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ОглавлениеVerbindlichkeit in aller Freiheit
Die Tatsache, dass man in einer gewachsenen Zweierschaft alles aussprechen könnte, was einem wichtig ist, heißt unter keinen Umständen, dass man es auch aussprechen muss und der eine das Recht hätte, das vom andern einzufordern!
In engen Zweierbeziehungen droht immer auch die Gefahr, dass Manipulation und Abhängigkeiten Tür und Tor geöffnet sind, wenn persönliche Grenzen nicht akzeptiert werden.
Es gibt gerade auch in christlichen Kreisen sehr ungesunde Formen von „Zweierschaften“. Beispielsweise werden jungen Gläubigen sogenannte Hirten zugewiesen, denen sie in allen persönlichen, seelsorgerlichen und lebenstechnischen Belangen Rechenschaft und Gehorsam schuldig sein sollen. Aber auch wenn die äußere Form nicht so krass und von oben verordnet daherkommt, so kann man sich leicht auch subtilere Formen der Einflussnahme und Vereinnahmung vorstellen, wenn eine starke Persönlichkeit „im Namen Gottes“ einem weniger stabilen Gegenüber seine Hilfe und Führung anbietet.
Ziel einer Zweierschaft ist auf keinen Fall die vorbehaltlose Aufdeckung des eigenen Seelenlebens. Die Grenze ist immer da erreicht, wo Druck ausgeübt wird oder etwas zur Norm erklärt wird, was die eigene Integrität gefühlt beeinträchtigt. Auch Beichten zum Beispiel kann zwar das befreiende Ergebnis eines in mir gewachsenen, von Gott angerührten Bedürfnisses sein, aber nie das zwangsläufige Ziel einer menschlichen Weggemeinschaft, so sehr sich mein Gegenüber das auch mir zuliebe wünschen mag.
Wir sind als Christen dazu befreit, uns in aller Freiheit zu begegnen. Das bedeutet unter unvollkommenen Menschen aber eben auch, diese Freiheit dem andern sorgsam zu bewahren. Paulus hat uns und den Korinthern da, gerade auch für unsere Zweierschaften, einen Leitsatz formuliert:
Nicht dass wir Herren wären
über euren Glauben,
sondern wir sind Gehilfen eurer Freude;
denn ihr steht im Glauben.