Читать книгу Große Schatzkammer der Verdienste - Geshe Kelsang Gyatso - Страница 23

Ursprung und Überlieferungslinie dieser Anleitungen

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Die Überlieferungslinie dieser Anleitung, die als «außer­gewöhnliche Geflüsterte Überlieferungslinie» bekannt ist, wurde von Buddha Vajradhara an Manjushri und von Manjushri direkt an Je Tsongkhapa überliefert. Ab Je Tsongkhapa wurde sie durch genau die gleiche Über­lieferungslinie an die heutigen Lehrer weitergegeben wie das Mahamudra der Tugendhaften Tradition. Es wurde bereits erklärt, dass es in Verbindung mit Je Tsongkhapa zwei Hauptarten des Guru Yoga gibt: Die Hunderte von Gott­heiten des Freudvollen Landes, oder Ganden Lhagyema, und Darbringung an den spirituellen Meister, oder Lama Chöpa. Beide wurden in einer besonderen Schrift, die als Kadam Emana­tionsschrift bekannt ist, von Buddha Manjushri an Je Tsongkhapa überliefert. Diese Schrift enthält außerdem Anleitungen zu Vajrayana Mahamudra und zu sechs Sadhanas von Manjushri: Erlangung des äußeren Manjushri, Erlangung des inneren Manjushri, Erlangung des geheimen Manjushri, Erlangung des Körpermandalas von Manjushri, Erlangung des Manjushri des Dharma Rades und Erlangung des Alleinigen Manjushri.

Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes wurde von Je Tsongkhapa an seinen Schüler Je Sherab Senge weitergegeben. Dieser große Lama lebte und praktizierte an einem Ort namens Se in Tibet. Er und seine beiden Haupt­schüler wurden später als «Segyupa Vater und Söhne» bekannt. Die Überlieferungslinie der Praxis Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes ist bekannt als «Segyu Überlieferungslinie». Weitere Erklärungen zu dieser Über­lieferungslinie finden sich im Buch Herzjuwel und eine tiefgründige Erläuterung, wie wir Vajrayana Maha­mudra in Verbindung mit dem Guru Yoga der Segyu Über­lieferungs­linie üben, findet sich im Buch Mahamudra Tantra.

Die Überlieferungslinie der Darbringung an den spiri­tuellen Meister entwickelte sich wie folgt: Nachdem Je Tsongkhapa verstorben war, wurde seine Tradition von seinen beiden Haupt­schülern Khädrubje und Togden Jampel Gyatso aufrechterhalten und gefördert. Khädrubje, eine Emanation Vajrapanis, wurde Je Tsongkhapas Nachfolger im Kloster Ganden. Während er sich dort aufhielt, gab er vielen Schülern umfangreiche Unterweisungen, genauso wie es sein spiritueller Meister Je Tsongkhapa getan hatte. Er war besonders gewandt in Logik und Debatte. Er konnte alle Fragen hinsichtlich der Lehren Je Tsongkhapas beantworten und alle diesbezüglichen Missverständnisse klären. Seine Weis­heit war so scharf und seine Begründungen so treffend, dass er mit dem großen indischen buddhistischen Meister Dharma­kirti verglichen wurde, einer Emanation Manjushris, der die essenziellen Anleitungen zur Logik und zu logischen Begründungen enthüllt hatte.

Je Tsongkhapa übertrug alle essenziellen Anleitungen zu Vajrayana Mahamudra an Khädrubje, der sie aufrichtig praktizierte. Da Khädrubje die große Verantwortung übertragen wurde, das weitere Erblühen der kostbaren Lehren Je Tsongkhapas sicherzustellen, richtete er oft, nachdem Je Tsongkhapa verstorben war, Bitten um Führung und Inspiration an ihn. Zu fünf verschiedenen Anlässen erschien Je Tsongkhapa direkt vor Khädrubje, jedes Mal in einer anderen Form. Als Khädrubje einmal über die außerordentliche Güte Je Tsongkhapas nachdachte, wurde er von solcher Trauer über den Verlust seines spirituellen Meisters ergriffen, dass er zu weinen begann. Mit Tränen in den Augen verfasste er einen Lobpreis an Je Tsongkhapa, in dem er seiner tiefen Sehnsucht Ausdruck verlieh, ihn wiederzusehen. Kaum hatte er den Lobpreis zu Papier gebracht, erschien Je Tsongkhapa auf einem Elefanten reitend vor ihm, umgeben von einer Aura aus Licht. Je Tsongkhapa fragte ihn, warum er weine, und Khädrubje antwortete, er weine, weil er an Je Tsongkhapas große Güte gedacht habe. Er fragte Je Tsongkhapa, wo er seit seinem Dahinscheiden gewesen sei, und Je Tsongkhapa antwortete, er weile in einem Reinen Land im Nordosten. Sie sprachen noch lange miteinander, bis sich Je Tsongkhapas Erscheinung schließlich auflöste. Zu anderen Zeiten erschien Je Tsongkhapa Khädrubje in anderen Formen, zum Beispiel als Manjushri auf einem Löwen reitend und als Yogi auf einem Tiger reitend.

