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Kapitel 12
ОглавлениеAnfang Sommer 1040 (431 seit Hegirae), Täler östlich von Tragina
Es vergingen einige Tage, vielleicht eine Woche oder mehr. Während dieser Zeit besuchte Conrad ständig die kleine Kapelle. Er schlief dort, aß dort, betete und begann langsam, ein paar Worte mit denen zu wechseln, die sich dort befanden, vor allem mit den wenigen Priestern griechischen Ritus, die die Sprache von oïl kannten, aber auch mit einigen der Diener und Wachsoldaten des Lagers. Conrad verbrachte hier so viele Stunden, dass seine Augen in den wenigen Augenblicken, in denen er seine Nase nach draußen streckte, durch das intensive Sonnenlicht schmerzten. Er lernte, wer die einzelnen Figuren auf der Wand waren, den Namen aller Heiligen und er mochte das Bild des Heiligen Andreas, der mit offenem Mund betete und der das trinitarische Symbol in der Hand hielt; genau dieser heilige Apostel stand über dem Grab seines Vaters.
Roul und die anderen hatten sich tagelang in den Ländereien umgesehen, und nun, von der Jagd zurück, vereinten sie sich im Lager mit dem größten Teil der Armee. Es waren die frühen Stunden des Nachmittags, als Conrad den großen Lärm hörte, der von unten kam, und schwor, dass in den Zelten gefeiert wurde.
Es dauerte nicht lange, bis sein Pflegevater auftauchte.
„Sohn, komm raus!“
Conrad kam dann heraus, blieb aber vor dem Eingang stehen.
„Die gesamte Armee kehrt zurück.“
“Feiert ihr euren Sieg… Ich trage den Schmerz um meinen Vater in mir”.
“Viele der Soldaten haben einen Verwandten in der Schlacht verloren, einen Bruder und sogar einen Vater… Vor wenigen Tagen haben sie auch ihre eigenen Toten begraben, nicht in einem schönen Mausoleum wie diesem, sondern mitten auf dem Feld. Aber jetzt ist es richtig, unsere Opfer zu genießen… sie sind auch dafür gestorben.”
“Ich will meinen Vater nicht verlassen.” sagte Conrad.
“Und wenn irgendein Ungläubiger diesen Ort schändet?” bestärkte er seine These.
“Er wird dann vom guten Gott bestraft, aber deinem Vater können sie ihn nicht zweimal umbringen. Heute feiern wir gemeinsam, und dann kehren wir mit der Belohnung in der Tasche zurück nach Syrakus, um denen zu helfen, die noch geblieben sind, um die Belagerung zu beenden. Wir haben in diesen Tagen eine große Beute gemacht… Nur Gott weiß, wie viele Dörfer bei der Jagd und auf dem Rückweg geplündert wurden! Jeder wird seinen Teil erhalten und du bekommst den deines Vaters.“
„Ich habe sie nicht verdient.“
„Was hast du von alldem verdient, was dein Vater für dich getan hat? Junge, deine Launen fangen an, mich zu langweilen! Heute habe ich fast kaum glauben können, dass du mehr als eine Woche lang hier oben gewesen bist. Aber ich bin nicht dein Vater, und wenn ich das Versprechen, das ich ihm gegeben habe, nicht erfüllen kann, dann ist es umso besser, dass ich dir deinen Kopf mit zwei Fingern abreiße, anstatt dich zwischen den Beinen zu haben!”
„Was wollt ihr von mir?“ fragte Conrad mit erhobener Stimme.
„Dass du akzeptierst, dass dein Vater tot ist und dass du aufhören musst, zu heulen. Und dass du weißt, dass ich ein Freund von Rabel war, nicht von dir, und deshalb werde ich nicht zögern, dich an der Standarte aufzuhängen, wenn du nicht tust, was ich sage.”
