Читать книгу Große Schatzkammer der Verdienste - Geshe Kelsang Gyatso - Страница 29

Оглавление

BODHICHITTA ERZEUGEN

Dies hat zwei Teile:

1. Anstrebenden Bodhichitta erzeugen

2. Ausübenden Bodhichitta erzeugen

ANSTREBENDEN BODHICHITTA ERZEUGEN

Nachdem wir Zuflucht genommen haben, erzeugen wir nun eine besondere Bodhichitta Motivation. Wir tun dies in Verbindung mit dem nächsten Vers der Sadhana:

Zum Wohle aller fühlenden Mutterwesen

Werde ich die Guru-Gottheit werden

Und dann alle fühlenden Wesen

Zum erhabenen Zustand der Guru-Gottheit führen.

Auf der Grundlage des mitfühlenden Wunsches, den wir anlässlich der Zufluchtnahme entwickelt haben, erzeugen wir nun den Wunsch, ein Buddha zu werden, um alle fühlenden Mutterwesen von den Leiden Samsaras zu befreien und sie zum erhabenen Glück der Buddhaschaft zu führen.

Da dies eine Praxis des Höchsten Yoga Tantra ist, erzeugen wir einen ganz besonderen Bodhichitta Wunsch. Dies wird durch die Worte «Werde ich die Guru-Gottheit werden» ausgedrückt. Um zum Wohle anderer erleuchtet zu werden, schulen wir uns zuerst in den allgemeinen Pfaden des Lamrim und Lojong und treten dann in die außergewöhnlichen Vajrayanapfade der Erzeugungs- und Vollendungsstufe ein. Es ist das Ziel der Praxis der beiden Stufen des Vajrayana, den Zustand unserer persönlichen Gott­heit zu erlangen. Ist unsere persönliche Gottheit zum Beispiel Heruka, dann streben wir danach, Heruka zu werden, und ist unsere persönliche Gottheit Vajrayogini, dann streben wir danach, Vajrayogini zu werden. Wie tun wir das? Es gibt nur einen Weg, eine Gottheit zu werden: Wir müssen uns auf einen spirituellen Meister verlassen, den wir als von der gleichen Natur wie diese Gottheit betrachten. Streben wir zum Beispiel danach, Heruka zu werden, so betrachten wir unseren Wurzelguru von Natur aus als untrennbar von Heruka. Mit dieser Erkenntnis üben wir dann entweder den ausführlichen oder kurzen Guru Yoga und lösen unseren Guru in unser Herz auf. Wir haben das Gefühl, als ob unser Ursprungsgeist und der Geist unseres Gurus untrennbar eins geworden sind, die Natur Guru Herukas. Mit diesem besonderen Gefühl erzeugen wir uns dann als Heruka und bewahren den göttlichen Stolz, die Guru-Gottheit zu sein.

Zu Beginn wird dies durch richtige Vorstellung erlangt, doch schließlich werden wir durch Schulung in den Übungen der Vollendungsstufe einen subtilen Körper erzeugen, den illusorischen Körper, der der eigentliche Körper einer Gott­heit ist. Sobald wir den illusorischen Körper erlangt haben, haben wir einen reinen Geist und einen reinen Körper. Verbessern wir dann kontinuierlich unsere Erfahrung mit den Yogas der Vollendungsstufe, so wird unser reiner illusorischer Körper der eigentliche Körper eines Buddha und unser reiner Geist wird der eigentliche Geist eines Buddha. Dann sind wir zur eigentlichen Guru-Gottheit geworden, Guru Heruka.

Ohne zuerst einen vollständig neuen subtilen Körper zu erzeugen, den illusorischen Körper, gibt es keine Möglichkeit, ein Buddha zu werden. Unseren gegenwärtigen groben ­­Körper können wir nie in den Körper eines Buddha um­wandeln, ganz gleich wie lange wir meditieren. Um den illu­so­rischen Körper zu erzeugen, müssen wir uns in der Erzeugungs- und Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra schulen und um dies zu tun, müssen wir Guru Yoga üben, indem wir unseren Guru als untrennbar von der Gottheit betrachten. Anders gesagt ist die einzige Möglichkeit, ein Buddha zu werden, Guru Yoga in Verbindung mit den beiden Stufen des Höchsten Yoga Tantra zu üben. Wenn wir das verstehen, werden wir erkennen, wie außerordentlich kostbar die Praxis der Darbringung an den spirituellen Meister ist. Wir werden auch erkennen, dass die Art und Weise, wie wir Bodhichitta gemäß Höchstem Yoga Tantra erzeugen, sehr viel tiefgründiger und realistischer ist, als die Art und Weise, wie wir ihn gemäß Sutra erzeugen.

