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DER GELBE ZWERG

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Es war einmal eine Königin, die die Mutter vieler Kinder war, von denen nur noch eine Tochter übrig war. Doch die war mindestens eintausend Töchter wert.

Ihre Mutter, der seit dem Tod des Königs, ihres Vaters, nichts auf der Welt mehr bedeutete als diese kleine Prinzessin, hatte so furchtbare Angst, sie zu verlieren, dass sie sie ziemlich verwöhnte und nie versuchte, ihre Fehler auszumerzen. Die Folge war, dass diese kleine, äußerst hübsche Person, die eines Tages die Krone tragen sollte, so stolz und selbstverliebt aufwuchs, dass sie jedermann sonst auf der Welt verachtete.

Die Königin, ihre Mutter, trug durch ihre Liebkosungen und Schmeicheleien dazu bei, dass sie glaubte, es gäbe nichts, was zu gut für sie wäre. Sie war fast immer in die schönsten Gewänder gekleidet und ging als Feenkönigin auf die Jagd, gefolgt von den Hofdamen, die als Waldfeen verkleidet waren.

Und um sie noch eitler zu machen, ließ die Königin von den besten Malern ein Portrait von ihr anfertigen und schickte es an mehrere benachbarte Prinzen, mit deren Häusern sie befreundet war.

Als diese das Bildnis sahen, verliebten sie sich in die Prinzessin – jeder einzelne von ihnen, aber auf jeden hatte es eine andere Wirkung. Einer wurde krank, einer ein bisschen verrückt, und einige der glücklichsten Prinzen machten sich so schnell wie möglich auf den Weg, um sie zu treffen, wurden aber in dem Moment, in dem sie sie sahen, zu ihren Sklaven.

Es hat nie eine fröhlichere Hofhaltung gegeben. Zwanzig reizende Prinzen taten alles, um sich bei ihr einzuschmeicheln, und jedes Mal, wenn sie wieder viel Geld ausgegeben hatten, um sie zu unterhalten, schätzten sie sich schon glücklich, wenn die Prinzessin sagte: "Das war schön."

Die ganze Gefallsucht gefiel der Königin sehr. Es verging kein Tag, an dem sie nicht sieben- oder achttausend Sonette und ebenso viele Elegien, Madrigale und Lieder erhielt, die ihr von allen Dichtern der Welt geschickt wurden. Die ganze Prosa und Poesie, die zu dieser Zeit geschrieben wurde, handelte von Bellissima – so hieß die Prinzessin – und alle Freudenfeuer wurden mit diesen Versen angezündet, die besser knisterten und brannten als jede Art von Holz.

Bellissima war bereits fünfzehn Jahre alt, und jeder der Prinzen wollte sie heiraten, aber nicht einer wagte es auszusprechen. Wie konnten sie auch, wo sie doch wussten, dass sich jeder von ihnen fünf oder sechs Mal am Tag seinen Kopf hätte abschlagen lassen können, nur um ihr zu gefallen, und sie es für eine Lappalie gehalten hätte, so wenig kümmerte es sie. Man kann sich leicht vorstellen, wie hartherzig sie ihren Galanen vorkam; und die Königin, die sie unter die Haube bringen wollte, wusste nicht, wie sie sie dazu bewegen konnte, sich ernsthaft damit zu befassen.

"Bellissima", sagte sie, "ich wünschte, du wärst nicht so stolz. Was bringt dich dazu, all diese netten Prinzen zu verachten? Ich wünsche mir, dass du einen von ihnen heiratest, und du möchtest mir diesen Gefallen nicht tun."

"Ich bin auch so glücklich", antwortete Bellissima: "Lasst mich in Frieden, Madame. Ich möchte mir niemanden ans Bein binden."

"Aber du würdest mit jedem dieser Prinzen noch glücklicher werden", sagte die Königin, "und ich werde sehr wütend sein, wenn du dich in jemanden verlieben solltest, der deiner nicht würdig ist.

Aber die Prinzessin war so selbstverliebt, dass sie keinen ihrer Galane für klug oder attraktiv genug für sich hielt; und ihre Mutter, die sich über ihre Entschlossenheit, nicht zu heiraten, wirklich ärgerte, wünschte sich insgeheim, sie hätte ihr nicht erlaubt, ihren eigenen Willen durchzusetzen.

Da sie nicht mehr wusste, was sie sonst noch tun sollte, beschloss sie schließlich, eine Hexe um Rat zu fragen, die man "die Fee der Wüste" nannte. Das war nun aber sehr schwierig, da diese von einigen schrecklichen Löwen bewacht wurde; glücklicherweise hatte die Königin aber vorher gehört, dass man diesen Löwen, wenn man sie sicher passieren wollte, einen Kuchen aus Hirsemehl, Zucker und Krokodileiern zuwerfen musste. Diesen Kuchen bereitete sie mit eigenen Händen zu, legte ihn in einen kleinen Korb, und machte sich auf die Suche nach der Fee. Da sie es aber nicht gewohnt war, weit laufen zu müssen, fühlte sie sich bald sehr müde und setzte sich zum Ausruhen an den Fuß eines Baumes, wo sie bald fest einschlief. Als sie aufwachte, bemerkte sie zu ihrer Bestürzung, dass ihr Korb leer war. Der Kuchen war weg! Und zu allem Überfluss hörte sie in diesem Moment noch das Brüllen der großen Löwen, die schon gewittert hatten, dass sie in der Nähe war und sie suchten.

"Was soll ich nur tun?", rief sie. "Sie werden mich fressen." Viel zu ängstlich, um auch nur einen Schritt zu tun, begann sie zu weinen und lehnte sich an den Baum, unter dem sie geschlafen hatte.

In diesem Moment hörte sie jemanden sagen: "Hm, hm!"

Sie schaute sich erst um, dann auf den Baum hinauf, und dort sah sie einen kleinen, dünnen Mann, der Orangen aß.

"Oh! Königin", sagte er, "ich kenne Euch sehr gut, und ich weiß, wie sehr Ihr Euch vor den Löwen fürchtet; und damit habt Ihr auch ganz recht, denn sie haben wirklich schon viele Menschen gefressen: also, was könnt Ihr wohl erwarten, wenn Ihr ihnen keinen Kuchen geben könnt?"


"Ich werde wohl sterben müssen", sagte die arme Königin. "Ach! Das wäre nicht so schlimm, wenn nur meine geliebte Tochter heiraten würde."

