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Ist der Weltfrieden möglich?
von Michael Bernard Beckwith
Frieden – eine zeitlose und universelle Vision – ist der herausragende »Gleichmacher«, der allen gehört und gleichermaßen von den Bemühungen aller abhängt. Frieden ist keine Sache, die nur von einer Gruppe internationaler Führungspersönlichkeiten erreicht werden kann – egal, wie edel deren Absichten auch sein mögen. Wenn der Friede auf Erden ausbricht, wird er von Menschen auf dem gesamten Globus kommen, die einen neuen Bewusstseinszustand erreicht haben.
Der Frieden, der unserer Spezies innewohnt, strengt sich selbst in diesen Zeiten in einem weltweit steigenden Maße an. Es sind jene Menschen, die wissen, dass sie einer gewaltigen Aufgabe gegenüberstehen, und sich ihr dennoch stellen, die den entscheidenden Unterschied machen. Und das war im Verlauf der Geschichte immer schon so.
Es hat immer Menschen gegeben, die – wenn sie mit einem scheinbar unlösbaren Problem konfrontiert waren – eine Lösung fanden, statt vor dem Problem zu kapitulieren. Menschen haben zu allen Zeiten Veränderungen in einer solchen Größenordnung bewirkt – ob es nun darum ging, die Herausforderung unterschiedlicher scheinbar unheilbarer Krankheiten zu bekämpfen, sich für die Bildung der Massen einzusetzen oder die Freiheit zu schaffen, damit wir unsere eigenen ökonomischen Ziele verfolgen können. Diejenigen, die sich gegen alle Widrigkeiten durchsetzten, waren davon inspiriert, aus einem neuen Paradigma heraus zu handeln – ein Paradigma, das die große Mehrheit oftmals schlicht noch nicht erreicht hatte. Auch wir sind in der Lage, einen Zustand des globalen Friedens zu bewirken, den unsere Spezies bisher noch nicht erlebt hat.
Was ist Frieden?
Wenn wir über Frieden sprechen wollen, müssen wir diesen zuerst einmal definieren. Menschen tendieren dazu, zu glauben, Frieden bedeute die Abwesenheit von Konflikt oder Negativität, aber das ist es nicht wirklich, was den Frieden ausmacht. Ich würde es so beschreiben: Frieden ist die Dynamik, das Gute in Einklang miteinander zu bringen. Es ist eine Qualität, die wir in uns tragen.
Frieden ist eine bestimmte Qualität. Nehmen wir einmal folgendes Beispiel: Sie betreten einen Raum, in dem oberflächlich gesehen Frieden zu herrschen scheint. Weder streiten noch kämpfen die Menschen darin miteinander; und doch verrät Ihnen die Energie im Raum, dass dort kein Friede herrscht und die Anwesenden miteinander uneins sind und sich nicht leiden können. In einem solchen Bewusstsein ist kein Frieden zu erkennen, obwohl kein offener Konflikt vorliegt.
Nun betreten Sie einen anderen Raum. Dort fällt Ihnen auf, dass die Menschen sich im Hinblick auf ein bestimmtes Thema streiten; dennoch ist die Atmosphäre vollkommen friedlich, denn die Personen sind reif genug, miteinander zu diskutieren, auch wenn sie nicht unbedingt die gleiche Meinung vertreten – und Friede, Liebe, Geduld, Güte und Mitgefühl spielen in ihrem Bewusstsein auch weiterhin eine aktive Rolle.
Wenn ich von Frieden spreche, meine ich damit also eine Qualität, die ebenso real ist wie Liebe, Harmonie oder Schönheit. Und wenn ich vom Weltfrieden spreche, meine ich damit eine Bewusstseinshaltung von Menschen, die den Frieden nicht länger unterdrücken – weil dieser, ähnlich der göttlichen Präsenz, überall vorhanden ist und schon immer da war, es sei denn, man hat ihn durch begrenzte Sichtweisen zu unterdrücken versucht.
Wir Menschen teilen einen Aspekt unseres Gehirns mit der Tierwelt, nämlich den, dass wir auf alles, was uns begegnet, mit unserer animalischen Natur reagieren. Ein Teil des menschlichen Gehirns ist nun einmal so gestrickt. Aber wir besitzen auch einen höheren Aspekt des Gehirns, der uns zu einem Bewusstsein befähigt, das direkt dem Geist entspringt. Dieser Teil unseres Gehirns ist nicht nur reaktiv, sondern auch ein Ausdruck seiner liebenden Natur.
Sich das Bewusstsein des Friedens erschließen
Das Bewusstsein, mit dem uns wir diesen Frieden erschließen können, setzt sich erst jetzt in unserer Zeit langsam auf der Weltbühne durch. Egal, ob wir über nukleare Abrüstung, die Klimaerwärmung, Umweltprobleme, Wasserknappheit, Armut, Hungersnöte oder das Fehlen angemessenen Wohnraums sprechen – und alle diese Punkte können mögliche Auslöser künftiger Kriege sein –, erst jetzt ist der Teil unseres Gehirns in der Lage, diese Probleme anzugehen, indem die gegenseitige Kooperation in den Vordergrund rückt.
