Читать книгу 75 Geschichten aus dem Zettelkasten - Gisela Matzke - Страница 15

Weimar

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Ich war bei Goethen, nach 50 Jahren wieder. 1949 lag er, der verehrte Geheimrat, noch neben Friedrich Schiller, seinem Freund in Weimar. Nun, 2009, war ich wieder dort in der begehbaren Grabhöhle, der berühmten Fürstengruft. Diesmal war von Schiller keine Rede mehr, der Sarg neben Goethe ist leer! Mir gefiel, dass wir es durch Schriftinformation wissen dürfen, denn Schillers Knochen sind nicht mehr – endgültig – aufzufinden.

Ein bisschen nachdenklich gingen wir zwei Schulfreundinnen weiter über den Friedhof, Gottesacker, Ruheplatz, mit seinen Uraltbäumen am heißen Augustvormittag schönen Schatten spendend. Ein Grabstein ließ mich stutzen und Freude kam auf: Armin Müller – Malerpoet.

Darunter einer, der vor wenigen Jahren starb, für mich unbekannt als Person, doch bekannt und von weitem verehrt – Poet war er in Weimar, nicht unumstritten, als Maler mochte ich ihn und eben als Maler-Poeten darum, als ich sein Buch in die Hände bekam. Hier also fand ich ihn wieder, berührt und fast zu Tränen gerührt – den Malerpoeten mitten im Grünen.

Und daneben, weit genug entfernt und dennoch dazugehörig als Künstler – ein Grabstein liegend, ein Cello eingemeißelt, ein Name. Und genauso wie vorher mein Erschrecken, war nun die Schulfreundin dran: der, den kannten wir, mein Vater hat ihn mal beschäftigt… Wie das? Als Apotheker? Den Cellisten? Ein Brief, ein in der Erinnerung fast peinlicher Bettelbrief voller Verzweiflung kam nach dem Krieg nach Ruhla, der Cellist hatte sich erinnert an eine Hausmusik beim Apotheker und fragte an, ob man ihn mal wieder gebrauchen könne? … Viel mehr über ihn erfuhr ich nicht an diesem wundersamen Grab mit Cello in der Nähe des Malerpoeten.

Einsam beide auf einem Gottesacker voller großer Namen.

75 Geschichten aus dem Zettelkasten

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