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Grußwort der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

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Wie wohl die meisten von Ihnen wissen, wurde die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld im Oktober 2011 von der Bundesregierung ins Leben gerufen. Sie ging aus Bestrebungen hervor, eine Form der Kollektiventschädigung für das Unrecht auf den Weg zu bringen, das Homosexuellen während der NS-Zeit angetan wurde und für das es nach der NS-Zeit in beiden deutschen Staaten keinerlei Wiedergutmachung oder Entschädigung gegeben hat. Die Bundesstiftung hat deshalb die Aufgabe übertragen bekommen, Bildung, Wissenschaft und Forschung zu fördern, um – wie es in der Satzung bestimmt wurde – zum einen „die nationalsozialistische Verfolgung Homosexueller in Erinnerung zu halten”, zum zweiten „das Leben und die gesellschaftliche Lebenswelt homosexueller Männer und Frauen, die in Deutschland gelebt haben und leben, wissenschaftlich zu erforschen und darzustellen” und zum dritten „einer gesellschaftlichen Diskriminierung homosexueller Männer und Frauen in Deutschland entgegenzuwirken”.

Ihre Tagung, die sich schwul-lesbischen Lebenswelten an Ruhr und Emscher im 20. Jahrhundert widmet, dazu Forschungsergebnisse und Gedenkaktivitäten vorstellt und nicht zuletzt weitere Forschungsimpulse vermitteln und Anstöße zur Vernetzung der Forschungen geben möchte, entspricht den Aufgabenstellungen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Deshalb war es uns eine Freude, dass der Förderantrag zur Veranstaltung dieser Tagung auch vom Fachbeirat und dem Kuratorium der Bundesstiftung Zustimmung erfuhr und die Stiftung diese Tagung finanziell unterstützen konnte.

Die Tagung leistet einen bedeutsamen Beitrag für die weitere Forschung und Erinnerungspolitik. Sie zeigt – oder wird zeigen –, was mit intensiver Recherche ans Licht gebracht werden kann und lohnend ist, in Erinnerung gerufen und im kollektiven Bewusstsein bewahrt zu werden. Die Tagung vermag einen Eindruck davon zu vermitteln, welche Quellen in diversen Archiven gehoben werden können, und zugleich, dass es möglich ist, selbst Quellen zu schaffen, etwa das angestrebte Zeitzeug_innenarchiv der ARCUS-Stiftung zu Erfahrungen von Lesben, Schwulen, Bi-, Inter- und Transsexuellen in der frühen Bundesrepublik. Auch hierzu gab es eine Unterstützung durch die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die mit ihrem eigenen Zeitzeug_innenprojekt, dem „Archiv der anderen Erinnerungen”, Impulse und Know-how vermitteln konnte.

Die Vorträge dieser Tagung nehmen lesbisch-schwule Netzwerke und Protagonisten, Verfolgte und Verfolger, emanzipationspolitisch Bewegte und ihre Bewegungszeitschriften zur Selbstverständigung, auch über Emanzipationsziele, in den Blick – ein vielfältiges und auch vielversprechendes Tagungsprogramm. Der Tagungstitel „Zwischen Verfolgung und Selbstbehauptung” greift zudem eine Forschungsperspektive auf, mit der in den letzten Jahren dafür plädiert wird, die herkömmlichen Blickwinkel auf Verfolgung und Unterdrückung, Diskriminierung und Fremdbestimmung zu erweitern und auf bislang unbeleuchtete Aspekte auszudehnen. Und das heißt: Homosexuelle auch als Akteurinnen und Akteure wahrzunehmen, den Formen ihrer Selbstbehauptungen, ihren unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten und differierenden Erfahrungen nachzuspüren. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld freut es sehr, dass diese Tagung ein solches Plädoyer, wie es auf dem ersten Wissenschaftskongress der Bundesstiftung 2013 gehalten wurde, aufgegriffen und zum programmatischen Titel erhoben hat. Mit großem Interesse freuen wir uns daher auf die Ergebnisse dieser Tagung.

Zwischen Verfolgung und Selbstbehauptung

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