Читать книгу Handbuch missionarische Jugendarbeit - Группа авторов - Страница 72

6. CVJM im Dritten Reich: Großer Druck von außen – große Segenswirkung innen

Оглавление

Die Zeit des Dritten Reichs wird zur Zerreißprobe für den CVJM bzw. das Evangelische Jungmännerwerk. Nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 setzten die leitenden Verantwortlichen anfangs große Hoffnungen auf die nationalsozialistische Regierung. Man glaubte, dass mit der starken Führergestalt Hitler ein Ausweg aus der politischen, wirtschaftlichen und geistigen Krise gefunden würde, und war bereit, mit dem neuen System zu kooperieren, verhieß es doch ein neues Selbstbewusstsein für das deutsche Volk und einen Geist des Aufbruchs aus Verfall und Untergang. Die staatliche Propaganda war in entsprechende religiöse Sprache gehüllt und erweckte den Anschein auch einer angestrebten geistlichen Erneuerung. Bald jedoch zeigte das Regime sein wahres Gesicht, verfügte die Eingliederung aller Jugendlichen in die Hitler-Jugend und betrieb die Auflösung der freien Jugendverbände. Es kam zur Spaltung in der CVJM-Bewegung zwischen denjenigen, die versuchten, sich mit dem Regime zu arrangieren und so Freiräume, wenn auch nur klein und begrenzt, für die christliche Jugendarbeit zu erhalten, und den anderen, die sich gegen das Regime stellten und der Bekennenden Kirche anschlossen. Später erkannten auch viele Befürworter einer Kooperation mit dem Staat, dass sie sich in ihrer Einschätzung geirrt hatten. Die verbandliche Jugendarbeit musste im Laufe der Zeit aufgelöst werden, die Jugendgruppen konnten aber als kirchliche Gruppen weitergeführt werden, wenn auch mit großen Einschränkungen in der programmatischen Gestaltung. Erlaubt waren nur noch religiös-seelsorgerliche Aktivitäten (Bibelstudium, Beten, Singen), alle anderen Betätigungen, vor allem Sport, waren untersagt. Die Gestapo ging nicht selten mit Gewalt gegen die Treffen von kirchlichen Jugendgruppen vor und löste Freizeiten gewaltsam auf. Ab 1938 wurden örtliche CVJM aufgelöst und ihre Gebäude beschlagnahmt.

Trotz des steigenden Drucks von außen blühte das Leben im Inneren der Gemeinden und Jugendgruppen an vielen Stellen auf. Die Gemeinschaft wurde intensiver, und die starke Konzentration auf die Bibel im Zentrum und auf den persönlichen Glauben sowie die Lebensgestaltung führte vor dem Zweiten Weltkrieg mancherorts sogar zu einem Wachstum der Zahlen in den örtlichen Gruppen wie auch bei größeren regionalen Treffen. Drei Beispiele:

„Das Jugendheim in Essen mußte an einem Novembersonntag wegen Ueberfüllung zeitweilig geschlossen werden. In 12 Bibelgruppen werden wöchentlich 7–8000 Jungens gesammelt. (…)

Von der „Morgenwache“, dem Jahresplan 1935 für das tägliche Bibellesen, mußte soeben die fünfte Auflage in Druck gegeben werden. Damit werden alle Auflageziffern früherer Jahre überschritten. (…)

Im Evangelischen Jugendwerk des CVJM Nürnberg werden wöchentlich 1100 Jungen im Alter von 14–18, 1600 im Alter von 10–14 und 440 im Alter von 8–10 Jahren gesammelt“ (Stursberg 1987: 236 f.).

Allerdings sind diese Beispiele nicht repräsentativ für die Gesamtsituation in Deutschland, da die Entwicklung regional sehr unterschiedlich verlief. So führte die Unterdrückung teilweise zu einer intensiveren Jugendarbeit, wo es gelang, Lebensgemeinschaften zu bilden, in denen der Glaube erfahren, gelebt und geteilt wurde. Wo solche Lebensgestaltung fehlte, konnte man dem Druck der staatlichen Organe nicht standhalten und ein Überleben der Gruppen war kaum möglich. Der Ausbruch der Kriegs führte dann zu einem deutlichen Rückgang der Aktivitäten, auch weil viele junge Männer eingezogen wurden und weil Häuser und Einrichtungen durch Bombenangriffe beschädigt oder zerstört wurden. Andererseits war der Krieg letztlich aber eine der Ursachen dafür, dass das Jungmännerwerk und der CVJM nicht vollständig aufgelöst wurden.

Handbuch missionarische Jugendarbeit

Подняться наверх