Читать книгу FCKNG New Year - Grace C. Node - Страница 9

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Verschwitzt schäle ich mich aus den Thermoklamotten, ziehe die schneebedeckten Stiefel aus und räume die Schaufeln in der Garage an ihren Platz. Ich schnappe mir ein Handtuch, um mir den Schweiß von der Stirn zu wischen, bevor ich durch den Lagerraum in die Küche meiner Schwester trete, wo mich der süße Duft von Gebäck empfängt.

Auf der Frühstückstheke steht ein Blech mit Madelaines, die sie gerade gebacken hat, und lächelnd stibitze ich mir eines.

»Finger weg! Die sind noch nicht mal ausgekühlt«, lacht Jocelyn und haut mir auf den Arm, während ich sie mit vollem Mund angrinse.

»Mekt uper«, lobe ich nuschelnd ihre Backkunst, wobei sie die Augen verdreht.

»Du hast Glück, dass du meine Einfahrt und den Gehweg geräumt hast, sonst wäre ich wirklich sauer«, grummelt sie und hebt die kleinen Köstlichkeiten aus den Förmchen auf ein Gitterrost, auf dem sie auskühlen sollen.

»Es ist unser Gehweg und unsere Einfahrt, zu deiner Information«, necke ich sie, und sie wirft das Küchentuch nach mir.

»Mag’ sein, doch ich bin diejenige, die hier alles in Schuss hält.«

»Wie war das gerade mit der geräumten Einfahrt?«

»Du kannst so ein Ekel sein«, schimpft sie und streckt mir die Zunge raus.

»Ich sage nur Gartenzaun, Garagentor, Terrassentür – soll ich weitermachen?«

»Schon gut, du hast gewonnen«, hebt sie beschwichtigend die Hände und ich zwinkere ihr zufrieden zu.

Zwar ist es eines unserer Laster, uns über solche Dinge zu zanken, aber ich würde alles für meine kleine Schwester tun. Sie ist ein echter Sturkopf, kämpft verbissen für ihre Ziele und hat deshalb trotz aller Widrigkeiten ein Stipendium fürs College bekommen. Seit meiner schmachvollen Entlassung redete sie von nichts anderem, als endlich mit dem Jurastudium beginnen zu können. Kohle war bei uns immer knapp und ich weiß, wie sehr Jocy sich wünscht, auf eigenen Beinen zu stehen, doch das ist in der momentanen Situation nicht drin. Also haben wir das kleine Häuschen in Strathcona zusammen gekauft, als wir vor fünf Jahren nach Vancouver kamen. Nicht gerade das Ritz Carlton, aber ein Dach über dem Kopf.

»Wie läuft es mit der Praktikumssuche?«, lenke ich das Gespräch auf den weniger schönen Teil meines Besuches und sie seufzt tief.

»Es haben drei abgesagt und bei fünf warte ich noch auf Antwort«, zuckt sie mit den Schultern und lächelt tapfer.

»Das wird schon. Deine Noten sind super und deine Professoren haben dir doch attestiert, wie gut du bist. Gib dir etwas Zeit«, ermutige ich sie, doch ich weiß genau, wie ungeduldig sie in solchen Dingen ist.

»Schon, aber es gibt Bewerber, die wesentlich mehr Erfahrung haben als ich«, mäkelt sie und runzelt die Stirn.

»Geduld ist eine Tugend und ...«

»Ach, halt die Klappe«, schnappt sie giftig und bringt mich damit zum Grinsen.

»Hast du noch genug Geld im Haus?«, spreche ich ein weiteres heikles Thema an, denn Jocy hasst es, mich um Geld zu bitten. Das war schon immer so.

»Ja, ich hab noch etwas von letztem Mal.«

Seufzend ziehe ich sie in eine Umarmung. »Wir bekommen alles hin, hörst du?! Du musst mich nur helfen lassen, okay?«

»Du hast selbst genug Probleme«, grummelt sie. Leider ist das nicht ganz von der Hand zu weisen.

»Mach’ dir um mich keine Sorgen. Ich lasse dir etwas Geld da.« Damit lege ich ein Bündel Zwanziger auf die Theke – nicht viel, aber besser als nichts.

