Читать книгу Das Monster vom Eastend - Grace Madisson - Страница 5

3. Kapitel

Оглавление

Die Gastgeberin war Eleonore, eine geschätzte Gönnerin des Gins und eine Stütze des gesellschaftlichen Lebens in ganz London, eine angeheiratete Tante. Ihr Wohnsitz in Spitalsfield war, ein golden getünchter Hort der Laster, ein Treffpunkt des Verbrechens sowie der interessanteren Figuren einer Klasse von verarmten Zuhältern und Hehlern, die um gesellschaftliche Anerkennung ringend, keinen Hurenball ausließen. Es wimmelte nur so von Puppenjungs, Charlies und Huren ohne, einen roten Heller in der Tasche und mit riesigen Erwartungen an die Zukunft, deren festliche Aufmachung ein Vermögen fraß. Ein Hausdiener mit herablassendem Gesicht nahm ihm den Mantel ab und führte ihn in den Salon. Dort spielten ein Bratschist und zwei Geiger, mit langen Gesichtern und in einem überwältigendem Mittelmaß, irgendeinen Bierhaus Schlager in c-Moll, die im artigen Austausch von Nettigkeiten der anwesenden verbrecherischen Visagen, die große feine Welt spielten und dem darauf folgenden obligatorischen Gelächter der Huren unterging. Der Hausdiener, ihm obliegt es meuternde Freier am Schlafittchen die Haustreppe hinunter zu werfen, blieb einen Meter in den Salon tretend, plötzlich stehen und verkündete mit dem Ernst eines Boten, der den Sieg über die napoleonischen Heere zu verkünden hat: »Der ehrenwerte Danny Mosch.« Einige Köpfe fuhren herum und betrachteten einen Herzschlag lang den Neuankömmling. Er bot den Neugierigen artig sein Lächeln. In Sekunden wertete er die Qualität der Anwesenden, Politiker und ein Berufsmörder einträchtig beieinander. Kaviar und Champanger zähmt die gottlose Bagage, die sich seinem Auge darbot. Einer von zehn Leihdienern, mit weißen Handschuhen und der großen stolzen Haltung spanischer Stierkämpfer, drückte ihm eine Flasche Bier in die Hand und verschwand, um andere in der Menge aus Fracks und Ballkleidern, Stolas und Fächern zu bedienen. Eine kleine Dame völlig in Schwarz bahnte sich mit der Grazie einer von Robert Stephenson erbauten Dampfeisenbahn den Weg zu ihm. »Mosch, du böser Junge!« Er hob seine Stimme, um die Schlager Melodie zu übertönen. »Ich bin erfreut sie wohlauf zu sehen Tante.« Sie lachte geschmeichelt und hatte es geschafft, unter vielen, nach allen Seiten verteilten, verzeihen sie mein Bester, meine Liebe seit wann bist du wieder raus aus dem Kittchen, wenn du die Güte hättest und ließ sich von ihm die behandschuhte Hand küssen. »Mein lieber Mosch«, japste sie. Außer Atem, die verdammte Hure des Götzen Mammon. »Ich bin ja so froh das ich eine kleine ruhige Begegnung mit meinem Neffen arrangieren konnte«, sie drehte sich um und winkte in die Masse, »das sind die entzückenden Smiths, ein sehr angesehener Mann!« Erklärte sie ihm. Er lachte pflichtbewusst, »ich bin etwas verwirrt ist Arthur nicht hier. Ich habe gehofft, mit meinem Vater sprechen zu können?«

Seine Tante lachte hell auf, röte zeigte sich auf ihren faltigen hängenden Wangen, sie war geschminkt wie ein Papagei und ihr Decollte war zurechtgeschnürt. Sie versetzte ihm einen Klaps, »ich Ungezogene, ich vergaß, dass Arthur gerade in Limerick ist, Geschäfte mein Junge.« Sein Gesicht musste wohl einen winzigen Augenblick seine Gedanken, T E U F E L, verraten haben, denn sie zuckte erstaunt zurück. »Du musst unbedingt die Leute kennenlernen, vor allem den Doktor, er war mit deinem Großvater einige Jahre im Zuchthaus wegen Mordes.« Tante blieb neben einer kleinen Gruppe von jungen Freiern stehen; sie drängten sich um einen, Zuhälter und dessen Mitarbeiterinnen. Ein niedliches Ding vom Land in einem hauchdünnen Nichts von Kleid. Das Ziel der Annäherung und Komplimente. Es wirkte so, als halte die blonde Schlampe hier Hof. Ein wenig von dem, was die Freier sagten, klang nach einer langweiligen Aufzählung aller ihrer Vorzüge. Ein hoch aufgeschossener Schnösel. In einen Frack gezwängt lachte bellend auf und rief, »wie ich immer zu Benjamin dem Staatssekretär sage. Wenn er zu Gast bei uns auf dem Rittergut ist.« Aus der uniformiert gelangweilten, von Sinnen überreizten, abgestumpften, Londoner Elite stach der schnöselige Mann wie ein Leuchtturm in weiter Leere hervor. Schlaksig, als müsse man Angst haben, dass bei seiner wilden Gestikulation seine Arme einfach abfielen, flachgesichtig, als sei er im zartesten Kindesalter gegen eine Mauer geknallt. Und zu allem Überfluss