„Nehmt den Teil der Beute meines Vaters und lasst mich in Frieden.“
Als sich Conrad nach diesem Satz umdrehte, um sich in die Höhle zu flüchten, ergriff Roul ihn am Nacken und hob ihn mehr als zwei Meter hoch. Die Hand des Kriegers umfasste fast den ganzen Hals des kleinen Jungen und drückte so zu dass die Augen des Jungen aus den Höhlen zu treten schienen.
“Sie nennen mich Harte Faust und ich soll mich von dir beleidigen lassen du ungezogener Bengel? Es ist mir keine Mühe, dich auf diesen Felsen zu zerschmettern!” schrie er, wie vom Teufel besessen.
Dann löste er den Griff und ließ ihn fallen.
„Wenn jemand sehen würde, wie du versuchst, mich mit Füßen zu treten, wäre mein Ruf gefährdet. Ich habe schon Männer für viel weniger getötet! Danke deinem Vater und meiner Ehre, wenn ich dich heute nicht erwürge. Jetzt steh auf und komm ins Lager!”
Conrad war verletzt, mehr als sein Körper in seiner Seele, und er vermied es, dem anderen in die Augen zu schauen und kauerte noch immer auf dem trockenen Gras. Nicht einmal sein Vater hatte ihn jemals so diszipliniert.
An einem bestimmten Punkt sah er die riesige Hand Rouls, sich seinem Gesicht zu nähern; er drückte also seine Augen zusammen, als er sich vorstellte, dass diese Drohung wahr werden könnte.
„Steh auf und komm mit mir. Ich werde dir zeigen, wie dein Vater lebte, ich werde dir seine Freunde vorstellen, ich werde dich trinken lassen, was er getrunken hat, und ich werde dich mit den Frauen gehen lassen, die er bevorzugt hat.” lud Roul ihn mit einem ungewöhnlich freundlichen Ton ein, während er ihm die Hand reichte.
Conrad ergriff sie und stand wieder auf, trocknete sich die Tränen, die seine Wangen benetzten und zwang sich, einen Ausdruck der Härte zu zeigen.
“So mag ich dich!” beglückwünschte ihn der riesige Mann, bevor er ihm den Rücken zukehrte und den Hang hinabstieg.
„Roul!“ rief stattdessen Conrad.
„Was gibt es sonst noch?“ antwortete der Erwachsene ungeduldig.
“Ich möchte, dass ihr mich in den nächsten Kampf mit euch nehmt.”
Roul lachte, er war froh, dass seine Mittel Ergebnisse brachten, und er lachte gerne.
„Was willst du, Bengel?“
“Ihr wollt mir beibringen, wie mein Vater lebte… nun, nehmt mich auch zum Kampf mit. Mein Vater hat mich den Umgang mit dem Schwert gelehrt, seit ich laufen kann. Ich kann es!”
„Du wirst es mit beweisen, sobald dies möglich ist. Was den Krieg betrifft… nun, Sohn, zuerst musst du dein Herz vorbereiten… du musst lernen zu hassen!”
“Ich weiß schon, wie man hasst! Bringt mir einen Ungläubigen und ihr werden sehen, wie ich ihn in Fetzen schlage.“
„Das genügt nicht, du bist nicht stark genug.“
„Gebt mir eure Axt und ich fälle diesen Olivenbaum mit drei Schlägen.“
Raul lachte noch lauter und antwortete:
“Du könntest meine Axt nicht einmal anheben! Du wirst mit mir in den Kampf gehen, aber nicht jetzt. Die reguläre Armee von Konstantinopel besteht aus Männern, die mindestens achtzehn Jahre alt sind. Wir sind sicher nicht auf ihrem schlechten Niveau, aber lass dir erst einmal einige Haare sprießen, bevor du mitkommst.»
„Nächstes Jahr?“ fragte Conrad unschuldig.
“Nächstes Jahr ist… in Ordnung.”, bemerkte Roul, um seine Ruhe zu haben.
“Ich werde meinen Vater rächen!”
Raul antwortete diesmal nicht, sondern legte eine Hand auf die Schulter des anderen und stieg weiter bergab.