"Oh! Ihr habt eine Tochter?", rief der Gelbe Zwerg (der so genannt wurde, weil er ein Zwerg war, ein gelbes Gesicht hatte und im Orangenbaum lebte). "Ich bin wirklich froh, das zu hören, denn ich habe schon auf der ganzen Welt nach einer Frau gesucht. Wenn Ihr mit versprecht, dass sie mich heiraten wird, wird Euch keiner der Löwen, Tiger oder Bären anrühren.

Die Königin, die fast genauso viel Angst vor seinem hässlichen, kleinen Gesicht hatte wie zuvor vor den Löwen, brachte kein Wort heraus.

"Was! Ihr zögert, Madame?", rief der Zwerg. "Es muss Euch wohl sehr gefallen, bei lebendigem Leib gefressen zu werden."

Und noch während er sprach, sah die Königin die Löwen, die einen Hügel hinunter auf sie zu gerannt kamen.

Jeder hatte zwei Köpfe, acht Füße und vier Zahnreihen, und ihre Felle waren so hart wie Schildkrötenpanzer und leuchtend rot.

Bei diesem schrecklichen Anblick rief die arme Königin, die zitterte wie eine Taube, die einen Falken sah, so laut wie möglich: "Oh! Lieber Herr Zwerg, Bellissima wird Euch heiraten."

"Oh, tatsächlich?", sagte er verächtlich. "Bellissima ist wirklich hübsch, aber ich will sie nicht unbedingt heiraten – Ihr könnt sie behalten."

"Oh! Edler Herr", sagte die total verängstigte Königin, "weist sie nicht zurück. Sie ist die bezauberndste Prinzessin der Welt."

"Oh! Na dann", antwortete er, "werde ich sie aus reiner Nächstenliebe annehmen; aber vergiss nie, dass sie mir gehört.

Noch während er sprach, öffnete sich eine kleine Tür im Stamm des Orangenbaums, die Königin schlüpfte hinein, und die Tür schloss sich gerade noch rechtzeitig mit einem lauten Knall vor den anstürmenden Löwen.

Die Königin war so durcheinander, dass sie zunächst gar nicht bemerkte, dass da ein weiteres Türchen im Orangenbaum war, doch bald öffnete sie dieses und fand sich in einem Feld voller Disteln und Brennnesseln wieder. Es war von einem mit Schlamm gefüllten Graben umgeben, und etwas weiter hinten lag ein winziges, strohgedecktes Häuschen, aus dem der Gelbe Zwerg mit ausgesprochen guter Laune herauskam. Er trug Holzschuhe und ein kleines gelbes Mäntelchen, und da er keine Haare und sehr lange Ohren hatte, sah er insgesamt ziemlich grässlich aus.

"Ich freue mich", sagte er zur Königin, "dass Ihr als meine Schwiegermutter das kleine Haus sehen wollt, in dem Eure Bellissima mit mir leben wird. Mit diesen Disteln und Brennnesseln kann sie einen Esel füttern, auf dem sie reiten darf, wann immer sie will; unter diesem bescheidenen Dach kann ihr kein Wetter etwas anhaben; sie wird das Wasser dieses Baches trinken und Frösche essen, die hier sehr dick werden; und ich werde immer bei ihr sein, hübsch, liebenswürdig und so fröhlich, wie Ihr mich jetzt seht. Wenn ihr Schatten näher bei ihr stehen würde als ich, wäre ich sehr überrascht."

Die unglückliche Königin, die nun sah, welch ärmliches Leben ihre Tochter mit diesem Zwerg führen würde, konnte den Gedanken nicht ertragen und fiel, ohne ein Wort zu sagen, ohnmächtig zu Boden.

Als sie wieder aufwachte, stellte sie zu ihrer großen Überraschung fest, dass sie zu Hause in ihrem eigenen Bett lag und darüber hinaus die schönste Nachtmütze aus Spitze trug, die sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Zuerst dachte sie, dass all ihre Abenteuer, die schrecklichen Löwen und ihr Versprechen, dass der Gelbe Zwerg ihre Bellissima heiraten dürfe, ein Traum gewesen sein mussten; aber diese neue Mütze mit ihrem schönen Band und der Spitze erinnerte sie daran, dass alles wahr war und machte sie so unglücklich, dass sie weder essen, trinken noch schlafen konnte, wenn sie daran dachte.

Die Prinzessin, die ihre Mutter trotz ihres Eigensinns wirklich von ganzem Herzen liebte, war sehr betrübt darüber, dass diese so traurig war, und fragte sie oft, was mit ihr los sei; aber die Königin, die nicht wollte, dass ihre Tochter die Wahrheit erfährt, sagte nur, dass sie krank sei oder dass einer ihrer Nachbarn damit drohe, Krieg gegen sie zu führen. Bellissima wusste ganz genau, dass sie ihr etwas verheimlichte – und dass weder das eine noch das andere der wahre Grund für die innere Unruhe der Königin war. Also entschied sie sich, die Fee der Wüste danach zu fragen, zumal sie schon oft gehört hatte, wie weise diese war; und wenn sie schon mal da war, wollte sie sie gleichzeitig um Rat fragen, ob es für sie gut wäre, zu heiraten oder nicht.

Also backte sie mit großer Sorgfalt einen der besagten Kuchen, um die Löwen zu besänftigen, und ging eines Nachts sehr früh auf ihr Zimmer und tat so, als ginge sie zu Bett; aber statt dessen hüllte sie sich in einen langen, weißen Schleier, ging eine geheime Treppe hinunter und machte sich ganz allein auf die Suche nach der Fee.

Als sie aber zu dem verhängnisvollen Orangenbaum kam und sah, dass dieser mit Blüten und Früchten behängt war, blieb sie stehen, sammelte ein paar Orangen und setzte sich hin und aß diese. Aber als sie weitergehen wollte, war der Korb verschwunden, und obwohl sie überall nachsah, konnte sie keine Spur davon finden. Je mehr sie danach suchte, umso ängstlicher wurde sie, und fing schließlich an zu weinen. Dann sah sie auf einmal den Gelben Zwerg vor sich.

"Was ist los mit Euch, meine Hübsche?", fragte er. "Warum weint Ihr denn?"

"Ach!", antwortete sie, "ich weine, weil ich den Korb mit dem Kuchen verloren habe, der mir helfen sollte, sicher zur Höhle der Fee der Wüste zu gelangen."

"Und was wollt Ihr von ihr, meine Hübsche?", fragte das kleine Monster. "Ich bin ein Freund von ihr, und genauso klug wie sie."

