je Tsongkhapa in seiner ursprünglichen Form zurück und sagte, dass es ihm eher entsprechen würde.

Viele Anhänger Je Tsongkhapas haben durch die Praxis des Migtsema in Verbindung mit dem Guru Yoga von Je Tsong­khapa sehr hohe Verwirklichungen erlangt. Diejenigen, die ein Handlungs­retreat über Je Tsongkhapa abgeschlossen haben, können hundertacht rituelle Übungen in Verbindung mit Migtsema ausführen, die von späteren Lamas verfasst wurden. Dazu gehören Rituale, um geistige und körperliche Krankheiten zu heilen, verschiedene Hindernisse zu überwinden, unheilvolle Zeichen und schlechte Träume abzuwenden, es regnen zu lassen oder Regen zu beenden sowie Lebensspanne, Verdienste und Dharma Verwirklichungen anwachsen zu lassen. Vor allem aber ist die Migtsema Praxis die beste Methode, um unser Vertrauen in Je Tsongkhapa und seine Lehre zu vertiefen. Wenn wir Vertrauen haben und Je Tsongkhapas Lehren über Mahamudra aufrichtig umsetzen, können wir innerhalb von drei kurzen Jahren Erleuchtung erlangen. Unser Hauptproblem ist der Mangel an Vertrauen.

Das Migtsema Gebet zeigt, dass Je Tsongkhapa eine Ema­nation von Avalokiteshvara, Manjushri und Vajrapani ist. Als Emanation Avalokiteshvaras ist er die Verkörperung des Mitgefühls aller Buddhas, als Emanation Manjushris ist er die Verkörperung der Weisheit aller Buddhas und als Emanation Vajrapanis ist er die Verkörperung der spirituellen Kraft aller Buddhas. Da Je Tsongkhapa eine Emanation von Avalokiteshvara, Manjushri und Vajrapani ist, verbeugen wir uns vor allen Buddhas, wenn wir uns vor ihm verbeugen, bringen allen Buddhas Gaben dar, wenn wir ihm Gaben darbringen, richten Bitten an alle Buddhas, wenn wir Bitten an ihn richten und erhalten die Segnungen aller Buddhas, wenn wir seine Segnungen erhalten. Deshalb müssen wir auf jeden Fall den Guru Yoga von Je Tsongkhapa üben.

Indem wir uns auf Je Tsongkhapa verlassen, vertiefen sich unser Mitgefühl, unsere Weisheit und spirituelle Kraft ganz natürlich. Weil Je Tsongkhapa eine Emanation des Weisheitsbuddha Manjushri ist, ist es für seine vertrauensvollen Anhänger insbesondere nie schwierig, ihre Weisheit zu vergrößern. Überall dort, wo es eine Gemeinschaft vertrauensvoller Anhänger gibt, die Je Tsongkhapas Lehren aufrichtig praktizieren, vergrößert sich ihre innere Weisheit ganz natürlich. Weisheit ist sehr wichtig. Je mehr Weisheit wir haben, desto weniger Unwissenheit haben wir, und je weniger Unwissenheit wir haben, desto weniger Leiden erleben wir. Wenn wir Weisheit haben, gibt es keine Grundlage dafür, Probleme zu erleben.

Was ist Weisheit? Gewöhnliche Intelligenz ist keine Weis­heit. Manche Menschen sind zum Beispiel sehr intelligent, wenn es um die Herstellung von Waffen, giftigen Chemikalien oder anderen zerstörerischen oder schädlichen Substanzen geht. Andere sind sehr gewandt im Geschäftsleben oder in der Politik. Ebenso sind einige Tiere sehr klug. Katzen können zum Beispiel sehr geschickt Mäuse fangen und Mäuse können sehr geschickt Lebensmittel stehlen. Dies sind jedoch keine Beispiele für Weisheit. Weisheit führt nie zu Leiden oder Nicht­tugend.

Weisheit ist ein tugendhafter, intelligenter Geist, der sein Objekt fehlerlos versteht und die Funktion hat, verblendeten Zweifel zu vertreiben. Da Weisheit ein tugendhafter Geist ist, ist sie immer eine Ursache für Glück und führt nie zu Leiden oder Problemen. Außerdem führt Weisheit immer zu richtigen Pfaden und richtigen Handlungen und täuscht Lebewesen nie, da sie ihr Objekt fehlerlos versteht. Wenn wir immer richtig handeln, gibt es keine Grundlage für das Entstehen von Problemen und die Folgen sind immer gut. Zudem vertreibt Weisheit verblendete Zweifel, die die Entwicklung von Vertrauen behindern und unserem spirituellen Fortschritt im Wege stehen.

Wenn unsere Weisheit schwach ist, begegnen wir Hinder­nissen. Ist unsere Weisheit hingegen stark, dann haben wir keine Probleme. Weisheit lehrt uns, was wir tun und was wir lassen sollten. Sie ist wie ein innerer Lehrer, den wir in unserem Herzen tragen, und wie ein Beschützer, der uns davor bewahrt, falsche Handlungen zu begehen und ihre unangenehmen Folgen erleben zu müssen. Wenn wir entmutigt, enttäuscht oder niedergeschlagen sind, dann erhellt Weisheit unseren Geist und macht uns glücklich, und wenn wir sehr aufgeregt oder abgelenkt sind, dann beruhigt Weisheit unseren Geist und verringert unsere Ablenkungen. Mit Weisheit ist unser Geist immer im Gleichgewicht und fühlt sich wohl.

