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SELBSTERZEUGUNG ALS GOTTHEIT

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Wie bereits erwähnt ist Darbringung an den spirituellen Meister in erster Linie eine vorbereitende Übung für das Vajrayana Mahamudra. Die Bedeutung von «Mahamudra» ist folgende: «Maha» bedeutet «groß» und bezieht sich auf spontane große Glückseligkeit und «Mudra» bedeutet hier «nichttäuschend» und bezieht sich auf Leerheit. Somit ist das eigentliche Mahamudra die Vereinigung von spontaner großer Glückseligkeit und Leerheit, die abhängig von den Übungen der Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra vollendet wird. In Das klare Licht der Glückseligkeit werden drei Arten des Mahamudra erklärt: Die erste ist die Vereinigung von spontaner großer Glückseligkeit und Leerheit. Abhängig von dieser Vereinigung erlangen wir die Vereinigung der zwei Wahrheiten, das heißt die Vereinigung von illusorischem Körper und klarem Licht, und abhängig davon erlangen wir die Vereinigung von Körper und Geist, das heißt das resultierende Mahamudra, oder Erleuchtung. Weitere Einzelheiten zu Mahamudra finden sich in den Büchern Mahamudra Tantra und Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra.

Bevor wir uns den Übungen der Vollendungsstufe des Mahamudra widmen können, müssen wir zuerst die Erzeu­gungs­stufe praktizieren. In den Übungen der Erzeu­gungs­stufe erzeugen wir uns in erster Linie durch die Kraft richtiger Vorstellung als Buddha und in den Übungen der Vollendungs­stufe verwandeln wir dann diesen vor­gestellten Körper eines Buddha in den tatsächlichen Körper eines Buddha.

Dem Geheimen Mantra zufolge ist die Wurzel Samsaras nicht nur Festhalten am Selbst, sondern auch gewöhnliche Vorstellung und gewöhnliche Erscheinung. Es ist das Ziel der Erzeugungsstufe, gewöhnliche Vorstellung und gewöhnliche Erscheinung zu überwinden, indem wir uns selbst als Gottheit erzeugen. Deshalb üben wir an dieser Stelle der Sadhana die Selbsterzeugung als Gottheit. Außerdem müssen wir in der Sadhana bestimmte Rituale ausführen, wie das Segnen der inneren Darbringung und das Darbringen der geheimen Darbringung, und um diese Rituale auszuführen, müssen wir uns zuerst als Gottheit erzeugen.

Wie bereits erklärt müssen wir in der Praxis des Höchsten Yoga Tantra eine besondere Bodhichitta Motivation erzeugen, indem wir uns wünschen, so schnell wie möglich, noch in diesem Leben, die Guru-Gottheit zu werden. Insbesondere müssen wir den Wunsch entwickeln, ein tantrischer Buddha zu werden. Dieser wird manchmal als «das resultierende Mahamudra, der Zustand, der die sieben herausragenden Eigenschaften der Umarmung besitzt», bezeichnet. Diese sieben Eigenschaften sind:

1. Ein Formkörper, versehen mit den Hauptzeichen und Nebenmerkmalen

2. Der in kontinuierlicher Umarmung mit einer Wissens-Weisheitsgefährtin ist

3. Ein Geist, der immer im Zustand großer Glückseligkeit weilt

4. Dieser Geist der Glückseligkeit ist immer vermischt mit Leerheit, dem Fehlen inhärenter Existenz

5. Versehen mit großem Mitgefühl, das das Extrem der Anhaftung an alleinigen Frieden aufgegeben hat

6. Ununterbrochen Formkörper manifestierend, die die ganze Welt durchdringen

7. Unaufhörlich erleuchtete Taten vollbringend

Jedes Wesen, das diese sieben Eigenschaften hat, ist ein tantrischer Buddha. Wenn wir tantrischen Bodhichitta erzeugen, erzeugen wir den Wunsch, ein Buddha zu werden, der diese sieben Eigenschaften hat.

Tantra zeichnet sich dadurch aus, dass das Ergebnis in den Pfad gebracht wird, das heißt, dass wir uns schon jetzt mit dem Ergebnis unserer Schulung identifizieren. Das ist die Methode, um dieses Ergebnis schneller zu erreichen. Wenn wir die Selbsterzeugung üben, erzeugen wir Bodhichitta, indem wir das Ergebnis in den Pfad bringen. Wir haben bereits den Wunsch entwickelt, so schnell wie möglich die Guru-Gottheit zu werden, und stellen uns jetzt vor, dass sich dieser Wunsch tatsächlich erfüllt, indem wir uns als tantrischer Buddha erzeugen, versehen mit den sieben he­raus­ragenden Eigenschaften der Umarmung.