"Die Königin, meine Mutter", antwortete die Prinzessin, "ist in letzter Zeit so todtraurig, dass ich fürchte, sie könnte bald sterben; und vielleicht bin ja ich die Ursache dafür, denn sie wünscht sich so sehr, dass ich heirate, und ich habe immer noch niemanden gefunden, den ich für würdig halte, mein Mann zu werden. Aus all diesen Gründen wollte ich mit der Fee sprechen."

"Macht Euch keine weiteren Umstände, Prinzessin", antwortete der Zwerg. "Ich kann Euch auf alles, was Ihr wissen wollt, eine bessere Antwort geben als sie. Die Königin, Eure Mutter, hat Euch jemandem versprochen – "

"Mich jemandem versprochen!", unterbrach ihn die Prinzessin. "Oh, nein. Ich bin sicher, dass sie das nicht getan hat. Sonst hätte sie es mir gesagt. Sie ist viel zu sehr an meinem Glück interessiert, als dass sie mich ohne meine Zustimmung versprochen hätte. Ihr müsst Euch irren."

"Schöne Prinzessin", rief der Zwerg plötzlich und warf sich vor ihr auf die Knie, "ich glaube sagen zu dürfen, dass Euch ihre Wahl nicht missfallen wird, denn sie hat mir die Freude versprochen, Euch zu heiraten."

"Euch!", rief Bellissima und wich zurück. "Meine Mutter möchte, dass ich Euch heirate! Wie könnt Ihr nur so dumm sein, so etwas zu glauben?"

"Oh!, es ist ja nicht so, dass ich mich um diese Ehre reiße", rief der Zwerg wütend, "aber hier kommen die Löwen; sie werden Euch in drei Bissen verschlingen, und dann hat es ein Ende mit Euch und Eurem Stolz."

Und tatsächlich hörte die arme Prinzessin in diesem Moment ein schreckliches Brüllen, das immer näher kam.

"Was soll ich nur tun?", rief sie. "Müssen nun all meine glücklichen Tage so enden?"

Der arglistige Zwerg sah sie an und lachte gehässig. "Zumindest", sagte er, "habt Ihr die Genugtuung, unverheiratet zu sterben. Eine reizende Prinzessin wie Ihr zieht es sicher lieber vor zu sterben, als die Frau eines armen, kleinen Zwerges wie mir zu werden."

"Oh, seid mir nicht böse", rief die Prinzessin und rang ihre Hände. "Ich würde lieber alle Zwerge der Welt heiraten, als auf diese schreckliche Art zu sterben."

"Seht mich gut an, Prinzessin, bevor Ihr mir Euer Wort gebt", sagte er. "Ich will nicht, dass Ihr mir Euer Versprechen voreilig gebt."

"Oh!", rief sie, "die Löwen kommen. Ich habe Euch genug angesehen. Ich habe solche Angst. Rettet mich in dieser Minute, oder ich muss sterben."

Noch während sie sprach, fiel sie ohnmächtig zu Boden, aber als sie wieder zu sich kam, fand sie sich in ihrem eigenen, kleinen Bett zu Hause wieder; wie sie dorthin kam, konnte sie nicht sagen, aber sie war in die schönsten Spitzen und Bänder gekleidet, und an ihrem Finger trug sie einen kleinen Ring aus einem einzelnen roten Haar, der so eng war, dass sie ihn nicht mehr ausziehen konnte, egal, wie sehr sie es auch versuchen mochte.

Als die Prinzessin all diese Dinge sah und sich an das Geschehene erinnerte, verfiel auch sie in tiefste Traurigkeit, was den ganzen Hof und vornehmlich die Königin überraschte und beunruhigte. Hundert Mal fragte sie Bellissima, ob etwas nicht stimmte, aber sie antwortete immer, dass alles in Ordnung war.

Schließlich schickten die führenden Männer des Königreichs, die ihre Prinzessin verheiratet sehen wollten, nach der Königin, um diese zu bitten, so bald wie möglich einen Ehemann für sie auszuwählen. Die Königin antwortete, dass ihr nichts mehr Freude bereiten würde, aber dass ihre Tochter überhaupt nicht heiraten wolle; und sie empfahl ihnen, mit der Prinzessin selbst darüber zu sprechen, was die Männer auch sofort taten. Nun hatte Bellissima seit ihrem Abenteuer mit dem Gelben Zwerg einiges von ihrem Stolz eingebüßt und konnte sich keinen besseren Weg vorstellen, das kleine Monster loszuwerden, als einen mächtigen König zu heiraten. Deshalb antwortete sie auf ihre Bitte viel wohlwollender, als die Männer gehofft hatten, und sagte, dass sie ihnen den Gefallen tun würde, den König der Goldminen zu heiraten, obwohl sie auch ohne Mann sehr zufrieden war. Nun war der König der Goldminen ein sehr schöner und mächtiger Prinz, der der Prinzessin seit Jahren schöne Augen machte, aber niemals daran gedacht hätte, dass sie sich jemals für ihn interessieren würde. Man kann sich leicht vorstellen, wie erfreut er war, als er die Nachricht hörte, und wie wütend alle anderen Könige wurden, die die Hoffnung auf eine Heirat mit der Prinzessin für immer begraben konnten; aber natürlich konnte Bellissima nicht zwanzig Könige heiraten – es war ihr schon schwer genug gefallen, einen auszusuchen, denn ihre Eitelkeit ließ sie nach wie vor glauben, dass niemand auf der Welt ihrer würdig war.



Die Vorbereitungen für die größte Hochzeit, die der Palast je gesehen hatte, begannen sofort. Der König der Goldminen schickte so viel Geld, dass das ganze Meer mit den Schiffen, die es brachten, bedeckt war. Boten wurden an die edelsten und vornehmsten Höfe geschickt, insbesondere an den französischen, um von dort das Edelste und Kostbarste mitzubringen, das die Prinzessin schmücken würde, obwohl deren Schönheit schon so perfekt war, dass nichts, was sie trug, sie schöner aussehen ließ. Zumindest dachte das der König der Goldminen, und er war nie mehr glücklich, wenn er nicht mit ihr zusammen war.

Was die Prinzessin betrifft, so mochte diese den König umso mehr, je öfter sie ihn sah; er war so großzügig, so gut aussehend und klug, dass sie ihn schließlich fast ebenso sehr liebte wie er sie. Wie glücklich waren sie, als sie zusammen in den schönen Gärten spazieren gingen und der süßen Musik lauschten! Und der König selbst schrieb oft Lieder für Bellissima.

Sie waren wirklich den lieben, langen Tag glücklich. All die glücklosen Rivalen des Königs waren bereits enttäuscht nach Hause gegangen. Sie verabschiedeten sich so traurig von der Prinzessin, dass diese Mitleid mit ihnen bekam.