Während Khädrubje in Ganden blieb und Je Tsongkhapas Tradition des Erteilens von klaren und fehlerlosen Unter­weisungen betonte, verbrachte Togden Jampel Gyatso den größten Teil seines Lebens in abgeschiedenen Wäldern und Berghöhlen und legte die Betonung auf Je Tsongkhapas Tradition des Meditationsretreats. Durch aufrichtiges Üben der Anleitungen des Vajrayana Mahamudra erlangte er in drei Jahren große Erleuchtung. Zwar erhielten sowohl Khädrubje als auch Togden Jampel Gyatso die Überlieferung der Emanationsschrift von Je Tsongkhapa, doch es war Togden Jampel Gyatso, der sie an andere weitergab. Deshalb wird er als der nächste Guru der Überlieferungslinie nach Je Tsongkhapa angesehen.

Togden Jampel Gyatso gab die Überlieferungslinie dieser Unterweisungen an Khädrubjes jüngeren Bruder Baso Chökyi Gyaltsen weiter. Baso Chökyi Gyaltsen verbrachte sein ganzes Leben mit dem Üben dieser Anleitungen und verwirklichte sie vollständig. Er überlieferte sie an Mahasiddha Dharmavajra, einen großen Meditierenden, der sein ganzes Leben im Retreat in Berghöhlen verbrachte. Zu einer Zeit befand sich Mahasiddha Dharmavajra in einer hoch gelegenen Höhle auf einem Berg namens Chumo Lhari in der Nähe des Klosters Tashi Lhunpo im Westen Tibets im Retreat. Während einer seiner Sitzungen erschien ihm Je Tsongkhapa als Vereinigung von drei heiligen Wesen. Sein äußerer Aspekt war der Je Tsongkhapas in den drei Roben eines Mönchs und mit dem gelben Hut eines Pandits, seine rechte Hand war in der Mudra des Dharmalehrens und seine linke Hand, in der Mudra meditativen Gleichgewichts, hielt eine mit Nektar gefüllte, juwelenbesetzte Schale. In seinem Herzen war Buddha Shakyamuni und in dessen Herzen Eroberer Vajradhara. Dieser Aspekt Je Tsongkhapas ist im Tibetischen als «je sempa sum tseg» bekannt und bedeutet «Je Tsongkhapa, die Vereinigung von drei heiligen Wesen», auch bekannt als «Lama Losang Tubwang Dorjechang». Hier bedeutet «Lama» «Guru» und weist darauf hin, dass Je Tsongkhapa unser spiritueller Meister ist. «Losang» ist die Kurzform von «Losang Dragpa», dem Ordinationsnamen Je Tsongkhapas. «Tubwang» ist die Kurzform von «Shakya Tubwang», dem tibetischen Namen für Buddha Shakyamuni, und «Dorjechang» bedeutet auf Tibetisch Vajradhara.

Als Je Tsongkhapa in dieser Form erschien, übertrug er Mahasiddha Dharmavajra die Anleitungen zu Darbringung an den spirituellen Meister zusammen mit den Anleitungen zu Vajrayana Mahamudra und allen anderen essenziellen Anleitungen aus der Emanationsschrift. Indem sich Mahasiddha Dharmavajra auf diese kostbaren Anleitungen verließ, erlangte er innerhalb von drei Jahren Erleuchtung. Später, als Mahasiddha Dharmavajras gewöhnliche Form verschied, sahen viele Leute aus der Gegend fünffarbige Regenbogenlichter aus seiner Höhle hervorströmen und den ganzen Berg erhellen. Als sie zu seiner Höhle kamen, war sie vollkommen leer. Mahasiddha Dharmavajra hatte einen Regenbogenkörper erlangt und seine gewöhnliche Form war vollständig verschwunden.