Laut einigen tibetischen Kommentaren zu Darbringung an den spiri­tuellen Meister sollten wir uns an dieser Stelle als Yamantaka erzeugen. Doch dem ersten Panchen Lama zufolge sollten wir uns als unsere persönliche Gottheit erzeugen. Deshalb sollten wir uns an dieser Stelle als Yamantaka erzeugen, wenn wir normalerweise das Yamantaka Tantra üben, jedoch als Heruka, wenn wir normalerweise das Heruka Tantra üben und so weiter.

Wie bereits erklärt ist es sehr hilfreich, in der Praxis Darbringung an den spirituellen Meister zu versuchen, die Segnungen der drei Hauptgottheiten Yamantaka, Guhya­samaja und Heruka zu erhalten. Eine Möglichkeit ist Lama Losang Tubwang Dorjechang als die gleiche Natur wie Yamantaka zu betrachten, die zweiunddreißig Gottheiten von Guhyasamaja in seinem Körper zu visualisieren und uns selbst als Heruka zu erzeugen. Selbst wenn unsere übliche Praxis Vajrayogini ist, können wir uns in dieser Sadhana als Heruka erzeugen, da Heruka und Vajrayogini dieselbe Natur sind, und wenn wir uns als Heruka visualisieren, visua­lisieren wir uns zwangläufig als Vajrayogini.

Nun folgt eine kurze Erklärung, wie wir die Selbsterzeugung als Heruka praktizieren. Wenn wir die Zeit haben, können wir eine ausführlichere Selbsterzeugung mit den Sadhanas Der Yoga von Buddha Heruka, in Anhang II zu finden, und Essenz des Vajrayana üben. Haben wir jedoch wenig Zeit oder machen Darbringung an den spirituellen Meister als Gruppenpuja, so können wir die augenblickliche Selbsterzeugung wie folgt praktizieren:

Nachdem wir die Zufluchtsobjekte aufgelöst und unseren Geist mit dem Geist unseres Gurus vermischt haben, stellen wir uns fest vor, dass sich unser Geist in spontane große Glückseligkeit vermischt mit Leerheit umgewandelt hat, und meditieren eine Weile darüber. Dann stellen wir uns vor, dass unser ganzer Körper von glückseligem, blauem Licht durchdrungen ist, der Natur unseres Geistes. Von unserem Körper ausgehend breitet sich dieses Licht langsam aus und löst das ganze Universum und seine Bewohner in Licht auf. Dann löst sich allmählich von den äußeren Rändern des Universums alles nach innen auf und hinterlässt nur Leerheit, bis sich alles in unseren Körper aufgelöst hat. Danach löst sich unser Körper langsam von unten und oben auf, bis er vollständig verschwindet. Nun ist alles Leer­heit. Jetzt stellen wir uns vor, dass sich unser Geist der spontanen großen Glückseligkeit, der mit dem Geist unseres Gurus vollkommen vereint ist, mit Leerheit mischt, wie klares Wasser mit klarem Wasser. Ohne diese Erfahrung der Glückseligkeit und Leerheit zu verlieren, identifiziert ein Teil unseres Geistes diese Erfahrung als das klare Licht des Wahrheitskörpers eines Buddha. Wir entwickeln den göttlichen Stolz, der Wahrheitskörper zu sein, und denken: «Ich bin der Wahrheitskörper-Heruka.» Darüber meditieren wir eine Weile.

