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Letzte Station vor dem Frankreichfeldzug

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In Hetzhof kamen wir Anfang Februar, bei strenger Kälte und tiefem Schnee, nach etwa vierstündiger Fahrt an. Ich hatte damals eine 750 Kubik schwere NSU-Maschine gefahren, mit der ich auch später in Frankreich eingesetzt war. Völlig durchfroren bekam jeder sein Quartier zugewiesen, und so hatte ich auch dieses Mal wieder eine Unterkunft bei einer Familie mit zwei Kindern. Das Mädchen war vierzehn und der Junge acht Jahre alt. Der Vater war auch zum Militärdienst eingezogen worden. Hier hatte ich jetzt ein schönes warmes Zimmer, aber sonst konnte man in dieser kleinen Ortschaft nicht viel anfangen.

Unser Dienst bestand hauptsächlich aus Waffenreinigen und Fahrzeugpflege, und in dieser Zeit machte ich auch den Führerschein Klasse drei. So blieb uns noch ziemlich viel Freizeit, doch wurde jeder von uns einmal in der Woche zum Wachdienst eingeteilt. Das war von abends sechs bis morgens sechs Uhr im Wechsel, zwei Stunden Wache und vier Stunden Ruhe. Es mussten immer zwei zusammen den ganzen Ort abschreiten, denn unsere Fahrzeuge standen im gesamten Ort verteilt. Bei diesem Wachgang kamen wir immer mehrmals an einem Haus vorbei, in dem der Feldwebel einquartiert war. Er schlief im oberen Stockwerk, doch man konnte ihn schon von Weitem schnarchen hören. Es war wirklich einmalig, welche Lautstärke dieser Mann entwickelte. Seine Quartiersleute waren da sicher nicht zu beneiden. Doch schon in den ersten Kriegstagen in Frankreich wurde er von einem Geschoss eines Tieffliegers tödlich getroffen.

Die Familie, bei der ich wohnte, war sicher sehr fromm, denn am Sonntag gingen alle zur Kirche, und mittags beteten sie vor und nach dem Essen. Das vierzehnjährige Mädchen hieß Maria. Sie war bildhübsch, doch leider war sie blind. Wir machten zusammen Spiele, bei denen sie immer mitspielen konnte. Mit der Zeit spürte ich, dass sie immer meine Nähe suchte und jede Gelegenheit nutzte, in mein Zimmer zu kommen. So musste sie mit ihrer Mutter über mich gesprochen haben, denn die erzählte mir, dass Maria sich in mich verliebt hätte. Es sei das erste Mal, dass sie Maria so fröhlich und glücklich gesehen habe, und sie bat mich, doch liebevoll mit ihr umzugehen. Ja, ich nahm mir vor, nur gut zu ihr zu sein und ihre Illusion nicht zu zerstören, denn sie tat mir so unendlich leid. Es war so traurig, dass dieses schöne Mädchen blind sein musste, doch Mitleid konnte sie gar nicht ertragen. Ich hörte sie einmal in ihrem Zimmer beten, Gott möge doch mir ein bisschen Liebe für sie in mein Herz legen. Das machte mich tief betroffen, dass dieses Mädchen, trotz ihres schweren Schicksals, das sie zu tragen hatte, solch ein Gottvertrauen haben konnte.



In Hetzhof/Eifel bei der Arbeit und in der Freizeit.

So waren wir beide sehr glücklich, auch wenn wir nichts miteinander hatten. Es genügte uns schon, wenn wir uns berührten, und sie sagte, sie wäre schon glücklich, wenn sie nur meine Stimme hörte. Der Winter ging schnell vorüber und im Frühjahr hatten wir wieder mehr Dienst und auch viele Übungen. Doch blieb immer noch genügend Zeit für Maria und mich. Ja, in der ganzen Kompanie hatte es sich herumgesprochen, denn wir gingen abends oft bis in die Nacht spazieren. Doch auch dieses Glück ging einmal zu Ende, und als die Nachricht kam, dass wir in Richtung Luxemburg nach Frankreich einmarschieren sollten, fiel uns allen der Abschied sehr schwer. Ich hielt Maria im Arm und wusste, dass ich sie nie wieder sehen würde, und sie wusste es auch. Ja, sie war sehr tapfer und ich versuchte es auch zu sein, bei dieser auch für mich schweren Trennung. Ihre Mutter dankte mir noch ganz besonders für die schönen Stunden, die ich Maria geschenkt hatte, und wünschte mir viel Glück.

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