Seit der Zeit, als Manjushri die Emanationsschrift an Je Tsongkhapa weitergab, haben tausende von Praktizierenden der Gelugpa Tradition durch das Üben dieser Anleitungen Erleuchtung erlangt. Außerdem sind diese Anleitungen außerordentlich gesegnet, da sie die außergewöhnliche nahe Überlieferungslinie haben, und diejenigen, die sie aufrichtig üben, können mit großer Leichtigkeit in drei Jahren Erleuchtung erlangen, ohne jene Mühen auf sich nehmen zu müssen, die Milarepa erlebte.

Bevor er starb, prüfte Mahasiddha Dharmavajra mit seiner Hellsicht, an wen er die Überlieferungslinie dieser kostbaren Anleitungen weitergeben sollte. Er sah, dass ein Yogi namens Losang Döndrub, der Hunderte von Meilen entfernt an einem Ort namens Ensä im Retreat war, eine ganz besondere Verbindung zu Je Tsongkhapa hatte und dass er ein geeigneter Empfänger dieser Überlieferungslinie war. Mithilfe seiner Wunderkräfte legte er die große Entfernung zu Losang Döndrubs Höhle in einem Augenblick zurück und manifestierte sich vor der Höhle im Aspekt eines alten Bettelmönchs. Damals war es üblich, dass ein Bettler vor der Höhle wartete und Schriften rezitierte, um zu zeigen, dass er eine milde Gabe benötigte. Deshalb begann Mahasiddha Dharmavajra Je Tsongkhapas Lobpreis der abhängigen Bezie­hung zu rezitieren.

Zu jener Zeit war Losang Döndrub krank. Als er jedoch den Bettler hörte, der diesen Text von Je Tsongkhapa rezitierte, wurde sein Geist sehr glücklich und trotz seiner Krankheit schleppte er sich zum Ausgang der Höhle. Kaum hatte er den Bettler erblickt, war sein Geist mit Hingabe erfüllt und er war sicher, dass jener ein heiliges Wesen sein müsse. Er lud den Bettler in seine Höhle ein und bot ihm Tee an. Als er den Bettler befragte, erkannte er rasch, dass dieser tatsächlich ein großer Yogi war. Losang Döndrub fiel vor Mahasiddha Dharmavajra nieder und bat ihn, ihn in seine Obhut zu nehmen und ihm Dharma Anleitungen zu geben. Mahasiddha Dharmavajra erwiderte, dass er zu seiner Höhle nach Chumo Lhari kommen müsse, um diese Anleitungen zu erhalten, und verschwand. Losang Döndrub nahm große Mühen auf sich, um Mahasiddha Dharmavajras Höhle zu finden, doch als er schließlich dort ankam, brachte er sofort Tsog Gaben dar und bat um Unterweisungen. Mahasiddha Dharmavajra übertrug ihm die gesamte Überlieferungslinie der Anleitungen der Emanationsschrift, einschließlich der Anleitungen zu Darbringung an den spirituellen Meister. Danach kehrte Losang Döndrub in seine Höhle nach Ensä zurück und setzte diese Anleitungen in die Praxis um. Er erlangte schließlich in drei Jahren die Erleuchtung, genau wie es sein Lehrer getan hatte. Nachdem er Erleuchtung erlangt hatte, schrieb er in einem seiner vielen Lieder:

Meine einzigen guten Eigenschaften sind, dass ich zuerst einsgerichtete Bitten an meinen spirituellen Meister richtete, dann praktizierte ich die Sadhanas, sobald ich sie erhalten hatte, und schließlich erlangte ich in drei Jahren und drei Monaten Erleuchtung.

Losang Döndrub wurde später als Gyalwa Ensäpa bekannt, benannt nach der Höhle, in der er meditiert hatte. Obwohl ihm der Titel nie offiziell gegeben wurde, wird Gyalwa Ensäpa als erster Panchen Lama angesehen, da Losang Chökyi Gyaltsen, der als der erste Panchen Lama anerkannt ist, tatsächlich eine Emanation Gyalwa Ensäpas war.