Das Lager war eine Masse von Menschen; früher war es Conrad nicht so groß vorgekommen. Die Luft war die des Festes, und alle um die Soldaten lachten und scherzten, diesmal, ohne das Misstrauen zu zeigen, das zwischen verschiedenen Abstammungen herrschte. An den großen Zelten stand ein Mann an der Straßenseite mit einer Kiste voller merkwürdiger Metallgegenstände mit Spitzen an mehreren Seiten. Roul nahm einen, zeigte ihn Conrad und erklärte ihm:
„Siehst du diese Waffe, Junge? So wollte Abd-Allah uns besiegen, indem er den Boden mit hunderten dieser Gegenstände übersäte. Aber unsere Pferde sind mit breiten Hufeisen beschlagen und die Stacheln haben uns nichts getan. Beginne etwas über Krieg zu lernen.“
Wagen, die mit der Beute beladen waren, kamen weiterhin von regulären Soldaten begleitet an und erreichten die große Lichtung vor dem Kommandozelt, das von Giorgio Maniace; offensichtlich waren auch die Karren und Ochsen Teil der Beute. Auf einigen dieser Wagen befanden sich auch Männer und Frauen, die bei den Beutezügen gefangen genommen waren: Es waren die zivilen Mauren, die sich nicht verstecken konnten. Viele dieser Frauen würden als erstes Zeichen der Knechtschaft an den Feierlichkeiten beteiligt sein, bevor sie als Beute auf das Festland geschickt wurden, um sie zu den Familien der neuen Herren zu bringen. Die Frauen wären Teil der Höfe in den Adelspalästen geworden, und die Männer wären zu Knechten der Bauern geworden, oder Männer und Frauen würden den jüdischen Sklavenhändlern in die Hand gehen, die sie auf den Märkten des gesamten Mittelmeers verstreut hätten. Den Christen war es theoretisch verboten, direkt mit in Sklaverei geendeten Menschen zu handeln, aber die Wahrheit war, dass der Handel mit Gefangenen für alle, Christen und nicht, sehr einträglich war.
Eine Delegation der Bewohner von Rametta kam mit einer Menge Vorräte an, die für die Truppen bestimmt waren. Rametta, hoch oben in einer beeindruckenden Lage auf den Karonien, war erst 965 den Sarazenen in die Hände gefallen, die letzte aller Städte Siziliens, und galt als Bollwerk des sizilianischen Christentums und des Heldentums, das dort für die Verteidigung des Glaubens gezeigt wurde. Giorgio Maniace hatte die Stadt kurz nach seiner Passage über die Meerenge zurückerobert und einen blutigen Kampf geführt, in dem die normannischen Krieger den größten Blutbeitrag bezahlt hatten. Jetzt unterstützten seine Bewohner die christliche Wiedereroberung in jeder ihnen möglichen Weise, indem sie Menschen und Nachschub aller Art schickten. Das gleiche taten die Bürger von Rinacium53 - der Name der Stadt in den amtlichen Unterlagen - einige Meilen westlich von dort, das bewohnte größere Zentrum in der Nähe des Lagers.
Nach kurzer Zeit stellte sich Tancred vor, der eine Karaffe Wein trug.
„Einige haben bereits drei davon ausgetrocknet!“ sagte dieser und gab seinem Kommilitonen das Objekt, auf das er sich bezog.
„Komm, trink einen Schluck!“ lud er Roul ein, wobei er den Wein Conrad übergab.
Der kleine Junge ergriff die Karaffe und trank einen Schluck, verzog aber sein Gesicht und schluckte ihn mühevoll herunter. Die anderen beiden lachten amüsiert als sie sahen, wie Rabels Sohn versuchte, sich wie ein Erwachsener zu benehmen.
“Ich denke, dass er für Frauen noch Zeit hat!” rief Roul aus, wobei er unterstrich, dass Conrad ja noch Schwierigkeiten mit Wein habe, geschweige denn mit Frauen.
