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Die Worte sind die Codes

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Wörter können im Geist der Menschen Feuer entzünden. Wörter können selbst härteste Herzen zu Tränen rühren.

(Patrick Rothfuss, Schriftsteller1)

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Wie es heißt, versteckt man etwas Wertvolles am besten vor aller Augen. Die alten Pyramiden, die im Tempelkomplex von Sakkara in Ägypten entdeckt wurden, zeigen das z.B. wunderbar auf. Das riesengroße Labyrinth aus Kammern birgt ein Geheimnis, das seit über 4000 Jahren für alle, die Zugang zu diesem Untergrundkomplex hatten, offen zu sehen war. Die Gänge unterhalb der Unas-Pyramide der Fünften Dynastie sind vom Boden bis zur Decke mit Hieroglyphen bedeckt, die eine erstaunliche Botschaft enthüllen.

Eine Landkarte in die nächste Welt

An den Wänden befinden sich eingeritzte Inschriften mit Anweisungen dahingehend, wie die menschliche Seele aus dem physischen Körper in die nächste Welt des Lebens nach dem Tod reist. Doch die ungewöhnlich gut erhaltenen Inschriften bieten mehr als nur eine Anleitung für diese Reise. Es geht nicht nur um die Alchemie des eigentlichen Übergangs, sondern darüber hinaus auch um unzählige Emotionen wie Sorge, Zweifel, Angst und Furcht, die mit einer solchen Reise unweigerlich einhergehen.

Nach einem ganz normalen menschlichen Leben voller komplexer und enger Beziehungen, schwieriger Entscheidungen und den Herausforderungen des Überlebens hinterfragt die Seele zum Zeitpunkt des Todes automatisch ihre Entscheidungen im Lauf dieses Lebens. Und genau diese persönliche Lebensbewertung kann die Seele daran zweifeln lassen, ob sie wirklich würdig ist, in die nächste Welt einzutreten.

Es gab ja nichts Physisches, was der Seele von König Unas im Übergang Trost und Beruhigung schenken konnte; deshalb führten die alten Schreiber, die diese Botschaften an die Wand schrieben, ein Ersatzprinzip an, das Eingeweihten aller religiöser Sekten im damaligen Ägypten gut bekannt war. Der Schlüssel für die Unterstützung der Seele auf ihrer Reise zum Zeitpunkt des Todes bestand darin, ein starkes Umdenken auszulösen, und zwar vor dem Tod. Durch dieses Umdenken wurde der physische Prozess in Gang gesetzt, der dafür sorgte, dass sich die Seele erfolgreich auf ihre Reise ins Jenseits machen konnte.

Der Erfolg dieser Initiation vor dem Tod hing von den Texten in den Grabkammern ab; es waren dieselben Texte, mit denen sich die Seele – in diesem Fall von König Unas – bereits vor seinem Tod vertraut gemacht hatte. Und das heißt, zum Zeitpunkt seines Todes dachte der König bereits an seine Reise ins Jenseits. Er war auf emotionaler Ebene bereits auf den energetischen Wechsel vorbereitet, der mit dem bevorstehenden Übergang einherging. Sein Gehirn war bereits so vernetzt, dass es die neue Erfahrung unterstützen konnte. Die Hieroglyphen an den Tempelwänden stellten den Katalysator für das Umdenken dar, das König Unas bereits übernommen hatte. Die Hieroglyphen (die bildhaften Wörter) waren die Codes, die diesen Wandel auslösten.

Das Geheimnis aus dem Himalaja

Auf der tibetischen Hochebene ist jeden Tag Sommer und Winter: Sommer wegen der intensiven und direkten Sonneneinstrahlung in dieser Höhe; Winter, sobald die Sonne hinter den zerklüfteten Gipfeln des Himalaja untergeht.

Ich hatte 40 Personen zu einer gemeinsamen Reise eingeladen, die uns hierher geführt hatte, halb um den Erdball an einen der entlegensten, isoliertesten, herrlichsten und heiligsten Orte des Wissens, die heute noch existieren: ein uraltes tibetisches Kloster. Vierzehn Tage lang akklimatisierten wir unseren Körper an eine Höhe von fast 4900 Meter über dem Meeresspiegel.

Wir hatten einen eisigen Fluss in handgefertigten Kähnen überquert und waren stundenlang gefahren; wir schauten uns über den Rand der Atemschutzmasken an, die uns vor der Staubwolke schützten, welche durch den Boden unseres uralten chinesischen Busses drang. Wir hielten uns an den Sitzen und aneinander fest, als wir die weggeschwemmten Brücken und die weglose Wüste durchquerten, um an diesen Ort zu gelangen.

Doch die Schönheit unseres Zielorts war all die vielen Stöße und den ganzen Staub wert. Wären die Klöster einfach zu erreichen, hätten Tausende von Menschen diese Reise durch die Zeit unternommen; dann wären diese zeitlosen Schreine wahrscheinlich dem »Fortschritt« zum Opfer gefallen.

An diesem Tag saß ich mit meiner Gruppe auf dem kalten Steinboden einer fensterlosen Kapelle und wartete auf unser erstes Treffen mit den hochrangigen Ältesten dieses uralten Tempels.

