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ОглавлениеNiederländische Streitkräfte
Königlich-niederländisches Heer
In den Niederlanden waren alle objektiven Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verteidigung gegeben: eine dichte Bevölkerung, reich, jung, diszipliniert und gut ausgebildet; eine Geographie, die den Verteidiger begünstigte, und eine starke technologische und industrielle Basis einschließlich einer Rüstungsindustrie. Diese lief jedoch noch lange nicht auf Hochtouren. Obwohl die Wehrmacht damals noch viele Mängel an Ausrüstung und Ausbildung hatte, war die niederländische Armee im Vergleich dazu noch weniger auf einen Krieg vorbereitet. [35] Der Mythos von der viel besseren Ausrüstung der Deutschen gegenüber den gegnerischen Armeen in der Schlacht um Frankreich war im Falle der Schlacht um die Niederlande tatsächlich Realität. Deutschland verfügte über eine moderne Armee, Panzer und Sturzkampfbomber (wie die Junkers Ju 87 "Stuka"), während die Niederlande über eine Armee verfügten, deren Panzertruppen gerade mal 39 Panzerwagen und fünf Tanketten umfassten, und eine Luftwaffe, die größtenteils aus Doppeldeckern bestand. Die Haltung der niederländischen Regierung bezüglich eines Krieges spiegelte sich im Zustand der Streitkräfte des Landes wider, die ihre Ausrüstung seit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nicht wesentlich verbessert hatten, [36] und selbst nach den Standards von 1918 nur unzulänglich bewaffnet waren. [37]. Während der wirtschaftlichen Rezession von 1920 bis 1927 und der allgemeinen Entspannung internationaler Beziehungen war es zu einer Begrenzung des Verteidigungshaushalts gekommen. [14] In diesem Jahrzehnt wurden jährlich nur 1,5 Millionen Gulden für Ausrüstung ausgegeben. [38] Sowohl 1931 als auch 1933 scheiterten die zur Einsparung von noch mehr Geldern eingesetzten Kommissionen, weil sie zu dem Schluss kamen, dass das akzeptable Minimum erreicht worden war, und empfahlen dringend eine Erhöhung der Ausgaben. [39] Erst im Februar 1936 wurde ein Gesetz verabschiedet, mit dem ein spezieller Verteidigungsfonds über 53,4 Millionen Gulden eingerichtet wurde. [11]
Die holländischen Verteidigungslinien 1940.
Von Niels Bosboom – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=508455
Das Fehlen von ausgebildetem Personal, einer professionellen Organisation und ausreichenden Ausrüstungsreserven verhinderte eine schnelle Vergrößerung der niederländischen Streitkräfte. [40] Es gab gerade genug Artillerie, um die größeren Einheiten auszustatten: acht Infanteriedivisionen (zusammengefasst in vier Armeekorps), eine leichte (d.h. motorisierte) Division und zwei unabhängige Brigaden (Brigade A und Brigade B), die jeweils die Stärke einer halben Division oder fünf Bataillonen hatten. Alle anderen Infanterie-Kampftruppen waren als leichte Infanteriebataillone aufgestellt, die über das ganze Staatsgebiet verteilt waren, um das Vorrücken des Feindes zu verzögern. [41] Etwa zweitausend Betonbunker waren gebaut worden, [42] aber die Linien hatten keinerlei Tiefe. Moderne, große Festungen wie Eben Emael in Belgien waren nicht vorhanden; der einzige moderne Befestigungskomplex war der bei Kornwerderzand, der den Afsluitdijk sicherte. Die niederländischen Streitkräfte entsprachen insgesamt 48 Infanterieregimenten sowie 22 Infanteriebataillonen für die strategische Grenzsicherung. Im Vergleich dazu wies Belgien, trotz einer kleineren und älteren männlichen Bevölkerung, 22 vollwertige Divisionen sowie das Äquivalent von 30 Divisionen auf, wenn man kleinere Einheiten hinzuzählte.
