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e) Bürgerschaftliche Verantwortung und Engagement für das Dorf von morgen wecken: die neuen Bürgervereine
ОглавлениеEs gibt viele tatkräftige Dorfvereine, aber oft kein breites bürgerschaftliches Engagement für die Gesamtentwicklung des Dorfes. Neben den (wichtigen!) Spezialinteressen und -aufgaben der zahlreichen Vereine bleiben häufig übergreifende Themen bzw. Querschnittsaufgaben, die das ganze Dorf betreffen, auf der Strecke. Wer kümmert sich z. B. um einen vernachlässigten Bachlauf, wer um ein leer stehendes Baudenkmal, wer um einen fehlenden Spielplatz? Es gibt bereits gute Beispiele für interessenübergreifende Vereine, die unterschiedliche Namen tragen. Einige aus meiner Heimatregion Paderborn seien angeführt: Bereits seit 1975 besteht der sogenannte „Dorfrat“ in Wewelsburg, der den Verlust des alten Dorf- bzw. Gemeindeparlaments durch die kommunale Gebietsreform mindern wollte. Dem Beispiel Wewelsburg folgten andere Dörfer in der Nachbarschaft. In Leiberg existiert seit einigen Jahren ein „Verein zur Förderung der Dorfgemeinschaft.“ In Giershagen bei Marsberg ist ein alter Verkehrsverein zu einem neuen Verein umgebaut worden, der sich „Förderverein Unser Giershagen“ nennt. Seine Ziele sieht dieser Verein laut Satzung in der Stärkung des sozialen und kulturellen Zusammenhalts der Bevölkerung; die Identifizierung der Giershagener mit ihrem Ort soll gefördert werden; alle Vereine sollen in die Aktivitäten eingebunden werden. Vielleicht werden derartige Vereine demnächst die wichtigsten in den Dörfern sein. Eine mögliche Variante wäre aber auch, dass z. B. Schützenvereine diese Querschnittsaufgabe übernehmen.
Das ganzheitliche Engagement der Dorfgemeinschaft für ihr Dorf wird ganz entscheidend den Ausschlag geben, wie dieses oder jenes Dorf in Zukunft aussehen wird. Das muss allen Dorf- und Kleinstadtbewohnern klargemacht werden. Die öffentliche Hand wird sich aus immer mehr Aufgaben zurückziehen. Die Wohlfahrt der Bürger wird nicht mehr vom Staat garantiert, sondern wird zunehmend durch bürgerschaftliches Engagement hergestellt. Angela Merkel schreibt in ihrer Regierungserklärung: Wir stehen am Ende des Traums vom Staat als „Hüter und Wächter des Gemeinwohls“. Dieses Leitbild wird sich durchsetzen. Die externen Fördertöpfe werden leerer, hängen höher. Sie werden in Zukunft nur noch dort fließen, wo eine entschieden engagierte Dorfgemeinschaft vorhanden ist. Das ist im Übrigen zumindest die inoffizielle Parole in den einschlägigen Ministerien und Förderbehörden. Mein Fazit: Dörfer ohne engagierte Dorfgemeinschaften werden ausbluten. Das wird man schon in ca. 5 bis 10 Jahren sehen können!
Manchmal werden Dörfer erst durch herbe Verluste wachgerüttelt. So wurde im bayerischen Ollarzried angesichts des drohenden Verlustes des letzten Dorfgasthofs ein gesamtdörflicher Förderverein begründet, der schließlich den Gasthof rettete.