Selbst für jene in so festgefahrenen Konfliktsituationen wie etwa die Israelis und Palästinenser ist Frieden nach wie vor etwas, das erreicht werden kann. Beide Völker scheinen wenig miteinander gemein zu haben, doch in Wahrheit sind sie in den meisten Dingen einer Meinung. Sie entstammen denselben religiösen Wurzeln; sie essen ähnliche Gerichte. Sie wünschen sich Schutz und Frieden für ihre Familien und die Freiheit, ihren Kindern eine anständige Bildung zu ermöglichen; sie wollen eine Arbeit, die ihnen Freude bereitet, und wünschen sich Freizeit, die sie in Ruhe mit ihren Familien verbringen können. In den meisten Dingen stimmen sie also überein.
Das Problem ist das Land. Hier müssen wir Regierungen und Menschen feinsäuberlich voneinander trennen. Geschlagen mit egozentrischen Politikern, die von verängstigten Menschen ins Amt gewählt wurden, stehen die Regierungen dem Frieden im Weg. Kurzsichtig in ihren Standpunkten, bedienen sie sich der Medien, damit die Massen ihnen ihre eigennützige Politik abkaufen. Ohne ihre Regierungen würden Israelis und Palästinenser eigentlich gut miteinander auskommen – wie dies bei vielen von ihnen auch längst der Fall ist.
In den Ländern selbst finden sich nur Personen, die von Hass erfüllt sind. Aber sie haben Verletzungen erfahren – und deren Heilung beginnt mit Vergebung. Versammeln Sie einmal eine Gruppe Palästinenser in einem Kreis und laden Sie sie ein, miteinander ins Gespräch zu kommen – über ihr Leid, über den Tod von ihnen nahestehenden Menschen, über ihre Kinder, die in Gaza umgebracht wurden. Bringen Sie anschließend Israelis in den Kreis, die den Palästinensern einfach nur zuhören, ohne diese zu unterbrechen. Danach drehen Sie die Situation um, sodass die Israelis ihre Erfahrungen teilen. Lassen Sie jede Gruppe zum Zeugen der Tränen und der Traurigkeit der anderen werden.
Wenn man etwas aus der Perspektive einer anderen Person betrachtet, führt dies zur Entstehung von Mitgefühl. Durch Mitgefühl entsteht Verständnis; und aus dem Verständnis entwickelt sich ein Dialog. Sobald ein Dialog entsteht, taucht auch ein Lösungsweg auf, wo dies zuvor unmöglich erschien. Mit Empathie, Mitgefühl, Verständnis und Dialog erkennen die Menschen Lösungen, die vorher nicht vorhanden waren; es kommt zu einer Bewusstseinsveränderung, die neue Einsichten ermöglicht.
Doch Menschen, die miteinander singen und tanzen oder gemeinsam in die Schule gehen, machen nun mal keine Schlagzeilen. Und für die Medien gilt überwiegend das Motto: Je blutiger, desto besser für die Quote. Die Nachrichten werden aus der Perspektive des alten Paradigmas der Angst vermittelt. Und obwohl die kommerziellen Nachrichten kein Interesse daran haben, dies zu verändern, wird das alte Paradigma zurzeit dennoch ersetzt. Eine Vision davon, wie friedvoll die Welt sein könnte, gewinnt an Kontur.
Krieg ist ein Teil unserer Dysfunktion; er spiegelt nicht wider, wer wir in unserer höchst entwickelten Form sind. Kriege entstehen, wenn Ressourcen im Spiel sind und kurzsichtige Staatslenker die Idee durchsetzen, ihre Nation sei die »Nummer eins«. Aber die Vorstellung, die »Nummer eins« zu sein, entspricht nicht der Realität. Sie repräsentiert lediglich einen Pseudopatriotismus. Gerade entsteht ein neues Paradigma, in dem es darum geht, zu wachsen und eins zu werden mit dem Einen – will heißen, anzuerkennen, dass die menschliche Rasse eine Einheit bildet. Die wirkliche Neuigkeit, die die Schlagzeilen noch nicht erreicht hat, ist, dass eine immer größer werdende Zahl von Menschen weltweit den Frieden willkommen heißt. Immer mehr friedliche Arten des Handels entstehen, wie etwa der mit Bioprodukten, Solarstrom oder der ganzheitliche Medizinmarkt, und beginnen dem traditionellen Handel den Rang abzulaufen. Dies sind alles deutliche Hinweise darauf, dass wir uns inmitten einer bedeutenden Transformation in Richtung einer friedlichen Welt befinden.