„Was erwartest du? Er ist nur neun Jahre alt.” bemerkte Tancred.
“Ich ging mit neun Jahren mit meiner ersten Hure!” antwortete Roul, obwohl das absurd erschien.
Das war der letzte Satz, den Conrad noch mit klarem Kopf hörte. Beim zweiten Schluck Wein begann er, verschwommen zu sehen und die einzelnen Stimmen nicht mehr vom riesigen, nebulösen Stimmengewirr Tausender sprechender Münder in Dutzenden verschiedener Sprachen zu unterscheiden.
“Harte Faust, du denke, dass wir deinen Stiefsohn verloren haben…”, kommentierte Geuffroi, ein edler Normanne, ihr Freund.
“Er ist der Sohn von Bruder Rabel, nicht meiner… der Sohn von der Harten Faust würde das Feuer dieses Berges trinken.” prahlte Roul und spekulierte auf einen Erben, den er nie gehabt hatte, und zeigte auf Jebel.
„Frauen, Würfel und Wein… vor dem Zelt der Varangianischen Wache lassen sie es sich gut gehen!“ mischte sich ein anderer ein, der erregt und außer Atem hereinkam.
Sie gingen zu dem fraglichen Ort, aber als sie die Lichtung vor dem Kommandozelt erreicht hatten, nahmen sie von all ihre Absichten wieder Abstand. Conrad war noch immer benebelt war und folgte den alten Freunden seines Vaters, ohne etwas zu verstehen. Dutzende und Dutzende von Menschen, Soldaten aller Art, Religiöse und sogar einige Frauen, die sich noch nicht ganz ihre Entblößungen bedeckt hatten, waren alle um die Mitte des Platzes herum verteilt und wollten etwas erleben. Es herrschte Stille, und die Spannung war typisch für die Momente, in denen Schreckliches passieren sollte. Auch die Varangianische Wache, diejenigen, die sich vergnügen sollten, starrten auf das Zentrum des Geschehens. Roul machte sich den Weg frei, indem er die Leute vor sich zur Seite schob; Tancred, Geuffroi und Conrad nutzten den Durchgang, um vorwärtszukommen.
Aus dem Zelt von Giorgio Maniace kamen vier Männer heraus, vier Stratioten54 aus Konstantinopel, erkennbar durch die Rüstung und das mediterrane Aussehen. Um die Szene herum, die sich gerade aufbaute, stellten sich andere römische Soldaten55…, Kalabresen, Mazedonier und Apulier zum Schutz auf, da sie die Reaktion eines Menschen in der Menge fürchteten.
An diesem Punkt wandte sich Tancred an einen Nahen Waffengefährten, der die Szene vermutlich von Anfang an beobachtet hatte.
„Freund, was zum Teufel geht hier vor?“
Dieser antwortete leise und mit einer Hand vor dem Mund:
„Maniakes56 und Arduin… es scheint, dass zwischen den beiden ein Disput entstanden ist.“
„Warum?“
“Sie sprachen auf Griechisch, ich habe nicht alles verstanden… aber…”
“Aber was?”
„Offenbar hat der Streit wegen einem Pferd angefangen.“
Die Wagen mit der Beute waren teilweise geleert worden, und vertrauenswürdige Männer sortierten das Material nach seiner Art aus. Tatsächlich stand ein wunderschönes arabisches Vollblut, schwarz wie Pech mit glänzendem Fell, vor den Wagen. An diesem Punkt zogen die vier Stratioten das Tier zu dem Ort, den sie gerade verlassen hatten. Einige Longobarden57 machten sich ebenfalls auf den Weg, aber die Speere der Schutzsoldaten geboten ihnen Einhalt.
Dann kam Giorgio Maniace aus dem Zelt, mit den Händen an den Hüften und wütend. Mit seinem guten Auge begann er, jeden der Anwesenden zu fixieren. Dann schrie er in seiner Sprache, aber alle verstanden es:
„Hat noch jemand anderes die Absicht, den Strategos58 herauszufordern?“
Diese Frage leitete das ein, was sich abzeichnete.