Ihr scharfer Blick braucht keine weiteren Worte, und ich löse mich von ihr.

Jocelyn hält mir eine Tupperdose mit einigen Madelaines hin. Ein Friedensangebot.

»Danke, Honey-Bee«, nenne ich sie bei ihrem alten Kosenamen.

Strahlend lächelt sie mich an. »Nicht dafür. Ich werde jetzt duschen und dann einkaufen fahren, da ich dank deiner Hilfe wieder flüssig bin. Was treibst du heute noch?«

»Duschen klingt toll«, zucke ich unentschlossen mit den Schultern und überlege, ob ich noch trainieren gehen soll, entscheide mich allerdings dazu, heute faul auf der Couch zu bleiben.

»Ach übrigens wegen Weihnachten ...«

Für sie ist es nie so präsent gewesen, denn sie war zu klein, um zu begreifen, was damals geschehen ist. Ich hingegen hasse die Feiertage und lasse mich am 25. Dezember nur aus Liebe zu ihr zu einem kurzen Besuch nötigen. Sie verbringt die Weihnachtstage mit Freunden vom College, da ich in dieser Zeit keine gute Gesellschaft bin.

»Wie immer zum Abendessen«, antworte ich brummelig und höre ihr schweres Seufzen. Sie hätte mich gerne die ganzen Feiertage im Haus, doch für mich ist es schon eine Herausforderung, diesen einen Abend hinter mich zu bringen.

»Okay. Ich würde mich freuen, wenn ...«

»Mach’s gut, Honey-Bee«, unterbreche ich sie, gebe ihr einen Kuss auf die Wange und bin schon durch den Vorratsraum in die Garage entkommen.

~***~

Zwei Tage später stehe ich in dunklem Anzug und schusssicherer Weste sowie meiner Sig MK25 Spartan unter dem Sakko vor der doppelflügeligen Tür des Konferenzraumes im zwanzigsten Stock des Finanztowers mit einem anderen Kerl, den ich nur vom Briefing her kenne und warte.

Ein lächerlicher Babysitter-Job für einen reichen Schnösel, der sich vor seinen Geschäftspartnern wichtigmachen will. Dafür gibt es allerdings gutes Geld, das ich brauchen kann. Für Jocelyn. ›Verschwendung von wertvollem Know-how‹, würde mein ehemaliger Commander jetzt höhnisch grinsend sagen, und damit hätte er sogar recht.

Nur sind meine Aussichten nach einem viermonatigen Aufenthalt im Militärgefängnis Fort Leavenworth nicht gerade optimal, einen anständigen Job zu finden. Und für Schreibtischarbeiten eigne ich mich nicht wirklich.

Also schlucke ich meinen Stolz seit fünf Jahren herunter und verdinge mich als Rausschmeißer, Türsteher oder Babysitter für solche Idioten wie den, der gerade mit seinen zwei Adjutanten aus der Tür watschelt und einen Blick auf die goldene protzige Rolex an seinem fetten Handgelenk wirft.

»Auf geht’s Jungs, wir sind spät dran. Wir haben noch einen Termin.« Damit sind mein stummer Kollege und ich gemeint. Er geht voran und ich folge der Gruppe. Vor dem Gebäude steigt unser Klient in den Font des riesigen, siebensitzigen Sports Utility Vehikel und ich lasse mich auf den Beifahrersitz fallen. Mein Kollege springt auf den Fahrersitz und startet den Motor.

Hinter uns wird aus der Minibar der Bourbon genossen, und ich konzentriere mich auf die Fahrt durch den abendlichen Verkehr zu einem angesagten Edelrestaurant in Downtown Vancouver.

