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Operation: Chickenhouse | Afghanistan

SEALS Team 8 | 1. Platoon

Die Sicht ist durch den schwarzen Rauch mehrerer brennender Autowracks und trotz des Nachtsichtgerätes eingeschränkt. Vorsichtig taste ich mich mit dem Team, die Waffen im Anschlag, zu unserem Zielort vor.

»Bewegung voraus!«, ertönt unser Scharfschütze durch das Head-Set, der uns den Rücken von einem höher gelegenen Posten auf einem der flachen Dächer freihält. Wir sind in einem Dreckskaff am Arsch der Welt auf einer Befreiungsmission, und ich kann nur hoffen, dass wir alle hier heil wieder rauskommen.

Ich hebe die Faust und die Truppe bleibt stehen.

»Verstanden. Bericht«, verlange ich umgehend und sondiere die Fenster der umliegenden Häuser.

»Haus, 12 Uhr, drittes Fenster von links, zweiter Stock«, kommt die Ansage und mein Blick schießt zu besagtem Fenster. Ein zerfetzter Vorhang bläht sich in der Nachtbrise und gibt für eine Sekunde die Sicht auf eine dunkle Gestalt frei.

»In Deckung«, gebe ich die Anweisung und schon zucken die grellen Lichtblitze eines MG auf. Gleichzeitig zerreißt der dröhnende Schuss des Scharfschützengewehres die Luft und das Schnellfeuer erstirbt. Sekunden vergehen, doch nichts rührt sich.

»Weiter vorrücken.« Meine Truppe setzt sich in perfekter Formation lautlos in Bewegung.

»Vierhundert Meter, Sergeant«, kommt die Distanzansage des Scharfschützen.

»Verstanden«, bestätige ich und konzentriere mich auf das alleinstehende Gebäude in der Sackgasse, in dem die Geiseln versteckt sein sollen, die wir befreien werden.

»Drei zum Hintereingang. Drei zur Terrasse. Zwei sichern unseren Rückzug. Los!« Umgehend werden meine Befehle ausgeführt und die Kameraden nehmen ihre Stellung ein. Einer der Männer prüft, ob die Tür verschlossen ist, sieht zu mir und schüttelt den Kopf.

»Aufsprengen!«, fordere ich unseren Experten auf, der sich geschützt von zwei unserer Männer ans Werk macht.

»Eagle Eye an Hellboy. Potentielle Feinde nähern sich aus Westen.«

»Verstanden. Zwei Mann nach Westen, zwanzig Meter.«

»Sprengladung scharf«, teilt mir der Sprengmeister mit.

»Dann los.«

Das Vorhutteam ist in Position und wir gehen in Deckung, als die Sprengladung detoniert und den Weg für uns frei macht. Die grünen Laserpoints der Zielvorrichtungen huschen gespenstisch glimmend durch den Rauch, während wir uns in dem verschachtelten Haus Raum für Raum vorarbeiten. Hinter dem Gebäude ertönen Schüsse.

»Rückseite gesäubert. Einer verletzt«, kommt die Abschussbestätigung meiner Jungs.

»Wie schlimm ist es?«

»Streifschuss am Bein«, kommt die Information.

»Verstanden.« Damit muss ich den Mann nicht zwingend stilllegen. Wir kommen zu einer Tür, die vermutlich nach unten in die Kellerräume führt.

»Kellertür checken«, weise ich an und erstaunlicherweise ist sie offen. Die Arschlöcher fühlen sich offenbar sehr sicher. »Zwei Mann runter. Eagle Eye, wie siehts da oben aus?«, frage ich unseren Scharfschützen.

»Es kommt Bewegung in den Laden.«

»Wieviel Zeit bleibt uns?«

»Maximal zwei Minuten bis Kontakt.«

»Ihr habt’s gehört. Tempo.«

Weitere Schüsse, zwei Schreie, dann sind wir in einem stinkenden Kellergewölbe, das an einer Seite massive Stahlkäfige beherbergt, aus denen leises Schluchzen und Wimmern dringt. Die Leichen der Geiselnehmer liegen in ihren dunklen Blutlachen inmitten des Raumes. Ich breche das Vorhängeschloss auf und öffne die Gittertür, die quietschend aufschwingt. Fünf verdreckte, in Lumpen gekleidete und abgemagerte Gestalten zucken erschrocken zusammen, als der Lichtkegel meiner Helmlampe sie trifft.

Scheiße.

Ich reiche der Frau der Gruppe eine Feldflasche mit Wasser. Ihre Augen sind stumpf, sie ist dehydriert. Keine gute Voraussetzung, schnell von hier zu verschwinden.

»Hellboy, ihr müsst da raus. T -7«, erinnert mich Eagle Eye an unser knappes Zeitfenster.

