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Sonntag, 2. Geborgen Psalm 57
Оглавление„Unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht“ (V. 2). Menschen sehnen sich in der glühenden Sonne nach Schatten. Schatten verdunkelt nicht, sondern er erquickt. Das gilt so völlig nur für den Schatten Gottes. Wo er auf die Erde fällt, da entsteht Leben. Großartig: Ich muss nicht nur mit dem Schatten Gottes vorliebnehmen. Bei ihm selbst darf ich meine Zuflucht haben. Er selbst ist hineingetreten in unsere Welt. Er selbst hat das Leben auf sich genommen. Hat Gestalt und Leib getragen wie wir. Damit wir nicht nur auf ein vages Schattenbild hin unser Vertrauen leben, sondern ihn selbst erfahren als den Zufluchtsort in dieser Welt. Und doch klingt nun in dem Psalm noch anderes an: Schon im Schatten Gottes gibt es Geborgenheit für mich. Wie viel mehr dann erst im hellen Licht seiner Gegenwart.
„Ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt und habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen“
Jesaja 51,16
Das Johannesevangelium
Das vierte Evangelium benennt deutlich sein Ziel: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen“ (20,30.31). Mit dieser Auswahl der Taten und Reden Jesu wird alles auf die Christuserkenntnis konzentriert, auf die Einheit von Vater und Sohn („Ich und der Vater sind eins“; 10,30), auf den Sohn als das „Leben“ (1,4) und auf den „Glauben“ als den Weg und die Weise, wie wir an seiner „Herrlichkeit … voller Gnade und Wahrheit“ teilhaben (1,14).
Die Zahl Sieben symbolisiert in der Bibel die Fülle. Dass in der Auswahl die ganze „Fülle“ gegeben ist, wird veranschaulicht durch sieben „Ich-bin-Worte“ – Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens, das Licht der Welt, der gute Hirte, die Tür, die Auferstehung und das Leben, Weg, Wahrheit und Leben, der rechte Weinstock“ – und durch sieben Wunder, die das Johannesevangelium als „Zeichen“ kennzeichnet. Sie weisen alle über sich hinaus auf Jesus als die eigentliche Gabe Gottes für uns hin.
Anders als in den ersten drei Evangelien kommt im Johannesevangelium Jesus nicht erst am Ende seines Lebens nach Jerusalem, sondern er zieht mindestens viermal in die Heilige Stadt, und zwar immer zu den zentralen jüdischen Festen (2,13; 5,1; 7,10; 12,12). Jeweils wird deutlich, dass der jüdische Kult in Jesus zu seinem Ziel, damit aber auch zu seinem Ende kommt. Jesus wirft nicht nur die Händler aus dem Tempel, sondern er treibt auch die Opfertiere hinaus (2,15), denn er allein ist jetzt „Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (1,29).
Dieser mehrfache Aufenthalt Jesu in Jerusalem führt auch zu einem anderen Aufbau des Evangeliums als bei den drei ersten Evangelisten:
Auf die Eröffnung mit dem großartigen Christushymnus folgt das Christuszeugnis Johannes des Täufers und die Berufung der ersten Jünger.
Kap. 2–12 zeigen das Wirken Jesu in der Öffentlichkeit. Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen sind häufig Anlass zu ausführlichen Reden. Fast gewinnt man den Eindruck, dass die Worte Jesu wichtiger sind als die dabei von ihm vollbrachten Taten bzw. Wunder.
Kap. 13–17 enthalten die nicht-öffentliche Unterweisung der Jünger im Blick auf die Zeit nach Jesu Tod. Die sog. „Abschiedsreden“ und „das Hohepriesterliche Gebet“ sind gleichsam das Testament Jesu. Vierfach verheißt hier Jesus den „Parakleten“, den „Tröster“ und „Beistand“, den Heiligen Geist, in dem er selbst in anderer Weise wieder bei seiner Gemeinde präsent sein wird (14,18; s. 14,15-18; 14,25f.).
Der Passionsbericht (Kap. 18 u. 19) zeigt Jesus nicht als das Opfer der Machthaber, sondern als den souverän selbst Handelnden, der bewusst den Weg ans Kreuz geht, und der besonders in dem ausführlichen Gespräch mit Pilatus zeigt, wer eigentlich der König und Herr ist.
Im Auferstehungsbericht (Kap. 20 u. 21) finden wir mehr Begegnungsgeschichten des Auferstandenen als in den anderen Evangelien. Sie betonen vor allem die neue Sendung, die Jesus seinen Jüngern gibt. „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (20,21).
Gegenüber den synoptischen Evangelien vermisst man die Streitgespräche zwischen Jesus und den Pharisäern über das Gesetz, die Gleichnisse und das Zentralwort seiner Verkündigung: „Reich Gottes“ (dafür „ewiges Leben“, wobei dieses ewige Leben nicht erst in der Zukunft beginnt, sondern für den Glaubenden schon in der Gegenwart angebrochen ist).
Auffallend ist die meist meditative Sprache des Johannesevangeliums. Sie will uns in die Tiefe führen. Wir sollen nicht bei den vordergründigen Geschehnissen stehen bleiben, sondern die Leben schenkende Wahrheit sehen lernen, die in der Geschichte Jesu Christi offengelegt wird.