Читать книгу Die Leiche im Hühnermoor - Gisela Garnschröder - Страница 5

Оглавление

Prolog

Der Juli hatte gerade begonnen. Einem sonnigen Tag folgte ein wundervoller Abend. Die Menschen flanierten durch die Stadt und die Straßencafés hatten Hochkonjunktur. Der Mann, der an diesem Tag nach der Arbeit durch Gütersloh spazierte, war mit seinen Gedanken weit weg.

Sie war ausgezogen, endlich! Zorn stieg in seinem Inneren auf, obwohl er gleichzeitig Erleichterung verspürte. Ihre Eltern hatten sich bei ihm gemeldet. Niemand wusste, wo sie sich aufhielt. Das sah ihr ähnlich, einfach so zu verschwinden, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen. Wütend stapfte er durch die Straßen, sah die verliebten Pärchen Arm in Arm, plaudernd und lachend. Nicht, dass er sie noch liebte, nein, davon konnte keine Rede mehr sein, denn er war dahintergekommen, dass sie ihn gleich mit mehreren seiner Freunde betrogen hatte. Über kurz oder lang hätte er sie ohnehin hinausgeworfen, dieses kleine Miststück! Nun war sie allein gegangen. Vielleicht war es besser so. Aber wo war sie? Er dachte dabei nicht an sich, doch warum tat sie ihren Eltern das an, völlig sang- und klanglos zu verschwinden?

Er holte sich an einem Stand ein Eis, leckte lustlos daran herum und ging zum Wasserturm. Sein Wagen parkte dort, ein Bulli, den er am nächsten Tag für seine Firma bei der Kreispolizeibehörde anmelden sollte. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die roten Nummernschilder anzuschrauben, sondern hatte sie kurzerhand vorn auf den Beifahrersitz gelegt, am nächsten Morgen würden ohnehin die neuen Schilder angebracht.

Sein Handy klingelte. Eine SMS ohne Worte. Verständnislos drückte er die Rückruftaste. Was er dann hörte, brachte ihn völlig durcheinander.

»Wer spricht da? Hallo?«, schrie er ärgerlich in den Hörer. Es brachte nichts, außer einem schnell dahergemurmelten Namen und das Gespräch war beendet. Er versuchte mehrmals die Verbindung wiederherzustellen. Es war unmöglich.

Er stieg in das Auto und fuhr nach Hause. Auf halbem Weg wendete er plötzlich den Wagen und schlug die Richtung zum Hühnermoor ein. Das Moor liegt an einem viel befahrenen Radweg. Er parkte seinen Wagen seitlich im Gebüsch. Langsam spazierte er rund um das Moor. Immer wieder kamen ihm Ausflügler entgegen, zu Fuß, mit Rädern, in kleinen Gruppen, zu zweit oder allein. Er wanderte fast eine Stunde lang durch die Gegend, ohne die Schönheit der Landschaft genießen zu können.

Als die Dunkelheit langsam hereinbrach, verließen die Menschen das Naturschutzgebiet, nur er blieb zurück. Nun ging er quer durch das Gebüsch zu dem kleinen Teich in der Mitte. Unschlüssig stand er da. Irgendjemand hatte ihm einen Streich gespielt und ihn herbestellt. Er wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn, stolperte - und ließ das Tuch entsetzt fallen. Wenig später lief er kopflos davon, mit zitternden Knien, atemlos, ohne anzuhalten an seinem Wagen vorbei bis zu der nächsten Straße. Er wanderte eine Zeit lang völlig abwesend hin und her, dann hob sich automatisch sein Arm, als ein Auto kam, und er ließ sich bis zum Ortseingang mitnehmen. Zu Fuß ging er nach Hause.

In der Nacht hatte er einen schrecklichen Albtraum. In Schweiß gebadet wachte er auf. Kaltes Entsetzen machte sich in ihm breit. An Schlaf war nicht mehr zu denken.

Am anderen Morgen machte er sich mit seinem Fahrrad auf den Weg, warf es in den Bulli und verließ die Stätte des Grauens.

Die Leiche im Hühnermoor

Подняться наверх