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Vorwort
ОглавлениеNeben der Nikolaikirche prägt die Geithainer Paul-Guenther-Schule die Silhouette der Stadt. In diesem Jahr 2016 blicken Schule und Stadt Geithain auf 100 Jahre ununterbrochene Spenden- und Stiftungstradition der Familien Paul Guenther & Nachfahren zurück. Das war ein Anlass, die vorliegende Schrift herauszugeben.
Die Schrift zum 70. Weihejubiläum der Schule im Jahre 1995 war lediglich ein Anfang, Leben und Werk des Schulstifters öffentlich bekannt zu machen. Der Kenntnisstand wuchs in den Folgejahren stetig. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Biografie Guenthers und zur Geschichte der Schule erfolgten verstreut in verschiedenen Publikationen. Eine Zusammenfassung all dieser Beiträge, ergänzt durch jüngste Quellen, in einem repräsentativen Buch zu Leben und Werk Paul Guenthers sowie zur Geschichte seiner Schule vorzustellen, war ein zweites Motiv.
Frau Virginia Vanderbilt, die Enkelin des Schulstifters, äußerte bereits vor einigen Jahren den Wunsch auf Herausgabe einer zusammenfassenden Publikation. Auch aus Anlass des im vorigen Jahr begangenen 90. Weihejubiläums der Schule entschloss sich der Förderverein Anfang 2016 zur Herausgabe der vorliegenden Schrift. Frau Vanderbilts Bitte und ihre finanzielle Unterstützung bilden den dritten Grund, das Buch noch in diesem Jahr herauszubringen.
In der Festschrift zur 800-Jahr-Feier Geithains im Jahre 1986 wurden auf den 80 Seiten der Schulbau 1925 und der Name Paul Guenthers mit keinem Wort erwähnt! Seit 1989/90 fielen nicht nur ideologische Einschränkungen weg! Auch der danach ungehinderte Zugang zu wichtigen Quellen ermöglichte die über 25 Jahre währende Forschungsarbeit zu Leben und Werk des Schulstifters. Die einseitige und ideologisch verbrämte Darstellung historischer Fakten und Zusammenhänge in DDR-Zeiten ist vielen Älteren noch sehr gegenwärtig. Passte es nicht in das offizielle Geschichtsbild, wurde es entweder entstellt oder überhaupt nicht erwähnt. Seit den 1950er Jahren tat man im Grunde so, als hätte es Paul Guenther und seine Schule gar nicht gegeben. 1976 wurde sie sogar umbenannt in „Juri-Gagarin-Schule“. Erst 1990 erhielt sie wieder ihren alten Namen. In dem Maße, wie sich seit 1990 die Persönlichkeit Paul Guenthers durch neues Quellenmaterial immer besser erschloss, wurde die Ungerechtigkeit, die diesem Mann durch das Verschweigen seines Namens und Werkes widerfuhr, ersichtlich. Deshalb sahen der Autor und mit ihm der Geithainer Heimatverein e. V. die Forschungen zu Paul Guenther stets als eine sehr wichtige Vereinsaufgabe. Ein vierter Grund für die Herausgabe des Buches ist, ein lange währendes Unrecht zu mildern.
Dem Titel des Buches entsprechend bilden die Biografie des Schulstifters und die Geschichte der Schule den Hauptteil. Zu einer Schulgeschichte gehören die Geschichte des Gebäudes, die Geschichte der darin agierenden Menschen und das Schulleben mit seinem Schulalltag, und das alles über einen Zeitraum von mehr als neunzig Jahren. Es geht um die Geschichte der Schule in einer sächsischen Kleinstadt in den letzten neunzig Jahren. Weder Schule noch Stadt entwickelten sich in dieser Zeit unabhängig und unbeeinflusst von der allgemeinen deutschen Geschichte mit ihren drei großen Umbrüchen 1933, 1945 und 1989/90. Die Geschichte der Paul-Guenther-Schule Geithain von 1925 bis zur Gegenwart ist ein Teil der Zeitgeschichte, und „Zeitgeschichte ist Streitgeschichte“, wie Zeithistoriker Prof. Norbert Frei formulierte. Im vorliegenden Buch werden Verhältnisse, Umstände und Personen benannt, beschrieben und beurteilt, die bis heute durchaus umstritten sind. Verfasser und Herausgeber erwarten keinesfalls Einhelligkeit und allgemeine Zustimmung, sehen in künftigen Diskussionen eher Chancen zur jeweils eigenen Auseinandersetzung mit der Schulgeschichte. Bezogen auf oben genannte Gründe ist das die fünfte Motivation für die Buchherausgabe.
Legenden, Anekdoten und Erinnerungen wurden als dritter Teil in das Buch aufgenommen. Nach Meinung von Fachleuten vermitteln Legenden in bildhafter oder szenischer Erzählform den Kern eines Faktums oder den Sinn eines Geschehens. Die Anekdote gilt als literarisches Genre und hat eine bemerkenswerte oder charakteristische Begebenheit, meist im Leben einer Person, zur Grundlage. Leserinnen und Leser mögen beurteilen, ob die in das Buch aufgenommenen Geschichten den hier genannten Kriterien entsprechen.
Autor und Herausgeber haben sich darüber geeinigt, dass der Autor das Leben Paul Guenthers und die Schulgeschichte bis zum Jahr 1995 behandelt. Wichtige Ereignisse und Prozesse der Schulentwicklung nach 1995 bis 2016 sind von Schuldirektor Gunter Neuhaus verfasst und im Abschnitt 2.5.11 in das Buch aufgenommen worden. Quellenangaben zu Texten und Bildern sind extra für diesen Abschnitt genannt und unabhängig vom eigentlichen Quellenverzeichnis zu sehen. Dort sind Textquellen an der in Klammern gesetzten Nummer erkennbar, die Bilder sind durchnummeriert.
Ein Dank an alle, die durch eigene Erinnerungen, durch Bilder und Texte zum Gelingen beitrugen.
Geithain, im September 2016
Dr. Gottfried Senf