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Welche Hautfarbe hatte Jesus?
ОглавлениеDer afroamerikanische Theologe James H. Cone (1938 – 2018) veröffentlichte eine bis dahin in der westlichen Theologie nicht wahrgenommene Sicht auf Jesus. In „The Cross and the Lynching Tree“ konfrontierte er die Theologie mit einem krassen Widerspruch: Wie konnte es sein, dass Schwarze bis in die 1950er Jahre öffentlich an Lynchbäumen aufgehängt und ermordet wurden und sogar Schulen dafür ihren Unterricht ausfallen ließen – und man zeitgleich in den Gottesdiensten einen Jesus anbeten würde, der von Menschen „an das Holz gehängt und getötet“4 worden war?
Cone machte deutlich, dass der Jesus der Bibel in der westlichen Theologie durch die Vorherrschaft der Weißen zur Unkenntlichkeit übermalt worden sei. Weiße Theologinnen und Theologen hätten Jesus und seine Botschaft über das Reich Gottes und seine Lehre über Armut umgedeutet. Diese falsche Interpretation führe dazu, dass Unterdrückende durch das Evangelium keinerlei Bedrohung verspüren würden und keinen Widerspruch zwischen dem christlichen Evangelium und Reichtum erkennen könnten.
Er setzte hier die Sicht eines „Schwarzen Jesus“ entgegen. Damit ist der Versuch gemeint, darzulegen, in welcher Weise Jesus selbst ein Unterdrückter war und sein Leben dafür eingesetzt hat, die Menschheit von Unmenschlichkeit zu befreien. Cone möchte zeigen, wie Jesus und seine Botschaft relevant für die Schwarze Community im amerikanischen Kontext sein kann. Für Cone legte Jesus offen, was Schwarze über die Befreiung von Unterdrückung wissen müssten. Er sagte: „Wenn das wahr ist, dann war Jesus Schwarz, sodass die Schwarzen wissen können, dass seine Befreiung die Befreiung der Schwarzen ist.“5