Der Nobelschuppen ist mit schickgekleideten Menschen gefüllt, die teuren Kaviar und edlen Wein genießen, und dem oberflächlichen Lifestyle frönen. Unser Klient sitzt mit seinen zwei Gehilfen und jetzt drei Damen am Tisch, die über eine hiesige Escort-Agentur gebucht wurden, um dem schmierigen Idioten, der rüpelhaft seinen Reichtum zur Schau stellt, den Abend zu versüßen. Auch wenn hier wohl kaum irgendein Schwachkopf einen ›Anschlag‹ auf den werten Mr. Geldprotz verüben wird, sind meine Sinne hellwach und ich sondiere die Lage, beobachte die Kellner und Gäste ganz genau, und habe die möglichen Fluchtwege im Blick. Wir stehen diskret im Hintergrund, und doch werden wir von den anderen Gästen neugierig beäugt – kein Wunder, denn keiner kommt mit zwei Bodyguards zum Abendessen hierher.

Ich gebe meinem Kollegen ein Zeichen, dass ich mich umsehen werde – alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab – und er nickt zustimmend. Routinemäßig gehe ich alle Fluchtwege ab, sehe in den Waschräumen nach, ob etwas ungewöhnlich ist, werfe einen Blick in die Küche und ins Treppenhaus. Alles ruhig.

Gerade, als ich zurück zu meinem Posten gehen will, bemerke ich aus dem Augenwinkel einen der Adjutanten, der in Richtung Toiletten verschwindet. Da ich keine Lust habe, mir nachsagen zu lassen, dass ich die Gäste des Großkotzes hinsichtlich ihres ›Schutzes‹ vernachlässige, warte ich diskret im Gang zum Gastraum, bis der junge Kerl, vielleicht gerade mal 25 Jahre alt, aus der Tür tritt. Sofort fällt mir auf, dass er plötzlich einen sehr selbstbewussten aufgekratzten Eindruck macht. Als er mich bemerkt, grinst er mich überheblich an.

»Wenn ich dir befehle, einen umzupusten, müsstest du es tun, richtig?«, fragt er mit einem herausfordernden Ton in der Stimme, doch die Provokation lasse ich an mir abprallen. »Hast du Sprechverbot, oder sowas?«, hakt er irritiert von meinem distanzierten Verhalten nach.

»Nein, Sir.«

»Dann erwarte ich eine Antwort, Boy!« Er tritt ganz nahe an mich heran, muss allerdings den Kopf heben, denn er ist ein ganzes Stück kleiner als ich. Seine Augen glänzen fiebrig und die Pupillen sind geweitet – Scheiße, er ist high. Sicher hat er sich auf der Toilette eine Line gezogen oder sonst irgendeinen Dreck genommen. Verdammte Yuppies!

Ich werde diesem zugedröhnten Idioten sicher nicht erklären, was meine Aufgaben sind, und schon gar nicht, ob ich jemanden erschießen würde. Also deute ich mit der Hand Richtung Gastraum.

»Sir, Ihr Mentor wartet sicher bereits auf Sie.«

»Ganz schön arrogant für eine lebende Zielscheibe«, blafft er mich an. »Wenn ich deinem Boss stecke, dass du dich unseren Anweisungen widersetzt hast, bist du deinen Job los, richtig?«, schlussfolgert er mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht und innerlich rufe ich mich zur Räson, denn für so einen kleinen Pisser werde ich nichts riskieren.

»Wir sollten wieder ...«

»Also musst du einen erschießen, wenn ich es befehle?! Das ist doch dein Job. Du killst Leute, wenn andere es dir sagen. Na, das werden wir mal auf die Probe stellen«, grinst er mich jetzt arrogant an, was mich daran erinnert, wie tief ich mittlerweile gesunken bin. Das vertraute Kribbeln im Nacken setzt bei seinen Worten ein und ich bin sicher, der Kerl bedeutet eine Menge Ärger für mich. Ohne eine Miene zu verziehen, trete ich einen Schritt von ihm zurück und sein verächtliches Schnauben raubt mir den letzten Nerv.

Zu meiner Erleichterung schlendert er betont lässig zurück zum Tisch, um sich der vollbusigen Brünetten neben ihm zu widmen, und ich stelle mich zu meinem Kollegen, der nun seinerseits kurz den Posten verlässt, um pinkeln zu gehen.

In der nächsten Stunde blende ich die belanglosen Gespräche meiner heutigen Klienten aus.