Bestraft mit einem lichten Haarschopf und Geheimratsecken seine Zahnreihen, besaßen abstoßende Eigenheiten, sie saßen in seinem Zahnfleisch kreuz und quer, wie ein schlecht gesetzter Lattenzaun. »Sie müssen uns unbedingt einmal in Howards end besuchen kommen Doktor. Sie und ihre entzückenden Damen!« Der Mann strahlte und seine auf den Rücken gefalteten Hände fummelten nervös an seinen Frackschößen herum. Tante klatschte in ihre Hände. »Meine Lieben darf ich euch vorstellen Mosch … « Sie unterbrach sich, als hätte sie Vergessen was sie sagen wollte. Dann nach peinlichen Sekunden huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, »Ein neugeborener Christ der hier ist um uns zu bekehren und dazu mein Neffe.« Mosch war sein alter Name, niemand kannte seinen neuen besseren Namen. Er verneigte sich und schüttelte Hände. Der Zuhälter, der sich aufgrund seiner Bildung Doktor nennen ließ, nickte, ihm zu und in seiner Brust kämpfen der öffentliche Verhaltenskodex und seine Abscheu vor Priestern. Der Schnösel betrachtete Mosch einige Sekunden lang mit zusammengezogenen Augenbrauen, als wäge er seine innere Statur. »Mosch, Junge!«, sagte Tante mit dem Stolz eines Wildtierfängers der einen menschenfressenden Tiger gefangen hatte und nun ausgestopft enthüllt, »darf ich dir Algernon Swinne vorstellen!« Der Schnösel verneigte sich, »Algernon Swinne, bescheidener Dichter, begeisterter Poet, Weltreisender und Verwalter meiner gesegneten Glücksgüter. Es freut mich Sie kennenzulernen«, sagte er hastig, und ließ bei der Erwähnung des Wortes Güter seinen Blick auf die junge Nutte liegen. Lachende Frauen, eine bedeckte die untere Gesichtshälfte hinter einem Fächer und kicherte dumm, GA N S. Wie er diese ganze Bagage verabscheue, allein sein Name verpflichtete ihn, ab und zu in diesem, stinkenden Pfuhl sich zu suhlen. Heftige Gefühlswallungen Algernons Gesicht. Wut zuerst, dann Selbstzweifel, Ärger, wieder versteckte Wut, Eifersucht dann beherrschte er sich und nässelte sich mit einem Tuch an der Stirn herum.

»Herr Swinne angenehm Patricia, aber eigentlich Hanne«, sagte Patricia das junge fast nackte Flittchen. Das Mädchen sah Herr Swinne an und wägte seine Qualitäten als eventueller Bewerber. Sie war in dem Alter, wo sie noch die Flausen im Kopf hatte, in einem Bordell den Mann ihres Lebens treffen zu können. Geld und Grundbesitz ließ sie ein romantisches Flattern bekommen. Der Zuhälter, drei Bordelle in Whitechapel und zwei Opiumhöllen in Tigers Bay betrieb, nickte und forderte Algernon auf weiter von seiner abenteuerlichen Reise nach Amerika zu erzählen. »Nordamerika wird zu einer Macht werden, New York ist nicht wieder zu erkennen 600.000 Menschen, es gibt jetzt sogar etwas Kultur dort«, sagte Algernon und erntete Applaus. »Zu einer mächtigen Nation mit ein wenig Kultur« wiederholte er, damit es auch jedem in der Runde klarwurde, als hätte er es mit Schwachköpfen zu tun. Mit Ausnahme von Mosch lachten alle. Eine Hure fächerte mit ihrem Spitzenfächer, als wolle sie sich in die Luft erheben vor lauter Entzücken. »O Algenon« keuchte sie. »Sie sind ein ganz, ganz Schlimmer!« Es blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten aber wie liebend gerne hätte er sie alle aufgeschlitzt und ihre Eingeweide auf dem Parkettboden arrangiert und darauf getanzt.

Das Monster vom Eastend

Подняться наверх