Die vier, die das Pferd nach drinnen gebracht hatten, zogen Arduino, den Anführer des Kontingents der Longobarden, schlimmer als eine Bestie aus dem Zelt. Sie packten ihn am Bart, damit er sich dem nächsten Willen von Maniace unterwerfen konnte, und banden ihn an den Fahnenmast an der Ecke des Kommandozeltes, den mit der gehissten Flagge mit dem Doppeladler von Konstantinopel. Schließlich riss Giorgio Maniace einem seiner Diener in der Nähe eine Peitsche aus den Händen und nachdem er den Rücken und das Gesäß des unglücklichen Arduino entblößt hatte, begann er ihn persönlich auszupeitschen. Stur und hart wie der andere war, gab er natürlich keinen Laut von sich.
Andere Leute zu befehlen war nie einfach. Man riskiert, einen anderen glücklich zu machen und unzufrieden den andere. Aber Giorgio Maniace machte niemanden glücklich, und außer den Menschen des Volkes, die ihn als den Befreier des Christentums sahen, haßten ihn alle.
Was unter den Augen der gesamten Armee geschehen war, war etwas Unglaubliches: Ein Anführer…, ein Anführer der Hilfstruppen, war wie ein Sklave gedemütigt worden. Maniace zählte auf den größten Teil der Armee, den regulären Teil, der seinem direkten Kommando anvertraut wurde, so dass es ihm leichtfiel, seine Ansprüche geltend zu machen. Arduino kontrollierte stattdessen die Konteraten, die Männer, die mit Schild und Speer bewaffnet waren und die in Apulien mit Gewalt rekrutiert wurden; es ist klar, dass ihn außer einigen treuen longobardischen Adligen niemand verteidigen würde.
Der Kern der Frage war dann absurd:
Um es kurz zu machen, hatte Arduino sich geweigert, dieses wunderschöne arabische Vollblut an seinen General, den Strategos, zu übergeben, und es entstand eine Diskussion, in der keiner von beiden nachgeben wollte. Aufgrund Arduins weiterer Ablehnung hatte Maniace entschieden, ihm eine beispielhafte Lektion zu erteilen, die ihm seine fehlende Disziplin einbläuen sollte.
Doch nicht immer löst die Gewalt die Streitfragen, vielmehr sind die Folgen, die sich aus ihrer Anwendung und ihrem Missbrauch ergeben, unangenehmer als die Ursache, aus der sie hervorgerufen wurde. Was diese Geste ausgelöst hat, konnte sich nicht einmal Maniace vorstellen, der, um die Wahrheit zu sagen, von einem sehr schlechten Charakter getrieben wurde, der oft impulsiv handelte und nicht auf die Konsequenzen seiner Handlungen geachtet hatte. Und, während die Armee dem Sieg auf dem Feld große Bedeutung beitrug und sich vergnügen wollte, schätzte er die erfolgreiche Flucht Abd-Allahs als einen Misserfolg ein. Die ganze Schuld lag bei der Flotte, die dem sarazenenischen Emir erlaubt hatte, auf der anderen Seite der Berge an Land zu gehen und die Hauptstadt Balarm zu erreichen. Derjenige, der die Marine befehligte, die den Truppen von Maniace hätte helfen sollen, war Stefano der Calafato, doch die militärische Fähigkeit des letzteren konnte nicht mit der Fähigkeit des Generals verglichen werden. Stefano befehligte die Flotte nur, weil er der Schwager des Kaisers war, und wegen dieser Überlegung, die den Verdienst nicht berücksichtigte, ertrug ihn Giorgio Maniace nicht.
“So enden diejenigen, die Geórgios Maniákis herausfordern!” schloss der General, betrachtete die Umstehenden in ihrer Gesamtheit und streckte seinen Arm mit der Peitsche in ihre Richtung.
