Читать книгу Die schöne Gruft - Gitte Loew - Страница 7
Kapitel 4
ОглавлениеEin Schatten huschte in der Morgendämmerung durch den Garten der Villa. Vorbei an den hochgewachsenen Bäumen und der Terrasse. Büsche umrahmten das Anwesen. Sie sollten die Bewohner des Hauses vor neugierigen Blicken schützen. Der Schatten verkroch sich hinter einem Strauch. Er sondierte aus der Deckung heraus die Lage. Für so einen Auftrag brauchte man Geduld. Andernfalls würde die Sache schiefgehen.
Auf einmal ging das Licht im Erdgeschoss an. Jemand bewegte sich durch die Räume der Wohnung. Lampen wurden an- und wieder ausgeschaltet. Im Garten erschien eine schwache Herbstsonne, die von Nebelschwaden umhüllt war.
In diesem Augenblick wurde die Terrassentür aufgestoßen und eine Frau lenkte ihren Rollstuhl ins Freie. Sie trug einen Bademantel und war noch barfuß. Ihr Feuerzeug flammte auf. Sie rauchte langsam eine Zigarette und beobachtete die Vögel. Die Feuchtigkeit des Bodens stieg wie Dampf nach oben. Nachdem sie zu Ende geraucht hatte, drehte sie den Rollstuhl zur Seite und fuhr am Haus entlang. An der Ecke des Gebäudes hielt sie an und zog die Bremse des Rollstuhls fest. Sie hielt Ausschau nach dem Käuzchen, das sie manchmal am Abend hörte.
Auf diesen Moment hatte der Schatten gewartet. Er zog blitzschnell seine Maske zurecht und eilte lautlos auf die Terrasse. Es waren nur wenige Schritte. Dann konnte er von hinten nach der Bremse greifen. Die Frau sah für den Bruchteil einer Sekunde die schwarze Hand. Ihr blieb vor Schreck der Atem stehen. Bevor sie sich noch umdrehen konnte, gab der Unbekannte dem Rollstuhl einen Stoß. Sie fiel nach vorn, versuchte das Treppengeländer zu fassen, aber ihre Hände griffen ins Leere. Dann riss sie ein Schmerz in die Tiefe, der alles auslöschte.
Kein Schrei war zu hören. Nur ein dumpfer Aufprall, so als wäre ein Auto auf etwas aufgefahren, begleitet von einem metallischen Knirschen. Es hatte keine Minute gedauert. Danach war es wieder still. Nur die Vögel flatterten aufgeregt umher. Die kleine Eule, die in der Fichte saß, schloss für eine Sekunde die Augen.
Der Schatten verschwand so unauffällig, wie er aufgetaucht war.