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[9]Tafel I

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Der die Tiefe auslotete, die Fundamente des Landes,

der Entlegenes wusste, alles verstand,

Gilgamesch, der die Tiefe auslotete, die Gründung des Landes,

der Entlegenes wusste, alles verstand,

der gleichermaßen .…

der alles begriff, die Summe der Weisheit.

Verborgenes sah er, Geheimes tat er auf,

er brachte Kunde von der Zeit vor der Flut.

Einen weiten Weg legte er zurück, erschöpft machte er Rast.

All seine Mühe ist niedergeschrieben auf einem Gedenkstein:10

Er errichtete die Mauer von Hürden-Uruk,

des allerheiligsten Eanna, des glänzenden Schatzhauses.

Schau seine Mauer an, die sich so weit erstreckt!

Blick auf ihre Verkleidung, der niemandes Werk gleicht!

Nimm doch die Treppe, die seit alters besteht, und

nähere dich Eanna, dem Wohnsitz der Ischtar,

das kein späterer König, kein Mensch nachmachen kann!

Steig hinauf auf die Mauer von Uruk und geh herum,

prüfe das Fundament, inspiziere das Ziegelwerk,

ob nicht sein Ziegelwerk aus Backstein ist,20

ob den Grund nicht legten die sieben Weisen!

Eine Quadratmeile ist Wohnstadt, eine Quadratmeile sind Palmgärten, über eine Quadratmeile erstreckt sich die Lehmgrube, eine halbe Quadratmeile bedeckt der Tempel der Ischtar.

[10]Drei und eine halbe Quadratmeilen – das ist die Ausdehnung von Uruk.

Nimm den Tafelbehälter aus Zedernholz,

löse seinen Verschluss aus Bronze,

öffne den Zugang zu seinem Geheimnis,

nimm die Tafel aus Lapislazuli heraus, lies auf ihr von

all der Beschwernis, durch die Gilgamesch gehen musste!

Jeden König übertrifft er, ist von kräftiger Statur,

der Held, in Uruk geboren, der stößige Wildstier!30

Stets ging er voran, war der Allererste, ….

hinterher marschiert er, eine Stütze für seine Brüder,

ein rettendes Ufer, Schirm für seine Kämpfer,

eine wilde Flut, die selbst Mauern aus Stein zerbricht.

Gilgamesch, du Wildstier des Lugalbanda von vollkommener Kraft,

gesäugt von der edlen Kuh Rimat-Ninsun.

Riesig ist Gilgamesch, vollkommen (und) schrecklich,

der die Pässe der Gebirge auftat,

der Brunnen grub an den Flanken des Berges,

der den Ozean überquerte, die weite See, bis zum Aufgang der Sonne,40

der die Weltränder ausspähte auf der Suche nach dem Leben,

der energisch zum fernen Uta-napischti vorstieß,

der die Kultstätten wiederherstellte, die die Sintflut zerstörte,

der die kultischen Riten festlegte für die zahlreichen Menschen.

Wo ist einer, der sich mit ihm an königlicher Macht messen könnte

[11]und der wie Gilgamesch sprechen könnte: »Ich bin der König«?

Den Namen Gilgamesch trägt er seit dem Tag seiner Geburt.

Zwei Drittel von ihm sind Gott, ein Drittel Mensch.

Belet-ili entwarf seine Gestalt,

Nudimmud vollendete seine Statur:50

Lücke.

.......... elf Ellen hoch ist er,54

zwei Ellen sind seine Lenden weit,

ein Drittel Ellen sein Fuß, eine halbe Rute sein Bein.

Sechs Ellen breit sind seine Schultern,

eine halbe Elle lang ist der erste seiner Finger.

Seine Wangen tragen einen Bart, glänzend wie Lapislazuli,

sein lockiges Haar wächst dicht wie Getreidehalme.60

Von vollkommenem Liebreiz war er, als er herangewachsen war,

sehr schön nach irdischen Maßstäben.

Im Pferch von Uruk schritt er umher,

kräftig wie ein Wildstier, hocherhobenen Hauptes.

Seinesgleichen hatte er nicht, seine Waffen sind gezückt,

durch das pukku sind seine Genossen in Schach gehalten.

Ständig gehen die jungen Leute von Uruk grollend herum,

denn Gilgamesch lässt den Sohn nicht zu seinem Vater,

bei Tag und bei Nacht treibt er (ihn) an mit Macht.

Er, Gilgamesch, ist der König der weiten Menschheit,70

er, der Hirte (sein sollte) in Hürden-Uruk,

Gilgamesch lässt die Tochter nicht zu ihrer Mutter,

er .......... bald,

[12]ihre Klagen bringen sie vor die Götter (?)

