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4. Kapitel

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Inspector Lestrade stand auf einem kleinen Hügel, es war nachts und beim Schein der Laternen gruben die Männer.

Kalter kraftloser Regen fiel vom Nachthimmel und das bereits seit seiner Ankunft am Morgen, Doktor Helly sah munter auf die ausgehobenen Gruben. Die Friedhofslandschaft, am Tag schon trist, wie das eigene Siechtum, wurde bei Nacht so unheimlich, dass der Inspector sich wünschte, endlich fertig zu werden. Die Gräber mussten mit Erde zugeschüttet werden, nur um nicht wieder Pressewirbel zu haben und diese Tonnen von nutzlosen Briefen zu bekommen. Schmutzigen Pfützen sammelten sich in den Gruben, die Männer waren aufgeweicht und froren. Helly traf die Anordnungen und vier abgebrühte Polizeibeamte, der CID-Abteilung von Scotland Yard, gekleidet, wie Wanderer in Knickerbockern und mit karierten Jagdkappen auf den Köpfen gruben. Sie rauchten wegen des Gestanks. Die Qualmwolken, die die Männer in die Nacht ausstießen, waberte über ihren Köpfen. Einer hatte sich die Hemdsärmel hochgekrempelt und sich ein Taschentuch vor Mund und Nase gebunden. Der gelangweilt wirkende Totengräber des riesigen Armenfriedhofs, ohne den man sich nicht zurechtfand, trank aus einer Milchflasche selbstgebrannten Schnaps. Wo gegraben werden musste, zeigte der Friedhofswärter anhand der Belegungsliste in seiner Hand. Laut Liste waren seit Dezember des Jahres 1896 bis September 1897 von der Polizei 12 Frauen gebracht worden, deren Tod durch Mord von unbekannt durch Stichwaffe herbeigeführt worden war. Die billigen durchfaulten Kiefernholz Särge wurden aus den Gräbern gehoben und in den Leichenkeller der Friedhofskapelle getragen, wo Dr. Helly und sein stummer Assistent Cray, die Obduktionen vornahmen. Constable Peters, seit drei Tagen zum Criminal Investigation Department von Scotland Yard kommandiert, hatte einen kurzen Blick in den Sezierraum geworfen um sich abzuhärten und es sofort bereut der Anblick und der faulige Gestank war überwältigend. Lieber draußen im Regen, im Matsch in den Gruben stehen und so lange Erde zu schaufeln, dass man Schwielen an den Fingern hatte, als da noch einmal hinein. Nach, zwei Stunden, durchfroren und nass bis auf die Zehenknochen, ging er in die Kapelle auf Suche nach etwas Wärme. Er setzte sich auf eine Chorbank und schloss die Augen.

»Wer nachts mit den Toten arbeitet, muss was im Magen haben«, sagte der Friedhofsgräber leise und setzte sich neben Peters und reichte ihm die Flasche. Der alte Mann mit dem grauen Stoppelbart blickte mitfühlend auf den jungen Polizisten. Peters trank und spürte das Brennen des schweren Alkohols in seiner Speiseröhre.

»Schwer ist die Bürde des Weisen und legt sich wie eine Kette auf die Seele, was du heute gesehen hast und noch wirst, ist das Los des Menschen. Glaube an die ewige Seele. Wenn du alle Tage dein Ende als faulender Knochenhaufen vor Augen hast, befreit das deine Seele das einzige Wertvolle an uns Kreaturen. Nicht der Körper ist sein Abbild, nur was er verbirgt. Du bist ja ganz blass mein Junge.«