»Wir müssen uns beeilen. Kommen Sie«, dränge ich die Gruppe der Befreiten eindringlich, die sich die Wasserflasche teilen und sich schleppend zur Treppe bewegen.

Oben findet ein weiteres Feuergefecht statt. Höchste Zeit die Biege zu machen. Allerdings sind die Geiseln zu schwach, stolpern die Treppe hoch und die Frau kann sich kaum auf den Beinen halten.

»Sergeant, schwingen Sie ihren Arsch da raus«, blafft unser Kommandant ins Head-Set, was bedeutet, dass wir maximal vier Minuten haben, um dem Detonationsradius zu entgehen.

Zu wenig Zeit! Viel zu wenig Zeit.

Verfluchte Scheiße!

»Abrücken. Sofort abrücken. Wir brauchen die Fahrzeuge. JETZT!«, belle ich und hebe die Frau auf die Arme, während die beiden anderen die befreiten Geiseln zur Eile drängen und gemeinsam stürmen wir aus dem Haus, als schon die vier Humvees vorfahren, die das Team aufnehmen.

»T -3. Bewegung!«, höre ich Commander Thorne aufgebracht in meinem Ohr knurren.

»Los, los, los!«, brülle ich dem Fahrer zu, der sofort Gas gibt, gefolgt von den drei anderen. Gewehrsalven. Die Fahrzeuge rasen durch die holprigen Straßen auf schnellstem Weg aus der Stadt. Plötzlich werden wir beschossen, eine Gruppe Rebellen hat unseren Weg mit einer Blockade aus Sperrmüll blockiert. Die Kolonne wird langsamer.

»Achtung, Granate!«

Die Detonation erfolgt wenige Meter neben dem zweiten Fahrzeug, das unter der Wucht der Explosion ins Schlingern gerät. Eine MG-Salve trifft unseren Wagen und klirrend zerspringt die hintere Scheibe. Die geretteten Zivilisten schreien verängstigt auf. Ich sehe kurz zu ihnen, einer presst die Hand auf den Oberarm, ein Weiterer hält sich den Kopf – wahrscheinlich ist er gegen die C-Säule gekracht.

»Durchbrechen, sofort!«, belle ich den nächsten Befehl, denn wenn wir anhalten, sind wir geliefert. Mit Vollgas rammt der Wagen mit verstärktem Kühlergrill den Schrott beiseite, der einen der Angreifer unter sich begräbt.

»Hellboy, was zum Teufel dauert da so lange?« Commander Thorne klingt jetzt angepisst.

»Sir, wir sind in einen Hinterhalt geraten.«

»Dann zeigen Sie denen verdammt noch mal, dass wir die Navy SEALs sind.«

Eine weitere Granate detoniert vor uns. Der beißende Geruch von Pulverresten und verschmortem Gummi sticht mir in die Nase. Ratterndes Schnellfeuer der MG’s zerreißt die Luft und ich konzentriere mich auf die Funksprüche der anderen Fahrzeuge, während ich aus dem Fenster die gegnerischen Schützen beschieße.

»Anderthalb Meilen bis zum Aufnahmepunkt«, informiert mich unser Navigator.

»Mann am Boden. Mann am Boden.« Der hintere Wagen hat seinen MG-Schützen soeben verloren.

»Einer ans MG«, blaffe ich den Männern zu.

»Verstanden, Sergeant«, höre ich Eagle Eye antworten.

»Basis an Hellboy. Ihr seid über der Zeit.«

Scheiße, das weiß ich selber.

»Wie weit noch?«, frage ich den Navigator.

»Eine Viertelmeile.«

»Hellboy an Basis. Eine Viertelmeile zum Aufnahmepunkt.«

»Verstanden Hellboy.«

Wir passieren die letzten Häuserruinen am Stadtrand und jagen über die staubige Piste zu der kleinen Hügelkette, hinter der uns der Helikopter erwartet.

»Die Kinder. Warum haben Sie die Kinder nicht gerettet?« Die Stimme der Frau, die wir gerettet haben, klingt weinerlich und verzerrt durch den Lärm der Rotoren, als wir abheben und schnell gen Norden den Hexenkessel, wie das Gebiet genannt wird, verlassen.

»Kinder? Was denn für Kinder?«, frage ich sie irritiert, doch sie verdreht vor Erschöpfung die Augen und dämmert weg, während die Basis den Countdown für den Raketenabwurf der Reaper Drohne durchgibt.

Mit ohrenbetäubendem Lärm zerfetzt die radargesteuerte Hellfire das Ziel.