Die Worte sind die Codes

Ich konzentrierte mich auf die Augen des schönen, alterslosen Mannes in der kastanienbraunen Robe, der im Lotussitz vor mir saß. Er war der Abt des Klosters. Über unseren Dolmetscher stellte ich ihm dieselbe Frage, die ich jedem Mönch und jeder Nonne gestellt hatte, denen wir auf unserer Pilgerreise begegnet waren: »Wenn wir eure Gebete sehen, was macht ihr dann in eurem Körper? Wenn wir sehen, wie ihr tönt und vierzehn bis sechzehn Stunden am Tag nach außen hin Mantras chantet, was geschieht dann bei euch innerlich?« Während der Dolmetscher die Antwort des Abts übersetzte, durchlief meinen Körper eine starke Empfindung – ich wusste nun, dass wir genau deswegen hierhergekommen waren.

»Ihr habt unsere Gebete nie gesehen«, antwortete er, »denn ein Gebet kann man nicht sehen.« Der Abt richtete die schwere Wollrobe unter seinen Füßen und fuhr fort: »Was ihr gesehen habt, ist das, was wir tun, um das Gefühl im Körper zu erzeugen. Das Gefühl ist das Gebet, und die Worte erzeugen das Gefühl!«

Die Weisheitscodes

Die Klarheit der Antwort des Abts spiegelte die Entdeckungen wider, die in aktuellen Wissenschaftsjournalen zu lesen waren. Er gab mir zu verstehen, dass die Worte der alten Gesänge wie Katalysatoren sind, um die Gefühle hervorzurufen, die den Körper der die Worte darbietenden Person verändern. Die Worte sind die Codes.

In seiner Botschaft hallten die Vorstellungen wider, welche vor über 2000 Jahren in den alten Schriften der gnostischen christlichen Traditionen des Westens aufgezeichnet wurden.

In den frühen Übersetzungen des Evangeliums nach Johannes (Kapitel 16, Vers 24) wird uns beispielsweise gesagt, wir sollten unseren Gebeten mit Worten Kraft verleihen – mit Worten, die uns einladen, von dem Gefühl eingehüllt zu sein, dass unsere Gebete bereits erhört wurden: »Bitte ohne verborgene Motive, und du wirst umringt sein von der Antwort – eingehüllt von dem, was du dir wünschst –, auf dass dein Glück vollständig sei, auf dass die Freude über das Erreichte sich fortsetzen möge bis zur Vollendung in Einheit …« 2

[In der 2016 erschienenen Ausgabe der Einheitsübersetzung der Bibel, auf die wir uns – sofern nicht anders angegeben – in der deutschen Ausgabe von »Die Weisheitscodes« beziehen, heißt es schlicht: »Bis jetzt habt ihr noch um nichts in meinem Namen gebeten. Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist.«3]

Die Worte entfachen also die Emotion, welche unsere Gebete und Bitten mit Kraft erfüllt und einen Kaskadeneffekt nach sich zieht. Nehmen wir das voll und ganz an, was unsere gesprochenen Worte auf tiefstmöglicher Gewahrseinsebene bedeuten, lösen sie die neurologischen und biologischen Reaktionen aus, welche die Intention der Codes widerspiegeln.

Der Schriftgelehrte Thomas, Namensgeber des verlorenen Thomasevangeliums, beschreibt klar und deutlich die potenzielle Macht, wenn eine solche biologische Kettenreaktion katalysiert wird. Wenn wir das tun, so sagt er, könnten wir zu einem Berg sagen: »Berg, hebe dich weg«, dann werde er sich wegheben.4

Wenn die Weisheit in alten Zeiten so viel Macht hatte und über sehr lange Zeit immer wieder funktioniert hat, dann muss sie auch für uns heute noch von Nutzen sein! Der tibetische Abt und das gnostische Evangelium beschrieben dasselbe Prinzip.

Vor über 5000 Jahren erkannten unsere ältesten und angesehensten spirituellen Traditionen die Beziehung zwischen den Worten bzw. Wörtern, die wir verwenden, und der Funktionsweise unseres Gehirns. Sie verließen sich auf bestimmte Wortmuster, die sie aufsagten – Gebete, Mantras, Hymnen und Gesänge –, um sich davon Inspiration, Sicherheit, Trost und Heilung spenden zu lassen, wenn sie mit den unvermeidlichen Herausforderungen des alltäglichen Lebens konfrontiert waren. Und auch wenn die indigenen Völker nach heutigem Maßstab keine Wissenschaftler waren, verstanden sie doch die Wirkung der Wortcodes voll und ganz.

Die Zeiten haben sich zwar geändert, aber wir reagieren auf die Prüfungen in unserem Leben nicht so viel anders als sie. Verlieren wir einen geliebten Menschen, sind auch wir erschüttert. Und ebenso erbitten wir Schutz, wenn wir Angst haben. Auch wir suchen nach Rat, wenn wir schwierige Entscheidungen treffen müssen. Und wie unsere Ahnen können wir nach wie vor von den Weisheitscodes profitieren, die sie vor so langer Zeit entdeckt haben.

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Die Weisheitscodes

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