Als kleiner Junge hatte Gyalwa Ensäpa viele Visionen von Buddha Shakyamuni. Er besaß auch eine natürliche Hellsicht und wusste, dass jemand die Absicht hatte, seine Familie zu besuchen, selbst wenn derjenige noch viele Tagesreisen entfernt war. Später, als er Mönch wurde, konnte er das ganze Sutra der Vollkommenheit der Weisheit in achttausend Zeilen sowohl auf Tibetisch als auch auf Sanskrit auswendig rezitieren. Die anderen Mönche, die nie Sanskrit gehört hatten, dachten, er sei von Geistern besessen!

Da sein spiritueller Meister Mahasiddha Dharmavajra sein ganzes Leben im Retreat verbrachte, lag es an Gyalwa Ensäpa, die Überlieferungslinie der Emanationsschrift anderen zu überliefern. Er gab die Überlieferungslinie an Khädrub Sangye Yeshe weiter, den Wurzelguru von Losang Chökyi Gyaltsen, dem ersten Panchen Lama, und von Khädrub Sangye Yeshe erhielt der erste Panchen Lama diese kostbare Überlieferungslinie. Da Mahasiddha Dharmavajra und seine beiden Hauptschüler Gyalwa Ensäpa und Khädrub Sangye Yeshe als «Ensäpa Vater und Söhne» bekannt wurden, wird diese Überlieferungslinie die «Ensä Überlieferungslinie» genannt. Später schrieb Kachen Yeshe Gyaltsen ein Buch über die Lebensgeschichten all dieser Überlieferungsliniengurus. Ihre Geschichten sind sehr inspirierend und ich hoffe, dass sie eines Tages zum Wohle westlicher Praktizierender aus dem Tibetischen übersetzt werden.

Der erste Panchen Lama Losang Chökyi Gyaltsen war ein sehr weiser und erfahrener Beschützer der Lehre Je Tsong­khapas. Später wurde er der Wurzelguru des fünften Dalai Lama. Bis zur Zeit des ersten Panchen Lama wurde die Überlieferungslinie der Emanationsschrift direkt vom Lehrer an den Schüler weitergegeben, ohne niedergeschrieben zu werden, und nur diejenigen, die sehr viel Glück hatten, wussten von ihrer Existenz, ganz zu schweigen davon, dass sie die Gelegenheit hatten, die Anleitungen zu praktizieren. Deshalb wurde sie als «Geflüsterte Ensä Über­lieferungslinie» bekannt. Da jedoch die Zeiten immer unreiner wurden und die fühlenden Wesen immer weniger Verd­ienste hatten, war der Panchen Lama besorgt, dass diese kostbare Überlieferungslinie bald vollkommen verschwinden könnte, und beschloss sie niederzuschreiben, um sie für künftige Generationen zu erhalten. Folglich verfasste er einen Text mit dem Titel Der Hauptpfad der Eroberer, der Urtext des Mahamudra. Dieser enthält alle essenziellen Anleitungen zu Mahamudra aus der Emanationsschrift.

Um Mahamudra erfolgreich zu praktizieren, muss man zuerst vier vorbereitende Übungen vollenden, die als «die vier großen hinführenden Vorbereitungen» bezeichnet werden. Diese sind:

1. Die große Vorbereitung der Zufluchtnahme und des Erzeugens von Bodhichitta, das Tor zum Buddhadharma und zum Mahayana

2. Die große Vorbereitung der Mandala Darbringung, das Tor zur Ansammlung von Verdiensten

3. Die große Vorbereitung der Meditation und Rezitation des Vajrasattva, das Tor zur Reinigung von Negativität und Übertretungen

4. Die große Vorbereitung des Guru Yoga, das Tor zum Empfangen von Segnungen

Damit vertrauensvolle Schüler die vierte große Vorbereitung als Vorbereitung für das eigentliche Mahamudra praktizieren können, hat der erste Panchen Lama auch die Darbringung an den spirituellen Meister zusammengestellt, die auf den Anleitungen aus der Emanationsschrift beruht. Seitdem blüht diese Praxis in Tibet, in der Mongolei, in China und Indien und beginnt sich jetzt im Westen zu verbreiten. Wir sollten uns an die große Güte des ersten Panchen Lama erinnern, diese Sadhana verfasst zu haben, und sollten versuchen sie rein und aufrichtig zu üben.