»Ziel getroffen.«

»Bitte um Bestätigung.«

»Ziel zerstört. Wiederhole, Ziel ist zerstört.«

»Irgendwelche Feindaktivitäten im drei Meilen Radius?«

»Negativ. Keine Feindaktivitäten.«

»Gute Arbeit.«

Zehn Minuten später landen wir auf dem Stützpunkt und helfen den geretteten Zivilisten aus dem Helikopter. Das Sanitätsteam steht schon bereit und ich trage die Frau zu einer der Liegen. Sofort wird sie versorgt, doch sie hält mich am Arm fest, sieht mich flehend an.

»Bitte, sagen Sie mir, sind die Kinder in Sicherheit?« Ihr Blick ist plötzlich glasklar und ein ungutes Kribbeln läuft mir den Rücken herunter.

»Sie benötigen Ruhe. Die Ärzte werden sich um Sie kümmern. Ich...«

»Wo sind unsere Kinder? Die Kinder hatten solche Angst. Wo ...«

»Machen Sie Platz«, drängt mich einer der Sanitäter beiseite und ich sehe mit einem mulmigen Gefühl der Frau hinterher.

~***~

Operation: Iron Maiden | Syrien

SEAL Team 8 | 1. Platoon

Eine Woche später sitze ich mit den Jungs im Helikopter nach Damaskus. Es ist brüllend heiß und ich schwitze wie ein Schwein in der schweren Kampfmontur. Der hiesige Job ist Routine: Eine Gruppe Ärzte der Organisation Ärzte ohne Grenzen USA wird von fanatischen Aufständischen festgehalten. Forderungen wurden gestellt, die die US-Regierung nicht erfüllen wird. Wir verhandeln nicht mit Terroristen. Also schicken sie uns, denn wir werden die Leute da rausholen. Leise, sauber und ohne Verluste.

Allerdings liegt in unmittelbarer Nähe des Bergungsgebietes eine Schule, ein provisorisches Krankenhaus sowie ein Versorgungsstützpunkt der UN. Zwar wurden meine Bedenken hinsichtlich der hohen Anzahl an Zivilisten gehört, aber Commander Thorne stufte es als ›nicht relevant‹ ein, da die UN diese zivilen Bereiche mit ihren eigenen Truppen absichert.

Für uns bedeutet das, ein zusätzliches Risiko, das wir einkalkulieren müssen. Das Gebiet ist ein Alptraum, da die zerbombten Häuser einen perfekten Hinterhalt durch Scharfschützen bieten. Die Ärzte wurden auf dem Weg zu einem nahegelegenen Hotel, in dem Verletzte eines Bombenanschlags untergebracht wurden, gekidnappt. Irrsinnigerweise waren sie ohne militärischen Begleitschutz unterwegs – Gott allein weiß, wieso – und konnten von den Aufständischen ohne große Mühe einkassiert werden. Es gab Fotos, die die Ärzte mit typischen Verwundungen durch Schläge zeigten. Kein schöner Anblick. Einer der Ärzte hat auf dem Bild zwei Finger der rechten Hand auf unnatürliche Weise abstehen, was bedeutet, sie wurden ihm gebrochen, sind aus den Gelenken gesprungen, und wenn sie nicht versorgt werden, kann er vermutlich die Hand nie wieder benutzen – das Ende seiner Karriere.

»Zwei Minuten bis Drop Point.«

»Verstanden. Alle Mann fertigmachen«, erteile ich den Befehl und sofort kommt Bewegung in die Truppe.

Staub wirbelt auf, als wir abgesetzt werden und der Lärm der Rotoren von den Trümmern widerhallt. In Formation suchen wir uns einen sicheren Platz, von dem aus wir die Lage sondieren.

»Hellboy an Basis. Drop erfolgreich. Gehen jetzt zum Zielpunkt.«

»Verstanden Hellboy. Viel Erfolg!«, schnarrt Commander Thorne ins Head-Set und wir setzen uns in Bewegung.

»Achtet auf die Fenster«, weise ich die Jungs an.

»Eine halbe Meile bis zum Zielort«, teilt uns der Navigator mit.

»Verstanden. Vorwärts.«

»Das wird ein Spaziergang. Und da ich das Footballspiel der Houston Cowboys heute sehen will, erwarte ich volle Konzentration, verstanden«, lockere ich die Stimmung etwas auf, denn der Feind ist sehr wohl vorbereitet.

»Geht klar Sergeant. Ihr habt’s gehört, Jungs. Keine Fehler und Augen auf«, lacht einer der Kameraden, doch sofort sind alle wieder voll dabei. Auf mein Team ist immer verlass, denn wir sind schon durch so einigen Scheiß gemeinsam gegangen.

Aber das, was uns dort erwartet, war der Vorhof zur Hölle.

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