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Einführung

Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens! Diese Worte des griechischen Tragödiendichters Euripides (* ca. 480 v. Chr.– 406 v. Chr.) geben eine wichtige Lebenserfahrung wieder: Wein war besonders im antiken Griechenland und ist dort noch heute ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Diese auf das Weinland Griechenland bezogene Aussage hat jedoch eine viel breitere Relevanz: Schon vor vielen Jahrtausenden wurde vom Nahen Osten bis China Wein als ein grundlegendes Lebenselixier angebaut und getrunken.

Doch Wein ist nicht nur das wichtigste Getränk der Vergangenheit im Mittelmeerraum, er hat auch eine hohe gegenwärtige Relevanz. Hierbei spielen Mainz und Rheinland-Pfalz eine für Deutschland hervorragende Rolle. Mehr als 60 % des deutschen Weins werden in den rheinland-pfälzischen Anbaugebieten Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz und Rheinhessen hergestellt. Im Juni 2008 wurde die Stadt Mainz als einzige deutsche Stadt in das internationale »Great Wine Capitals Global Network (GWC)« aufgenommen, einem Zusammenschluss der zehn exklusivsten und bekanntesten Weinbaustädte weltweit. Aber nicht nur deshalb kann Mainz als (heimliche) Weinhauptstadt Deutschlands angesehen werden. Mainz ist auch der Standort bedeutender Weininstitutionen wie des Deutschen Weininstituts, des Deutschen Weinfonds und der Deutschen Weinakademie.

Mit der Gründung des Instituts für Mikrobiologie und Weinforschung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in den 60er-Jahren wurde auch die akademische Weinforschung in Rheinland-Pfalz etabliert. Einige Hochschullehrer der hiesigen Universität sind auch Mitglieder im Mainzer Weinsenat, der sich besonders gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten des Weins widmet.

Die vielfältige und wichtige Bedeutung, die Wein in nahezu allen Bereichen des menschlichen Lebens seit Jahrtausenden spielt, werden an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz in einer Breite untersucht, wie es möglicherweise an keiner anderen wissenschaftlichen Institution weltweit der Fall ist. Dazu wurde vor mehreren Jahren ein interdisziplinärer Arbeitskreis (IAK) »Rebe und Wein« an der Johannes Gutenberg-Universität gegründet, in dem kulturgeschichtlich und önologisch relevante Themen aus so vielfältigen Bereichen wie Archäologie, Archäobotanik, Literatur-, Religions- und Profangeschichte, Theologie, Psychologie, Sprachwissenschaft, Mikrobiologie, Biophysik, Genetik, Chemie, Medizin, Pharmakologie, Recht sowie Wirtschaft bearbeitet werden. Die Ergebnisse wurden in den vergangenen Jahren in jedem Sommersemester in der Vorlesungsreihe »Weinwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz« einem lokalen weininteressierten Publikum vorgestellt. Einige Vorträge wurden 2012 in dem Band »Kulturgut Rebe und Wein«. (Springer-Verlag, Heidelberg) einer breiteren Öffentlichkeit auch außerhalb von Mainz präsentiert.

Wegen des anhaltend großen Interesses haben wir uns entschlossen, weitere Vorträge zum Thema Rebe und Wein in dem vorliegenden Weinbuch herauszugeben. Der Bogen ist auch hier wieder weit gespannt. Die Kulturgeschichte des Weins wird von den ältesten Weinfunden in China über die nahöstlichen und biblischen Referenzen bis hin zum römischen Weinanbau an der Mosel exemplarisch dargestellt. Die drei ausgewählten Regionen sind ausgezeichnete Beispiele für die Geschichte des Weinanbaus in der Antike. Die Bedeutung des Weins hat sich dabei in religiösen und liturgischen Handlungen unterschiedlichster Religionen Asiens und Europas niedergeschlagen. In einem zweiten Abschnitt werden die gesundheitlichen Aspekte des Weins behandelt. Ist Weinkonsum eher gesundheitsgefährdend oder -fördernd? Hier werden aktuelle medizinische Forschungen auf einem allgemein verständlichen Niveau auch für Nichtmediziner präsentiert. Der Weinbau schreitet ständig voran und führt zu völlig neuen Entwicklungen, die von Laien oft nicht wahrgenommen werden (können). Einige Beiträge zur aktuellen Weinforschung erlauben es dem nichtfachkundigen Weintrinker, besser zu verstehen, was mit seinem Glas Wein beim Winzer geschah und welche Anstrengungen die Winzer unternehmen müssen, um den gestiegenen Anforderungen an die Weinqualität gerecht zu werden. Hier wird ein breites Spektrum möglicher Verbesserungen der Weinqualität aufgezeigt, von Züchtungserfolgen über Optimierungen bei der Weinherstellung bis hin zum möglichen Einfluss unterschiedlichster Musikrichtungen auf den Geschmack des Weins. Ein vierter Abschnitt widmet sich zwei sehr traditionsreichen und über Rheinland-Pfalz hinaus bekannten Weingütern und ihrer Geschichte. Im fünften Abschnitt werden nicht nur Zukunftsthemen der Weinproduktionen aufgezeigt, sondern mit den Beobachtungen zum neu aufkommenden Weinmarkt in China wird auch der Anfang des Buches wieder aufgegriffen. In China scheint nicht nur der Weinbau entstanden zu sein, hier liegt auch ein wichtiger Markt der Zukunft. China steht heute an siebter Stelle in der weltweiten Weinproduktion und an fünfter Stelle beim Weinkonsum – mit steigender Tendenz. Dabei wurde in jüngster Zeit bis 1980 kaum Wein aus Trauben in China hergestellt.

Wir Herausgeber danken allen Autoren, die ihr Fachwissen in komprimierter und allgemein verständlicher Form zusammengefasst haben. Erst durch diese Vielfalt entsteht ein spannendes Mosaik über Rebe und Wein. Unser Dank gilt auch Frau Dr. Nünnerich-Asmus vom Nünnerich-Asmus Verlag Mainz, die unsere Buchidee bereitwillig aufgegriffen und bis zur Fertigstellung mit viel Engagement begleitet hat. Der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dem IAK »Rebe und Wein« an unserer Universität, dem Mainzer Weinsenat und dem Weingut Wittmann sowie dem Restaurant Classico danken wir zudem für die finanzielle Unterstützung, ohne die die Drucklegung dieses Bandes nicht möglich gewesen wäre. Wir freuen uns darüber hinaus, dass unser Buch rechtzeitig zu einem besonderen Jubiläum erscheint: Im Jahr 2016 jährt sich die Namensgebung von »Rheinhessen« zum 200. Mal. Ein Weinbuch ist sicherlich ein richtiger und wichtiger Beitrag zu diesem Jubiläum der bekannten Weinregion.

Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir viel Freude bei der Lektüre der einzelnen Beiträge dieses Bandes – am besten begleitet von einem guten Glas Wein.

Mainz, im April 2015

Heinz Decker

Helmut König

Wolfgang Zwickel

Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens

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