Читать книгу Führer ins Dakiniland - Geshe Kelsang Gyatso - Страница 91
DIE ALLGEMEINE ERKLÄRUNG
ОглавлениеUm die Rezitation des Mantras mit der Reinigung verbinden zu können, müssen wir zuerst ein starkes Gefühl des Bedauerns für alle negativen Handlungen, die wir in diesem und in unzähligen, früheren Leben begangen haben, entwickeln.
Wie bereits erwähnt, sind alles Unglück, jede Angst, alle Probleme, Gefahren und unerfüllten Wünsche das Ergebnis unserer schädlichen Handlungen. Wie erschaffen negative Handlungen Leiden? Nehmen wir als Beispiel eine einzelne Handlung des Tötens. Diese Handlung wird zu vier Auswirkungen großen Leidens führen. Die reifende Auswirkung wird sein, daß wir in einem unglücklichen Bereich wiedergeboren werden. Die Umweltauswirkung wird beispielsweise sein, wenn wir als Menschen wiedergeboren werden, daß unser Geburtsort und unser Lebensbereich sehr arm und unfruchtbar sein werden, und wir werden vielen Gefahren und Problemen ausgesetzt sein. Die Erfahrung ähnlich der Ursache wird beispielsweise sein, daß unser Körper häßlich und deformiert sein wird, wenn wir eine menschliche Form annehmen. Wir werden viele körperliche Schmerzen erdulden müssen, und unsere Lebensspanne wird kurz sein. Die Neigung ähnlich der Ursache wird schließlich sein, daß wir in zukünftigen Leben eine natürliche Neigung zum Töten haben werden, uns am Jagen, am Krieg usw. erfreuen. Diese Impulse werden immer wieder dazu führen, daß wir die Ursachen, in niederen Bereiche wiedergeboren zu werden, erschaffen. Alle nichttugendhaften Handlungen, auch die kleinsten, produzieren diese vier großen Leiden.
Wie sehr wir uns auch wünschen, spirituell weiterzukommen, es wird schwierig sein, irgendeinen Fortschritt zu machen, solange wir diese negativen Handlungen nicht gereinigt haben. Durch das Betrachten der Fehler und Gefahren der negativen Handlungen entwickeln wir starkes Bedauern und fassen den festen Entschluß, in der Zukunft keine negativen Handlungen zu begehen. Wir halten dieses Bedauern und diesen Entschluß in unserem Geist fest, nehmen dann Zuflucht zu Guru Vajrasattva über unserem Scheitel und betrachten ihn als die Synthese der Drei Juwelen. Wir erinnern uns an die Worte Shantidevas im Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattvas:
Aber ich könnte sterben, bevor ich
Alle meine Negativität gereinigt habe;
O bitte beschützt mich, damit ich
Sicher und schnell von ihr befreit werde.
Wir flehen Vajrasattva im Geiste an:
Bitte, beschütze mich und alle fühlenden Wesen vor den Gefahren der negativen Handlungen und ihren Wirkungen.
Dann rezitieren wir das Mantra. Zuerst visualisieren wir auf einem Mondkissen bei Vater Vajrasattvas Herzen einen weißen Buchstaben HUM, der vom weißen Hundert-Buchstaben-Mantra im Gegenuhrzeigersinn umgeben ist. Alle Buchstaben strahlen Licht aus und haben die Weisheitsnatur Guru Vajrasattvas. Die hundert Buchstaben des Mantras sind untrennbar von den hundert Buddha-Familien. Während wir das Mantra rezitieren, bitten wir Vajrasattva im Geiste, uns und alle Lebewesen vor dem Elend unserer negativen Handlungen und deren Auswirkungen zu beschützen.
Damit diese Reinigungspraxis wirksam ist, müssen wir auf korrekte Weise die vier Gegenkräfte anwenden: das Bedauern für die negativen Handlungen, die wir in der Vergangenheit begangen haben, ist die Kraft der Zerstörung; der Entschluß, die Handlung nicht zu wiederholen, ist die Kraft des Versprechens; die Zufluchtnahme zu Guru Vajrasattva ist die Kraft des Vertrauens; und das Rezitieren des Mantras ist die Kraft der Gegenkraft.