"Ach! Madame", sagte der König der Goldminen zu ihr, "wie ist das möglich? Warum verschwendet Ihr Euer Mitleid an diese Prinzen, die Euch so sehr lieben, dass sie ein einziges Lächeln von Euch gut entlohnen würde?"

"Es würde mir leid tun", antwortete Bellissima, "wenn Ihr nicht bemerkt hättet, wie sehr ich diese Prinzen bemitleide, die mich für immer verlassen; aber bei Euch, Herr, ist es ganz anders. Ihr habt allen Grund, Euch zu freuen; nur sie gehen traurig weg, und Ihr dürfte Ihnen mein Mitgefühl nicht missgönnen."

Der König der Goldminen war von der gutmütigen Art der Prinzessin, mit seinen Vorwürfen umzugehen, so überwältigt, dass er sich ihr zu Füßen warf, ihr tausendmal die Hand küsste und sie anflehte, ihm zu verzeihen.

Schließlich kam der freudige Tag. Alles war bereit für Bellissimas Hochzeit. Die Trompeten erklangen, alle Straßen der Stadt waren mit Flaggen geschmückt und mit Blumen übersät, und die Menschen rannten in Scharen auf den großen Platz vor dem Palast. Die Königin war so überglücklich, dass sie kaum geschlafen hatte, und stand auf, noch bevor es hell wurde, um die notwendigen Anordnungen zu erteilen und die Juwelen auszuwählen, die die Prinzessin tragen sollte. Es handelte sich um nichts Geringeres als Diamanten; sogar ihre Schuhe waren damit überzogen, und ihr Kleid aus Silberbrokat war mit einem Dutzend Sonnenstrahlen bestickt. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie kostspielig das alles war; aber immer noch hätte nichts glanzvoller sein können als die Schönheit der Prinzessin! Auf ihrem Kopf trug sie eine prachtvolle Krone, ihr schönes Haar wellte sich fast bis zu den Füßen, und ihre stattliche Gestalt ließ sich leicht von all den Damen unterscheiden, die sie besuchten.

Der König der Goldminen war nicht weniger nobel und großzügig. Man konnte ihm schon im Gesicht ablesen, wie glücklich er war, und jeder, der ihn besuchte, kehrte mit Geschenken zurück, denn rund um den großen Festsaal waren tausend Fässer voll Gold und zahllose mit Perlen bestickte und mit Geld gefüllte Beutel aus Samt aufgestellt worden, von denen jeder mindestens hunderttausend Goldstücke enthielt, die an jeden verschenkt wurden, der gerne die Hand aufhielt – was viele Leute, da darf man sicher sein, eiligst taten; nicht wenige betrachteten dies sogar als den bei weitem amüsantesten Teil der Hochzeitsfeierlichkeiten.

Die Königin und die Prinzessin wollten sich gerade mit dem König auf den Weg machen, als sie am Ende der langen Galerie zwei große Basilisken sahen, die eine sehr schlecht gemachte Kiste hinter sich herzogen; dahinter folgte eine große alte Frau, deren Hässlichkeit noch überraschender war als ihr sehr hohes Alter. Sie trug eine Halskrause aus schwarzem Taft, eine Kapuze aus rotem Samt, einen aus Lumpen gemachten Unterrock und stützte sich auf eine Krücke. Diese seltsame alte Frau humpelte, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen und immer gefolgt von den Basilisken, dreimal um die Galerie, blieb dann in der Mitte stehen, schwang bedrohlich ihre Krücke und rief:

"Ho, ho, Königin! Ho, ho, Prinzessin! Glaubt ihr, dass ihr das Versprechen, das ihr meinem Freund, dem Gelben Zwerg, gegeben habt, ungestraft brechen dürft? Ich bin die Fee der Wüste; ohne den Gelben Zwerg und seinen Orangenbaum hätten meine großen Löwen euch aufgefressen, das kann ich euch versichern, und wir im Feenland lassen uns keine solchen Beleidigungen gefallen. Entscheidet euch sofort, was ihr tun werdet, denn ich gelobe, dass ihr den Gelben Zwerg heiraten werdet. Wenn ihr es nicht tut, werde ich meine Krücke verbrennen!"

"Ach! Prinzessin", sagte die Königin weinend, "was höre ich da? Was hast du versprochen?"

"Ach!, meine Mutter", antwortete Bellissima traurig, "und was hast du selbst versprochen?"

Der König der Goldminen, der sehr empört darüber war, dass ihn diese böse, alte Frau an seinem Glück hindern wollte, ging zu ihr hin, bedrohte sie mit seinem Schwert und sagte:

"Verschwinde sofort und für immer aus meinem Land, elendes Geschöpf, damit ich dir nicht dein Leben nehme und uns so von deiner Bosheit befreie."



Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, fiel der Deckel der Kiste mit einem schrecklichen Geräusch auf den Boden, und zu aller Entsetzen sprang der Gelbe Zwerg auf einer großen, spanischen Katze reitend heraus. "Unbesonnene Jugend", rief er und stellte sich zwischen die Fee der Wüste und den König. "Wagt es, Eure Hand an diese erlauchte Fee zu legen! Euer Streit gilt nur mir. Ich bin Euer Feind und Euer Gegner. Die treulose Prinzessin, die Euch heiraten wollte, ist mir versprochen. Seht nach, ob sie nicht einen aus einem meiner Haare gemachten Ring an ihrem Finger hat. Versucht doch, ihn abzunehmen, und Ihr werdet bald herausfinden, dass ich mächtiger bin als Ihr!"

"Elendes, kleines Scheusal", sagte der König, "wagst du es wirklich, dich als Galan der Prinzessin zu bezeichnen und einen solchen Schatz für dich zu beanspruchen? Weißt du, dass du ein Zwerg bist? Dass du so hässlich bist, dass man deinen Anblick kaum ertragen kann? Und dass ich dich schon lange vorher selbst hätte töten sollen, wenn du eines so glorreichen Todes würdig gewesen wärst?"