Neue Leichen wurden in den Keller geschleppt, Doktor Helly kam von draußen, mit Schwung die Treppe hoch in die Kapelle gestürmt und nickte zu Peters, das er ihm folgen solle. Er trug einen Jagdanzug und Knickerbocker, er wirkte als würde er jeden Moment sein Skalpell aus der Hand legen und auf Hasenjagd gehen. Peters biss die Zähne zusammen, und versuchte sein ekel im griff zu bekommen. Auf drei Tischen lagen die Leichen. Grau, schwarz und trotzdem sie der Assistent Cray gewaschen hatte, sahen die Toten nicht mehr menschlich aus. »Diese drei Exemplare müssen in das Krankenhaus gebracht werden, Nummer 234-4, 456-3 und 566-3«, sagte Helly und betrachtete seine Fingernägel, verfaultes Gewebe klebte unter ihnen. »Die gehen mich was an, seit ich der Beratergruppe des Lieben Inspector Lestrade zugeordnet bin. Ich will mich nicht beklagen, über die 8 Stunden Zugfahrten mit einer ungesunden Reisegeschwindigkeit von 50 Meilen die Stunde, das wenige zu essen und noch weniger zu trinken ... Anscheinend hat man hier noch nie etwas von einem anständig gemachten Gin-Fizz gehört. Ich seziere die Leichen in drei Stunden, die Drei vor Ihnen. Allen drei die Kehle aufgeschlitzt von links nach rechts und ausgeweidet, Londoner Methode sozusagen.« Dr. Helly kicherte und sah liebevoll zu seinem grauen Assistenten der wie ein stilles Mäuschen herumhuschte und alle Anstalten zum Leichen Transport traf. »Cray ist ein feiner Halunke, beeilt sich so, damit er sich gleich volllaufen lassen kann und dann Ärger zu machen, stimmt doch mein Lieber? Er mag die Iren nicht.« Der Assistent stemmte die Fäuste in die Hüften und sah Helly an. Dann pantomierte er eine Hand ohne Geld, in dem er seine Hosentaschen herauszog. »Was redest Du? Du bekommst 10 Pfund die Woche, das ist mehr als ein Lumpenhund deiner Klasse verdient. Die Peitsche sollte ich dir geben, du Halunke. Also gut mein kleiner Lieber Teufel, aber wehe dir, du bist beim Sezieren wieder sturzbetrunken!« Helly griff in seine Westentasche und warf seinem Assistenten einen Souvereign zu. »Wenn er auch sehr dem Genusse alkoholischer Getränke zugetan ist, ich komme gut mit ihm aus. Nur zur Stärkung der Gesundheit und seiner Nerven stimmt doch mein Lieber Cray.« Der Assistent grinste und biss in das Geldstück, ein merkwürdiges Paar. Helly war ein Gentlemen und Cray ein pockennarbiger Unhold der, Peters hatte es von Kollegen bestätigt bekommen, ein übler Raufbold war, sobald er zu viel getrunken hatte. Helly musste ihn manchmal aus diversen Revieren abholen und schien Spaß daran zu haben. »Also Constable, notieren Sie in ihr kleines Polizeinotizbuch mein Lieber, Nummer, drei, sieben, zwölf und der Rest. Der klassisch einfaltslose Fall: ›Messer ins Herz ‹oder ›Klinge in den Hals etc. pe‹. Keine Postmortem Aktivitäten wie, Verstümmelungen, Ausweiden uns so weiter etc. Sie können zurück, wir haben drei Ähnlichkeiten in Limerick. Ich benötige Licht ich muss überprüfen, wie geschnitten wurde, ob etwas entwendet wurde und so weiter. Sag meinem Lieben Lestrade, der es ganz sicher noch zum Londoner Polizeidirektor, bringen, wird, ich bin im Luise Hospital im Leichenschauhaus.« Der Doktor grinste, und ließ seinen Assistenten mit Hilfe vom aschfarbenen Constable Peters die zerfallenen Leichen in grobe Decken wickeln. Helly verglich seine Ausbeute mit der Liste. Nummer drei war eine Martha, lebte in einem Arbeitshaus. Nummer sieben war eine Prostituierte, deren Name Anna war, lebte und arbeitete in der Norwich Street. Nummer zwölf war eine Frau ohne Namen ohne Adresse und Freunde, die oberflächlichen Bemühungen der Polizei von Limerick hatten nicht das Geringste zutage gefördert. Helly schätzte sie auf vierzig, ihre Leber sah angeschlagen aus, trank vermutlich nicht nur Tee. Peters verließ erleichtert den Keller. Spät in der Nacht, niemand hatte seit 48 Stunden die Augen zugemacht, und mehr als nur eine Handvoll Schlaf abbekommen. Kurz vor Mitternacht saß Peters bei seinem Chef in einem Zimmer des Limerick Grand Hotels. Eine Suit die drei Pfund den Tag kostete, mit Kamin, mit elektrischem Licht und das Hotel verfügte über ein eigenes Telefon, Nummer 12 Limerick war die Vermittlungsnummer. Inspector Lestrade saß auf dem Sofa vor dem Kamin und wärmte sich mit Whisky innerlich auf. Peters hatte den Eindruck sein Chef sei betrunken, zumindest angetrunken und zudem zog er gedankenverloren an einer Haschichpfeife, jedenfalls stank die Luft im Zimmer penetrant nach schwülstigem Orient. »Sind Sie schon zum Essen gekommen?« fragte Inspector Lestrade und deutete Peters, sich ein Glas Whisky einzugießen. Schön war es hier, so etwas konnte man sich als first class CID Inspektor Leisten, wenn er einmal die Karriereleiter erklommen hätte, würde er es genauso machen, elektrisches Licht, welches Wunder. Peters betrachtete verzaubert den Deckenlüster. Er selber passte nicht hierher, bei seinem Chef hatte Peters auch so seine Zweifel, man konnte nicht gerade behaupten, dass er die Schule des Lebens in einer goldenen Wiege begonnen hatte, er kam wie die meisten Männer der Polizei, von außerhalb von London. Hatte sich empor gearbeitet vom einfachen Constable zum Sergeanten zum Inspektor zum first class. 30 Pfund im Monat. »Danke Inspektor«, sagte Peters und goss sich bernsteinfarbenen Whisky in ein Kristallglas. Er setzte sich an einen Beistelltisch neben dem Fenster. »Na schön, Sie sind nun aufgewärmt? Mein Gott! Trinken Sie nur zu, nun erzählen Sie, was Sie ausgegraben haben.« Inspector Lestrade sah ungewöhnlich aus, fast leger, fast gutgelaunt, bei diesem Luxus kein Wunder. Peters war dankbar für die Chance, die ihm Inspector Lestrade gegeben hatte ihm dem, Rundendreher und Türenklopfer. Peters begann mit seinem Rapport, holte weit aus: »Doktor Helly hat bei drei Toten eindeutige Anzeichen postumer Verstümmelung entdeckt. Martha, 38 Jahre alt Spitzname Nicki, lebte in einem Arbeitshaus Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten, Postmortem der Unterleib aufgeschlitzt und die Eingeweide herausgerissen. Leider sind die Akten unvollständig, es fehlt so ziemlich jeder Bericht. Keine Tatortskizzen, keine Gerichtsakten. Die Polizei von Limerick versucht sie zu finden und nach London zu schicken aber, sie verstehen ehrlich gesagt die ganze Aufregung nicht, sind nicht gerade kooperativ. Nummer sieben, eine Prostituierte, deren Name Anna war. 42 Jahre alt sie lebte und arbeitete in der Norwich Street übler Slum. Sie wurde im Hof ihres Hauses aufgefunden. 12 Dezember 1896 Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten und die Bauchhöhle geöffnet, die Niere und Leber fehlte, steht im Untersuchungsbericht der Kollegen aus Limerick. Nummer zwölf war eine Frau ohne Namen ohne Adresse eine Bettlerin und Gelegenheitsprostituierte, kam vermutlich zum Hopfen pflücken in die Gegend und blieb hängen. Am 5. Februar 1897 fand man sie auf der Gasse, ihr wurde auch die Kehle durchgeschnitten und der Bauch aufgeschlitzt. Der Bauch kreuz und quer zerschnitten, aber die Organe sind alle unbeschädigt und es fehlt ein gewisser Teil.« Inspector Lestrade sah auf, seine Augen glänzten Rot, auf seiner Stirn stand Schweiß, ein dümmlich wirkendes Grinsen spielte um seinen Mund. »Ein gewisser Teil?«, fragte Inspector Lestrade irritiert, er hasste die Angewohnheit von manchen Beamten sich nicht exakt auszudrücken, ein gewisser Teil, meinten sie nun die Zehe, die Zunge was verdammt. Peters blickte in seine Unterlagen, er hatte 8 Stunden gebraucht um alles zusammenzubekommen, »Gewisser Teil, Chef. Helly meint in dem Zustand kann er unmöglich feststellen, was wem genau fehlt, die Zersetzung ist zu weit fortgeschritten, allerdings tippt er auf den Uterus.« Peters hatte keinen Schimmer, was ein Uterus sei, aber er hoffte das mit seinem, alles in Ordnung sei, er achtete auf seine Gesundheit. Inspector Lestrade zog an seiner kleinen Pfeife, er mischte seine Drogen mit einem Tabak, so das der süßliche Geruch nicht allzu offensichtlich in der Nase stach, wenn er im Polizeipräsidium zu tun hatte. »Mein Gott, drei, und wenn wir weiter Suchen würden ... ich meine auch die Umkreise, die Städte in der Nähe kommen wir auf ... jedenfalls scheint er unser Mistkerl zu sein, was treibt ihn nach Limerick?«