Vielleicht fragen wir uns, warum es notwendig ist, sich auf einen Guru zu verlassen, um die Erzeugungs- und Vollendungsstufe zu üben. Warum können wir diese Yogas nicht einfach allein praktizieren und uns als Gottheit erzeugen? Die Antwort ist, dass wir im Moment vollkommen verschieden von der Gottheit sind und ohne den Guru keine Möglichkeit haben, eine Verbindung zur Gottheit herzustellen. Die Gottheit Heruka ist zum Beispiel ein trans­­­­zendentes Wesen, das völlig jenseits des Bereichs gewöhn­licher Erfahrung ist. Nur durch unseren Guru können wir mit Heruka in Verbindung treten. Das außergewöhnliche Merkmal des Gurus ist, dass er, obwohl er in Wirklichkeit ein trans­zendentes Wesen und die gleiche Natur wie Heruka ist, dennoch in einer gewöhnlichen Form erscheinen und direkt mit uns kommunizieren kann. Dadurch kann er uns mit Gottheiten wie Heruka bekannt machen und uns auf den Stufen führen, durch die wir uns in diese Gottheit verwandeln. Deshalb sollten wir unseren Guru als Emanation der Gottheit betrachten. Ohne den Guru wäre es für uns unmöglich, Herukas Segnungen oder die einer anderen Gottheit zu erhalten. Deshalb wird Guru Yoga «das Tor zum Empfangen von Segnungen» genannt. Alle tantrischen Verwirklichungen hängen vollkommen von den Segnungen des Gurus ab. Ohne das Wasser der Segnungen des Gurus ist unser Geist wie ein trockener Samen, nicht fähig zu spirituellem Wachstum.

Es gibt eine traditionelle tibetische Redensart, dass der Guru die vier Körper eines Buddha besitzt, die wie ein großer schneebedeckter Berg sind. Wenn die Sonne unseres Vertrauens nicht scheint, können die wassergleichen Segnungen des Gurus nicht schmelzen. Indem wir dies bedenken, sollten wir tiefes Vertrauen in unseren spirituellen Meister entwickeln sowie den starken Wunsch, die Guru-Gottheit zu werden. Dann können wir alle anderen fühlenden Wesen zu diesem Zustand führen, genauso wie wir gegenwärtig von unserem Guru geführt werden.

AUSÜBENDEN BODHICHITTA ERZEUGEN

Mit dem vorherigen Gebet haben wir den einfachen Wunsch erzeugt, Erleuchtung zum Wohle anderer zu erlangen. Mit den nächsten zwei Versen wandeln wir diesen Wunsch nun in ausübenden Bodhichitta um, indem wir den Entschluss fassen, uns in der eigentlichen Methode zur Erlangung der Erleuchtung zu schulen, dem tiefgründigen Pfad des Guru Yoga.

Zum Wohle aller fühlenden Mutterwesen werde ich so schnell wie möglich, noch in diesem Leben, den Zustand der Guru-Gottheit, des Ur-Buddha, erlangen.

Ich werde alle fühlenden Mutterwesen von ihren Leiden erlösen und sie zur großen Glückseligkeit der Buddha Ebenen führen. Deshalb werde ich mich im tiefgründigen Pfad des Yoga der Guru-Gottheit üben.

Wenn wir Bodhichitta gemäß Höchstem Yoga Tantra erzeugen, dann erzeugen wir den besonderen Wunsch, so schnell wie möglich, noch in diesem Leben, Erleuchtung zu erlangen. Und dies nicht, weil wir ungeduldig sind, sondern weil unser Mitgefühl zu stark ist, um zu ertragen, dass fühlende Wesen auch nur einen Augenblick länger leiden.

Eine andere Besonderheit des tantrischen Bodhichitta wird durch das Wort «Ur-Buddha» ausgedrückt. Es zeigt die außergewöhnliche tantrische Methode, Erleuchtung zu erlangen. Seit anfangsloser Zeit haben alle fühlenden Wesen einen sehr subtilen Körper und einen sehr subtilen Geist. Zurzeit sind diese von den zwei Arten der Behinderungen verdunkelt: den Verblendungsbehinderungen und den Behinderungen zur Allwissenheit. Wenn der sehr subtile Körper und Geist durch Schulung in den zwei Stufen des Höchsten Yoga Tantra vollständig von den beiden Behinderungen befreit ist, wird er zum Körper und Geist eines Buddha. Da die substanziellen Ursachen des Körpers und Geistes dieses Buddha, unser sehr subtiler Körper und Geist, seit anfangsloser Zeit existieren, wird dieser Buddha «Ur-Buddha» genannt.