Der Gelbe Zwerg, der ob dieser Worte zutiefst wütend wurde, gab seiner Katze die Sporen, sodass diese schrecklich aufschrie und hierhin und dorthin sprang – alle waren zu Tode erschrocken, mit Ausnahme des tapferen Königs, der den Zwerg eng verfolgte, bis dieser einen großen Dolch zog, den König zum Zweikampf herausforderte und mit einem schrecklichen Geheul in den Palasthof jagte. Der König nahm die Herausforderung an und folgte ihm eilig. Aber kaum hatten sie ihre Plätze eingenommen und der ganze Hofstaat gerade noch Zeit genug gehabt, die Balkone zu besetzen, um von dort das Geschehen zu beobachten, als plötzlich die Sonne blutrot und es so dunkel wurde, dass man kaum noch etwas sehen konnte. Donner krachte, und Blitze schienen alles zu verbrennen; wie Giganten erschienen die beiden Basilisken, einer auf jeder Seite des bösen Zwergs, hoch wie Berge, und aus ihren Mündern und Ohren zischte Feuer, bis sie wie flammende Öfen aussahen. Nichts von all diesen Dingen konnte den edlen, jungen König erschrecken, und die Kühnheit seiner Blicke und Taten beruhigte diejenigen, die zusahen, und brachte sogar den Gelben Zwerg etwas in Verlegenheit; aber selbst ihn verließ der Mut, als er sah, was mit seiner geliebten Prinzessin geschah. Denn die Fee der Wüste, die noch schrecklicher aussah als zuvor, auf einem geflügelten Greif saß und um deren Hals sich lange Schlangen wanden, hatte ihr mit der Lanze, die sie bei sich trug, einen solchen Hieb versetzt, dass Bellissima blutend und bewusstlos in die Arme der Königin fiel. Ihrer lieben Mutter, die sich durch den Schlag ebenso verletzt fühlte wie die Prinzessin selbst, entfuhren so durchdringende Schreie und Wehklagen, dass der König, als er diese hörte, seinen Mut und seine Geistesgegenwart verlor. Er verließ den Ort des Kampfes und rannte auf die Prinzessin zu, um sie zu retten oder mit ihr zu sterben; aber der Gelbe Zwerg war zu schnell für ihn. Als er mit seiner spanischen Katze auf den Balkon sprang, entriss er Bellissima den Armen der Königin, und bevor eine der Hofdamen ihn aufhalten konnte, war er auf das Dach des Palastes gesprungen und mit seiner Beute verschwunden.

Der vor Entsetzen fast gelähmte König sah diesem schrecklichen Ereignis, das er überhaupt nicht verhindern konnte, verzweifelt zu; zu allem Überfluss wurde es auch noch dunkel, und er fühlte sich wie von einer starken Hand durch die Luft getragen.

Dieses neue Missgeschick war das Werk der bösen Fee der Wüste, die mit dem Gelben Zwerg gekommen war, um ihm dabei zu helfen, die Prinzessin zu entführen, und die sich sofort in den hübschen, jungen König der Goldminen verliebt hatte, als sie ihn sah. Sie dachte, wenn sie ihn in irgendeine furchtbare Höhle verschleppen und an einen Felsen ketten würde, hätte ihn dies die Angst vor dem Tod Bellissima vergessen lassen und ihn zu ihrem Sklaven gemacht. Sobald sie diesen Ort erreicht hatten, gab sie ihm zwar sein Augenlicht zurück, befreite ihn jedoch nicht von seinen Ketten. Dann erschien sie ihm durch ihre magische Kraft als junge und schöne Fee und gab vor, ganz zufällig in der Nähe gewesen zu sein.

"Was sehe ich da?", rief sie. "Seid Ihr das, mein lieber Prinz? Welches Unglück hat Euch an diesen trostlosen Ort gebracht?"

Der König, der auf ihr verändertes Aussehen hereingefallen war, antwortete:

"Ach!, schöne Fee, die Fee, die mich hierher gebracht hat, nahm mir vorher das Augenlicht, aber an ihrer Stimme erkannte ich sie als die Fee der Wüste – obwohl ich nicht sagen kann, warum sie mich weggetragen hat."

"Aha!", rief die angebliche Fee, "wenn Ihr ihr in die Hände gefallen seid, kommt Ihr hier nicht mehr weg, bevor Ihr sie nicht geheiratet habt. Sie hat mehr als einen Prinzen auf diese Weise entführt, und sie bekommt immer alles, was sie haben will." Während sie so tat, als habe sie Mitleid mit dem König, bemerkte dieser plötzlich ihre Füße, die wie die eines Greifs aussahen, und wusste im selben Moment, dass dies die Fee der Wüste sein musste, denn ihre Füße waren das Einzige, was sie nicht verändern konnte, so hübsch sie ihr Gesicht auch machen mochte.

Ohne, dass er sich etwas anmerken ließ, sagte er vertraulich:

"Nicht, dass ich eine Abneigung gegen die Fee der Wüste hätte, aber ich kann die Art und Weise, wie sie den Gelben Zwerg beschützt und mich hier wie einen Verbrecher angekettet hält, nicht ertragen. Es stimmt, dass ich eine bezaubernde Prinzessin liebe, aber wenn die Fee mich befreite, würde meine Dankbarkeit mich nur sie lieben lassen."

"Meint Ihr wirklich, was Ihr sagt, Prinz?", sagte die Fee, die ihm auf den Leim gegangen war.

"Sicherlich", antwortete der Prinz, "wie könnte ich Euch belügen? Seht Ihr, es schmeichelt meiner Eitelkeit viel mehr, von einer Fee geliebt zu werden als von einer einfachen Prinzessin. Aber selbst, wenn ich aus Liebe zu ihr sterben sollte, werde ich so tun, als würde ich sie hassen, bis ich frei bin."

Die Fee der Wüste, die von diesen Worten sehr angetan war, beschloss sofort, den Prinzen an einen angenehmeren Ort zu bringen. Sie ließ ihn in ihren Wagen steigen, vor den sie Schwäne statt der üblichen Fledermäuse, gespannt hatte, und flog mit ihm davon. Aber man stelle sich die Verzweiflung des Prinzen vor, als er aus luftiger Höhe seine geliebte Prinzessin in einem Schloss aus poliertem Stahl sah, dessen Wände die Sonnenstrahlen so heiß reflektierten, dass sich niemand nähern konnte, ohne zu Asche verbrannt zu werden! Bellissima saß in einem kleinen Gesträuch an einem Bach, hatte den Kopf auf ihre Hand gestützt und weinte bitterlich; aber gerade, als sie über ihr vorbeiflogen, schaute sie auf und sah den König und die Fee der Wüste. Nun war die Fee aber so geschickt, dass sie nicht nur dem König schön erschien, sondern auch die arme Prinzessin sie für das lieblichste Wesen hielt, das sie je gesehen hatte.

"Was!", rief sie, "war ich nicht schon unglücklich genug in diesem einsamen Schloss, in das mich dieser schreckliche Gelbe Zwerg gebracht hat? Muss ich auch noch erkennen, dass der König der Goldminen mich nicht mehr liebte, sobald er mich aus den Augen verlor? Aber wer kann meine Rivalin sein, deren unwiderstehliche Schönheit noch größer ist als meine?

