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Rückkehr

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Sonntag, 27. Oktober, noch vor dem Mittagessen

Es war erst kurz nach zehn Uhr, als die beiden Angler im heimatlichen Röthenbach ankamen. Peter und Simon hatten für die letzten Kilometer wieder die Räder getauscht. Trotzdem war Peter dem Freund weit voraus, als er mit dem voll beladenen Anhänger auf den gepflasterten Hof der Bräunlein‘schen Metzgerei einbog. Gisela, die zufällig aus dem Fenster gespäht hatte, erblickte deshalb zunächst nur Peter, dazu auf dem falschen Rad und befürchtete sofort das Schlimmste. Aufgeregt kam sie ihm entgegen gestürzt, noch bevor er vollends absteigen konnte.

„Allmächd, wo iss denn der Simon. Es iss doch nix bassierd - odder?“

Das letzte Wort kam mit Verzögerung und aufkommende Panik schwang bereits in ihrer Stimme mit. Im selben Moment bog jedoch auch der schmerzlich vermisste Ehemann heftig schnaufend um die Ecke.

„Godd sei Dank, dou bisd ja, Simon. Ich hobb scho gmaand es wär der woss bassierd, wall der Beder so ganz allaans derher kommer iss.“

„Na horch amal, ich bin schließli värzg Joahr nemmer mitn Fahrrad gfahrn, wäi soll nern ich dann mit an Broffi7 wäi in Beder mithaldn? Wennsd hinder den herfährsd, nou maansd du bisd bei der Duur de Franz8. Der dridd in die Pedale wäi a Dampfmaschiner auf Hochduurn, korz bevor der Kessl blatzd!“ bemühte Simon sich um Rechtfertigung.

Schnell wieder beruhigt, fand auch Giselas Gehirn wieder zur gewohnten Effizienz zurück und in Folge dessen fiel ihr natürlich die frühe Rückkehr der beiden auf.

„Warum seid er denn etz überhaubds scho widder dou? Etz hommer nu nedd amal värdl Elfer9. Simon, wennsd der du eibildsd, etz geberds glei woss zum Essn, nou hossd di abber sauber deischd. Ich hobb fei etz no nix kochd. Ich hobb doch nedd vor aans, halber zwaa mit eich grechnd.“

Und als sie die langen, bedenklich ernsten Gesichter der beiden Freunde registrierte, machten ihre Gedanken sofort eine heftige Wendung um 180 Grad, von simpler Überraschung hin zu echter Besorgnis. Es meldeten sich in ihr erneute berechtigte Zweifel darüber, ob hier alles seine Richtigkeit hatte.

„Ihr hobbd doch nedd villeichd sogar gschdriedn, odder? Iss woss bassierd? Etz red hald scho, Simon und lass der nedd alles aus der Nasn rauszäing!“

Simon, der noch immer damit beschäftigt war, seine Atmung in normale Bahnen zu lenken und einen plötzlichen Hustenanfall in den Griff zu bekommen, schnaufte erst einmal tief durch, bevor er Gisela von den Vorkommnissen des heutigen Morgen berichten konnte.

„Mit dem Beder konnsd wergli nercherds hiegäih, etz hommer heid fräih fei scho widder a Leiche gfundn und du wersd ers nedd glaubn, den Vurstand von die „ewich Dreuen“, den Leipold Fredi. Wassd scho, der wo immer mit sein Glubbschal und derer dungglroudn Schirmmützn aufn Kubf rumgrennd iss.“

Gisela machte ein völlig verblüfftes Gesicht, was sich in ihrem speziellen Fall hauptsächlich in einem tonlos geöffneten Mund und stark hervortretenden Augen manifestierte. Peter, der daraus schloss, dass die schreckliche Nachricht noch nicht wirklich Eingang in ihr Gehirn gefunden hatte, beeilte sich zu ergänzen.

„Der Fredi! Den kennsd scho! Der hodd bei uns öfder amal Brunzkaddler10 gmachd, abber mir homm nern nedd gern mitmachn lassn, wall er ka anders Deema wäi ner blouß sein heissgeliebdn Glubb kennd und mit an jedn glei an mordsdrumm Streid angfangd hodd, der nern nedd sofford Rechd gebn wolld.“

„Ja, ich bin doch nedd vollkommen begriffsschduzich! Ich wass scho wensd maansd. Allmächd na! Und desweeng hodd nern anner wohl glei endgüldich äs Schandmaul gschdobfd?“

Auf diese Idee war Peter noch gar nicht gekommen. Natürlich könnte dies ein mögliches Mordmotiv sein. Der Fredi hatte im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Menschen beleidigt, gekränkt und in ihrer Ehre herabgesetzt. Vielleicht war er ja tatsächlich einmal einen Schritt zu weit gegangen. Vielleicht hatte er jemandem mit seiner verletzenden Art einen wirklichen Schaden zugefügt und war aus Rache beseitigt worden. Es würde sich lohnen, diese Spur weiter zu verfolgen. Und einen weiteren, allerdings kaum ernst zu nehmenden Aspekt brachte Gisela in die Diskussion mit ein.

„Nach dem Schiffermüller Gerch iss dess etz fei scho der zweide Schafkobfer, der umbrachd wird. Dess hädd mer aa nedd denkd, dass dess Kaddln a so a gfährlichs Hobby iss. Maansd dou gibds a Verbindung, Beder?“

„Na, na, Gisela“, beeilte sich der Angesprochene zu versichern, „da dermit hadd dess ganz beschdimmd nix zum dou, sicher steggd dou woss ganz woss anders derhinder“ und mit etwas Abstand fügte er hinzu: „ Also, inderessiern däds mi ja scho.“

Daran konnte es für jemand, der Peter auch nur ansatzweise kannte, von der ersten Sekunde an ohnehin keinen Zweifel geben. Das plötzliche Ableben eines Röthenbacher Bürgers, noch dazu einer Person, die Peter persönlich bekannt, wenn auch nicht sonderlich sympathisch war, konnte nicht ohne eingehende Untersuchung bleiben. Im Grunde hatte er schon den ganzen Heimweg über mögliche Ansatzpunkte nachgedacht.

„Gisela, maansd, du könnsd mer a Lisdn machen von alle, dee in Rödnbach zu dem FCN-Fanclub „ewiche Dreue“ ghörn? Du konnsd di doch dou unauffällicher umhorchn als wäi ich, bei mir fallerd dess doch vill mehr auf. Und ich will auch nedd direggd zu dem Verein hiegäih. Des schauerd ja gor äsu neugierich aus.“

Und nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu:

„Und außerdem, wenni so offnsichdlich Nachforschunger anstellerd, dann däd dess denjenichn, der Dreeg am Steggn hodd, blouß unnödich aufschreggn. Nana! Ich schnabb mer dee Brüder läiber einzeln.“

Gisela konnte, das heißt, sie selbst hatte keinerlei Zweifel an ihrer Fähigkeit, die benötigten Informationen durch gezielte Befragung ihrer zahlreichen, an Dingen des öffentlichen Interesses äußerst interessierten Kundinnen beschaffen zu können. Das würde eine interessante nächste Woche werden.

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