Читать книгу Was ist Popmusik? - Группа авторов - Страница 10

2. Was ist Popmusik – und was nicht? Einige konkrete Antworten

Оглавление

Die Beantwortung der Frage „Was ist Popmusik?“ wäre gelungen, wenn sie Unterscheidungen ermöglicht: Dies ist Popmusik, dies nicht, dies zum Teil, dies ist das Gegenteil von Popmusik usw. Beileibe nicht alles, was gemeinhin für Popmusik gehalten wird, sollte meines Erachtens als Popmusik bezeichnet werden. Bevor ich das näher erläutere, möchte ich auf die leitende Frage „Was ist Popmusik und was nicht?“ ein paar ganz konkrete Antworten geben, um anzudeuten, welche Richtung meine theoretischen Überlegungen einschlagen werden. Die Auswahl der nachfolgenden Beispiele erscheint mehr oder minder willkürlich. Und das ist sie auch. Doch bei der Klassifizierung folge ich einem bestimmten Denkmuster, das sich im Verlauf dieses Beitrags klären wird.

Popmusik: Abba, Modern Talking, Phil Collins, Coldplay, Rihanna, Beyoncé.

Keine Popmusik: Gustav Mahler, Charlie Patton, Olga Sergeeva, Ornette Coleman, Jimi Hendrix, Amon Düll I und II, SunnO))).

Klassische und moderne Konzertmusik: keine Popmusik. Traditionelle, außereuropäische Volksmusik: keine Popmusik. Die Musik von Mozart oder Arvo Pärt, Nusrat Fateh Ali Khan oder Asik Veysel ist „Pop“ höchstens in Anführungszeichen.

Rockmusik kann Pop sein, muss aber nicht. Nehmen wir als Beispiel den Detroiter Hard Rock: MC5: keine Popmusik. The Stooges: schon etwas eher Popmusik, aber eigentlich doch nicht. Alice Cooper: Popmusik.

Captain Beefheart war nie und nimmer Popmusiker, wären da nicht diese zwei grauenvollen Alben. (Popmusik kann eine Wunde sein.)

Lou Reeds Metal Machine Music ist das Gegenteil von Popmusik – feinster Antipop –, also das Gegenteil von „Perfect Day“. White Light/White Heat von Velvet Underground ist sicherlich kein Popmusik-Album, aber auf Vinyl ist die erste Seite doch ein bisschen näher am Pop als die zweite, die überhaupt keine Popmusik enthält.

„Time After Time“ ist im Original von Cindy Lauper eindeutig Popmusik, in der Studioadaption von Miles Davis ist das Stück für seine Verhältnisse ziemlich poppig, aber kein richtiger Pop. Interpretierte Davis den Titel live, wurde daraus zeitgenössischer Jazz, oder besser gesagt Musik, wie sie nur der späte Miles Davis spielte. Jazz, auch der populäre, ist für üblich keine Popmusik (okay, über Kenny G lässt sich streiten).

„Tom Trauberts Blues“ geht im Original von Tom Waits nicht als Popmusik durch. Der Titel ist aber in seiner Struktur und im Arrangement gewissermaßen pophaltig. In der Version von Rod Stewart wird daraus gehaltlose Popmusik. Das gibt es auch umgekehrt: Bonnie Prince Billy oder Angus & Julia Stone verwandeln einigermaßen gesichtslose Popsongs („The World’s Greatest“, „You’re The One That I Want“) in astreine musikalische Kleinode.

Manchmal ist die Entscheidung schwierig: Spielen Kraftwerk Popmusik? Björk, Robert Wyatt, Metallica, dEUS, Fiona Apple, Antony/Anohni, André Rieu? Nein, oder doch, natürlich, obwohl…

Michael Jackson, the King of Pop, war, nomen est omen, die Krönung der Popmusik – aber er verkörperte auch den zeitgenössischen R’n’B bzw. das, was seit den achtziger Jahren so genannt wird. Manche Musikstile sind popaffiner als andere. Im Soul gibt es viel Popmusik, im HipHop seit den neunziger Jahren auch, Reggae hat mühelos das Zeug zur Popmusik, Jazzrock hin und wieder. Dagegen Trash Metal-Pop: schwierig vorstellbar, Noise-Pop: noch schwieriger, Industrial-Pop: undenkbar. Aber warten wir ab, auch vom HipHop hätte man anfangs nicht gedacht, dass daraus einmal massenhaft Popmusik hervorgehen würde.

Was ist Popmusik?

Подняться наверх