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1.3 Bankenkrisen nach 2010

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Auch nach der Krise von 2007 bleiben Meldungen über Bankenkrisen nicht aus. Diese Meldungen kommen aus Ländern wie: Irland, Italien, Portugal, Spanien und Zypern. In Deutschland kam 2016 die Deutsche Bank wieder in den Fokus der Krisenbeobachtung.

Die Ursachen für die Krisen sind unterschiedlich: Da ist zum eine die Niedrigzinspolitik, die Zahlungen von hohen Geldstrafen wegen Gesetzesverstöße

(insbesondere in den USA) und die aus den Kreditschwemmen resultierenden Finanzierungen von absurden Projekten.

Und im Jahr 2018 kam es wegen absurder Kreditvergabepraktiken zum Aus für die HSH-Nordbank, der öffentlich-rechtlichen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie entstand 2003 aus einer Fusion der Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein. Eine auch international tätige Bank für Geschäftskunden mit Finanzierungsschwerpunkt in den Bereichen Immobilien und Transport.

Im Bankenkrisenjahr 2008 musste die bundeslandeigene HSH bereits durch Steuergelder im erheblichen Maße gestützt werden. Die Bank war durch massive Kreditverluste und Anhäufung wertlos gewordener Finanzprodukte in eine

Bankrott-Situation geraten. Zudem wurden Bilanzmanipulationen und Untreue festgestellt und gerichtlich verhandelt.

Es ist ein Aberwitz, dass diese öffentlich-rechtliche Bank sich 2015 bei der Staatsanwalt Köln durch Zahlung von 22 Millionen Euro von einem Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung freikaufte. Die HSH hatte vermögende Kunden dabei geholfen, am Fiskus vorbei Gelder über Luxemburg nach Panama zu transferieren. Empfänger in Panama waren Briefkastenfirmen.

Skandal: Staatliche Banken helfen bei der Steuerhinterziehung und begehen Steuergeldverschwendung.

Zudem wird das Heimatland Luxemburg von Jean-Claude Junker (Präsident der Europäischen Kommission, zuvor Finanzminister und Premierminister in Luxemburg)

ja nicht selten genannt, im Zusammenhang mit zweifelhaften Geldtransfers und zweifelhafter Steuer-Paradise innerhalb der EU.

Insgesamt sind die Hauptursachen für den Niedergang der HSH Nordbank:

Riskante Finanzgeschäfte, vor allem zu Letzt die hohen Verluste bei den Schiffsfinanzierungen.

In den letzten Jahren hatte die HSH Reedereien Kredite in Milliardenhöhe für den Bau von Transportschiffen gewährt. Ein super großes Containerschiff mit 15.000 TEU zum Beispiel kostet in der Herstellung rund 150 Millionen Euro. Bei der Hamburger Werft Blohm & Voss oder der Kieler Werft HDW werden Schiffe mit einer Kapazität von zirka 3.000 Teu gebaut. In einer vereinfachten Rechnung würden sich bei drei Milliarden EUR Kredit daraus eine Baufinanzierung von 100 Containerschiffen ergeben. Würden alle Meeranrainer-Länder in gleicher Weise investieren, ergäbe sich daraus weltweit der Bau von 5.000 neuen Containerschiffen,

die mit Sicherheit niemand braucht.

Diese Fehlinvestitionen auf einem stagnierenden Seefrachttransportmarkt trieb reihenweise Hamburger Reedereien wie zum Beispiel die Hamburger Traditionsreederei Rickmers oder den Reeder Bernd Kortüm in die Pleite. Damit fallen auch die Rückzahlungen der vergebenen Kredite aus.


In Fachkreisen ist bekannt, dass Investitionen in den Schiffsmarkt zu den Risikogeschäften zu zählen sind. Trotzdem wurden diese Investitionskredite durch die HSH-Nordbank mit Zustimmung der verantwortlichen Politiker der Landesregierungen in Hamburg und Schleswig-Holstein und durch aktive Steuerung des Bankmanagements massiv beworben und gewährt.

Kritiker wie Prof. Martin Hellwig (Max-Planck-Institut, Bonn) sehen hier ganz klar,

dass die verantwortlichen Politiker, als Vertreter der Staatsinteressen, Ihre Pflichten als Kontrollinstanz wieder einmal verletzt haben.

Ende Februar 2018 war der Verkauf der HSH Nordbank an ein Konsortium um die US-Finanzinvestoren und US-Hedgefonds Cerberus und J.C. Flowers für rund eine Milliarde Euro besiegelt worden. Bekannt gegeben hatten diese Meldung Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).

Sicherlich waren die gezeigten hervorragenden Kontroll-Leistungen von Hamburgs ersten Bürgermeister in Sachen HSH Nordbank eine Empfehlung für die nachfolgende Berufung zum Bundesfinanzminister im März 2018.

Unter dem Strich werden die 15 Jahre HSH Nordbank dem Steuerzahler runde 13 Milliarden Euro gekostet haben. Bei einer Anzahl von insgesamt 4,7 Millionen Einwohnern (Hamburg 1,8 Mio., Schleswig-Holstein 2,9 Mio.) ergibt sich daraus

eine Schuldenlast pro Einwohner in Höhe von rund 2.800 Euro.

Zudem werden viele der 2.000 Bankmitarbeiter ihre Arbeitsplätze verlieren, da im Kaufvertrag keine Arbeitsplatzgarantien festgelegt sind.

Eventuell bietet die nachfolgende Notiz Ideen, wie eine Bankenaufsicht durch Boni anderer Art verbessert werden kann.

2018 - Whistleblower erhalten 83 Millionen Dollar von US-Börsenaufsicht:

Die US-Börsenaufsicht SEC hat drei Mitarbeiter der Bank of America mit 83 Millionen Dollar für belastbare Hinweise belohnt. Diese Hinweise führten zur Aufdeckung unzulässiger, risikoreicher Geschäfte mit der US-Bank Merrill Lynch. Die Geschäfte standen im Zusammenhang mit der Verwendung von Kundengelder für eigene Spekulationen und wurden bereits 2016 mit 415 Millionen Dollar Strafe geahndet.

Links:

HSH Nordbank: www.hsh-nordbank.de

Max-Planck-Institute, Bonn: www.coll.mpg.de

Containerschiffe: https://de.wikipedia.org/wiki/Containerschiff

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