Obwohl der erste Panchen Lama die Darbringung an den spirituellen Meister zusammenstellte, wurde sie nicht von ihm erfunden. Tatsächlich lehrte Buddha alle Übungen, die in dieser Sadhana enthalten sind, in seinen Sutra und Tantra Lehren. Um dies klarzustellen, schrieb der erste Panchen Lama am Anfang der Sadhana:

Ich werde einen Halsschmuck, eine wunderschöne Blumengirlande vorbereiten,

Dem Lotosgarten der heiligen Anleitungen des Sutra und Tantra entnommen,

Die einzige erhabene Methode für vom Glück begünstigte Schüler,

Um allen Nutzen und alles Glück zu vollbringen.

Der vollständige Titel der Sadhana lautet auf Tibetisch Lama Chöpai Choga, das bedeutet Das Ritual der Darbringung an den spirituellen Meister. Obwohl zuerst auf Tibetisch verfasst, erwähnte der erste Panchen Lama den Titel am Anfang des Textes auch auf Sanskrit: Guru puja se kalpa. Diese Vor­gehens­weise war üblich, wenn ein Text aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt wurde, um zu zeigen, dass der Text nicht von den Tibetern erfunden wurde, sondern eine authentische Schrift aus Indien war. Es ist nicht üblich, einem Text, der ursprünglich auf Tibetisch verfasst wurde, einen Titel auf Sanskrit zu geben. Deshalb hat Je Tsongkhapas Große Darlegung der Stufen des Pfades zum Beispiel keinen Sanskrit Titel, sondern ist auf Tibetisch einfach als Lamrim Chenmo bekannt. Warum aber gab der erste Panchen Lama der Darbringung an den spirituellen Meister einen Sanskrit Titel? Seine Absicht war, darauf hinzuweisen, dass er die Sadhana zwar zusammengestellt hatte, die darin enthaltenen Übungen jedoch aus den Sutras und Tantras stammen, und zwar insbesondere aus den tantrischen Lehren des Eroberers Vajradhara.

Es ist die Tradition sowohl von Atisha als auch von Je Tsongkhapa, alle ihre Unterweisungen auf das Wort Buddhas zu gründen und niemals etwas zu lehren, das Buddhas Lehren widerspricht. Diesen beiden großen Lehrern zufolge kann eine Anleitung nicht als authentische buddhistische Lehre betrachtet werden, wenn sie nicht entweder in den Sutras oder in den Tantras Erwähnung findet, selbst dann nicht, wenn es sich um einen sogenannten «Terma», oder «verborgenen Schatztext», handelt. Jedes Mal, wenn Atisha oder Je Tsongkhapa Unterweisungen gaben oder Texte verfassten, zitierten sie umfassend sowohl aus den Sutras als auch aus den Tantras. Auf diese Weise zeigten sie ihren großen Respekt vor Buddhas ursprünglichen Lehren und betonten, wie wichtig es ist, Anleitungen auf sie zurückführen zu können.

In Schmuckstück für Mahayana Sutras sagt Maitreya, dass es im ganzen Universum niemanden gibt, der weiser als Buddha ist. Buddha versteht direkt und gleichzeitig alle Objekte des Wissens und erkennt die wahre Natur aller Phänomene. Haben wir Vertrauen in Buddha, dann sollten wir nur jene Anleitungen umsetzen, die seinen Lehren nicht widersprechen. Folgen wir Anleitungen, die Buddha widersprechen, so werden wir keinen spirituellen Fortschritt machen und unsere Praxis wird zur Degeneration des Buddhadharma in dieser Welt führen. Ebenso werden wir Buddhas Lehre zerstören, wenn wir behaupten ein buddhistischer Lehrer zu sein, aber Unterweisungen geben, die Buddha widersprechen. Deshalb sollten wir, wenn wir uns als Buddhisten betrachten, sehr darauf achten, nur solche Lehren umzusetzen, die ursprünglich von Buddha stammen. Wir sollten darauf achten, uns nicht einfach vom Ruf eines bestimmten Lehrers oder Buches beeinflussen zu lassen, sondern sollten überprüfen, ob diese wirklich authentisch sind. Sogar wenn uns gesagt wird, dass wir durch das Hören einer bestimmten Unterweisung oder durch das Lesen eines bestimmten Buches schnell Erleuchtung erlangen, sollten wir trotzdem vorsichtig sein und zuerst ihre Echtheit prüfen.