Im Sutra der Vollkommenheit der Weisheit sagt Buddha, dass wir wie ein Blinder sind, wenn es uns an Weisheit mangelt. Haben wir aber Weisheit, dann können wir alles sehen. Weisheit ist das erhabene Auge, das uns in die Lage versetzt, all die verschiedenen Arten von Pfaden zu sehen. Gewöhnliche Augen können nur äußere Pfade sehen, die von einem äußeren Ort zu einem anderen führen. Weisheits­augen jedoch können auch innere Pfade sehen. Es gibt viele verschiedene Arten von inneren Pfaden. Einige führen zu einer Wiedergeburt in niederen Bereichen, einige führen zu einer Wiedergeburt in höheren Bereichen und einige führen zu einer Wiedergeburt in Reinen Ländern. Einige innere Pfade führen zur Befreiung, andere führen zur Erleuchtung. Weisheitsaugen können alle diese verschiedenen Pfade sehen. Außerdem führt Weisheit uns zu richtigen Entscheidungen darüber, welchen inneren Pfaden wir folgen sollen. Ohne Weisheit ist es sehr leicht, falschen Pfaden zu folgen. Aufgrund unseres Mangels an Weisheit sind wir seit anfangsloser Zeit falschen Pfaden gefolgt. Obwohl wir immer nach Glück und Zufriedenheit strebten, führten unsere Handlungen bisher überwiegend zu Leiden und Unzufriedenheit. Das zeigt, dass wir falschen inneren Pfaden gefolgt sind.

Es gibt viele verschiedene Arten von Weisheit wie durch Zuhören entstandene Weisheit, durch Kontemplation entstandene Weisheit, durch Meditation entstandene Weisheit, Weisheit, die konventionelle Wahrheiten erkennt, und Weis­heit, die endgültige Wahrheit erkennt. Jede dieser Weis­heiten hat viele Ebenen. Wollen wir vollkommen frei von Leiden sein und dauerhaftes Glück erlangen, so müssen wir unbedingt diese verschiedenen Arten von Weisheit entwickeln. Deshalb müssen wir den Guru Yoga von Je Tsongkhapa praktizieren.

Es ist ein Widerspruch, uns zu wünschen unsere Unwissen­heit zu überwinden und unsere Weisheit zu vergrößern, den Guru Yoga von Je Tsongkhapa aber zu vernachlässigen oder abzulehnen, da Je Tsongkhapa der Weisheitsbuddha ist. Während die meisten tibetischen Lamas in der Zeit vor Je Tsongkhapa die Erlangung und Zurschaustellung von Wunder­kräften betonten, sah Je Tsongkhapa seine Haupt­verantwortung darin, fühlenden Wesen zu helfen, ihre Unwissenheit durch das Vergrößern ihrer Weisheit zu beseitigen. Er verstand sehr genau, dass die Entwicklung von Weisheit der einzig sichere Pfad ist, der zur Freiheit von Leiden führt. Statt Wunderkräfte zur Schau zu stellen, verbrachte Je Tsongkhapa deshalb sein ganzes Leben damit, Unter­weisungen zu geben, die den Pfad zur Befreiung klar und fehlerlos enthüllen. Lehnen wir die Praxis von Je Tsong­khapa ab, so werden wir nur unsere Unwissenheit vergrößern.

Ebenso wie wir unsere Weisheit vergrößern müssen, müssen wir auch unser Mitgefühl und unsere spirituelle Kraft verbessern. Da Je Tsongkhapa eine Emanation von Avalokiteshvara ist, dem Buddha des Mitgefühls, und von Vajrapani, dem Buddha der spirituellen Kraft, werden unser Mitgefühl und unsere spirituelle Kraft ganz natürlich anwachsen, wenn wir den Guru Yoga von Je Tsongkhapa praktizieren. Uns zu wünschen unser Mitgefühl und unsere spirituelle Kraft zu verbessern, den Guru Yoga von Je Tsongkhapa aber zu vernachlässigen oder abzulehnen, ist ebenfalls ein Widerspruch. Weitere Einzelheiten zur Praxis des Migtsema und Ganden Lhagyema finden sich im Kommentar Herzjuwel.