Nach September 1939 wurden verzweifelte Anstrengungen unternommen, um die Situation zu verbessern, aber das Ergebnis war sehr bescheiden. Deutschland verzögerte aus offensichtlichen Gründen seine Lieferungen; Frankreich zögerte, eine Armee auszustatten, die nicht eindeutig auf seiner Seite stand. Die einzige Quelle für leicht zugängliche und reichlich vorhandene Waffen, die Sowjetunion, stand nicht zur Debatte, da die Niederländer im Gegensatz zu den meisten anderen Nationen das kommunistische Regime nicht anerkannten. 1940 scheiterte ein Versuch, von Finnland erbeutete, sowjetische Panzer zu beschaffen. [43]
Am 10. Mai war der auffälligste Mangel der niederländischen Armee das Fehlen von gepanzerten Fahrzeugen. [44] Während die anderen großen Kriegsteilnehmer alle über eine beträchtliche gepanzerte Streikraft verfügten, konnten die Niederlande nicht einmal das Minimum von 146 modernen Panzern (110 leichte, 36 mittlere) beschaffen, das sie bereits 1937 für notwendig erachteten. [45] Ein einziger Renault FT-Panzer, für den nur ein Fahrer ausgebildet worden war und dessen einzige Aufgabe darin bestand, Panzersperren zu testen, war das einzige Exemplar seiner Art geblieben und stand 1940 nicht mehr im Dienst. [45] Es gab zwei Staffeln von gepanzerten Fahrzeugen, jeweils mit einem Dutzend Landsverk M36 oder M38. [47] Ein weiteres Dutzend DAF M39-Fahrzeuge, von denen einige noch mit ihrer Hauptbewaffnung ausgestattet werden mussten, befanden sich kurz vor der Indienststellung. [48] Ein einziger Zug von fünf Carden-Loyd Mark VI-Tanketten, die von der Artillerie verwendet wurden, vervollständigte die Liste der niederländischen Panzerfahrzeuge.
Die niederländische Artillerie verfügte über insgesamt 676 Haubitzen und Feldgeschütze: 310 Krupp 75 mm-Feldgeschütze, teilweise in Lizenz hergestellt; 52 Bofors 105 mm-Haubitzen, die einzigen wirklich modernen Geschütze; 144 veraltete [49] Krupp 125 mm-Geschütze; 40 150 mm-sFH13's; 72 Krupp 150 mm-L/24 Haubitzen und 28 Vickers 152 mm-L/15 Haubitzen. Als Panzerabwehrkanonen standen 386 Böhler 47 mm-L/39 bereit – effektive Waffen, aber zu wenige, da nur ein Drittel der geplanten Stärke angeschafft worden war; [50] weitere dreihundert antiquierte [51] 6 Veld (57 mm) und 8 Staal (84 mm) Feldgeschütze übernahmen die gleiche Funktion für die Sicherungskräfte. Nur acht der 120 modernen 105 mm-Kanonen, die man in Deutschland bestellt hatte, waren zum Zeitpunkt der Invasion geliefert worden. Die meiste Artillerie wurde von Pferden gezogen. [52]
Die niederländische Infanterie verwendete etwa 2200 7,92 mm-Schwarzlose M.08 Maschinengewehre, teilweise in Lizenz hergestellt, und achthundert Vickers Maschinengewehre. Viele davon waren in die Bunker eingebaut worden; jedes Bataillon besaß eine schwere Maschinengewehrkompanie mit zwölf Waffen. Die niederländischen Infanterietruppen waren auch mit einem leichten Maschinengewehr, dem M.20 Lewis-MG, ausgestattet, von dem etwa achttausend auf Lager waren. Die meisten Infanteristen waren mit dem M.95-Gewehr ausgestattet, das 1895 eingeführt wurde. [53] Jedes Regiment verfügte weiter über sechs 80 mm-Mörser. Dieser Mangel an Feuerkraft beeinträchtigte die Leistungsfähigkeit der niederländischen Infanterie im Kampf erheblich. [54]
Obwohl sich der Sitz von Philips, einem der größten europäischen Hersteller von Funkgeräten, in den Niederlanden befand, benutzte die niederländische Armee hauptsächlich Telefonverbindungen; nur die Artillerie war mit der bescheidenen Anzahl von 225 Funkgeräten ausgestattet. [52]