Manche missverstehen den Begriff «Ur-Buddha» und glauben, dass alle fühlenden Wesen seit anfangsloser Zeit Buddhas sind. Das ist offensichtlich falsch, denn wenn dem so wäre, dann würden Unwissenheit und Erleuchtung zur gleichen Zeit im gleichen Geist existieren oder Buddhas würden die Leiden der Hölle erleben! Je Tsongkhapa erläuterte sehr klar, dass alle fühlenden Wesen eine Buddha Natur haben – das Potenzial, in der Zukunft ein Buddha zu werden –, da sie einen sehr subtilen Körper und Geist haben. Doch solange ihr sehr subtiler Körper und Geist von Behinderungen bedeckt ist, sind sie keine eigentlichen Buddhas.

Der zweite dieser beiden Verse beinhaltet auch die Praxis der vier Unermesslichen. Die Worte «alle fühlenden Mutterwesen» weisen auf unermesslichen Gleichmut hin, vollkommen frei von Unterscheidung. Die Worte «Ich werde ... von ihren Leiden erlösen» weisen auf unermessliches Mitgefühl hin. Die Worte «und sie zur großen Glückseligkeit der Buddha Ebenen führen» weisen auf unermessliche Liebe und unermessliche Freude hin. Und die Worte «Deshalb werde ich mich im tiefgründigen Pfad des Yoga der Guru-Gottheit üben» weisen auf die besondere Entschlossenheit des ausübenden Bodhichitta hin. Über all dies sollten wir nachdenken, während wir diesen Vers rezitieren.

Nachdem wir Zuflucht genommen und Bodhichitta erzeugt haben, können wir, wenn wir die Zeit haben, weiße Lichtstrahlen und Nektare visualisieren, die aus unserem Guru und all den heiligen Wesen im Raume vor uns hervorströmen und sich in unseren Körper auflösen. Wir stellen uns vor, dass unser ganzer Körper und Geist von glückseligen weißen Lichtstrahlen und Nektaren durchdrungen ist. Sie reinigen all das negative Karma, das wir seit anfangsloser Zeit erschaffen haben, alle Hindernisse in unserer Dharma Praxis, alle unsere geistigen und körperlichen Probleme und insbesondere all das negative Karma, das wir gegenüber unserem spirituellen Meister und den anderen heiligen Wesen erschaffen haben. Wir fühlen uns vollkommen gereinigt und von Glückseligkeit durchdrungen. Danach visualisieren wir gelbe Lichtstrahlen und Nektare, die aus den heiligen Wesen hervorströmen und sich in uns auflösen. Hierdurch erhalten wir ihre Segnungen, um unsere Dharma Verwirklichungen wie Mitgefühl und Leerheit verwirklichende Weisheit sowie unsere Lebensspanne, unsere Verdienste und unseren Reichtum zu vermehren.

Danach stellen wir uns vor, dass Lichtstrahlen von Lama Losang Tubwang Dorjechang ausgehen und alle heiligen Wesen, die ihn umgeben, durchdringen. Sie schmelzen zu Licht und lösen sich allmählich in Lama Losang Tubwang Dorjechang auf. Dann löst sich Je Tsongkhapa in Buddha Shakyamuni auf, der sich seinerseits in Eroberer Vajradhara auflöst. Schließlich kommt Guru Vajradhara, der die eigentliche Natur unseres spirituellen Meisters und aller Zufluchtsobjekte ist, zu unserem Scheitel, tritt durch ihn ein und löst sich in unseren Ursprungsgeist in unserem Herzen auf. Wir fühlen, wie sich unser Geist mit dem Geist der spontanen großen Glückseligkeit unseres Gurus vermischt, wie Wasser sich mit Wasser mischt, und infolgedessen verwandelt sich unser Geist ebenfalls in spontane große Glückseligkeit. Da der Geist unseres Gurus ein Geist spontaner großer Glückseligkeit ist und wir unseren Ursprungsgeist mit dem Geist unseres Gurus vermischt haben, haben wir einen perfekten Grund zu denken, dass unser Geist tatsächlich ein Geist spontaner großer Glückseligkeit geworden ist. Wir sollten fest davon überzeugt sein, dass diese Verschmelzung des Bewusstseins tatsächlich stattgefunden hat, und sollten versuchen ein besonderes Gefühl von Glückseligkeit zu erzeugen. Es ist die Essenz des Höchsten Yoga Tantra, spontane große Glückseligkeit zu erzeugen und dann mit diesem Geist über Leerheit zu meditieren, um die subtilsten Behinderungen aus unserem Geisteskontinuum zu beseitigen und dadurch Buddhaschaft zu erlangen. Im Augenblick können wir noch keine eigentliche spontane große Glückseligkeit erzeugen. Mischen wir jedoch unseren Geist mit dem Geist unseres Gurus, können wir etwas Ähnliches erlangen und damit können wir dann die eigentlichen Übungen des Höchsten Yoga Tantra ausführen.

Große Schatzkammer der Verdienste

Подняться наверх