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Die wohlbalancierte Flöte 1 HELMUT A. GANSTERER

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Wenn Musikinstrumentenhersteller Rudolf Tutz spricht, hören selbst Genies wie Harnoncourt andächtig zu.


„Sie machen es richtig!“ – Rudolf Tutz (re.) mit Nikolaus Harnoncourt (li.) und Wolfgang Meyer (Mitte), Graz 2009, Foto: privat

„Und Sie haben mit Ihrer großen Hilfe wieder einmal erklecklichen Anteil daran, daß es so gut, ja wunderbar geworden ist.“

(Aus einem Brief von Nikolaus Harnoncourt

an Rudolf Tutz, 5. August 2011)

Bei Rudolf Tutz, 59, heißt es Vorsicht. Er kommt wie ein lieber Spinner um die Ecke, Idealverschnitt von Johann Strauss und Albert Einstein. Die lockige Mähne, der Schnauzer, das bissl Mollige, auch die Art zu reden signalisieren: ein Engel, unendlich weichherzig, schützenswert. Auch die künstlerischen Sprechpausen täuschen. Sie sind meist Vorbereitungen für verbale Einkesselungen und überraschende Finten.

Es freut ihn, wenn viele Wissende seine historischen Blasinstrumente für die besten der Welt halten. Aber wenn einer gar zu überschwänglich wird, befreit sich Tutz mit irrlichternden Scherzen, die er mit großen ernsten Augen vorträgt. Beispielsweise: „Ich pendle jedes der Löcher meiner Flöten aus.“ Sein Witz macht vor berühmten Musikern nicht Halt. Einen großen Flötisten, der um die Feinabstimmung seines Instruments bat, schickte er in die Ecke zum Üben. Sie mögen ihn und hören auf ihn, auch die großen Dirigenten. Ein Herr Gardiner findet noch zwei Logenplätze, wenn Herr Tutz zufällig in der völlig ausverkauften Semperoper in Dresden auftaucht. Und mit Nikolaus Harnoncourt verbindet ihn der freundschaftliche Respekt, den Profis füreinander empfinden. Ihr gemeinsames Anliegen: die höchstklassige Wiederfindung historischer Musik.

Tutz und sein Team (vier Mitarbeiter und sein in alle Geheimnisse eingeweihter Sohn) sind nicht nur erstklassige Handwerker. Tutz selbst ist vor allem Innovator. Er entwickelte die Mozart-Bassettklarinette für Prof. Hans Deinzer, Erstaufführung 1973, und Prof. Wolfgang Meyer, der damit 1999 im Großen Musikvereinssaal in Wien eine Konzert- und CD-Produktion unter Harnoncourt machte. Für Barthold Kuijken (Belgien) entwickelte er die historische Schubertflöte, für den Philharmoniker Walter Lehmayer Englischhorn und Wiener Oboe.

Tutz hält das Weltpatent für das variable Tonloch bei Holzblasinstrumenten. Wie einige andere Patente lässt er es auslaufen. Es kostet viel und ist im Prinzip „so unnötig, wie ein Patent, auf den Mount Everest zu gehen, das kann eh keiner perfekt nachmachen“. Der heutige internationale Rang von Tutz ist weit von den Anfängen entfernt. 1963 übernahm er von Vater Rudolf den Betrieb, ganz am Anfang der Tutz-Linie stand Uropa Anton, wie Rudolf ein Fabrikant und Servicemann der Tiroler Blasmusik.

Der Chef selbst „würde nie was anschaffen, was ich selbst nicht kann“, kann also alles, dürfte aber mit seiner Leidenschaft für die Barockmusik und als „Stimmer“ für europäische Spitzenmusiker ziemlich ausgelastet sein. Exportiert wird in 25 Länder, regelmäßig ausgestellt in Paris, London, Berlin, Frankfurt, Rom und Wien.

Die Frage, ob er durch seine weltweite Sonderstellung nicht auch Aufträge ablehnen müsse, beantwortet Rudolf Tutz wie folgt, wobei seine Augen unendlich ernst, beinahe todtraurig blitzen: „Ich weise niemand ab, der Kunde stirbt in der Lieferfrist.“


Linde Brunmayr-Tutz und Rudolf Tutz, Foto: privat

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1 Dieser Text erschien erstmals 1999 in der Ausgabe Nr.10/99 der Zeitschrift TREND.

Der Klangmeister Rudolf Tutz

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