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7.2 Missionarische Jugendarbeit in der DDR

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Anders als im Westen ließ die politische Führung in der DDR die Neugründung von freien Jugendverbänden und damit auch dem CVJM nicht zu. Auch eine Zusammenarbeit mit der staatlichen Jugendorganisation FDJ, die man anfangs anvisiert hatte, um gemeinsam ein neues demokratisches, antifaschistisches Ostdeutschland aufzubauen, erwies sich als nicht realisierbar (vgl. Müller 2011: 16 ff.). Da viele junge Menschen auf Sinnsuche waren, hatten die „Jungen Gemeinden“, die sich in den örtlichen Kirchen bildeten, großen Zulauf. In den Gruppen wurde die Bibel gelesen, Lebensfragen wurden behandelt und Glaubenszuversicht vermittelt. Die Gemeinschaft stärkte den einzelnen Christen, der von staatlicher Seite viele Nachteile erleiden musste.

Unter dem Dach der Kirche wurden regionale Jungmännerwerke ins Leben gebildet, die keinen Vereins- oder Verbandsstatus hatten, aber eine Struktur boten und Personal bekamen (Landesjugendpfarrer, Kreisjugendpfarrer, Jugendwarte), das die örtlichen Gruppen betreuen und unterstützen konnte. Zur Koordination und Vernetzung der regionalen Arbeit wurden Landesstellen und eine Zentrale in Berlin eingerichtet, deren Aufgaben in der Organisation von Jugendtreffen, in missionarischer Medienarbeit (Filmdienst, Tonbanddienst, Buchhandlungen) und in der Unterstützung von Evangelisationen bestanden (Müller 2011: 33–45). Eine wichtige Rolle in der missionarischen Jugendarbeit spielten Freizeiten, in der DDR „Rüstzeiten“ genannt (der Begriff Freizeiten durfte nicht verwendet werden), wo viel Glaubensstärkung bewirkt wurde. Alle regionalen Jungmännerwerke hatten eine inoffizielle Partnerschaft mit einem CVJM-Landesverband im Westen und erhielten mancherlei wertvolle Unterstützung.

Die christliche Jugendarbeit in der DDR hatte Phasen massiver Repressalien seitens der staatlichen Organe zu erleiden, z. B. zwischen 1949 und 1953 sowie von 1958 bis 1978, erlebte aber auch Zeiten der Lockerung, wenn es der Staatsführung opportun im Hinblick auf ihr Image nach außen hin erschien, so nach dem Volksaufstand am 17. Juni und ab 1978, als Erleichterungen für Reisen und für Ost-West-Begegnungen geschaffen wurden. Ohne Zweifel war die staatliche Überwachung, gerade in Gestalt des Ministeriums für Staatssicherheit, jederzeit gegenwärtig und beeinträchtigte die Arbeit. Dennoch ist es ein Ausdruck des Segens und der Bewahrung Gottes, dass in der 40-jährigen Geschichte der DDR die missionarische Jugendarbeit vielen jungen Menschen Hoffnung und Lebensorientierung gab, so dass sie sich bewusst für den christlichen Glauben entschieden haben, und dass die Jungmännerwerke wie auch die Jungen Gemeinden Segensträger waren. Bald nach der politischen Wende 1990 wurden die ersten CVJM in den neuen Bundesländern gegründet, und der CVJM-Gesamtverband konnte 1991 vier neue Landesverbände als Mitglieder aufnehmen (Kaul 2005).

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