Die Menge begann sich zu diesem Zeitpunkt aufzulösen, aber es war klar, dass die Feier dort vorbei war, beim Anblick von Arduins blutigem Rücken. Der Longobard wurde von seinen Getreuen aufgesammelt und in sein Zelt zurückgebracht. Dass es hier nicht vorbei war, wusste jeder…
Roul und seine Waffengefährten zogen sich in den Lagerbereich zurück, in dem sie untergebracht waren; sogar Wein und Frauen verloren ihren Reiz an diesem Abend.
Nachdem sie sich zurückgezogen hatten, und es war schon an Sonnenaufgang, sagte Roul, der sich an den Pfahl lehnte, an den sein Pferd festgebunden war:
“Was wir heute gesehen haben, ist absurd!”
“Ich sage, wir hätten eingreifen müssen.” sagte Tancred.
„Wir antworten Guaimar von Salerno, nicht auf Arduin.“, antwortete Roul.
„Auch Arduin antwortet Guaimar. Der gleiche Herr hat uns eingestellt.”
“Dann möge er die Ehre seines Herrn wieder herstellen! Ist Guaimar nicht auch ein Longobard?» bemerkte Geuffroi, in Übereinstimmung mit Roul.
„Es geht nicht um Blut oder Brüderlichkeit, es ist eine Frage, dass kein edler, der auch noch guter Abstammung ist, diese Behandlung verdient. Hätten wir nicht eingegriffen, wenn es statt Arduin um Willaume de Hauteville gegangen wäre?“
„Willaume hätte ihm das Herz mit einem Biss herausgerissen!“ rief Roul aus.
“Aber Willaume hütet sich davor, dem verfluchten, zornigen Hund eines Mazedoniers zu widersprechen!” sagte jemand…, aber es war nicht klar, wer gesprochen hatte.
Die Tatsache, dass die drei Soldaten eine Geste der Ehrfurcht machten, sagt viel darüber aus, wer der Typ war.
“Willaume, wir sprechen nur, weil der Atem Teil der Entschädigung ist.” rechtfertifte sich Tancred mit etwas Ironie, genau jener unter ihnen, der die Nichtintervention in Frage stellte.
“Tancred Langhaar, eines Tages werdet ihr mir erklären, warum sie euch so nennen.” antwortete Willaume, Wilhelm von Hauteville.
„Langhaar war mein Großvater… Ich habe nur den Namen geerbt.“
Dann sah er den größten unter allen an und unmittelbar danach Conrad daneben.
„Roul die Harte Faust, es ist sehr ehrbar, was ihr für dieses Kind tut.“
„Willaume, etwas stärkeres als Blut bindet mich an meinen Bruder Rabel.“
„Das zeigt, dass hinter dieser Axt ein Herz schlägt…“
Dann atmete er tief ein und sagte:
“Auf jeden Fall möchte ich, dass ihr wisst, dass ich aus den Zelten der Varangianischen Wache komme… und dass diese Sache auch Harald gar nicht gefallen hat.”
„Ich glaube, das hat niemandem gefallen. Man kann einen Kapitän nicht auf diese Weise demütigen!” wiederholte Tancred.
„Ich bin mir sicher, dass ihr, wenn ich an der Stelle von Arduin gewesen wäre, nicht zugesehen hättet.“
“Das kannst du laut sagen, Willaume!” behauptete Geuffroi.
“Aber es wäre ein Selbstmord gewesen! Auch Arduin wusste das heute.“
“Für Arduin wird es auch ein Selbstmord sein, wenn er morgen eingreift… oder übermorgen… oder in einem Monat.” bestärkte ein anderer, der soeben hinzugekommen war.
Es war Drogone, für alle Dreu, jüngerer Bruder von Wilhelm. Im Halbschatten des Sonnenuntergangs, da er dem Licht der Dämmerung den Rücken zuwandte, erkannten sie ihn sofort aufgrund des auf der Tunika aufgenähten Symbols der normannischen Adelsfamilie des Unterlaufs der Seine; mindestens fünfzig folgtem ihm und die Sache begann, wie der Auftakt einer Revolte auszusehen.
