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1.Globale Herausforderungen für die Predigt
ОглавлениеIn der Predigtausbildung hat sich das Wort von der „homiletischen Großwetterlage“ eingebürgert: Es meint, dass die Predigt nicht nur auf die spezifischen Erfordernisse einer Gemeinde Rücksicht zu nehmen hat, sondern auch auf jene gesellschaftlichen, politischen, kulturellen, religiösen Entwicklungen, die einer ganzen Gesellschaft gemein sind – und die auch Auswirkungen auf die einzelnen Gemeinden haben.
Zu diesen Kennzeichen der heutigen Situation werden üblicherweise gezählt:
•Die Pluralisierung der Lebenswelten – und damit auch der Gottesdienstgemeinden. Damit wird es schwieriger, generelle Lösungsvorschläge anzubieten. Die individuellen Lebensgestaltungen sind hochkomplex geworden und verlangen differenzierte Wahrnehmungsweisen. Den Individualisierungsphänomenen kann nicht mit allgemeingültigen Ratschlägen und generellen Ansätzen begegnet werden.
•Die Globalisierung, die bis in den ländlichen Raum vorgedrungen ist. Auch die kleinste Gemeinde ist verbunden mit den Trends und Entwicklungen der Gesellschaft. Die „homiletische Großwetterlage“ lässt sich nicht erfassen, ohne auf jene Vorgänge aufmerksam zu sein, die sich in Wirtschaft, Politik, Kultur und Umwelt tagtäglich ereignen. Die durch das Phänomen der Globalisierung entstandenen internationalen Verflechtungen prägen nicht nur die Gesellschaft – ihre Staaten, Nationen und Institutionen, sondern werden auch zwischen den Individuen wirksam.
•Die weltweite Vernetzung durch die Fülle der neuen Medien führt dazu, dass die Menschen heute schnell und überall Zugriff auf Fragen, Probleme und Ereignisse haben, die irgendwo auf der Welt geschehen. Die damit verbundenen Themen der Kommunikation und Ästhetik wirken tiefgreifend bis in den Kirchenraum hinein. Nirgends sonst wird die Frage nach den „Zeichen der Zeit“ so virulent, wie in der Verkündigung, die selbst ein Zeichen setzen will, das einerseits spürbar an den Strom christlicher Tradition angebunden ist, andererseits sich wahrnehmungssensibel menschlicher Lebensrealität nicht verschließt. Die „Zeichen der Zeit“ erkennen jene, die verkündigen, aber nur, wenn sie sich von fremden Blicken, Orten und Diskursen irritieren und provozieren lassen. Es sind jene Zeichen, die nicht von der Kirche bestimmt werden, sondern all jene Probleme und Aufgabenstellungen, die alle Menschen angehen.