»Anzeichen von Geschlechtsverkehr konnten nicht gefunden werden, weder in noch auf der Kleidung der Opfer, bis auf das Opfer Martha, da wie gesagt die Berichte fehlen.«

»So viele Monate schon wütet diese Bestie, und so viele Monate rennen ich ihm hinterher, wusstest du das wir ihn fast erwischt hätten, nach dem Mord am Milton Square, verloren seine Spur verschwand irgendwo in diesen verdammten labyrinthischen Wohnblocks in der Straße. Und hier werden die Opfer verscharrt und die Akten verloren, verdammter Käse.« Der Inspektor sprang auf und lief im Zimmer auf und ab und murmelte mit der Pfeife zwischen den Zähnen: »Im Dezember, das erste Opfer, Ende November verließ er London wieso? Der Mistkerl hat er hier gelebt, wechselt er die verfluchten Städte. Ein paar Monate hier, 8 Monate dort, verflucht ich werde nicht schlau aus ihm!«

Peters blinzelte verdattert, ihm wurde flau im Magen, wenn sein Chef recht hatte, dürfte die Anzahl der Opfer größer sein, sehr viel größer. »Ein reisender Mörder ist etwas Neues Sir. Vielleicht ein Saisonarbeiter, London hat viele Saisonarbeiter, vor allem die Iren in London wird doch die U-Bahn Strecke erweitert!« Schlug Peters vor. Inspector Lestrade lächelte, »überprüfe das, fahr noch heute ... «, er sah auf die Uhr auf dem Kaminsims. »Morgen früh nach London und erkundige dich auf jeder verfluchten Baustelle, jeder Baufirma, die in London gearbeitet haben und in Limerick ab dem Dezember nein sei, flexibel nach dem 9 November 1896. «.


Das Monster vom Eastend

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