“Tja, Arduins Conterate sind nicht einmal gut als Dünger für das Feld, wenn sie einmal tot sind.” antwortete Wilhelm.
“Aber sicher wird Guaimar nicht nur zusehen, wenn ihn die Nachricht in Salerno erreicht. Ich bin sicher, dass das, was er wegen Arduin entscheidet, auch für uns entscheiden wird. Und dann hat Maniakes es nicht nur mit den Konteraten Arduins und seinen wenigen Getreuen zu tun, sondern auch mit dem gefürchteten normannischen Kontingent… und nur Gott weiß, wie sehr wir gefürchtet werden!” erklärte Drogone.
„Und die Variangianische Wache? Die persönlichen Wachen von Kaiser Michele, auf welcher Seite werden sie stehen?» fragte Geuffroi.
“Harald Hardada und seine Männer unterscheiden sich nicht sehr von uns und den Gründen, die uns zum Krieg zwingen. Und ich sage das nicht nur, weil wir die gleiche Herkunft aus den Nordländern haben. Ich sage das, weil ich sie gehört habe. Gott bestrafe mich, wenn ich mich irre! Wenn Harald seine Vergütung bedroht sieht, wird es Maniakes auch mit aufnehmen müssen.” erklärte Wilhelm.
„Was müssen wir also tun?“ fragte Geuffroi verwirrt.
„Vorläufig nichts. Maniakes wird bereits über diese improvisierte Versammlung Bescheid wissen - seine Informanten befinden sich überall in der Armee und auch unter den unseren - und er wird sicherlich die schlimmste der Annahmen, nämlich den Boykott dieses Krieges durch alle Hilfskontingente, in Betracht ziehen. Wir warten mit Vorsicht auf das, was geschieht. Wir warten darauf, Arduins Reaktion zu sehen. Wir können jedoch nicht riskieren, von diesem griechischen Fuchs überrascht zu werden… also, Brüder, legt eure Rüstungen nicht ab und bleibt immer vereint. Vergesst den Wein für diese Nacht, und nur diejenigen, die nüchterner als betrunken taumeln, werden sich daranhalten. Zieht euch nicht aus, um zu den Frauen zu gehen. Schlaft in Schichten und bleibt immer über meine Anordnungen auf dem neuesten Stand.” unterbreitete er seine Richtlinien an Wilhelm, aber so wie er sie sagte, schien es fast wie ein Rat unter Freunden.
Dann begann er erneut und sagte:
„Diese Nacht wird eine lange Nacht sein, aber wir werden die Regeln unseres Auftrages nicht verletzen, solange uns von der anderen Seite deerselbe Respekt zugesichert wird. Jemand von uns hat schon in der Vergangenheit gegen die Römer gekämpft… er weiß, wovon ich rede, wenn ich sage, dass man im Freiden wie im Krieg nichts als selbstverständlich annehmen sollte. Jeder zu seinem Zelt, Brüder, aber schlaft nicht zu tief!”
Die improvisierte Versammlung, wie sie von Wilhelm definiert wurde, löste sich nach seinen Worten auf. Es würde eine lange Nacht werden, eine von denen, die Entscheidungen mit sich bringt, eine jener schlaflosen Nächte für Krieger, die immer bereit sind. Jeder packte seine Kriegswaffe und legte sie neben sein Kissen, sowie den üblichen Dolch, der zwischen seinen Kleidern versteckt war.
In all dem schien Conrad am meisten besorgt zu sein, und nicht, weil er noch keine Waffe besaß, und auch nicht, weil in seinem jungen Alter alles größer und furchteinflößender erscheint, sondern weil er fürchtete, er müsse abreisen, ohne sich von seinem Vater ein letztes Mal verabschieden zu können.