Gedanklich gehe ich die Organisation der nächsten Party im Red Continental durch – mein Zweitjob als Sicherheitschef des Nachtclubs, bei dem ich seit einem halben Jahr arbeite. Es war purer Zufall, dass ich mich im Fitnessstudio mit Jeff, einem der dortigen Türsteher, angefreundet habe und er mich ins Gespräch brachte. Es ist zwar nicht wahnsinnig gut bezahlt, aber ein regelmäßiges Einkommen, auch wenn ich mir die Wochenenden nachts um die Ohren schlagen muss.

Als unser Klient endlich aufbrechen will, wirft mir der Yuppie einen bitteren Blick zu, den ich ignoriere. Wir bringen die sechs ins Hotel, und ich checke die gebuchte Suite, bevor ich sie für die Truppe freigebe.

»Ihr zwei bleibt vor der Tür, falls ich euch noch mal brauche«, lallt unser Klient, der von seinen beiden lachenden Adjutanten an uns vorbei in die Suite geschoben wird. Die kichernden Damen folgen ihnen und ich frage mich einmal mehr, was eine Frau dazu bewegen kann, diese Art von Job freiwillig zu machen.

»Natürlich, Sir«, antworte ich mit einem Nicken und postiere mich neben der Tür.

Den Gedanken, was die sechs gerade treiben, verdränge ich geflissentlich, obwohl es nicht zu überhören ist. Trotz der Musik klingt das derbe Grunzen und Stöhnen der Männer obszön laut zu uns heraus und das schrille Gequietsche der Frauen gibt dem Ganzen einen perversen Touch.

»Ich hole uns mal einen Kaffee«, seufzt mein Kollege augenrollend und schon ist er im Treppenhaus verschwunden, um an der Bar des Hotels den Kaffee zu organisieren.

Plötzlich mischt sich ein schriller Schrei in den Geräuschemix und ich horche genauer hin. Wieder ein tiefes Stöhnen und wieder ein Schrei, eindeutig weiblich.

Meine Fäuste ballen sich automatisch zusammen und ich unterdrücke den Impuls, in die Suite zu stürmen.

»Sei endlich still«, höre ich eine männliche Stimme. Es rumpelt und dann dringt ein wimmerndes Schluchzen durch die Tür, gefolgt von weiterem Gestöhne.

»Nein, bitte! Nein ...«

»Halt die Schnauze, du billige Hure und knie dich hin!«

»Nein, ich ... das war nicht ...«

Ein dumpfes Klatschen, gefolgt von einem Schmerzensschrei ...

Verdammt, das reicht!

Wutentbrannt reiße ich die Tür der Suite auf und scanne den Raum: Mein Klient liegt halb nackt und schnarchend auf einem der Sofas. Einer der Schnösel steht mit geöffneter Hose vor dem Bett, hat den Schwanz im Mund einer Blondine, die vor ihm hockt, während eine andere Blondine auf dem Bett kniet, und er sie fingert. Der Yuppie, der mich so blöde von der Seite angemacht hat, kniet mit runtergelassener Hose hinter der Brünetten. Die liegt verheult und in Strapsen auf dem Bett vor ihm, ihr nackter Arsch knallrot und er zerrt sie gerade an den Hüften hoch. Sein Schwanz wippt bei den ruckartigen Bewegungen auf und ab.

»Bitte nicht. Ich will das nicht. Das war nicht abgesprochen. Ich ...«, schluchzt die Brünette panisch und zappelt wild herum.

»Dir werde ich Manieren beibringen, Schätzchen. Dein Arsch gehört heute Nacht mir und ich werde dich so hart ficken, bis du ...«

Mit einem Griff um die Kehle des perversen Schweins reiße ich ihn vom Bett und von der jungen Frau weg, sodass er fluchend auf dem Boden landet.

»Was fällt dir ein, du beschissenes Arschloch!«, keift er wutschnaubend und will auf mich losgehen, stolpert allerdings über seine um die Fußgelenke geschlungene Hose.

Idiot!

Schnell helfe ich der Frau vom Bett auf. »Zieh deine Sachen an und verschwinde von hier«, weise ich sie an, als sie zitternd vor mir steht. Ihr linkes Auge ist geschwollen und die Lippe aufgeplatzt.

