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Interpretation

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Die Entwicklungsstufen dienen der umfassenden Beschreibung der Vielfalt kindlicher Äußerungen, nicht der Zuordnung von Kindern zu bestimmten Stufen oder Niveaus. Die typische Kommunikation eines Kindes wird durch häufig gezeigte Reaktionen charakterisiert, weniger durch das höchste erreichte Niveau, wenn es dieses nur selten verwendet. Es ist auch relevant, welchen Kommunikationskanal ein Kind meist benutzt. Verständigt es sich eher über Blicke, Laute oder Gesten oder nutzt es alle drei Kanäle? Dies kann wichtige Hinweise dafür geben, welcher Kanal für eine Förderung am ehesten erfolgversprechend ist.

Mitteilungen bestehen häufig aus mehreren Komponenten, aus der Kombination verschiedener Mittel. In unseren Arbeiten fanden wir, dass die Kombination von Kommunikationsmitteln ein Hinweis auf die Sicherheit bei ihrer Verwendung ist. Während manche Kinder häufig nur einen Kommunikationskanal nutzten, kombinierten andere häufig Blicke, Laute und Gesten in ihren Mitteilungen. In der Phase des Neuerwerbs werden Mittel oft isoliert verwandt, mit zunehmender Sicherheit sind Kinder in der Lage, sie effektiv zu verbinden. Hammer, Zürn und Kane (1998) fanden bei einer längsschnittlichen Betrachtung der Kommunikation von Kindern mit Down Syndrom nach einem Jahr bei den meisten Kindern Fortschritt im Erreichen eines neuen Niveaus, bei anderen darin, dass im ersten Jahr selten gezeigte Kommunikationen mit Partnerbezug ein Jahr später häufiger verwendet und auch kombiniert wurden, während Mitteilungen ohne Partnerbezug zurückgingen. So lässt sich das Kommunikationsniveau zum einen durch das höchste Kompetenzniveau definieren, im Sinne der höchsten kommunikativen Fähigkeit, die es zeigt. Dieses Kompetenzniveau wird traditionell zur Charakterisierung eines Kindes verwandt. Differenzierter und für den Alltag relevanter ist nach Bretherton et al. (1979) die Beschreibung des sicher verfügbaren Repertoires, d. h. der am häufigsten gezeigten Reaktionen, die einem Gefühl von Kompetenz (sense of competence) entsprechen. Das »Gefühl von Kompetenz« umschreibt das Niveau, auf dem sich ein Kind im Alltag sicher bewegt. Eine Verbesserung in diesem Bereich ist für den kindlichen Alltag viel bedeutungsvoller als nur eine Steigerung eines selten gezeigten maximalen Kompetenzniveaus.

Für eine Förderung ist relevant, wie ein Kind auf Missverständnisse reagierte. Verdeutlichte es seine Mitteilungen auf höherem Niveau und wie belastet wirkte es? In der Untersuchung von Hammer, Zürn und Kane (1998) fand sich ein Zusammenhang zwischen der lebenspraktischen Selbständigkeit und Belastungssignalen nach Missverständnissen. Die selbständigeren Kinder zeigten deutlich weniger negative emotionale Äußerungen als die weniger selbständigen. Eine höhere Selbständigkeit scheint mit besseren Kompetenzen im Umgang mit Belastung einherzugehen. Die Nutzung gezielter Missverständnisse in der Kommunikationsförderung empfiehlt sich am ehesten für Kinder, die darauf mit einer Wiederholung und Steigerung ihrer Kommunikationsversuche reagieren ohne zu starke Belastungssignale.

Bei der Diagnostik der Verständigungsfähigkeit nicht sprechender Kinder steht häufig die Frage im Vordergrund, ob eine Kommunikationsanbahnung mit Symbolen sinnvoll ist. Bei einem Vergleich von nichtsprechenden und sprechenden Kindern mit Behinderung fanden Ritzenfeldt und Rotter (1989), dass sie sich deutlich in der Verwendung konventioneller Kommunikationsmittel unterschieden. Die sprechenden Kinder nutzten etwa dreimal so häufig konventionelle Mittel wie die nichtsprechenden. Eine besonders häufige konventionelle Geste war das Zeigen, und es gab bei den behinderten Kindern kein sprechendes Kind, das nicht das Zeigen sicher beherrschte. Auch für nicht-behinderte Kinder betonen Autoren die Bedeutung des Zeigens, da in ihren Untersuchungen Kinder immer zeigten, bevor sie erste Worte sprachen (z. B. Leung und Rheingold 1981). Nach einer Untersuchung von Müller (1987) ist die Beherrschung der Zeigegeste auch für das Erlernen von Gebärden ein wichtiger Vorläufer. Fehlen konventionelle Mittel oder sind sie nur selten im kindlichen Kommunikationsrepertoire zu sehen, so scheint es wenig sinnvoll, bei der Förderung symbolische Mittel zu verwenden. Eine Ausnahme ist natürlich, wenn ein Kind aufgrund organischer Probleme wie einer Körperbehinderung nicht in der Lage ist, konventionelle Mittel zu produzieren. Bei diesen Kindern bedarf es oftmals einer längeren intensiven Beobachtung, um festzustellen, ob ein Kind über ein Symbolverständnis verfügt. Nutzt dagegen ein Kind häufig das Zeigen und andere konventionelle Mittel, und erfindet es eventuell selbst ein eigenes beschreibendes Gestenrepertoire (z. B. Zeigefinger und Daumen am Auge als Bezeichnung für das Videoteam), so sind in der Kommunikation die Voraussetzungen für eine Verständigung über Symbole gegeben. Abzuklären ist allerdings noch, ob das Kind auch in seiner intellektuellen Entwicklung die Voraussetzungen für Sprache erworben hat.

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