Aus Sicht des Höchsten Yoga Tantra ist Heruka der Herr der Überlieferungslinie des Mitgefühls, Yamantaka ist der Herr der Überlieferungslinie der Weisheit und Guhyasamaja ist der Herr der Überlieferungslinie der spirituellen Kraft. Um schnell Erleuchtung zu erlangen, müssen wir die Segnungen dieser drei Gottheiten erhalten. Wenn wir den Guru Yoga Darbringung an den spirituellen Meister üben, ist Je Tsongkhapa das Hauptobjekt der Zuflucht und das Feld für die Ansammlung von Verdiensten. Als Emanation des Weisheitsbuddhas Manjushri ist er dieselbe Natur wie Yamantaka. In seinem Körper visualisieren wir die zweiunddreißig Gottheiten von Guhyasamaja und erzeugen uns gleichzeitig als Heruka. Auf diese Weise können wir die Segnungen aller drei Gottheiten erhalten und alle essenziellen Übungen des Höchsten Yoga Tantra in einer Sitzung praktizieren.

Wie bereits erwähnt ist die Reihenfolge, um in einem kurzen menschlichen Leben Erleuchtung zu erlangen, zuerst eine gewisse Erfahrung des Lamrim zu erlangen, danach Lojong zu üben und dann in das Vajrayana Mahamudra einzutreten. Der Guru Yoga der Darbringung an den spirituellen Meister beinhaltet alle diese Übungen. Da er alle Unterweisungen über die Stufen des Pfades zur Erleuchtung enthält, besitzt er alle herausragenden Eigenschaften der Lamrim Texte. Wenn wir uns auf diese Praxis verlassen, werden wir verstehen, dass es in Buddhas Lehre keine Widersprüche gibt. Wir werden alle Lehren Buddhas als persönlichen Rat betrachten und sie umsetzen. Wir werden leicht Buddhas endgültige Absicht erkennen und ganz natürlich frei vom großen Fehler und allen anderen Fehlern sein. Da dieser Guru Yoga alle Anleitungen über die Geistesschulung enthält, besitzt er außerdem die herausragenden Eigenschaften der Lojong Texte. Deshalb sagt Geshe Chekhawa in Geistesschulung in sieben Punkten: «Er ist wie ein Diamant, wie die Sonne und wie ein Medizinbaum.» Weitere Einzelheiten über die herausragenden Eigenschaften des Lamrim und Lojong finden sich in den Büchern Freudvoller Weg und Allumfassendes Mitgefühl.

Darbringung an den spirituellen Meister ist auch eine vorbereitende Übung für Vajrayana Mahamudra und beinhaltet alle Stufen der Erzeugungs- und Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra. Widmen wir uns dieser Praxis regelmäßig und aufrichtig, dann werden wir besondere Segnungen erhalten und es wird uns sehr leichtfallen, Verwirklichungen zu erlangen, wenn wir schließlich ein Dreijahresretreat über Vajrayana Mahamudra machen. Viele Anhänger Je Tsongkhapas wie Mahasiddha Dharmavajra, Gyalwa Ensäpa und Khädrub Sangye Yeshe erlangten in drei Jahren Erleuchtung, indem sie sich auf diesen besonderen Guru Yoga verließen. Im Gegensatz zu Milarepa, der keinen Zugang zu dieser Praxis hatte, mussten sie keine großen Entbehrungen auf sich nehmen, sondern konnten reibungslos und schnell auf den Stufen des Vajayana Mahamudra voranschreiten, indem sie sich auf diesen Guru Yoga verließen. Das ist die außergewöhnliche Eigenschaft des Guru Yoga von Je Tsongkhapa. Möchten wir schnell und mühelos Erleuchtung erlangen, müssen wir deshalb unbedingt Vertrauen in Je Tsongkhapa entwickeln und seinen Guru Yoga aufrichtig praktizieren.

Das Ausmaß an Hilfe, das uns durch diesen Guru Yoga zuteilwird, hängt von unserem Vertrauen in Je Tsongkhapa ab. Um unser Vertrauen zu vertiefen, müssen wir immer wieder darüber nachdenken, warum wir den Guru Yoga von Je Tsongkhapa üben müssen. Folgen wir dann in reiner Weise der Tradition Je Tsongkhapas, ohne sie mit anderen Traditionen zu mischen, und verlassen uns auf seinen Dharma Beschützer Dorje Shugden, dann werden unser Vertrauen in Je Tsongkhapa und damit unsere Verwirklichungen ganz natürlich anwachsen. Diesem Rat zu folgen – tiefes, unerschütterliches Vertrauen in Je Tsongkhapa zu entwickeln, seiner Tradition in reiner Weise zu folgen, ohne sie zu mischen, und uns aufrichtig auf den Dharma Beschützer Dorje Shugden zu verlassen –, wird uns auf jeden Fall großen Nutzen bringen. Ermutigt uns ein Lehrer, dies zu tun, dann sind wir es, die einen Nutzen davon haben, nicht der Lehrer. Dieser Rat hat nichts Parteiisches, sondern wird uns nur zu unserem eigenen Wohl gegeben. Die Erfahrung zeigt, dass Verwirklichungen aus tiefem, unerschütterlichem Vertrauen entstehen und dass dieses Vertrauen entsteht, wenn man einer Tradition in reiner Weise folgt, das heißt, sich auf einen Lehrer verlässt, seine Anleitungen umsetzt und seinem Dharma Beschützer folgt. Mischen wir Traditionen, so entstehen viele Hindernisse und es dauert sehr lange, bis wir Verwirklichungen erlangen.

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