Wenn nun, wie der erste Panchen Lama sagt, alle in Darbringung an den spirituellen Meister enthaltenen Anlei­tungen bereits von Buddha gelehrt wurden, warum hat er die Sadhana dann überhaupt zusammengestellt? Warum hat er uns nicht einfach auf Buddhas ursprüngliche Lehren verwiesen? Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens sind Buddhas tantrische Lehren sehr schwierig zu verstehen und zweitens sind sie auf unterschiedliche Texte verstreut, ohne klaren Hinweis darauf, in welcher Reihenfolge sie geübt werden sollten. Würden wir versuchen diese Anleitungen umzusetzen, indem wir uns nur auf die Sutras und Tantras verlassen, wären wir bald entmutigt und würden unsere Dharma Praxis vielleicht sogar ganz aufgeben.

Indem er Darbringung an den spirituellen Meister zusammenstellte, hat der erste Panchen Lama alle essenziellen Anleitungen in einer Art und Weise dargelegt, die einfach zu verstehen ist, und sie in der Reihenfolge angeordnet, in der sie zu üben sind. Er hat in einer einzigen Praxis nicht nur die große hinführende Vorbereitung des Guru Yoga mit allen essenziellen Übungen der Erzeugungs- und Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra verbunden, sondern auch die essenziellen Übungen des Lamrim und Lojong hinzugefügt. Deshalb können wir, wenn wir Darbringung an den spirituellen Meister praktizieren, alle Stufen des Pfades von Sutra und Tantra in einer Sitzung üben.

In seinem Selbstkommentar sagt der erste Panchen Lama, dass die unterschiedlichen Übungen in Darbringung an den spirituellen Meister wie kostbare Juwelen sind, die vom Meeresgrund geborgen wurden. Selbst wenn wir wüssten, dass auf dem Grund eines riesigen Ozeans Juwelen lägen, könnten wir sie ohne die Hilfe eines geschickten Steuer­mannes und Tauchers nie finden. Würden wir selbst versuchen sie zu bergen, brächten wir uns auf jeden Fall in große Gefahr. In gleicher Weise würden wir uns ohne die Hilfe des ersten Panchen Lama, der diese kostbaren, juwelengleichen Anleitungen sammelte und darlegte, sehr bald in Schwierigkeiten befinden, sollten wir versuchen sie im weiten Ozean der Sutras und Tantras selbst zu finden und umzusetzen.

Seitdem der erste Panchen Lama diese kostbare Sadhana zusammengestellt hat, wurde sie zusammen mit dem außergewöhnlichen Vajrayana Mahamudra der Tugendhaften Tradition und allen anderen essenziellen Übungen der Emanationsschrift in einer ungebrochenen Überlieferungs­linie bis zu unseren gegenwärtigen Lehrern übertragen. Von Panchen Chökyi Gyaltsen ging die Überlieferungslinie über Drubchen Gendun Gyaltsen und Drungpa Tsöndru Gyaltsen an Könchog Gyaltsen, der sie an den zweiten Panchen Lama Losang Yeshe weitergab. Von ihm ging sie über verschiedene Lamas wie Losang Namgyal und Kachen Yeshe Gyaltsen bis zu Vajradhara Trijang Rinpoche, der sie an unsere gegenwärtigen Lehrer weitergab. Die gesamte nahe Überlieferungslinie dieser Anleitungen ist in Bittgebete an die Gurus der Mahamudra Überlieferungslinie enthalten (siehe Anhang II). Wenn wir dieses Gebet lesen, werden wir sehen, dass es eine vollkommen reine und ununterbrochene Überlieferungslinie von Eroberer Vajradhara bis zu unserem gegenwärtigen Wurzelguru gibt.

Indem wir über die besonderen Eigenschaften der Dar­bringung an den spirituellen Meister und die Reinheit der Über­lieferungslinie dieser Anleitungen nachdenken, sollten wir uns außerordentlich glücklich schätzen, solch einer kostbaren Praxis begegnet zu sein. Wir sollten denken:

Die Praxis der Darbringung an den spirituellen Meister enthält alle essenziellen Übungen von Sutra und Tantra und die Segnungen dieser Überlieferungslinie sind immer noch vollständig. Wenn ich jetzt diesen Guru Yoga aufrichtig übe, kann ich noch in diesem Leben Erleuchtung erlangen und so wie Gyalwa Ensäpa werden. Was für ein Glück ich habe!

Große Schatzkammer der Verdienste

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