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Vor-Wort
ОглавлениеIn der Verkündigung geht es um die Rede von Gott. Sprache schafft Wirklichkeit. Was bedeutet beides für jene, denen die Verantwortung zukommt, zu verkündigen? Und welchen Herausforderungen stehen diejenigen gegenüber, die für die Ausbildung jener zuständig sind, die diesen Dienst verrichten?
Die richtigen Worte in eine bestimmte Situation hinein zu sprechen ist risikoreich und kann scheitern. Sie überhaupt zu finden, sie zum Ausdruck zu bringen und sich dabei ganz auszusetzen, ist die zentrale Aufgabe für jeden und jede, der/die verkündigt. Predigen kommt deshalb nicht nur einer Begabung gleich, sondern ist vor allem eine Kunst, die es zu erlernen gilt.
Die AutorInnen des vorliegenden Buches sind in Österreich in der homiletischen Ausbildung tätig, teilweise an Universitätsinstituten, teilweise in der praktischen Ausbildung in den Diözesen. Dies spiegelt die Anforderungen und Zuständigkeiten in der homiletischen Ausbildung wider: Homiletik ist einerseits ein für FachtheologInnen verpflichtendes Fach, andererseits gehört das Absolvieren einer homiletischen Ausbildung in den meisten Diözesen zu den Anstellungsbedingungen. Dieses spezifische Zueinander von Theorie und Praxis aber ist für die Predigtausbildung konstitutiv. Die Predigt ist jener Ort, wo theologisches Wissen und biografische Existenz unmittelbar und direkt aufeinandertreffen und wo sichtbar wird, ob diese Konfrontation sich kreativ und befreiend gestalten lässt oder nicht.
Die AutorInnen der Beiträge in diesem Band geben Einblick in ihre je eigenen „Predigtwerkstätten“, die sich an den jeweiligen Arbeitsstätten sehr unterschiedlich und in einer speziellen Buntheit zeigen. Es handelt sich dabei um Erprobtes und Bewährtes, aber auch um erste tastende Versuche neuer Formen, Gestalten und Ausdrucksweisen von Verkündigung. Die Texte richten sich sowohl an die „PraktikerInnen“ als auch an jene, die sich theoretisch sowie in diversen Ausbildungssettings mit homiletischen Fragen bzw. Predigt und Verkündigung auseinandersetzen.
Der rote Faden, der sich durch die Buntheit der Beiträge zieht, ist das „Wort“. Es lässt den Leser/die Leserin dort einsteigen, wo das Interesse an der jeweiligen Wort-Gestalt am größten ist. Wort im Kontext thematisiert die Freude und Lust am Predigen, lenkt den Blick auf die geschlechtersensible Verkündigung und gibt anhand einer Trauungspredigt einen direkten Einblick in die Praxis. Die Rubrik der Bibel-Worte geht einerseits der Frage nach, welche Bedeutung das Bibelgespräch für die Predigt hat und stellt andererseits eine noch ganz neue und ungewöhnliche Form der „gemeinschaftlichen Textauslegung“ – den Bibliolog – vor. Wie Wort und Form zusammenspielen, wird anhand eines kreativen Dialogs zwischen Predigt und klassischer Rhetorik sowie an der „Floskel als Sprachwerkzeug zwischen Kreativität und Identität“ aufgezeigt. Dass Predigt und Verkündigung weit über das reine Wort hinausgehen, verdeutlicht schließlich der letzte Teil des Buches, in dem es um Mehr als Worte geht. Die „Kunst der Präsentation“, der „Kirchenraum, in dem verkündigt wird“ und die „Predigt als Ereignis“ zeigen die vielschichtigen symbolischen Ordnungen auf, die in Zusammenhang mit der Rede von Gott unmittelbar wirksam werden.
Die Idee zu diesem Buch ist im Rahmen der seit mehreren Jahren stattfindenden Treffen der HomiletikerInnen in Österreich entstanden. Wie denn heutzutage angesichts der vielfältigen gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen überhaupt noch gepredigt werden kann ist eine Frage, welche die AutorInnen selbst umtreibt und zum Austausch angeregt hat. Einige erste Überlegungen dazu präsentieren sie in diesem Buch, indem sie einen Einblick in ihre Werkstatt gewähren. Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei den in der Homiletik tätigen KollegInnen bedanken, dass sie sich mit Engagement und Kreativität auf diesen Versuch eingelassen haben. Bedanken möchten wir uns auch bei den MitarbeiterInnen am Institut für Praktische Theologie in Wien, Monika Mannsbarth und Benedikt Collinet, für die sorgfältige Lektoratsarbeit.
Ein Dank gilt auch der Bischöflichen Förderung der Katholisch-Theologischen Universität Linz für ihre finanzielle Unterstützung.
Schließlich wünschen wir Ihnen, liebe Leserin/lieber Leser, viel Vergnügen bei der Wort-Lektüre. Möge sie ihren Wahrnehmungshorizont auf das so sensible und prekäre Verkündigungsgeschehen erweitern und vertiefen und die Sehnsucht nach jenem Wort schüren, das befreit.
Maria Elisabeth Aigner / Hildegard Wustmans / Johann Pock
Graz/Linz/Wien, Februar 2014