Gewaltig, überragend, allwissend ….

Gilgamesch lässt die Jungfrau nicht zu ihrem Geliebten.

Die Tochter des Kriegers, die Braut des Jünglings:

ihre Klagen vernehmen die Göttinnen,

die Götter im Himmel rufen zu Anu,

dem ……….80

»Hast du nicht den wilden Stier geschaffen in Hürden-Uruk?«

Seinesgleichen hat er nicht, gezückt sind seine Waffen.

Mit seinem pukku hält er seine Genossen in Schach,

ständig lässt er die jungen Leute grollend herumgehen,

Gilgamesch lässt den Sohn nicht zu seinem Vater,

bei Tag und bei Nacht treibt er (ihn) an mit Macht,

er, der Hirte (sein sollte) in Hürden-Uruk!

Er, Gilgamesch, der König der weiten Menschheit,

ihr Hirte und ihr .…,

gewaltig, überragend, allwissend ….90

Doch Gilgamesch lässt die Jungfrau nicht zu ihrem Geliebten.

Die Tochter des Kriegers, die Braut des Jünglings:

immer wieder hört Anu ihre Klage.

Da ruft man die große Aruru:

»Du, Aruru, die du den Menschen geschaffen hast,

nun erschaffe, was er (d. h. der Gott Anu) befiehlt!

Gleich sei er ihm an Herzensungestüm,

Rivalen sollen sie sein – und Uruk erhole sich!«

Als Aruru das vernahm,

da bewegte sie den Befehl des Anu in ihrem Herzen.100

Aruru wusch sich ihre Hände,

[13]Lehm kniff sie ab, warf ihn in die Steppe.

In der Steppe erschuf sie Enkidu, den Helden,

einen Spross der Stille, Kraftpaket des Ninurta.

Völlig mit Haar bedeckt war sein Körper,

mit dichtem Haupthaar wie eine Frau,

sein lockiges Haar wuchs dicht wie Getreidehalme.

Er kannte weder Land noch Leute.

Bekleidet war er wie das wilde Vieh,

mit den Gazellen fraß er Gras,110

mit dem Vieh drängte er sich zur Tränke,

mit den wilden Tieren genoss er das Wasser.

Ein Jäger, so ein Räuber, ….

stieß auf ihn an dieser Tränke.

Einen ersten Tag, einen zweiten und dritten stieß er auf ihn an der Tränke.

Der Jäger erblickte ihn – und sein Antlitz erstarrte –

ihn und sein Vieh – da kehrte er nach Hause zurück.

Er war erschrocken, verstört, wurde stumm,

er erbebte in seinem Inneren, sein Antlitz umwölkte sich,

Trauer beschlich sein Gemüt,120

sein Ausdruck glich dem eines Wanderers ferner Wege.

Der Jäger hub an und sprach zu seinem Vater:

»Mein Vater, da ist ein Mann, der zur Tränke kam,

der ist der Stärkste im Lande, Kraft hat er,

wie ein Meteor ist er gewaltig.

Den ganzen Tag über streift er im Gebirge umher,

frisst ständig Gras mit dem Wild,

oft ist seine Fährte an der Tränke zu finden.

Ich bin in Furcht und nahe mich ihm nicht.

Die Gruben, die ich grub, hat er wieder zugefüllt,130

die Fallen, die ich stellte, riss er heraus,

[14]das Wild, das Getier der Steppe, ließ er vor mir entkommen,

lässt mich mein Waidwerk nicht tun.«

Da hub der Vater an und sprach zu dem Jäger:

»Mein Sohn, in Uruk herrscht Gilgamesch als König,

die Dirnen der Ischtar sind dort bei ihm.

Wie ein Meteor ist er gewaltig an Kraft.

Mach dich auf den Weg, setze dir Uruk als Ziel,

berichte dort von dem Gewalt-Menschen.

Geh, mein Sohn, führe die Dirne Schamchat mit dir heraus,140

denn sie hat Kräfte, vergleichbar denen eines starken Mannes.

Sobald das Wild zur Tränke herabkommt,

dann soll sie sich ihrer Kleider entledigen, ihre Reize offenbaren.

Er wird sie erblicken, sich ihr zuwenden,

das Wild aber, bei dem er aufwuchs, wird sich von ihm abwenden.«

Er hörte auf den Rat seines Vaters

und er brach auf, der Jäger,

macht sich auf den Weg, begibt sich nach Uruk.

Dem König Gilgamesch berichtet er:

»Da ist ein Mann, der zur Tränke kam,150

der ist der Stärkste im Lande, Kraft hat er,

wie ein Meteor ist er gewaltig an Kraft.