Während sie dies sagte, war der König, der sie immer noch so sehr liebte wie zuvor, schrecklich traurig darüber, dass er so schnell von seiner geliebten Prinzessin weggerissen wurde; aber er wusste nur zu gut, wie mächtig die Fee war, und dass er nur durch große Geduld und List hoffen konnte, ihr zu entkommen.

Die Fee der Wüste hatte Bellissima ebenfalls gesehen, und sie versuchte, in den Augen des Königs zu lesen, welche Wirkung dieser unerwartete Anblick auf ihn hatte.

"Niemand kann Euch die Antwort auf Eure Fragen besser geben als ich", sagte er. "Diese zufällige Begegnung mit einer unglücklichen Prinzessin, für die ich einmal schwärmte, bevor ich das Glück hatte, Euch kennenzulernen, hat mich ein wenig berührt, das gebe ich zu; aber Ihr seid so viel mehr für mich als sie, dass ich lieber sterben würde, als Euch zu verlassen.

"Ach, Prinz", sagte sie, "kann ich wirklich glauben, dass Ihr mich so sehr liebt?"

"Die Zeit wird es zeigen, Madam", antwortete der König, "aber wenn Ihr mich davon überzeugen wollt, dass Ihr auch etwas für mich empfindet, dann weigert Euch bitte nicht, Bellissima zu helfen.

"Wisst Ihr, was Ihr da verlangt?", sagte die Fee der Wüste, runzelte die Stirn und schaute ihn misstrauisch an. "Wollt Ihr, dass ich meine Kunst gegen den Gelben Zwerg einsetze, der mein bester Freund ist, und ihm eine stolze Prinzessin wegnehme, die ich nur als meine Rivalin betrachten kann?"

Der König seufzte, gab aber keine Antwort – was sollte man einem so scharfsinnigen Menschen sagen? Schließlich erreichten sie eine große Wiese mit allen möglichen, bunten Blumen; ein tiefer Fluss umgab sie, und viele kleine Bäche plätscherten leise unter den schattigen Bäumen dahin, wo es immer kühl und frisch war. Etwas entfernt stand ein prächtiger Palast, dessen Wände aus durchsichtigen Smaragden bestanden. Sobald die Schwäne, die den Wagen der Fee zogen, unter einer mit Diamanten gepflasterten und mit Rubinbögen versehenen Veranda gelandet waren, wurden sie von allen Seiten von Tausenden schöner Wesen begrüßt, die ihnen freudig entgegenkamen und die Fee lobpreisten.

Die Fee der Wüste freute sich, sie von ihren Triumphen singen zu hören; sie führte den König in den prächtigsten Raum, den man sich vorstellen kann, und ließ ihn eine Weile allein, damit er sich nicht als Gefangener fühlte; aber er war sich sicher, dass die Fee nicht wirklich ganz weg war, sondern ihn aus irgendeinem Versteck beobachtete. Als er auf einen großen Spiegel zuging, sagte er zu ihm: "Geschätzter Ratgeber, lass mich sehen, was ich tun kann, um der charmanten Fee der Wüste zu gefallen, denn ich kann an nichts anderes denken."

Er machte sich sofort an die Arbeit, sein lockiges Haar zu kämmen, und als er auf einem Tisch einen noch prächtigeren Mantel als seinen sah, zog er diesen sorgfältig an. Als die Fee zurückkam, konnte sie ihre Freude darüber nicht verbergen.

"Ich bin mir der Mühe, die Ihr Euch gemacht habt, um mir zu gefallen, sehr wohl bewusst", sagte sie, "und ich muss Euch sagen, dass es Euch bereits perfekt gelungen ist. Ihr seht, dass es gar nicht schwer ist, wenn Ihr mich wirklich mögt."

Der König, der seine eigenen Gründe hatte, um die alte Fee bei Laune zu halten, sparte nicht mit Komplimenten und schönen Reden, und nach einiger Zeit durfte er allein am Meeresufer spazieren gehen. Die Fee der Wüste hatte mit ihrer Zauberkunst einen so schrecklichen Sturm heraufbeschworen, dass selbst der kühnste Flieger sich nicht hinauswagen würde, und sie keine Angst davor hatte, dass ihr Gefangener entkommen könnte; dieser wiederum empfand es als gewisse Erleichterung, über seine schreckliche Situation nachzudenken, ohne von seiner grausamen Entführerin unterbrochen zu werden.

Nachdem er eine Weile auf und ab gegangen war, malte er zum Zeitvertreib mit einem Stock einige Figuren in den Sand:

Noch während er das tat, hörte er eine Stimme, die ganz unweigerlich seine ganze Aufmerksamkeit gefangen nahm. Er sah, dass höhere Wellen als zuvor heranrollten, blickte ringsherum und sah bald eine liebliche Dame, die sanft auf dem Kamm einer riesigen Welle auf ihn zu schwebte; ihr langes Haar war um sie herum ausgebreitet; in der einen Hand hielt sie einen Spiegel, in der anderen einen Kamm, und anstelle der Füße hatte sie einen schönen Schwanz, mit dem sie wie ein Fisch schwimmen konnte.

Der König war vollkommen erstaunt über diesen unerwarteten Anblick, aber sobald sie nah genug war, sagte sie zu ihm: "Ich weiß, wie traurig du darüber bist, deine Prinzessin zu verlieren und von der Fee der Wüste gefangen gehalten zu werden; wenn du willst, helfe ich dir, von diesem schlimmen Ort zu fliehen, wo du sonst vielleicht dreißig oder mehr Jahre lang ein mühsames Dasein fristen musst."



Der König der Goldminen wusste kaum, was er darauf antworten sollte. Nicht, weil er nicht unbedingt fliehen wollte, sondern weil er befürchtete, dass dies nur ein weiteres Mittel sein könnte, mit dem die Wüstenfee versuchte, ihn zu täuschen. Als er zögerte, sagte die Meerjungfrau, die seine Gedanken erriet, zu ihm:

"Du kannst mir vertrauen: Ich versuche nicht, dich in eine Falle zu locken. Ich bin so wütend auf den Gelben Zwerg und die Wüstenfee, dass ich ihnen wirklich nicht helfen möchte, zumal ich ständig deine arme Prinzessin sehe, deren Schönheit und Güte mich sie so sehr bemitleiden lässt; und ich sage dir, wenn du mir vertraust, werde ich dir dabei helfen, zu entkommen.

