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Gefrorener Sekt im dunklen Berlin

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Eiswinter 1978/79

Erbsensuppe aus der Gulaschkanone im Oberhofer

Nobelhotel „Panorama“

Das war eine Jahreswende! Auch bei mir wurden Erinnerungen wach. Sie beginnen schon im Eisenacher Bahnhof. Mit einem Salzunger, der damals in Berlin tätig war, fuhr ich nach dem Weihnachts-Oratorium in der Georgenkirche zurück nach meinem damaligen Wohnsitz Berlin. Den kalten D-Zug hatten wir erwartet, die Mäntel ließen wir an. Eine Flasche Wein, aus Frust geöffnet, ging im Abteil reihum, wärmte aber keinen!

Es sollte schlimm kommen, denn die folgenden Tage in der Hauptstadt waren nur noch duster. Von wegen übrigens die Begründung, aller Strom sei für die DDR-Hauptstadt – strahlend hell schien Westberlin herüber. Von unserem Johannisthaler Haus sahen wir neidisch nach dem nahen unerreichbaren Britz.

Mal war der Strom zu Hause weg auf unbestimmte Zeit, die Straßenbeleuchtung sogar auf dem Alexander-Platz und Unter den Linden war längst abgeschaltet, die S-und U-Bahnen fuhren auch nur noch „auf Zuruf“, wenn der Strom mal wiederkam. Mein bisher fester Glaube an das groß propagierte verlässliche RGW-Verbundnetz von Polen und der Sowjetunion zur DDR blieb damals auf der Strecke.

Also die Silvesternacht: Gegen Abend fiel in unserer Siedlung Johannisthal nicht nur der Strom aus, auch die Gasheizung wurde zentral stark gedrosselt. Im Haus war sie nur noch lauwarm. Den Sekt für Null Uhr stellten wir innen an die Terrassentür, die aus einfachem Glas war, die Wände waren ja sowieso ungedämmt – und das bei unter 2o Grad Minus. Mitternacht im Rollkragen. Der Sekt zur Hälfte in der Flasche gefroren!!

In den nächsten Tagen wollte ich dann von Berlin nach Salzungen und von da dienstlich zum Töpferhof Römhild. Was für ein Abenteuer! Auf dem Fernbahnhof Schönefeld warteten hunderte Menschen stundenlang ohne jegliche Information auf irgendeinen Zug gen Süden oder Norden. Irgendwann kam ich bis Erfurt und hatte Glück mit einer Übernachtung in einem kleinen Bahnhofsstraßenhotel. Nach wenigen Stunden ging auf dem Erfurter Hauptbahnhof das gleiche „Glücksspiel“ weiter. Irgendwann kam ich nach zwei Tagen in Bad Salzungen an und hatte dann von Meiningen bis Römhild per Bus noch die tollsten Nachwehen der Eistage: riesige Eisbrocken an den Bäumen am Werraufer und ein total lahm gelegter Töpferhof in Römhild, der ja tagelang ohne Strom „erfroren“ war wie alle vormals bewunderten großen Grünpflanzen des Chefs.

Übrigens: mein Ex-Ehemann Manfred feierte den Jahreswechsel im Interhotel „Panorama“ in Oberhof so: In dünner Festkleidung die Frauen, in auch nicht gerade dicken Anzügen die Männer. Als das Licht ausging und die Heizung nachließ, sollte das immer hoch gepriesene Notstrom-Aggregat aushelfen. Aber – Fehlmeldung total. Nichts ging mehr. Die Silvestergäste mussten die Nottreppen, die damals außen am Hotel ungeschützt hochgingen, benutzen. Am nächsten Tag gabs im noblen Interhotel Erbsensuppe aus der Gulaschkanone.

Echt bauernmarktreif!

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