Fuck, der Wichser hat sie vermöbelt.

»Aber ich ...«

»Mach’ schon, oder willst du weiter Prügel von diesem Abschaum kassieren?«, stelle ich sie vor die Wahl und schnell schnappt sie sich ihre Stilettos, und zieht das Kleid über, bevor sie barfuß, ohne sich noch mal umzusehen, aus der Suite huscht.

Armes Ding!

Der Yuppie hat sich mittlerweile von seiner Hose befreit und steht wie ein Trottel mit entblößtem Unterleib vor mir, hebt die Fäuste wie zu einem Boxfight, und ich muss mich zusammenreißen, um nicht lauthals über diese Situation zu lachen.

»Kleiner, das willst du nicht!«, ermahne ich ihn, doch er stürzt sich wie von Sinnen auf mich. Mit einer Körperdrehung weiche ich seinem dilettantischen Schlag aus, sodass er ins Leere taumelt. Mit zornesrotem Gesicht fährt er zu mir herum und wirft sich erneut auf mich, diesmal versucht er, mich zu treten. Die Mädels hinter uns kreischen panisch auf und im Augenwinkel sehe ich, wie zwei Gestalten durch den Raum huschen. Mit einem gezielten Schlag des rechten Handrückens in sein jungenhaftes Gesicht bringe ich ihn zu Fall – war noch nicht mal ganz durchgezogen, aber ich will dem Bengel ja nicht die Visage zertrümmern. Dafür werden wir einen Ausflug zum Polizeirevier machen.

»Was zum Teufel ...« Perplex lässt mein Kollege die beiden Kaffeepappbecher fallen und steht mit offenem Mund in der Suite. Die zwei Blondinen haben sich verzogen – wahrscheinlich ins Bad – und der andere Adjutant steht dämlich grinsend im Raum und hält sich seinen schlappen Schwanz.

»Die Party ist etwas außer Kontrolle geraten«, zucke ich mit den Schultern.

»Bist du von allen guten Geistern verlassen, Tyrell? Das war ein gut bezahlter Job und du schlägst die Klienten zu Brei?«, zetert mein Kollege, was mir am Arsch vorbeigeht.

»Hör’ zu, der Wichser hier ...«, dabei packe ich den Yuppie beim Schlafittchen, »... hat eines der Mädchen geschlagen und wollte sie zu etwas zwingen, was sie nicht wollte.«

»Das geht uns nichts an!«

»Ach ja? Du lässt also zu, wenn ein Unschuldiger in Gefahr ist?«, blaffe ich ihn an und kann nicht fassen, was für ein feiges Schwein dieser Kerl ist.

»Alter, dafür werden wir nicht bezahlt. Wir ...«

»Hier geht es nicht um die verschissene Kohle. Oder wolltest du verantwortlich sein für eine misshandelte junge Frau, nur wegen eines Barschecks?« Kopfschüttelnd mustere ich den Feigling, schnappe mir den Yuppie, der benommen vor sich hin lallt, und ziehe ihm angewidert die Hose an. »Ich werde jetzt zum Revier fahren, diesen Abschaum dort abliefern und Anzeige erstatten. Du kannst dich ja mit diesem Pack weiter abgeben, ich bin hier fertig!«

Damit werfe ich mir den Yuppie über die Schulter und stapfe zu den Fahrstühlen.

Auf dem VPD Vancouver Police Departement werde ich mit staunenden Augen empfangen, als ich den Typen auf eine der Sitzbänke fallen lasse.

»Scott Tyrell. Ich möchte Anzeige wegen Körperverletzung an einer jungen Frau erstatten.«

»Äh, und wer ist der junge Mann dort?«, fragt mich der ältere Polizist, der mich anstarrt, etwas ratlos.

»Oh, Moment.« Schnell krame ich in der Tasche des Yuppies und finde glücklicherweise sein Portemonnaie. »Mr. Dennis Randall, er ...«

»Ach du Scheiße. Da ... werde ich den Chief holen müssen«, fällt mir der Polizist ganz aufgescheucht ins Wort und ist schon verschwunden, bevor ich etwas erwidern kann.