"Ich vertraue dir völlig", rief der König, "und ich werde alles tun, was du mir sagst; aber wenn du wirklich meine Prinzessin gesehen hast, bitte ich dich, mir zu sagen, wie es ihr geht und was mit ihr geschieht."

"Wir dürfen keine Zeit mit Reden verschwenden", sagte sie. "Komm mit mir, und ich werde dich zu dem Schloss aus Stahl tragen; vorher werden wir an diesem Ufer eine Figur hinterlassen, die dir so ähnlich sieht, dass sogar die Fee sich täuschen lassen wird."

Daraufhin sammelte sie schnell ein Bündel Seegras, blies dreimal hinein und sagte:

"Mein liebes Seegras, ich befehle dir, hier auf dem Sand liegen zu bleiben, bis die Fee der Wüste kommen wird, um dich mitzunehmen." Sofort wurde das Seegras zu einem Abbild des Königs, der dieses mit großem Erstaunen betrachtete, denn es trug nicht nur einen Mantel wie seinen, sondern lag dort so regungslos, wie es der König selbst getan hätte, wenn ihn eine der großen Wellen ans Ufer gespült hätte. Dann nahm die Meerjungfrau den König mit, und beide schwammen freudig zusammen weg.

"Jetzt", sagte sie, "habe ich Zeit, dir von der Prinzessin zu erzählen. Trotz des Schlages, den ihr die Fee der Wüste versetzt hatte, zwang sie der Gelbe Zwerg, sich hinter ihn auf seine schreckliche spanische Katze zu setzen; aber sie wurde bald vor Schmerz und Schrecken ohnmächtig und erholte sich erst, als sie innerhalb der Mauern seines schrecklichen Stahlschlosses waren. Hier wurde sie von den hübschesten Mädchen empfangen, die man finden konnte, und die ebenfalls vom Gelben Zwerg dorthin getragen wurden. Diese bediente und versorgten sie und schenkten ihr jede erdenkliche Aufmerksamkeit. Man legte sie auf eine Couch, auf der man ein goldenes Tuch ausgebreitet hatte, das mit Perlen so groß wie Nüsse bestickt war."

"Ach!", unterbrach sie der König der Goldminen, "wenn Bellissima mich vergisst und einwilligt, den Zwerg zu heiraten, wird es mir das Herz brechen."

"Davor brauchst du keine Angst haben", antwortete die Meerjungfrau, "die Prinzessin denkt nur an dich, und der furchtbare Zwerg kann sie nicht mal dazu bringen, ihn anzusehen."

"Bitte, fahre fort mit deiner Geschichte", sagte der König.

"Was soll ich dir noch erzählen?", antwortete die Meerjungfrau. "Bellissima saß im Wald, als du vorbeiflogst, und sah dich mit der Fee der Wüste, die so raffiniert verkleidet war, dass die Prinzessin sie für hübscher hielt als sie selbst; du kannst dir sicher ihre Verzweiflung vorstellen, weil sie dachte, du hättest dich in die Fee verliebt.

"Sie glaubt, dass ich sie liebe?", rief der König. "Was für ein schrecklicher Irrtum! Was soll ich nur tun, um ihr diese Illusion zu rauben?"

"Das weißt du selbst am besten", antwortete die Meerjungfrau und lächelte ihn freundlich an. "Wenn Menschen sich so sehr lieben wie ihr beide, brauchen sie keinen Rat von jemand anderem."

Während sie sprach, erreichten sie das Schloss aus Stahl, dessen Seite zum Meer hin die einzige war, die der Gelbe Zwerg nicht durch die schrecklichen, brennenden Mauern schützen lassen hatte.

"Ich weiß ganz genau", sagte die Meerjungfrau, "dass die Prinzessin am Bachufer sitzt, genau dort, wo du sie gesehen hast, als du vorbeigeflogen bist; aber da du auf viele Feinde treffen wirst, mit denen du kämpfen musst, bevor du zu ihr vordringen kannst, nimm dieses Schwert; damit bewaffnet kannst du dich jeder Gefahr stellen und die größten Schwierigkeiten überwinden – nur hüte dich davor, es jemals aus deiner Hand fallen zu lassen. Lebe wohl; ich werde hier bei diesem Felsen warten, und wenn du meine Hilfe dabei brauchen solltest, deine geliebte Prinzessin wegzubringen, werde ich da sein, denn die Königin, ihre Mutter, ist meine beste Freundin, und um ihretwillen will ich sie retten."

Als sie geendet hatte, gab sie dem König ein Schwert, das aus einem einzigen Diamanten gefertigt worden war, der strahlender als die Sonne glitzerte. Er fand keine Worte, um seine Dankbarkeit auszudrücken, aber er bat sie ihm zu glauben, dass er die Bedeutung ihres Geschenks voll und ganz zu schätzen wusste und ihre Hilfe und Freundlichkeit nie vergessen würde.

Lasst uns nun zurück zur Fee der Wüste gehen. Als sie merkte, dass der König nicht zurückkehrte, eilte sie hinaus, um ihn zu suchen, und erreichte schließlich das Ufer mit hundert Damen ihres Gefolges, die mit prächtigen Geschenken für ihn beladen waren. Einige trugen Körbe voller Diamanten, andere goldene, wunderbar verarbeitete Becher und Bernstein, Korallen und Perlen, andere wiederum balancierten auf ihren Köpfen Ballen der teuersten und schönsten Stoffe, während wieder andere Früchte, Blumen und sogar Vögel dabei hatten. Aber wie groß war der Schrecken der Fee, die dieser bunten Truppe folgte, als sie auf dem Sand das Bild des Königs sah, das die Meerjungfrau aus dem Seegras gemacht hatte. Überrascht und wütend stieß sie einen schrecklichen Schrei aus, warf sich weinend und greinend neben den vermeintlichen König und rief ihre elf Schwestern, die ebenfalls Feen waren und ihr sofort zu Hilfe kamen. Aber so klug sie auch waren, die Meerjungfrau war noch klüger gewesen, und sie ließen sich alle so sehr von dem Bild des Königs täuschen, dass sie der Fee der Wüste nur dabei helfen konnten, ein wunderbares Denkmal über dem zu errichten, was sie für das Grab des Königs der Goldminen hielten. Aber während sie Jaspis und Porphyr, Achat und Marmor, Gold und Bronze, Statuen und andere Teile sammelten, um das Andenken des Königs zu verewigen, dankte dieser der guten Meerjungfrau und bat um Hilfe, die sie ihm bereitwillig zusicherte, während sie verschwand; und dann machte er sich auf den Weg zum Schloss aus Stahl. Er ging schnell, schaute sich immer wieder ängstlich um, und sehnte sich nach seiner Liebsten Bellissima; aber er war noch nicht sehr weit gekommen, als er von vier schrecklichen Sphinxen umzingelt wurde, die ihn mit ihren scharfen Krallen sehr schnell in Stücke gerissen hätten, wenn da nicht das Diamantschwert der Meerjungfrau gewesen wäre. Denn kaum hatte er es gezogen, fielen sie ihm hilflos zu Füßen, und er tötete sie mit einem Schlag. Aber er hatte sich kaum umgedreht, um seine Suche fortzusetzen, als er sechs Drachen begegnete, die ein Schuppenkleid hatten, das härter als Eisen war. So schrecklich diese Begegnung auch war, der Mut des Königs war unerschütterlich, und mit Hilfe seines wunderbaren Schwertes schlug er sie nacheinander in Stücke. Nun hoffte er, dass die Schwierigkeiten ein Ende hatten, aber hinter der nächsten Biegung traf er auf Feinde, die er nicht zu überwinden wusste. Vierundzwanzig hübsche und anmutige Nymphen kamen ihm entgegen und hielten Blumenkränze, mit denen sie ihm den Weg versperrten.