Den ganzen Tag über streift er im Gebirge umher

frisst ständig Gras mit dem Wild,

oft ist seine Fährte an der Tränke zu finden.

Ich fürchte mich und komme ihm nicht zu nahe.

Die Gruben, die ich grub, hat er wieder zugefüllt,

[15]die Fallen, die ich stellte, riss er heraus,

das Wild, das Getier der Steppe, ließ er vor mir entkommen,

lässt mich mein Waidwerk nicht tun.«160

Gilgamesch spricht zu ihm, zum Jäger:

»Geh nur, Jäger, führe die Dirne Schamchat mit dir heraus,

und wenn dann das Wild herankommt zur Tränke,

dann soll sie sich ihrer Kleider entledigen, ihre Reize offenbaren.

Er wird sie erblicken, sich ihr zuwenden,

das Wild aber, bei dem er aufwuchs, wird sich von ihm abwenden.«

Da machte sich der Jäger auf, führte die Dirne Schamchat mit sich heraus,

sie machten sich auf den Weg, wählten die rechte Straße.

Am dritten Tage gelangten sie an den Ort ihrer Bestimmung.

Jäger und Dirne ließen sich nieder.170

Einen Tag, einen zweiten Tag saßen sie gegenüber der Tränke,

es kam das Wild und trank an der Tränke,

es kam das Getier, genoss das Wasser,

und auch Enkidu, der dem Bergland entspross,

mit den Gazellen fraß er das Gras,

mit dem Wild trank er an der Tränke,

mit dem Getier genoss er das Wasser.

Da sah ihn Schamchat, den Wildmenschen,

den mörderischen Mann aus der Mitte der Steppe.

»Das ist er, Schamchat, mach frei deinen Busen!180

Tu deinen Schoß auf, damit er deine Fülle nehme!

Fürchte dich nicht, nimm hin seinen Atemstoß!

[16]Sobald er dich sieht, wird er dir nahekommen.

Dann breite dein Gewand aus, und er soll dir beiwohnen.

Bereite ihm, dem Wildmenschen, das Werk des Weibes,

dann wird sein Liebesspiel über dir ›raunen‹.

Sein Getier, bei dem er in der Steppe aufwuchs, wird sich von ihm abwenden.«

Da machte Schamchat ihren Busen frei,

tat ihren Schoß auf, und er nahm ihre Fülle.

Sie fürchtete sich nicht, nahm seinen Atemstoß hin.190

Sie breitete ihr Gewand aus, und er wohnte ihr bei,

sie bereitete ihm, dem Wildmenschen, das Werk des Weibes,

sein Liebesspiel »raunte er« über ihr.

Sechs Tage und sieben Nächte war Enkidu auf und beschlief die Schamchat,

bis er satt war davon, sie zu genießen.

Da wandte er sich seinen Wildtieren zu.

Als sie Enkidu erblickten, da liefen die Gazellen davon,

das Steppengetier wich von seinem Leibe.

Fremd geworden war Enkidu mit seinem glänzenden Körper,

er blieb stehen, als sein Wild davonlief.200

Geschwächt war Enkidu, nicht wie früher war sein Lauf,

doch er hatte nun einen Auftrag, wurde verständig.

Er kehrte zurück, setzte sich zu Füßen der Dirne,

betrachtete die Dirne, ihr Antlitz,

und was die Dirne spricht, hören seine Ohren.

Die Dirne spricht zu ihm, zu Enkidu:

»Sehr gut bist du, Enkidu, wie ein Gott.

Warum streifst du nur mit dem Wild in der Steppe herum?

[17]Komm, ich will dich zum Hürden-Uruk führen,

zum heiligen Tempel, der Wohnstatt von Anu und Ischtar,210

wo auch Gilgamesch ist, vollkommen an Stärke,

und wie ein Wildstier Macht ausübt über die Männer.«

So sprach sie zu ihm, und ihre Rede gefiel ihm,

er wusste nun in seinem Herzen, dass er einen Freund suchte.

Enkidu sprach zu ihr, zur Dirne:

»Komm, Schamchat, nimm mich mit,

zum reinen Tempel, der heiligen Wohnstatt von Anu und Ischtar,

wo auch Gilgamesch ist, vollkommen an Stärke,

und wie ein Wildstier Macht ausübt über die Männer.

Ich, ich will ihn befehden, stark, wie ich bin,220

rühmen will ich mich in Uruk: ›Ich bin der Stärkste!‹

Wenn ich komme, werde ich die Geschicke (der Menschen) ändern.

Der in der Steppe geboren wurde, der hat gewaltige Kräfte.«

»Ja, das Volk möge dein Antlitz sehen.

Ich weiß wohl, wie es da zugeht.