Wenig später steht ein weiterer Polizist vor mir und stellt sich als Chief Yates vor.

»Mr. Tyrell, ich übernehme ab hier. Danke für Ihre Hilfe.«

»Aber ich habe doch noch nichts zu Protokoll ...«

»Keine Sorge, wir kümmern uns darum«, wimmelt er mich lächelnd ab, doch so leicht lasse ich mich nicht verarschen.

»Hören Sie, Mr. Randall hat mit zwei weiteren Männern und drei Damen eine private Party in der Suite des Fairmont Pacific Rim Hotels gehabt, zu der mein Kollege und ich als Sicherheitspersonal abberufen waren. Die Situation eskalierte, Mr. Randall hat eine junge Frau zu etwas zwingen wollen, sie geschlagen und da habe ich eingegriffen. Er hat also ...«

»Danke für Ihre Hilfe. Wir werden der Sache nachgehen«, fällt er mir ins Wort und hat sich schon Mr. Randall geschnappt, der von zwei weiteren Polizisten in einen Gang bugsiert wird.

»Wollen Sie denn gar nicht meine Aussage aufnehmen?«, frage ich höchst alarmiert.

»Sie haben mir ja den Fall geschildert und ...«

»Aber Sie kennen doch gar nicht den Namen der jungen Frau. Sie arbeitet für die Agentur ...«

»Mr. Tyrell! Wir sind die Polizei. Wir wissen, was wir tun, also gehen Sie jetzt.« Sein Ton ist barsch und sämtliche Alarmglocken meines inneren Warnsystems schrillen um die Wette. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Einige wachhabende Polizisten recken neugierig die Hälse zu uns, und damit das Aufsehen nicht noch größer wird, atme ich tief durch und stapfe aufgebracht aus dem Department.

Das war äußerst schräg und erinnert mich auf erschreckende Weise an damals. Hier geht etwas vor sich. Etwas, dem der schale Beigeschmack von Korruption und Bestechung anhaftet.

Natürlich gab es am folgenden Tag eine saftige Predigt meines Vermittlers, bei dem eine Beschwerde über mein ungebührliches Verhalten sowie der tätliche Angriff auf ein höchst ehrenwertes Mitglied der High Society Vancouvers eingetrudelt ist, den Sohn von Geschäftsmann Horatio Randall. Fürs Erste bin ich beurlaubt – unentgeltlich versteht sich. Typisch. Auf meine Aussage zu der Misshandlung verlor Igor Darian kein Wort, schüttelte nur den Kopf und gab mir den Rat, mich bedeckt zu halten.

Verflucht, das ist doch alles zum Kotzen!

Wieder Mal reite ich mich in die Scheiße, weil ich einfach nicht wegsehen kann. Jocy wird mich umbringen!

Aber die Art und Weise, wie Chief Yates die Sache abgetan hat, und wie alle beim Namen Randall zusammengezuckt sind, hat meine Neugier angestachelt. Also gehe ich auf die Suche, und mein erster Weg führt mich zu der Escort Agentur Highlights, die ein gewisser Michael Heat führt. Auf der Webseite der Agentur strahlen mich unzählige hübsche Mädchen an. Seriös und edel wirkt das Ganze und ich beschließe, dem Kerl auf den Zahn zu fühlen. Vielleicht bekomme ich ja raus, wie die Brünette heißt, die ich vor Randall Junior gerettet habe. Und vor allem will ich sie vor der Polizei finden, denn eine leise Stimme flüstert mir zu, dass die bestimmt keine Aussage von ihr auf dem Tisch haben wollen.

Unglücklicherweise steht Weihnachten in wenigen Wochen vor der Tür, was bedeutet, dass die alljährliche Silvesterparty im Club geplant und vorbereitet werden will. Das könnte sich allerdings auch als Vorteil herausstellen, denn die Polizei vermittelte den Eindruck, kein besonderes Interesse an dem Fall Randall zu haben. Umso besser.

Eigentlich geht mich die ganze Sache nichts an.

Eigentlich ...

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