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Leben bedeutet Fülle durch Kooperation, nicht Konkurrenz aufgrund von Mangel

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Die Evolution des Lebens folgt einem Muster der Diversifikation und der anschließenden Integration von Verschiedenartigkeit auf höheren Komplexitätsebenen. Im Verlauf der Evolution wurde diese Integration hauptsächlich durch neue Formen von Kooperation und Symbiose erreicht. Es ist an der Zeit, das Leben als einen planetarischen Prozess der Kooperation neu in den Blick zu nehmen, in dem sich ein einheitliches Ganzes, das sich auf zeitlich und räumlich ineinander geschachtelten Komplexitätsskalen manifestiert, in enger Wechselseitigkeit als lebendiger Planet entwickelt. Leben ist eine sich stetig erneuernde Gemeinschaft, verankert in Mustern aus Symbiose und Kooperation, die dem Leben dienliche Bedingungen und eine gemeinsame Fülle schafft.

Natürlich existiert Konkurrenz, allerdings in einem viel geringeren Ausmaß, als unsere kurzsichtige Orientierung auf den Mangel als Antrieb der Evolution uns glauben gemacht hat. Um es in einer Analogie auszudrücken: Man könnte sagen, die Rolle der Konkurrenz innerhalb der Evolution des Lebens entspricht den Wellen und Kräuseln an der Oberfläche eines riesigen Ozeans der Symbiose und Kooperation. Evolution ist Co-Evolution! Im Laufe seiner Evolution hat das Leben selbst fortwährend die Bedingungen geschaffen, welche die Entstehung eines noch vielfältigeren und komplexeren Lebens begünstigte.

Im Folgenden möchte ich nur einige wenige von vielen markanten Sprüngen innerhalb der Evolution auflisten, die sich durch neue Formen kooperativer Komplexität auszeichnen:

»Das Verschmelzen je zweier zellkernloser Zellen zu den ersten eukaryotischen Zellen, die ein komplexeres Leben ermöglichten;

»der Zusammenschluss solcher Zellen zu mehrzelligen Organismen;

»die kooperative Differenzierung von Zelltypen und -funktionen, durch die komplexe Organismen wie die Wirbeltiere entstehen konnten;

»die komplexen Muster, die zu kooperativen Vorteilen bei sozialen Säugern wie Walen, Elefanten, Wölfen, Affen und Menschen führen;

»unsere menschlichen Systeme aus Regierungsformen und Gemeinschaftlichkeit auf der Ebene von Stadtvierteln, Städten, Bioregionen, Staaten oder den Vereinten Nationen;

»jüngste Entdeckungen im Hinblick auf die Rolle des menschlichen Mikrobioms bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit und der Regulation der Genexpression, die zeigen, dass der menschliche Körper in Wahrheit ein höchst diverses und kooperatives wandelndes Ökosystem ist, das mehr nicht menschliche als menschliche Zellen in seinem Innern und auf seiner Oberfläche vereint.

Angesichts der auf uns zukommenden Krisen steht unsere relativ junge Spezies nun kurz vor einer noch nie da gewesenen evolutionären Entwicklung. Die Möglichkeit einer vorzeitigen Auslöschung zwingt unsere Spezies, eine Art globalen Übergangsritus in eine erwachsenere und reifere Entwicklungsphase zu vollziehen. Es ist an der Zeit, uns zu verantwortungsbewussten Mitgliedern der Gemeinschaft des Lebens zu entwickeln.

Die einzige angemessene Antwort auf das krisengeschüttelte Leben auf diesem Planeten ist, danach zu streben, der Heilung und der Erneuerung der Erde zu dienen. Dadurch fangen wir an, unser abgetrenntes und fragmentiertes Selbst zu heilen, indem wir uns auf unsere indigenen Wurzeln besinnen, uns wieder verbinden und einen neuerlichen Zugang finden zu dem, was die Dichterin Mary Oliver als unseren »Platz in der Familie aller Dinge« bezeichnete.5

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