Komm, Enkidu, zum Hürden-Uruk,

wo die jungen Männer (schon schöne) Gürtel tragen.

Tagtäglich wird dort ein Fest gefeiert,

wo ständig die Trommeln laut dröhnen

– und die Dirnen sind von vollkommener Schönheit,230

geschmückt mit Liebreiz, voll der Freuden –

vom Nachtlager vertreiben sie (durch ihren Lärm) die Granden.

O Enkidu, der du das Leben nicht kennst,

[18]dir will ich Gilgamesch zeigen, den Weh-froh-Menschen,

blicke ihn an, schau in sein Gesicht!

Er ist in Männlichkeit schön, hat Würde,

sein ganzer Körper strahlt Lebenslust aus.

Er besitzt größere Kraft als du,

ist rastlos Tag und Nacht.

Enkidu, steh ab von deinem frevelhaften Plan,240

denn den Gilgamesch lieben Schamasch und

Anu, Enlil und Ea haben seinen Sinn geweitet:

Noch bevor du aus dem Bergland kamst,

.… hatte Gilgamesch in Uruk wiederholt Träume.«

Gilgamesch erhob sich; um den Traum zu verstehen, sprach er zu seiner Mutter:

»O Mutter, in dem Traum, den ich nächtens sah,

erschienen mir die Sterne des Himmels,

wie Meteoriten stürzten sie ständig auf mich nieder.

Ich wollte (einen) heben, da war er mir zu schwer,

wegrollen wollte ich ihn, da konnte ich ihn nicht bewegen.250

Uruk, das Land, tritt zu ihm hin,

das ganze Land ist um ihn versammelt,

die Menge drängt sich zu ihm hin,

die jungen Männer umringen ihn,

küssen seine Füße wie die eines kleinen Kindes.

Ich liebte ihn wie eine Frau, liebkoste ihn,

hob ihn hoch und setzte ihn vor dir nieder,

und du, du stelltest ihn mir gleich.«

Die Mutter des Gilgamesch, klug, weise und allwissend, spricht zu ihrem Sohn,

die Wildkuh Ninsun, klug, weise und allwissend, spricht zu Gilgamesch:260

[19]»Vor dir erschienen die Sterne des Himmels,

wie ein Meteor fiel (einer) vor dich hin.

Du wolltest ihn hochheben, da war er dir zu schwer,

du wolltest ihn wegrollen, da konntest du ihn nicht bewegen,

du hobst ihn hoch und setztest ihn vor mir nieder,

und ich stellte ihn dir gleich.

Du liebtest ihn wie eine Frau, liebkostest ihn.

Ein starker Genosse wird zu dir kommen, der behütet den Freund,

im Lande ist er stark, er hat Kraft,

wie bei einem Meteoriten sind seine Wirkungen gewaltig.270

Du wirst ihn lieben wie eine Frau, wirst ihn liebkosen,

er aber wird dich oft aus schlimmer Schlacht erretten.«

Einen zweiten Traum sah er,

erhob sich und ging zur Göttin, seiner Mutter.

Gilgamesch spricht zu ihr, seiner Mutter:

»Nun, Mutter, habe ich ein zweites Traumgesicht gesehen:

Auf der Straße von Hürden-Uruk

lag eine Axt, und um sie herum ist (das Volk) versammelt.

Ganz Uruk-Land steht bei ihr,

das Land ist um sie versammelt,280

es drängt sich das Volk um sie,

die jungen Männer umringen sie.

Ich aber hob sie auf und legte sie vor dir nieder.

Ich liebte sie, liebkoste sie wie eine Frau.

Du aber stelltest sie mir gleich.«

Die Mutter des Gilgamesch, klug, weise und allwissend, spricht zu ihrem Sohn,

[20]die Wildkuh Ninsun, klug, weise und allwissend, spricht zu Gilgamesch:

»Mein Sohn, die Axt, die du sahst, ist ein Mann.

Du wirst ihn lieben, ihn liebkosen wie eine Frau,

und ich werde ihn dir gleichstellen.290

Ein starker Genosse wird zu dir kommen, der behütet den Freund,

im Lande ist er stark, er hat Kraft,

wie bei einem Meteoriten sind seine Wirkungen gewaltig.«

Da spricht Gilgamesch zu ihr, zu seiner Mutter:

»Mutter, nach dem Befehl des Beraters Enlil soll es eintreffen,

möchte ich doch einen Freund, einen Berater gewinnen,

gewinnen möchte ich einen Freund, einen Berater!«

(So) sah er seine Träume.

Als Schamchat dem Enkidu Gilgameschs Träume erzählt hatte,

liebten sich die beiden.300

Das Gilgamesch-Epos

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