Während dieser Meditation erlebt ein Teil unseres Geistes Glückseligkeit, ein Teil nimmt Leerheit wahr, ein Teil meditiert über Leerheit und ein Teil erzeugt den göttlichen Stolz, der Wahrheitskörper zu sein. Diese Meditation wird «den Tod in den Pfad zum Wahrheitskörper bringen» genannt. Sie ist eine sehr kraftvolle Meditation, die viele Funk­tionen gleichzeitig erfüllt. Sie reinigt den Geist. Sie hilft uns unser Festhalten am Selbst zu verringern und schließlich zu beseitigen. Sie ist eine kraftvolle Methode, um gewöhnliche Erscheinung und gewöhnliche Vorstellung zu überwinden. Sie hat die Funktion, gewöhnlichen Tod zu vermeiden. Sie lässt die Verwirklichung des klaren Lichts der Vollendungsstufe reifen. Sie sät den Samen, um den eigentlichen Wahrheitskörper eines Buddha zu erlangen, und sie ist eine Ansammlung von Weisheit. Wenn wir uns in dieser Meditation schulen, schulen wir uns in endgültigem Bodhichitta. Zuvor haben wir konventionellen Bodhichitta erzeugt, indem wir den Wunsch entwickelten, ein Buddha zum Wohle aller fühlenden Wesen zu werden. Ohne diese Motivation zu verlieren, schulen wir uns nun darin, unseren Geist mit Leerheit zu mischen. Dies ist die Schulung in endgültigem Bodhichitta.

Wir meditieren eine Weile in dieser Weise, dann denkt ein Teil unseres Geistes:

Obwohl ich den Wahrheitskörper eines Buddha erlangt habe, kann ich fühlenden Wesen nicht helfen, wenn ich so bleibe, denn sie können mich nicht sehen. Deshalb muss ich aus diesem Zustand als Formkörper eines Buddha entstehen.

Mit dieser Motivation stellen wir uns vor, dass sich unser Geist der untrennbaren Glückseligkeit und Leerheit in einen ovalen blauen Lichtstrahl verwandelt, der etwa eine Elle groß ist und senkrecht auf einem Lotos und Sonnenkissen steht. Ohne der eigentlichen Form unseres Körpers zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, sollten wir denken: «Jetzt habe ich die subtile Form eines Buddha erlangt.» Dann meditieren wir eine Weile über den göttlichen Stolz, der Freudenkörper zu sein. Diese Meditation wird «den Zwischenzustand in den Pfad zum Freudenkörper bringen» genannt.

Nach einer Weile denkt ein Teil unseres Geistes:

Selbst diese Form ist zu subtil, um von den meisten fühlenden Wesen gesehen zu werden. Wenn ich allen fühlenden Wesen helfen will, muss ich in einer besser sichtbaren Form entstehen.

Mit dieser Motivation stellen wir uns vor, dass sich unser Geist in der Form von blauem Licht allmählich ausdehnt und die Form von Heruka annimmt, der ein Gesicht und zwei Hände hat und Vajravarahi umarmt. Nun entwickeln wir göttlichen Stolz und denken: «Ich bin der Emanationskörper-Heruka.» Darüber meditieren wir. Diese Meditation wird «die Wiedergeburt in den Pfad zum Emanationskörper bringen» genannt. Während wir den göttlichen Stolz aufrechterhalten, Heruka zu sein, rezitieren wir nun die Zeile aus der Sadhana:

Aus dem Zustand großer Glückseligkeit entstehe ich als Guru-Gottheit.

Wenn wir die Selbsterzeugung in dieser Weise üben, vergessen wir unseren gewöhnlichen groben Körper und Geist und identifizieren uns mit dem vollkommen reinen Körper und Geist Herukas. Auf diese Weise bleibt unser Geist ruhig und friedvoll und unsere Verblendungen nehmen allmählich ab. Wir erzeugen nie Wut, Anhaftung oder andere unreine Geistesarten, sondern sehen alles als rein, wie ein Buddha. Können wir den göttlichen Stolz, Heruka zu sein, immer aufrechterhalten, wird es keine Grundlage für das Entstehen des Festhaltens am Selbst oder der Selbstwertschätzung geben und wir werden einen «vollkommen reinen Geist großer Tugend» erlangt haben.

Diese drei Meditationen werden «die drei Körper in den Pfad bringen» genannt, da sie eine besondere Methode sind, die drei resultierenden Körper eines Buddha in den gegenwärtigen Pfad zu bringen und sie bereits jetzt als Mittel zu nutzen, um Erleuchtung zu erlangen. Durch regelmäßige Schulung in diesen Meditationen verringern sich unsere gewöhnliche Vorstellung und gewöhnliche Erscheinung. Allmählich reinigen wir gewöhnlichen Tod, Zwischenzustand und Wiedergeburt und verwandeln sie in die drei Körper eines Buddha. Schließlich werden wir zur eigentlichen Guru-Gottheit.

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