"Wohin wollt Ihr, König?", sagten sie, "es ist unsere Pflicht, diesen Ort zu bewachen, und wenn wir Euch passieren lassen, wird Euch und uns großes Unglück widerfahren. Wir bitten Euch, nicht darauf zu bestehen, weiter zu gehen. Wollt Ihr vierundzwanzig Mädchen töten, die euch in keiner Weise Unrecht getan haben?"


Der König wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Es widersprach all seinen Idealen als Ritter, einer Dame einen Wunsch nicht zu erfüllen; aber als er zögerte, sagte eine Stimme in seinem Ohr:

"Schlag zu! Schlag zu! Und verschone keine, oder deine Prinzessin ist für immer verloren!"

Ohne den Nymphen zu antworten, eilte er vorwärts, zerschlug ihre Girlanden und zerstreute sie in alle Himmelsrichtungen; dann ging er ohne weiter aufgehalten zu werden zu dem kleinen Wald, in dem er Bellissima gesehen hatte. Sie saß am Bach und sah blass und müde aus. Er hätte sich ihr gerne zu Füßen geworfen, aber sie wandte sich genauso empört von ihm ab, als wäre er der Gelbe Zwerg gewesen.

"Ach! Prinzessin", rief er, "seid nicht böse auf mich. Lasst mich Euch erklären. Ich war nicht untreu oder gar schuld an dem, was passiert ist. Ich bin ein erbärmlicher Schuft, der euch enttäuscht hat, ohne etwas dafür zu können."

"Ach!", rief Bellissima, "habe ich Euch nicht mit dem schönsten Mädchen, das man sich vorstellen kann, durch die Luft fliegen sehen? Dafür konntet ihr nichts?"

"In der Tat, Prinzessin", antwortete er, "die böse Fee der Wüste begnügte sich nicht damit, mich an einen Felsen zu ketten, sondern trug mich in ihrem Wagen ans andere Ende der Erde, wo ich auch jetzt noch gefangen wäre, wenn mir nicht völlig unerwartet eine freundliche Meerjungfrau geholfen hätte, die mich hierher brachte, um Euch, meine Prinzessin, vor den unwürdigen Händen zu retten, die Euch hier festhalten. Verweigert nicht die Hilfe Eures treuesten Liebenden." Er warf sich ihr zu Füßen und hielt sie an ihrem Gewand fest. Aber leider ließ er dabei das Zauberschwert fallen, und der Gelbe Zwerg, der hinter einem Kopfsalat kauerte und das gesehen hatte, sprang sofort hervor und ergriff es, wohl wissend, dass es eine wunderbare Macht besaß.

Als die Prinzessin den Zwerg sah, stieß sie einen Schreckensschrei aus, der das kleine Monster jedoch nur kurz irritierte; dann beschwor er mit einigen magischen Worten zwei Riesen, die den König mit großen Eisenketten fesselten.

"Jetzt", sagte der Zwerg, "liegt das Schicksal meines Rivalen in meinen Händen, aber ich werde ihm sein Leben lassen und er darf unversehrt gehen, wenn Ihr, Prinzessin, zustimmt, mich zu heiraten. "

"Lasst mich lieber tausendmal sterben", rief der unglückliche König.

"Ach!", rief die Prinzessin, "Ihr wollt sterben? Kann es etwas Schrecklicheres geben?"

"Dass Ihr diesen kleinen Schuft heiratet, wäre noch viel schrecklicher", antwortete der König.

"Dann lasst uns wenigstens zusammen sterben", fuhr sie fort.

"Lasst mir die Genugtuung, für Euch zu sterben, meine Prinzessin", sagte er.

"Oh, nein, nein!", rief sie und wandte sich an den Zwerg, "ich werde stattdessen tun, was Ihr wünscht."

"Grausame Prinzessin!", sagte der König. "Ihr wollt mir das Leben zur Hölle machen, indem Ihr vor meinen Augen eine andere heiratet?"

"Auf keinen Fall", antwortete der Gelbe Zwerg, "Ihr seid ein Rivale, vor dem ich zu viel Angst habe; Ihr dürft unserer Hochzeit nicht beiwohnen". Damit stach er, obwohl Bellissima weinte und ihn anflehte, dem König mit dem Diamantenschwert ins Herz.

Als die arme Prinzessin ihren Galan tot zu ihren Füßen liegen sah, konnte auch sie nicht mehr ohne ihn leben, sank neben ihm zu Boden und starb an gebrochenem Herzen.

So endeten diese unglücklichen Liebenden, denen nicht einmal die Meerjungfrau helfen konnte, weil mit dem Diamantschwert alle magischen Kräfte verloren gegangen waren.

Was den bösen Zwerg betrifft, so zog er es vor, die Prinzessin tot zu sehen, anstatt sie den König der Goldminen heiraten zu lassen; und die Fee der Wüste riss, als sie von den Abenteuern des Königs hörte, das große Denkmal ab, das sie gebaut hatte, und wurde so wütend über den Streich, den er ihr gespielt hatte, dass sie ihn so sehr hasste, wie sie ihn zuvor geliebt hatte.

Die gütige Meerjungfrau, die das Schicksal der Liebenden sehr traurig machte, verwandelte die beiden in zwei hohe Palmen, die für immer nebeneinander standen, sich ihre Liebe zuflüsterten und sich mit ihren miteinander verflochtenen Zweigen streichelten.

Madame d'Aulnoy.

Das blaue Märchenbuch

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