Mehrere Ebenen dieser Transformation existieren gleichzeitig nebeneinander. Auf der individuellen Ebene ist der Friede, den ich meine, ganz tief in uns selbst verankert. Er entsteht als Ergebnis unserer täglichen Bemühungen, uns mit der universellen Präsenz zu verbinden, die den Kern unseres Wesens ausmacht. In einer regelmäßigen spirituellen Praxis, in der wir wahrhaft still werden, durchdringt jener »Friede, der das rein rationale Verstehen übersteigt« Stück für Stück jeden Aspekt unseres Tages, sodass dieser für uns realer wird als alles andere, was uns sonst widerfährt. Das ist die Art von Frieden, die sich auch in den schwierigsten Lagen in einem Menschen entwickeln kann – wie im Falle Nelson Mandelas in seiner Gefängniszelle. Es handelt sich um eine Ebene von spiritueller Reife, die entweder durch Leiden oder eine höhere Erkenntnis ausgelöst wird; es ist ein Frieden, der uns nie wieder verlässt.
Diese Art von Frieden weitet sich auf natürliche Weise auf die Ebene der Gemeinschaft aus. Wenn wir uns mit ganzer Kraft für etwas einsetzen, entspringt die geistige Vision, wie die Welt sein könnte, unserem innersten Wesen und hält unsere Energie und unsere Hingabe für die Sache am Leben. Wir müssen den Wunsch nach diesem Frieden nicht zurückstellen und darauf warten, dass die Welt sich verändert, bevor wir in seinen Genuss kommen können. Wir können selbst zum Instrument jener Veränderung werden – diesem Frieden, den wir längst in uns tragen.
Genau das geht auch aus Martin Luther King Juniors Worten hervor: Als er davon sprach, dass alle Brüder und Schwestern eins seien – und das inmitten einer Zeit, die von enormer Bigotterie und Rassismus gekennzeichnet war –, zapfte er jene Liebe und jenen Frieden an, obwohl diese in der damaligen Welt nicht unbedingt der Alltagsrealität entsprachen. Wir alle haben Zugang zu jener Liebe und jenem Frieden – wir müssen lediglich unseren Weg dahin finden, uns diese Art von Vision und spiritueller Nahrung zu erschließen, auch während wir im Äußeren für Frieden, Ökologie oder Gerechtigkeit tätig sind.
Mit anderen Worten: Frieden ist nicht das Endziel. Frieden ist ein Teil der Reise, mit jedem Schritt, den wir machen. Wir tragen ihn in uns, doch seine Auswirkungen sind auf einer viel größeren Skala zu spüren. Wir alle müssen unseren eigenen Platz finden in der Gemeinschaft, wo wir bereit sind, unsere Talente einzubringen. Dies könnte beispielsweise bedeuten, dass wir Mitglied einer Nachbarschaftshilfe oder einer Gemeindegruppe werden oder uns in einer Weise ehrenamtlich engagieren, die anderen Hoffnung und Freude bringt.
Landesweit gesehen unterscheiden sich die Bewusstseinszustände auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene. Klinken Sie sich darum aber nicht aus, sondern beteiligen Sie sich, ohne sich zu sehr daran festzuklammern oder Hass gegenüber der sogenannten anderen Seite zu empfinden. Schauen Sie sich sehr genau an, wer Ihren persönlichen Standpunkt am besten vertritt – ebenjene Sichtweise, die ein größeres Gefühl des Einsseins auf diesen Planeten bringt –, und unterstützen Sie diese Leute. Wenn wir uns gemeinsam mit anderen in einer Weise engagieren, die in Übereinstimmung mit unseren eigenen Talenten steht, säen wir die Samen für eine Gesellschaft voller Möglichkeiten.
Vielen ist nicht bewusst, dass kleine Gruppen von Menschen überall auf der Welt, die mit Mitgefühl handeln, das geistige und emotionale Klima unseres gesamten Planeten beeinflussen können. Alle Ebenen des Friedenschaffens sind auf solche Weise miteinander vernetzt.
Indem wir den inneren Frieden in uns tragen, erschaffen wir überall um uns herum Frieden. Wir säen auf allen Ebenen der Gesellschaft gleichzeitig die Samen von Möglichkeiten. Große Veränderungen geschehen dann, wenn wir das aussäen, was wir uns wünschen. An dieser Stelle stimme ich mit Victor Hugo überein, der sagte, dass dieser Prozess »eine Idee erschaffen würde, deren Zeit gekommen ist«.1 Wir alle müssen weiter daran arbeiten, eine Vision zu entwickeln, uns auf diese fokussieren, den nächsten Schritt machen und in jene Richtung weitergehen. Mit den Worten der Friedenshymne Let There Be Peace on Earth möchte ich Ihnen sagen: »Lass Frieden auf Erden werden, und lass ihn mit mir beginnen!«2